Allgemeine Würdigung

Katharina war auch literarisch tätig. Sie stand mit allen sogenannten Philosophen des achtzehnten Jahrhunderts in brieflichem Verkehr; bei aller Anerkennung behielt sie ihnen gegenüber doch ihre eigene Meinung. Auch dem Abgesandten der neuen Schule Diderots ordnete sie sich nicht unter, bekehrte ihn vielmehr zu den Anschauungen ihrer Gesinnungsgenossen Voltaire und d'Alembert. Sie verfasste auch selbst Komödien, wobei sie den Stoff den russischen Sagen entnahm; wenigstens in einer Beziehung muß man ihr Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß sie nach ihrer Ankunft in Russland auf ihre Muttersprache (d. h. das Deutsche) verzichtete. Sie hatte das größte Reich der Welt zu regieren und fand doch Zeit zum Studieren und dadurch, daß sie selbst Schriftstellerin wurde, rief sie bei den Russen das Bestreben wach, ihrem Beispiel nachzueifern. Männer wie Cherasskow, Knjafynin, Murawjew, von Wisin, Dershawin, Kapnist, Bogdanowitsch u. s. w. traten auf. Die Bildung wurde zu ihrer Zeit etwas Notwendiges. Ohne Katharina und ihren Schüler Alexander gäbe es wohl schwerlich einen Karamzin.