Die Marken Meißens 1709 bis 1814

Porzellansammeln ist eine Liebhaberei, die, wenn sie erfolgreich ausgeübt werden soll, vielerlei Fertigkeiten und Kenntnisse voraussetzt, ist eine Kunst, die kaum geringere Übung erfordert als die beispielsweise sehr schwierige Kunde der orientalischen Teppichkunst. Erst die neuere Zeit hat der Meißner Porzellanmanufaktur eine sich immer gleichbleibende Fabrikmarke, das bekannte Schwerterzeichen (vgl. Nr. 1) gegeben. Während des achtzehnten Jahrhunderts wechselten die Marken sehr häufig; in der Frühzeit, namentlich auf den roten Steinzeugstücken, begegnet man hie und da Zeichen, die nicht als Fabrikmarken, sondern als Erkennungszeichen für die Brandwirkung bestimmter Stücke zu gelten haben, auf den weißen Porzellangegenständen der ersten Zeit findet man wohl zuweilen auch einen Schlangenstab. Dann, immer noch in der Frühzeit, wurden die Namenszüge Augusts II. und Augusts III. in Monogrammform oder Buchstaben KPM (Königl. Porzellan-Manufaktur) oder MPM (Meißner Porzellan -Manufaktur) mit und ohne Schwerter, auch heraldische Zeichen, geometrische Figuren usw. in das Porzellan eingebrannt. Die Schwertermarke, dem kurfürstlich sächsischen Wappen entlehnt, wurde, in oft wechselnder Gestalt und namentlich mit sehr verschiedenartigen Knäufen, etwa um das Jahr 1725 als vorherrschendes Fabrikzeichen eingeführt. Sie ist zu allen Zeiten der Gegenstand eifriger Nachbildung gewesen, wovon die Zusammenstellung auf S. 171 — 175 Zeugnis ablegt.

So wertvoll eine umfassende Markenkenntnis für den Sammler von altem Meißner Porzellan auch ist, so reicht sie doch nicht aus, um ihn vor dem Erwerbe gefälschter Stücke sicher zu bewahren. Ganz abgesehen davon, dass viele Früharbeiten Meißens überhaupt nicht mit Marken bezeichnet sind, hat zu allen Zeiten die Fälschung sich mit Vorliebe der Nachbildung von alten Meißner Porzellanmodellen befleißigt. Wie nur die Hälfte von den alten Miniaturmalereien, Zinnsachen, Silberarbeiten usw., die man in den Antiquitätengeschäften ausgelegt findet, echt ist, so kann ohne Übertreibung auch behauptet werden, dass nur die Hälfte von dem echt ist, was als altes Meißner Porzellan sich im Handel befindet. Meißner Porzellan fand früher seine Nachahmer im Sinne von Täuschungen vor allem in Frankreich (Locré, Jacob Petit, Cloos u.a.,); aber auch englische und deutsche Fabriken ahmten Modelle und Marken Meißens mit ganz erstaunlicher Geschicklichkeit und Treue nach.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Meißner Porzellan
Nr. 1 Die bekannte Schwertermarke der Meißner Porzellanmanufaktur

Nr. 1 Die bekannte Schwertermarke der Meißner Porzellanmanufaktur

Die Monogrammform (Namenszüge von Augusts II. und Augusts III.) der Meißner Porzellan-Manufaktur)

Die Monogrammform (Namenszüge von Augusts II. und Augusts III.) der Meißner Porzellan-Manufaktur)

alle Kapitel sehen