Die vier charakteristischen Marken Meißens

Die vier charakteristischen Marken Meißens

Es läßt sich, was bei dieser Feststellung ausgesprochen sein möge, folgende allgemeine Zeitenfolge für die Anwendung der bisher besprochenen Marken Meißens aufstellen: Die K P M-Marke wurde von 1723 — 1730 gebraucht, die Schwerter seit 1725 (seit 1740 aus schließlich), die AR-Marke von 1725 — 1740, die Stabmarke von 1727 bis 1735 (vgl. Tafel XXVII).

A. In Gebrauch gewesen von etwa 1723—1730
B. In Gebrauch seit etwa 1725 (seit 1740 ausschließlich)
C. In Gebrauch gewesen von etwa 1725—1740)
D. In Gebrauch gewesen von etwa 1725—735)


Die Stabmarke wurde übrigens auch, wie die Schwertermarke, von anderen Fabriken nachgeahmt; die Marke Nr. 159, auf Worcester Frittenporzellan des 18. Jahrhunderts befindlich, ist ganz augenscheinlich eine unmittelbare Nachbildung der Meißner Stabmarke. Denn die mit ihr bezeichneten Stücke des englischen Fabrikats sind in Formen wie Dekor den Meißner Porzellanen sehr ähnlich.

Nr. 160 Ein Versuchszeichen zu sein, das nur ein paar Mal auf Stücken des Kurfürstlichen Privatbesitzes angewendet wurde.


Ein Zeichen, das sich an zwei Figurenstücken in der Porzellansammlung zu Dresden und an einem Stück im Residenzschlosse zu Dresden findet, ist das in Nr. 160 abgebildete, das farblos dem Porzellan eingepresst ist. Die blauen Schwerter befinden sich, unabhängig von ihm, am Boden. Allgemeinere Bedeutung hat dieses Zeichen nicht erlangt; es scheint ein Versuchszeichen zu sein, das nur ein paar Mal auf Stücken des Kurfürstlichen Privatbesitzes angewendet wurde.

Nr. 161 Mir ist es noch nicht auf Meißner Porzellanstücken begegnet.

Ein anderes sehr seltenes Meißner Zeichen ist das in der Abbildung Nr. 161 wiedergegebene. Mir ist es noch nicht auf Meißner Porzellanstücken begegnet. Berling hat es auf einer im Besitze des Kunstgewerbemuseums zu Dresden befindlichen Dose mit dem Reliefporträt der Kaiserin Anna Iwanowna von Rußland auf der Deckelaußenseite gesehen. Die Marke wurde nach derselben Quelle nur ganz selten auf plastisch verzierten Stücken angewendet.

Am Schlüsse dieser Darstellung der Meißner Fabrik(Schutz-)marken mögen noch drei Zeichnungen ihren Platz finden, die von Grässe als alte Meißner Marken angeführt werden. Ich habe mit ihnen bezeichnete Stücke noch nicht gesehen. Die drei Marken sind die folgenden:

Nr. 162, Nr. 163, Nr. 164

Unabhängig von den im Vorstehenden geschilderten Fabrik- und Schutzmarken findet man auf der Mehrzahl der Meißner Geschirr- und Figuren usw. Porzellane teils plastische, teils gemalte Zeichen, Buchstaben, Ziffern, Namenszüge. Sie stellen die schon erwähnten

Künstler (Arbeits-)marken

dar, die von Modelleuren, Formern und Malern nicht angewendet wurden, um dem Käufer gegenüber das Gebilde als Werk eines bestimmten Künstlers zu charakterisieren, sondern die dazu dienten, der Fabrikleitung gegenüber das Obligo des Verfertigers zu wahren. Nur in wenigen Fällen wurde von dieser Regel abgewichen; zu diesen gehören die in den Nrn. 165 — 169 abgebildeten Zeichen.

*) Ein Modelleur Kayser wird in den Akten der Meißner Porzellanmanufaktur nirgends erwähnt; möglicherweise handelt es sich hier (von Seiten Otto v. Falkes, der den Katalog der C H. Fischerschen Sammlung bearbeitet hat und in ihm besonders auf diesen neuentdeckten Meißner Modelleur hinweist) um Verwechslung einer Arbeit aus einer anderen Manufaktur des 18. Jahrhunderts mit einer solchen der Meißner Fabrik.

Nr. 165 befindet sich eingeritzt auf der Rückseite einer Gruppe („Triumphzug der Galathea“)
Nr. 166*) ist eingeritzt auf die Bodenfläche einer Dudelsackpfeiferfigur
Nr. 167 auf der Bodenfläche einer Tasse befindlich
Nr. 168 auf einem Stück der Sammlung Bohn in Twickenham
Nr. 169 auf einem Stücke, einer prachtvollen Tasse, der Sammlung Bohn

Die Marken Nr. 165 und 166 sind plastische; Nr. 165 befindet sich eingeritzt auf der Rückseite einer Gruppe („Triumphzug der Galathea“), die im Besitze des Kunstgewerbemuseums zu Dresden ist; Nr. 166 ist eingeritzt auf die Bodenfläche einer Dudelsackpfeiferfigur, die sich bis zum Jahre 1906 im Besitze des Dresdner Sammlers C. H. Fischer befand (vgl. die Fußnote auf der vorigen Seite). Die Marken Nr. 167—169 sind farbig aufgemalte; Nr. 167 (auf der Bodenfläche einer Tasse befindlich) gebührt dem „Bataillen-, Jagd-, Vieh- und Landschaftsmaler I. Klasse“ Joh. C. Maucksch, Nr. 168 (auf einem Stück der Sammlung Bohn in Twickenham) dem Jagd- und Bataillenmaler Chr. Friedrich Kühnel, Nr. 169 (ebenfalls auf einem Stücke, einer prachtvollen Tasse, der Sammlung Bohn) dem Figuren- und Landschaftsmaler Christian Friedrich Herold (nicht zu verwechseln mit Johann Gregor Höroldt). Auch von diesem letzteren „ist übrigens ein von ihm selbst gezeichnetes Stück bekannt geworden (Berling), eine große becherförmige Vase mit gelbem Fond und schwarzer japanisierender Malerei; sie befindet sich im Residenzschlosse zu Dresden und trägt neben der (blau unter der Glasur) eingebrannten AR-Marke die rot über der Glasur angebrachte Inschrift: „Johann Gregorius Höroldt. inven: Meissen d. 22. Janu. anno 1727“. Auch von dem Blumenmaler Joh. Ehrenfried Stadler (auch Stadtler geschrieben) findet man Porzellanstücke, die er mit seinem Namen gezeichnet hat.

Im allgemeinen aber war es wie gesagt in Meißen nicht üblich und ist es auch heute noch nicht, Künstlermarken anzuwenden. Die plastischen Zeichen, die man daher in die Porzellanstücke der ältesten Zeit eingeritzt, die Ziffern, die man seit dem Jahre 1731 bis heute in die Bodenfläche der Stücke eingepresst sieht, sind lediglich Arbeitermarken, dazu bestimmt, den Urheber des betreffenden Stückes für die Fabrikleitung zu kennzeichnen. Ähnlich verhält es sich mit den aufgemalten Zeichen, Buchstaben und Ziffern. Unter den eingeritzten und eingepressten Zeichen begegnet man den folgenden:

Nr. 170, Nr. 171, Nr. 172, Nr. 173

Diese Zeichen, die ältesten ihrer Art, dienten dazu, den Verfertiger eines schlecht gedrehten Gefäßes oder einer nicht mit der notwendigen Sorgfalt geformten Figur zu ermitteln, wenn diese oder jenes im Brande missrieten. In einem vereinzelten Falle dienten diese unscheinbaren plastischen Zeichen auch dazu, bestimmte, für Händler angefertigte Porzellane zu kennzeichnen. Er betraf den Pariser Kaufmann Rudolf Lemaire, der seit dem Jahre 1729 in reger Verbindung mit der Meißner Fabrik stand. Da man ihm nicht traute, weil seine Geschäftsgebarung der Manufaktur gegenüber nicht immer einwandfrei war, so versah man die ihm gelieferten Porzellane mit einem der angegebenen unscheinbaren plastischen Zeichen. Als dies geschah (etwa 1730), waren diese Zeichen schon nicht mehr Arbeiterkontrollmarken. Sie sind nur auf Porzellanstücken zu finden, die bis zu Ende der 20er Jahre des 18. Jahrhunderts angefertigt wurden. Seit dem Jahre 1731, seit der von Gottlob Kirchner vollzogenen Einführung eines Modellbuches, in das alle neugeschaffenen Modelle verzeichnet wurden, traten Ziffern an die Stelle der früheren Zeichnungen, später in Verbindung mit Buchstaben, z. B. B 34 oder L 56, eine Einrichtung, die bis heute in Kraft geblieben ist.

Unter den farbigen Meißner Arbeitermarken findet man aus älterer Zeit solche in Gold über Glasur und Blau unter Glasur (Buchstaben, Zeichen, Zahlen), aus neuerer Zeit solche in anderen Farben, Purpur, Eisenrot und Grün (in Zahlen). Über die Bedeutung der älteren, namentlich der Goldmarken, ist viel vermutet und behauptet worden, ohne dass aktenmäßige Nachweise hierfür bisher möglich gewesen wären. Die Annahme Berlings, dass diese Goldmarken nichts anderes als eine Art von Kontrolle für denjenigen dargestellt haben, dem in Meißen der Goldverbrauch unterstand, scheint die meiste Wahrscheinlichkeit für sich zu haben. Diese Marken, vorzugsweise auf Tassen, Kannen, Teedosen und Zuckerdosen, die in den Jahren 1718 — 1735 angefertigt wurden, befindlich, wurden entweder als einzige Markenbezeichnung oder in Verbindung mit anderen, dem KPM-Zeichen (bei Teekannen und Zuckerdosen) und der Schwertermarke über und unter Glasur aufgemalt. Auf Stücken mit der AR- und der Stabmarke findet man (nach Berling) die Goldmarken nicht. Die Marken Nr. 185 — 187 werden gemeinhin als Koselmarken bezeichnet, d. h. als Spezialzeichen des Porzellans, das für die Geliebte Augusts des Starken, die Gräfin Kosel, angefertigt wurde. Bestimmte Nachweisungen hierüber bestehen bisher nicht.

Auch bei den blauen Schwertermarken findet man außer den schon besprochenen Punkt- und Sternbezeichnungen noch Buchstaben- und Ziffernzeichen. Berling hat die folgenden aufgefunden:

Nr. 188, Nr. 189,Nr. 190,Nr. 191,Nr. 192

Ferner gibt Grässe drei derartige Zeichen an; es sind diese:

Nr. 193, Nr. 194, Nr. 195

Ich besitze ein Teekännchen, das die folgende Marke trägt:
Nr. 196.

In der Fischerschen Sammlung endlich befanden sich zwei Porzellanstücke mit folgenden Marken:

Nr. 197, Nr. 198

Im allgemeinen scheinen die mit der Schwertermarke verbundenen Zeichen Merkmale für den Schwertermaler gewesen zu sein, die ihn darüber belehrten, bei dem wievielten Hundert seiner Arbeit er sich befand. Von den Buchstabenzeichen mag sich dies und jenes auf den Maler beziehen, jedoch nur auf den Unterglasurmaler. Wenn z. B. bei den frühesten sogenannten Zwiebelmustertellern unter den Schwertern ein K steht (vgl. Nr. 188), so ist dies nach Berling auf den Blaumaler Johann David Kretzschmar zurückzuführen. K auf Stücken aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts würde auf den Vorsteher der Blaumaler Kolmberger (Colmberger) schließen lassen, E auf Eggebrecht L (vgl. Nr. 189) auf Lindner, Mö (vgl. Nr. 190) auf Möbius, B (vgl. Nr. 191) auf Berger, H (vgl. Nr. 192) auf Hammer (nach Berling).

Findet man in Überglasurfarben Buchstaben auf die Bodenfläche aufgemalt, so deutet das in der Regel den Anfangsbuchstaben des Malernamens an.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Meißner Porzellan
A. In Gebrauch gewesen von etwa 1723—1730

A. In Gebrauch gewesen von etwa 1723—1730

B. In Gebrauch seit etwa 1725 (seit 1740 ausschließlich)

B. In Gebrauch seit etwa 1725 (seit 1740 ausschließlich)

C. In Gebrauch gewesen von etwa 1725—1740

C. In Gebrauch gewesen von etwa 1725—1740

D. In Gebrauch gewesen von etwa 1725—1735

D. In Gebrauch gewesen von etwa 1725—1735

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