Die weißen Porzellane
Als man dann, nach 1720, gelernt hatte, die blaue Unterglasurfarbe anzuwenden, ahmte man nicht chinesische Marken nach, sondern bediente sich anderer Darstellungen. Die wenigen noch vorhandenen weißen Porzellane aus Meißens Frühzeit, die dennoch chinesische Marken tragen, wurden nach Berling auf Wunsch von Händlern so bezeichnet, gingen dann aber auch als chinesische Porzellane in den Handel. Berling gibt folgende Nachbildungen chinesischer und japanischer Marken auf Meißner Porzellanstücken der Frühzeit an: Nr. 22, Nr. 23, Nr. 24
In der früheren Sammlung des Dresdner Sammlers C. H. Fischer befanden sich u. a. folgende Nachbildungen chinesischer und japanischer Marken auf weißem Meißner Porzellan: Nr. 25, Nr. 26, Nr. 27. Nr. 28
Stücke mit solchen chinesischen und japanischen Markennachbildungen müssen mindestens bis zum Jahre 1725 in Meißen gemacht worden sein. Das mit der ersten (Drachen-) Marke hier wiedergegebene Stück der ehemals Fischerschen Sammlung ist eine Flasche mit gelber Fondmalerei. Gelbe Fondmalerei aber wurde (unter Höroldt) in Meißen (nach dem Aktenmaterial im Sächsischen Hauptstaatsarchiv zu Dresden) zuerst im Jahre 1725 hergestellt. Manche dieser Gefäße tragen neben einer chinesischen Marke (als Hauptzeichen) die Schwertermarke zur Kennzeichnung der Herkunft des betreffenden Gefäßes. Berling gibt als eine solche Marke die folgende an;
Nr. 29. v. Dallwitz-Berlin.
Das Schwerterzeichen befindet sich bei dieser Marke an dem äußeren Rande des Reifens.
Als frühe Meißner (nicht chinesische) Marken gibt Grässe noch die folgenden beiden Zeichen an:
Nr. 30. Nr. 31. Meißner Porzellanmarken aus den Jahren 1716 und 1718.
Hierbei scheint es sich wieder, wie bei den Zeichen auf den roten Steinzeugarbeiten (vgl. S. 159) Böttgers, nicht um Fabrikmarken, sondern um Fabrikationsmarkierungen gehandelt zu haben.
Bei den Marken Meißens hat man, wie übrigens bei manchen anderen Fabrikaten (z. B. Sèvres) auch, zu unterscheiden zwischen Fabrik- oder Schutzmarken und Künstler- oder Arbeitermarken; die ersteren sind die eigentlichen Ursprungsnachweise; die letzteren wurden zur Betriebskontrolle angewendet. Die Annahme, dass die Künstlermarken, die übrigens sehr selten zu finden sind, Zugeständnisse an die hervorragenden Plastiker und Maler der Manufaktur gewiesen seien zur Charakterisierung ihrer Arbeiten, besteht nicht zu Recht. Die Manufaktur war im Gegenteil für die vollste Anonymität aller für sie schaffenden Künstler; sie wollte nicht, dass von ihren Porzellanerzeugnissen dieses oder jenes als das Werk eines bestimmten Künstlers vertrieben wurde, sondern sie nahm bei allen Erzeugnissen das Vorrecht in Anspruch, als deren alleinige Urheberin zu gelten.
Nr. 22 Nachbildungen chinesischer und japanischer Marken auf Meißner Porzellanstücken, Kunstgewerbemuseum zu Dresden
Nr. 23 Nachbildungen chinesischer und japanischer Marken auf Meißner Porzellanstücken Kunstgewerbemuseum zu Dresden
Nr. 24 Nachbildungen chinesischer und japanischer Marken auf Meißner Porzellanstücken der Frühzeit, Graf Vitzthum, Lichtenwalde
Nr. 25. Nachbildungen chinesischer und japanischer Marken auf weißem Meißner Porzellan
Nr. 26. Nachbildungen chinesischer und japanischer Marken auf weißem Meißner Porzellan
Nr. 27. Nachbildungen chinesischer und japanischer Marken auf weißem Meißner Porzellan
Nr. 28. Nachbildungen chinesischer und japanischer Marken auf weißem Meißner Porzellan
Nr. 29 Das Schwerterzeichen befindet sich bei dieser Marke an dem äußeren Rande des Reifens, v. Dallwitz-Berlin.
Nr. 30 Meißner Porzellanmarken aus dem Jahre 1716, v. Dallwitz-Berlin
Nr. 31 Meißner Porzellanmarken aus dem Jahre 1718, v. Dallwitz-Berlin
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