Abschiedsgesuch

„Ich habe die Eigentümlichkeit, niemals Geld bei mir zu tragen, ich werde aber Befehl erteilen, Ihnen dasselbe abzugeben,“ sagte der Kaiser.

Dann gab ich das mir für Beber bestimmte Schreiben zurück und meldete, daß Beber zum Großmeister und ich zu seinem Gehilfen gewählt sei.


,,Ich gratuliere,“ sagte der Kaiser lächelnd.

Schließlich überreichte ich das versiegelte Geldpaket.

„Was ist denn das?“

„Das Geld, welches ich auf Befehl Eurer Kaiserlichen Hoheit vom Finanzminister erhalten habe.“

„Dieses Geld ist nicht für mich bestimmt, geben Sie es Ihrer Frau Gemahlin ab, sie wird wissen, was sie damit zu tun hat.“

Ich dankte dem Kaiser in meinem, meiner Frau und meiner Kinder Namen.

Der Kaiser ergriff meine Hand und sagte: „Les petits cadeaux entretiennent l'amitié.“

„Wenn das der Fall ist, Majestät, so gibt es für mich gar keine Mittel, um meinerseits das gütige Wohlwollen Eurer Majestät zu bewahren.“

Der Kaiser lachte.

„Ich bin mit Ihnen zufrieden, das genügt, schade, daß Sie es mit Balaschow ganz verdorben haben, das kann Ihnen schaden.“

„Ich habe, Majestät, gehandelt, wie mein Gewissen und meine Ehre es mir gebietet, und zum Beweise dessen, daß ich nichts andres suche, als nur meine innere Befriedigung, wage ich es, um die Erlaubnis zu bitten, meinen Abschied einzureichen.“

„Solange ich am Leben bin, soll das nicht geschehen; aber immerhin wäre es besser, wenn Sie sich auch das Wohlwollen Balaschows zu bewahren gewußt hätten. Übrigens haben Sie nichts zu befürchten.“

„Majestät! Ich habe schon lange den Wunsch gehabt, Eurer Kaiserlichen Hoheit diese Bitte zu unterbreiten, jetzt wage ich es, dieselbe zu wiederholen.“

Die Stirne des Kaisers verfinsterte sich und er erwiderte: „Ich liebe das nicht; was ich einmal beschlossen, das pflege ich nicht abzuändern.“

Ich verstummte. Der Kaiser setzte sich in den Sehnstuhl und begann eine Feder zu beschneiden. Nach einigen Minuten des Schweigens sagte er: „Setzen Sie sich,“ wobei er auf den Platz neben sich hinwies. Ich verneigte mich. Er wiederholte: „Setzen Sie sich hierher. ,Ich höre nicht ganz gut.“

Ich setzte mich.

„Aus dem Bericht des Grafen Rostoptschin über das, was man in Moskau spricht, sehe ich, daß man Ssperanski daselbst haßt, man glaubt, er habe mit der Schaffung der Ministerien und des Reichsrats in hinterlistiger Weise die Grundlagen der Selbstherrschaft untergraben.“ Der Kaiser hielt einen Augenblick inne und fuhr dann fort: „Graf Markow urteilt über ihn sehr schroff und prophezeit eine schreckliche Zukunft, welche Napoleon Russland bereiten werde. Hier in Petersburg wird Ssperanski allgemein gehaßt, und allenthalben im Volke äußert sich der Wunsch, seine Einrichtungen möchten abgeschafft werden. Folglich ist die Einführung der Ministerien ein Fehler. Ssperanski scheint La Harpe nicht ganz verstanden zu haben, meinen Lehrer, den ich liebe und verehre, wie man nur einen Wohltäter lieben und achten kann. Ich will Ihnen diesen Entwurf geben. Vergleichen Sie ihn mit der bestehenden Einrichtung und sagen Sie mir Ihre Ansicht über die Ministerien. La Harpe hat auf französisch geschrieben, schreiben Sie auch in derselben Sprache.“