1. Abergläubische Meinungen und Gebräuche.

In der Altmark hat man auf dem Lande einige besondere Hochzeitsgebräuche, mit denen Meinungen über das künftige Schicksal der jungen Eheleute enge verbunden sind. Die Ausrichtung der Hochzeit z.B. geschieht auf demjenigen Hofe, auf dem das Brautpaar künftig seinen Wohnsitz nehmen wird, also in der Regel auf dem des Bräutigams. Kommt nun die Braut auf diesem an, welches zu Wagen geschehen muß, so wirft sie, über die Leitern des Wagens hinweg, sich dem Bräutigam in die Arme, der sie, um den Leib gefaßt, schwebend, ohne daß ihre Füße die Erde berühren dürfen, ins Haus, bis an den Feuerheerd tragen muß. Dort steht eine Suppe fertig, in welche von Allem, was in der Wirthschaft vorkommt, von der Pferde-, Kuh- und Schaafkrippe etwas hineingemischt sein muß. Wenn diese Suppe nun gut „mündet“ (mundet), so gedeihet die künftige Wirthschaft gut. Im anderen Fall sieht es schlecht damit aus.

Wenn die Suppe verzehrt ist, zieht man mit voller Musik in die Kirche, wo die Trauung vollzogen wird. Während derselben bemühet sich die Braut, zwar so unmerklich als möglich, aber doch aus allen Kräften, den Bräutigam auf den Fuß zu treten; glückt ihr dieß, so ist sie sicher, daß sie künftig die Herrschaft im Hause bekommen wird. Doch ist sie dessen auch schon sicher, wenn es ihr nur glückt, daß sie beim Wechseln der Ringe die Hand oben bekömmt. Daher sucht denn auch der Bräutigam Beides nach Kräften zu verhindern. So lange sie bei der Trauung vor dem Altare stehen, müssen sie so dicht bei einander stehen, daß man nicht zwischen ihnen durch sehen kann, weil sonst künftig böse Leute zwischen sie kommen und ihnen etwas anthun werden.


In den Schuhen müssen sie während der Trauung einige Körner Getreide tragen, weil dieß die Fruchtbarkeit des Feldes bewirkt. –

Ueber die Altmark. I. S. 124 folg.

Bei einem neugeborenen Kinde muß beständig Jemand wachen, bis es getauft ist, damit die Dickköpfe (unterirdische Geister) nicht kommen und es austauschen. Deswegen eilt man auch mit der Taufe soviel als möglich.

Am Tage der Taufe dürfen die Taufpathen von ihrem Eintritt ins Haus an bis nach geschehener Taufe nicht ein Naturbedürfniß befriedigen, weil sonst das Kind nie würde das Wasser halten können.

Bei dem Taufmahle muß die Wöchnerin von Allem, was aufgetragen ist, etwas genießen, wenn das Kind gedeihen soll.

Auf der Höhe, nicht aber in der Wische, wird auch der Kirchgang der Wöchnerin gefeiert; die Pathen kommen dann zusammen, und bescheeren dem Kinde ein Pathenkleid, schenken ihm auch Gevattergeld; dabei haben sie, obgleich nicht Katholiken, den Gebrauch, über die Stirn und Brust des Kindes dreimal das Zeichen des Kreuzes zu machen.

Daselbst, S. 128. 129.

In der Altmark hört man häufig das Wort »böten«; es bedeutet: Feuer anmachen, aber auch das Vertreiben der Rose durch Sympathie. Das Böten in diesem letzteren Sinne geschieht besonders auf dreifache Art. Einige böten die Rose durch Räuchern, Andere durch bloßes Blasen mit dem Munde; am sichersten hilft aber, wenn man einen Junggesellen, der dabei nichts sprechen darf, dreimal über dem leidenden Theile mit einem Feuerstahle Funken schlagen läßt. Bei allen diesen Mitteln darf aber, wenn sie anschlagen sollen, der Kranke nicht wissen, daß sie mit ihm vorgenommen werden.

Daselbst, S. 138.

In dem Dorfe Königstädt unweit Arendsee wird am Palmsonntage des Nachmittags ein Paar Stunden lang geläutet, indem man allda glaubt, daß, so weit der Schall der Glocken fällt, das ganze Jahr hindurch das Wetter keinen Schaden thun werde.

Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 5. Buch 1. S. 42.

In dem Städtlein Calbe an der Milde und in dem Calbeschen Werder findet man fast unter allen Thorhäusern bei den Ackerleuten ein Pflugrad hängen; von demselben hat man den Glauben, wenn das Vieh unter solchem Rade aus- und eingehe, so können weder der Teufel, noch dessen Handlanger, die Zauberer, ihm irgend einigen Schaden zufügen.

Beckmann a.a.O. S. 64.

Einige ganz besondere Gebräuche haben sich in der Altmark noch aus jener Zeit erhalten, in welcher unsere Vorfahren den Mond verehrten, den sie Ostera, Ostra nannten, woher auch wahrscheinlich unser Osterfest diesen Namen erhalten hat. Bekannt ist es namentlich, wie von den alten Sachsen der Göttin Ostra zu Ehren am Harze die Osterfeuer angezündet wurden. So geschieht ein Aehnliches noch jetzt in den Dörfern bei Salzwedel. In der Osternacht wird nämlich auf einer Anhöhe neben dem Dorfe ein großes Freudenfeuer angezündet, um welches die jungen Bursche, so lange es brennt, unter lautem Singen herumtanzen. Wo viel Holz ist, besteht dieses Feuer aus einem großen Scheiterhaufen; an anderen Orten wird ein leerer Bienenkorb dazu genommen, der inwendig mit Werg gefüllt und auswendig mit Theer bestrichen ist, und an einer hohen Stange aufgerichtet wird; an der Stange hängen zuweilen noch einige Theerbütten. Man hat den Glauben, daß, soweit der Schein von diesem Feuer reiche, in diesem Jahre keine Feuersbrunst entstehen werde. In der Regel muß Alles, was zu solchen Osterfeuern gebraucht wird, entwendet sein, damit die Wirkung des Feuers desto sicherer eintrete.

Ein anderer, auf die Göttin Ostra sich beziehender Gebrauch ist folgender: Ein Brand von dem dieser Göttin geheiligten Osterfeuer verhütete, so wie er dem Mißwachs vorbeugte, namentlich auch die Krankheiten des Viehes; insbesondere war dieß mit den Schweinen der Fall, die jeglichem Uebel enthoben wurden, wenn man sie durch ein der Göttin zu Ehren angezündetes Feuer jagte. Davon hat man noch heutiges Tages an mehreren Orten in der Altmark den Gebrauch, wenn man kranke Schweine hat, ein sogenanntes Nothfeuer zu machen. Dieß geschieht auf folgende besondere Weise: Vor Aufgang der Sonne, und ohne daß ein Wort gesprochen werden darf, werden zwei Pfähle von trockenem Holze in die Erde gegraben, so daß die oberen Enden hervorragen. Um diese Enden werden alsdann hanfene Stricke so lange hin-und hergezogen, bis das Holz sich entzündet und die Pfähle in Brand gerathen. Durch dieses Feuer nun werden die kranken Schweine hindurchgetrieben.

Ueber die Altmark. I. 129. II. 247.

In der Gegend von Hindenburg (im Kreise Osterburg) glaubt man stark an Doppelsauger (Vampyre). Damit sie nicht aus dem Grabe wiederkommen, steckt man den Todten ein Stück Geld in den Mund.

In derselben Gegend wird, wenn bei Beerdigung einer Leiche die Schaufeln auf das Grab geworfen werden, genau danach gesehen, in welche Richtung die zuletzt hingeworfene Schaufel zu liegen kommt. Diese Richtung giebt den Hof im Dorfe an, aus dem der nächste Todte kommen wird.

Will der Pferdeknecht (in derselben Gegend) das ganze Jahr hindurch gut genährte Pferde haben, so muß er in der Neujahrsnacht Kohl stehlen und damit die Pferde füttern.

Böse Leute (ebenfalls in der Gegend von Hindenburg), die eine schlecht melkende Kuh haben, gießen etwas von der Milch dieser Kuh in den Brunnen des Nachbars. Jene Kuh wird dann geheilt, und auf die Kuh des Nachbars geht ihr Uebel über.

Acten des Altmärkischen Vereins für Geschichte und Industrie.

In der Gegend von Salzwedel wird auf dem Lande, damit der Todte nach der Beerdigung nicht spuken soll, beim Heraustragen der Leiche aus der großen Thüre Wasser hinter ihr hergegossen; auch werden ein Löffel, eine Schüssel, ein Kamm und die zuletzt ausgekämmten Haare mit in den Sarg gelegt. Man steckt auch dem Todten einen Zehrpfennig in den Mund.

Wer am Neujahrstage Geld zu sich steckt, hat das ganze Jahr Geld.

In der Gegend von Mellin werden die jungen Gänse (Gänseküken) in einem Siebe geräuchert; zu dem Räuchern wird genommen etwas von dem Schwanze eines jeden Kükens, etwas aus dem Neste, worin sie ausgebrütet sind, und etwas von den Dunen der alten Gänse. Nach dem Räuchern werden sie durch die natürliche Oeffnung irgend eines Gegenstandes gesteckt; am liebsten nimmt man dazu das Skelett eines Pferdekopfes, oder ein Stück Eichenholz, das sich rings um den Ast abgeringelt hat. Auf diese Weise werden die Gänse vor dem Fuchs verwahrt; denn wenn dieser sie künftig sieht, so hält er sie für den Gegenstand, durch dessen Oeffnung sie gesteckt sind, für ein Pferd, eine Eiche o.d.g.

(Daselbst.) Wenn es am Vitus-Tage regnet, so gedeihet der Hafer nicht.

(Daselbst.) Bei der Taufe eines Kindes müssen die Gevattern sämmtliche von dem Prediger beigebrachte Bibelstellen nachbeten, sonst kann das Kind nachher nicht ordentlich lernen.

(Daselbst.) Wenn das Feuer bullert, und man spuckt hinein, so entsteht Zank, aber nicht für den, der gespuckt hat.

(Daselbst.) Wenn beim Brodbacken das Brod in den Ofen geschoben ist, so werden mit der Schüssel drei Kreuze vor der Mündung des Ofens gemacht, damit das Brod gedeihen soll. Dabei werden folgende Verse gesprochen:

Dat Brod is in Oven,
Unser Herrgott is boven;
Wenn't keen Brod will werden,
Loat't luter Stuten werden.

(Daselbst.) Wenn im Herbst der Kohl mit Raupen besetzt ist, so nimmt der Herr oder die Frau einen Birkenstrauch, der aber einer von denen sein muß, welche am Pfingstabend im Hause aufgestellt waren, und welche deshalb sorgfältig aufbewahrt werden. Damit umgeht man dreimal den Platz, auf dem der Kohl steht, und spricht dabei die Worte:

Rupen packt ju,
De Moan geit weg,
De Sunne kümmt.

(Daselbst.) Damit Erbsen von Tauben und Sperlingen nicht aufgefressen werden, muß man beim Pflanzen derselben drei Erbsen in den Mund nehmen, und sie darin, ohne ein Wort zu sprechen, so lange behalten, als das Pflanzen dauert. Ist dieses vorbei, so spuckt man sie in ein offen gelassenes Loch aus.

In der Altmark hat man auf dem Lande einige besondere Hochzeitsgebräuche, mit denen Meinungen über das künftige Schicksal der jungen Eheleute enge verbunden sind. Die Ausrichtung der Hochzeit z.B. geschieht auf demjenigen Hofe, auf dem das Brautpaar künftig seinen Wohnsitz nehmen wird, also in der Regel auf dem des Bräutigams. Kommt nun die Braut auf diesem an, welches zu Wagen geschehen muß, so wirft sie, über die Leitern des Wagens hinweg, sich dem Bräutigam in die Arme, der sie, um den Leib gefaßt, schwebend, ohne daß ihre Füße die Erde berühren dürfen, ins Haus, bis an den Feuerheerd tragen muß. Dort steht eine Suppe fertig, in welche von Allem, was in der Wirthschaft vorkommt, von der Pferde-, Kuh- und Schaafkrippe etwas hineingemischt sein muß. Wenn diese Suppe nun gut „mündet“ (mundet), so gedeihet die künftige Wirthschaft gut. Im anderen Fall sieht es schlecht damit aus.

Wenn die Suppe verzehrt ist, zieht man mit voller Musik in die Kirche, wo die Trauung vollzogen wird. Während derselben bemühet sich die Braut, zwar so unmerklich als möglich, aber doch aus allen Kräften, den Bräutigam auf den Fuß zu treten; glückt ihr dieß, so ist sie sicher, daß sie künftig die Herrschaft im Hause bekommen wird. Doch ist sie dessen auch schon sicher, wenn es ihr nur glückt, daß sie beim Wechseln der Ringe die Hand oben bekömmt. Daher sucht denn auch der Bräutigam Beides nach Kräften zu verhindern. So lange sie bei der Trauung vor dem Altare stehen, müssen sie so dicht bei einander stehen, daß man nicht zwischen ihnen durch sehen kann, weil sonst künftig böse Leute zwischen sie kommen und ihnen etwas anthun werden.

In den Schuhen müssen sie während der Trauung einige Körner Getreide tragen, weil dieß die Fruchtbarkeit des Feldes bewirkt. –

Ueber die Altmark. I. S. 124 folg.

Bei einem neugeborenen Kinde muß beständig Jemand wachen, bis es getauft ist, damit die Dickköpfe (unterirdische Geister) nicht kommen und es austauschen. Deswegen eilt man auch mit der Taufe soviel als möglich.

Am Tage der Taufe dürfen die Taufpathen von ihrem Eintritt ins Haus an bis nach geschehener Taufe nicht ein Naturbedürfniß befriedigen, weil sonst das Kind nie würde das Wasser halten können.

Bei dem Taufmahle muß die Wöchnerin von Allem, was aufgetragen ist, etwas genießen, wenn das Kind gedeihen soll.

Auf der Höhe, nicht aber in der Wische, wird auch der Kirchgang der Wöchnerin gefeiert; die Pathen kommen dann zusammen, und bescheeren dem Kinde ein Pathenkleid, schenken ihm auch Gevattergeld; dabei haben sie, obgleich nicht Katholiken, den Gebrauch, über die Stirn und Brust des Kindes dreimal das Zeichen des Kreuzes zu machen.

Daselbst, S. 128. 129.

In der Altmark hört man häufig das Wort »böten«; es bedeutet: Feuer anmachen, aber auch das Vertreiben der Rose durch Sympathie. Das Böten in diesem letzteren Sinne geschieht besonders auf dreifache Art. Einige böten die Rose durch Räuchern, Andere durch bloßes Blasen mit dem Munde; am sichersten hilft aber, wenn man einen Junggesellen, der dabei nichts sprechen darf, dreimal über dem leidenden Theile mit einem Feuerstahle Funken schlagen läßt. Bei allen diesen Mitteln darf aber, wenn sie anschlagen sollen, der Kranke nicht wissen, daß sie mit ihm vorgenommen werden.

Daselbst, S. 138.

In dem Dorfe Königstädt unweit Arendsee wird am Palmsonntage des Nachmittags ein Paar Stunden lang geläutet, indem man allda glaubt, daß, so weit der Schall der Glocken fällt, das ganze Jahr hindurch das Wetter keinen Schaden thun werde.

Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 5. Buch 1. S. 42.

In dem Städtlein Calbe an der Milde und in dem Calbeschen Werder findet man fast unter allen Thorhäusern bei den Ackerleuten ein Pflugrad hängen; von demselben hat man den Glauben, wenn das Vieh unter solchem Rade aus- und eingehe, so können weder der Teufel, noch dessen Handlanger, die Zauberer, ihm irgend einigen Schaden zufügen.

Beckmann a.a.O. S. 64.

Einige ganz besondere Gebräuche haben sich in der Altmark noch aus jener Zeit erhalten, in welcher unsere Vorfahren den Mond verehrten, den sie Ostera, Ostra nannten, woher auch wahrscheinlich unser Osterfest diesen Namen erhalten hat. Bekannt ist es namentlich, wie von den alten Sachsen der Göttin Ostra zu Ehren am Harze die Osterfeuer angezündet wurden. So geschieht ein Aehnliches noch jetzt in den Dörfern bei Salzwedel. In der Osternacht wird nämlich auf einer Anhöhe neben dem Dorfe ein großes Freudenfeuer angezündet, um welches die jungen Bursche, so lange es brennt, unter lautem Singen herumtanzen. Wo viel Holz ist, besteht dieses Feuer aus einem großen Scheiterhaufen; an anderen Orten wird ein leerer Bienenkorb dazu genommen, der inwendig mit Werg gefüllt und auswendig mit Theer bestrichen ist, und an einer hohen Stange aufgerichtet wird; an der Stange hängen zuweilen noch einige Theerbütten. Man hat den Glauben, daß, soweit der Schein von diesem Feuer reiche, in diesem Jahre keine Feuersbrunst entstehen werde. In der Regel muß Alles, was zu solchen Osterfeuern gebraucht wird, entwendet sein, damit die Wirkung des Feuers desto sicherer eintrete.

Ein anderer, auf die Göttin Ostra sich beziehender Gebrauch ist folgender: Ein Brand von dem dieser Göttin geheiligten Osterfeuer verhütete, so wie er dem Mißwachs vorbeugte, namentlich auch die Krankheiten des Viehes; insbesondere war dieß mit den Schweinen der Fall, die jeglichem Uebel enthoben wurden, wenn man sie durch ein der Göttin zu Ehren angezündetes Feuer jagte. Davon hat man noch heutiges Tages an mehreren Orten in der Altmark den Gebrauch, wenn man kranke Schweine hat, ein sogenanntes Nothfeuer zu machen. Dieß geschieht auf folgende besondere Weise: Vor Aufgang der Sonne, und ohne daß ein Wort gesprochen werden darf, werden zwei Pfähle von trockenem Holze in die Erde gegraben, so daß die oberen Enden hervorragen. Um diese Enden werden alsdann hanfene Stricke so lange hin-und hergezogen, bis das Holz sich entzündet und die Pfähle in Brand gerathen. Durch dieses Feuer nun werden die kranken Schweine hindurchgetrieben.

Ueber die Altmark. I. 129. II. 247.

In der Gegend von Hindenburg (im Kreise Osterburg) glaubt man stark an Doppelsauger (Vampyre). Damit sie nicht aus dem Grabe wiederkommen, steckt man den Todten ein Stück Geld in den Mund.

In derselben Gegend wird, wenn bei Beerdigung einer Leiche die Schaufeln auf das Grab geworfen werden, genau danach gesehen, in welche Richtung die zuletzt hingeworfene Schaufel zu liegen kommt. Diese Richtung giebt den Hof im Dorfe an, aus dem der nächste Todte kommen wird.

Will der Pferdeknecht (in derselben Gegend) das ganze Jahr hindurch gut genährte Pferde haben, so muß er in der Neujahrsnacht Kohl stehlen und damit die Pferde füttern.

Böse Leute (ebenfalls in der Gegend von Hindenburg), die eine schlecht melkende Kuh haben, gießen etwas von der Milch dieser Kuh in den Brunnen des Nachbars. Jene Kuh wird dann geheilt, und auf die Kuh des Nachbars geht ihr Uebel über.

Acten des Altmärkischen Vereins für Geschichte und Industrie.

In der Gegend von Salzwedel wird auf dem Lande, damit der Todte nach der Beerdigung nicht spuken soll, beim Heraustragen der Leiche aus der großen Thüre Wasser hinter ihr hergegossen; auch werden ein Löffel, eine Schüssel, ein Kamm und die zuletzt ausgekämmten Haare mit in den Sarg gelegt. Man steckt auch dem Todten einen Zehrpfennig in den Mund.

Wer am Neujahrstage Geld zu sich steckt, hat das ganze Jahr Geld.

In der Gegend von Mellin werden die jungen Gänse (Gänseküken) in einem Siebe geräuchert; zu dem Räuchern wird genommen etwas von dem Schwanze eines jeden Kükens, etwas aus dem Neste, worin sie ausgebrütet sind, und etwas von den Dunen der alten Gänse. Nach dem Räuchern werden sie durch die natürliche Oeffnung irgend eines Gegenstandes gesteckt; am liebsten nimmt man dazu das Skelett eines Pferdekopfes, oder ein Stück Eichenholz, das sich rings um den Ast abgeringelt hat. Auf diese Weise werden die Gänse vor dem Fuchs verwahrt; denn wenn dieser sie künftig sieht, so hält er sie für den Gegenstand, durch dessen Oeffnung sie gesteckt sind, für ein Pferd, eine Eiche o.d.g.

(Daselbst.) Wenn es am Vitus-Tage regnet, so gedeihet der Hafer nicht.

(Daselbst.) Bei der Taufe eines Kindes müssen die Gevattern sämmtliche von dem Prediger beigebrachte Bibelstellen nachbeten, sonst kann das Kind nachher nicht ordentlich lernen.

(Daselbst.) Wenn das Feuer bullert, und man spuckt hinein, so entsteht Zank, aber nicht für den, der gespuckt hat.

(Daselbst.) Wenn beim Brodbacken das Brod in den Ofen geschoben ist, so werden mit der Schüssel drei Kreuze vor der Mündung des Ofens gemacht, damit das Brod gedeihen soll. Dabei werden folgende Verse gesprochen:

Dat Brod is in Oven,
Unser Herrgott is boven;
Wenn't keen Brod will werden,
Loat't luter Stuten werden.

(Daselbst.) Wenn im Herbst der Kohl mit Raupen besetzt ist, so nimmt der Herr oder die Frau einen Birkenstrauch, der aber einer von denen sein muß, welche am Pfingstabend im Hause aufgestellt waren, und welche deshalb sorgfältig aufbewahrt werden. Damit umgeht man dreimal den Platz, auf dem der Kohl steht, und spricht dabei die Worte:

Rupen packt ju,
De Moan geit weg,
De Sunne kümmt.

(Daselbst.) Damit Erbsen von Tauben und Sperlingen nicht aufgefressen werden, muß man beim Pflanzen derselben drei Erbsen in den Mund nehmen, und sie darin, ohne ein Wort zu sprechen, so lange behalten, als das Pflanzen dauert. Ist dieses vorbei, so spuckt man sie in ein offen gelassenes Loch aus.

In der Altmark hat man auf dem Lande einige besondere Hochzeitsgebräuche, mit denen Meinungen über das künftige Schicksal der jungen Eheleute enge verbunden sind. Die Ausrichtung der Hochzeit z.B. geschieht auf demjenigen Hofe, auf dem das Brautpaar künftig seinen Wohnsitz nehmen wird, also in der Regel auf dem des Bräutigams. Kommt nun die Braut auf diesem an, welches zu Wagen geschehen muß, so wirft sie, über die Leitern des Wagens hinweg, sich dem Bräutigam in die Arme, der sie, um den Leib gefaßt, schwebend, ohne daß ihre Füße die Erde berühren dürfen, ins Haus, bis an den Feuerheerd tragen muß. Dort steht eine Suppe fertig, in welche von Allem, was in der Wirthschaft vorkommt, von der Pferde-, Kuh- und Schaafkrippe etwas hineingemischt sein muß. Wenn diese Suppe nun gut „mündet“ (mundet), so gedeihet die künftige Wirthschaft gut. Im anderen Fall sieht es schlecht damit aus.

Wenn die Suppe verzehrt ist, zieht man mit voller Musik in die Kirche, wo die Trauung vollzogen wird. Während derselben bemühet sich die Braut, zwar so unmerklich als möglich, aber doch aus allen Kräften, den Bräutigam auf den Fuß zu treten; glückt ihr dieß, so ist sie sicher, daß sie künftig die Herrschaft im Hause bekommen wird. Doch ist sie dessen auch schon sicher, wenn es ihr nur glückt, daß sie beim Wechseln der Ringe die Hand oben bekömmt. Daher sucht denn auch der Bräutigam Beides nach Kräften zu verhindern. So lange sie bei der Trauung vor dem Altare stehen, müssen sie so dicht bei einander stehen, daß man nicht zwischen ihnen durch sehen kann, weil sonst künftig böse Leute zwischen sie kommen und ihnen etwas anthun werden.

In den Schuhen müssen sie während der Trauung einige Körner Getreide tragen, weil dieß die Fruchtbarkeit des Feldes bewirkt. –

Ueber die Altmark. I. S. 124 folg.

Bei einem neugeborenen Kinde muß beständig Jemand wachen, bis es getauft ist, damit die Dickköpfe (unterirdische Geister) nicht kommen und es austauschen. Deswegen eilt man auch mit der Taufe soviel als möglich.

Am Tage der Taufe dürfen die Taufpathen von ihrem Eintritt ins Haus an bis nach geschehener Taufe nicht ein Naturbedürfniß befriedigen, weil sonst das Kind nie würde das Wasser halten können.

Bei dem Taufmahle muß die Wöchnerin von Allem, was aufgetragen ist, etwas genießen, wenn das Kind gedeihen soll.

Auf der Höhe, nicht aber in der Wische, wird auch der Kirchgang der Wöchnerin gefeiert; die Pathen kommen dann zusammen, und bescheeren dem Kinde ein Pathenkleid, schenken ihm auch Gevattergeld; dabei haben sie, obgleich nicht Katholiken, den Gebrauch, über die Stirn und Brust des Kindes dreimal das Zeichen des Kreuzes zu machen.

Daselbst, S. 128. 129.

In der Altmark hört man häufig das Wort »böten«; es bedeutet: Feuer anmachen, aber auch das Vertreiben der Rose durch Sympathie. Das Böten in diesem letzteren Sinne geschieht besonders auf dreifache Art. Einige böten die Rose durch Räuchern, Andere durch bloßes Blasen mit dem Munde; am sichersten hilft aber, wenn man einen Junggesellen, der dabei nichts sprechen darf, dreimal über dem leidenden Theile mit einem Feuerstahle Funken schlagen läßt. Bei allen diesen Mitteln darf aber, wenn sie anschlagen sollen, der Kranke nicht wissen, daß sie mit ihm vorgenommen werden.

Daselbst, S. 138.

In dem Dorfe Königstädt unweit Arendsee wird am Palmsonntage des Nachmittags ein Paar Stunden lang geläutet, indem man allda glaubt, daß, so weit der Schall der Glocken fällt, das ganze Jahr hindurch das Wetter keinen Schaden thun werde.

Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 5. Buch 1. S. 42.

In dem Städtlein Calbe an der Milde und in dem Calbeschen Werder findet man fast unter allen Thorhäusern bei den Ackerleuten ein Pflugrad hängen; von demselben hat man den Glauben, wenn das Vieh unter solchem Rade aus- und eingehe, so können weder der Teufel, noch dessen Handlanger, die Zauberer, ihm irgend einigen Schaden zufügen.

Beckmann a.a.O. S. 64.

Einige ganz besondere Gebräuche haben sich in der Altmark noch aus jener Zeit erhalten, in welcher unsere Vorfahren den Mond verehrten, den sie Ostera, Ostra nannten, woher auch wahrscheinlich unser Osterfest diesen Namen erhalten hat. Bekannt ist es namentlich, wie von den alten Sachsen der Göttin Ostra zu Ehren am Harze die Osterfeuer angezündet wurden. So geschieht ein Aehnliches noch jetzt in den Dörfern bei Salzwedel. In der Osternacht wird nämlich auf einer Anhöhe neben dem Dorfe ein großes Freudenfeuer angezündet, um welches die jungen Bursche, so lange es brennt, unter lautem Singen herumtanzen. Wo viel Holz ist, besteht dieses Feuer aus einem großen Scheiterhaufen; an anderen Orten wird ein leerer Bienenkorb dazu genommen, der inwendig mit Werg gefüllt und auswendig mit Theer bestrichen ist, und an einer hohen Stange aufgerichtet wird; an der Stange hängen zuweilen noch einige Theerbütten. Man hat den Glauben, daß, soweit der Schein von diesem Feuer reiche, in diesem Jahre keine Feuersbrunst entstehen werde. In der Regel muß Alles, was zu solchen Osterfeuern gebraucht wird, entwendet sein, damit die Wirkung des Feuers desto sicherer eintrete.

Ein anderer, auf die Göttin Ostra sich beziehender Gebrauch ist folgender: Ein Brand von dem dieser Göttin geheiligten Osterfeuer verhütete, so wie er dem Mißwachs vorbeugte, namentlich auch die Krankheiten des Viehes; insbesondere war dieß mit den Schweinen der Fall, die jeglichem Uebel enthoben wurden, wenn man sie durch ein der Göttin zu Ehren angezündetes Feuer jagte. Davon hat man noch heutiges Tages an mehreren Orten in der Altmark den Gebrauch, wenn man kranke Schweine hat, ein sogenanntes Nothfeuer zu machen. Dieß geschieht auf folgende besondere Weise: Vor Aufgang der Sonne, und ohne daß ein Wort gesprochen werden darf, werden zwei Pfähle von trockenem Holze in die Erde gegraben, so daß die oberen Enden hervorragen. Um diese Enden werden alsdann hanfene Stricke so lange hin-und hergezogen, bis das Holz sich entzündet und die Pfähle in Brand gerathen. Durch dieses Feuer nun werden die kranken Schweine hindurchgetrieben.

Ueber die Altmark. I. 129. II. 247.

In der Gegend von Hindenburg (im Kreise Osterburg) glaubt man stark an Doppelsauger (Vampyre). Damit sie nicht aus dem Grabe wiederkommen, steckt man den Todten ein Stück Geld in den Mund.

In derselben Gegend wird, wenn bei Beerdigung einer Leiche die Schaufeln auf das Grab geworfen werden, genau danach gesehen, in welche Richtung die zuletzt hingeworfene Schaufel zu liegen kommt. Diese Richtung giebt den Hof im Dorfe an, aus dem der nächste Todte kommen wird.

Will der Pferdeknecht (in derselben Gegend) das ganze Jahr hindurch gut genährte Pferde haben, so muß er in der Neujahrsnacht Kohl stehlen und damit die Pferde füttern.

Böse Leute (ebenfalls in der Gegend von Hindenburg), die eine schlecht melkende Kuh haben, gießen etwas von der Milch dieser Kuh in den Brunnen des Nachbars. Jene Kuh wird dann geheilt, und auf die Kuh des Nachbars geht ihr Uebel über.

Acten des Altmärkischen Vereins für Geschichte und Industrie.

In der Gegend von Salzwedel wird auf dem Lande, damit der Todte nach der Beerdigung nicht spuken soll, beim Heraustragen der Leiche aus der großen Thüre Wasser hinter ihr hergegossen; auch werden ein Löffel, eine Schüssel, ein Kamm und die zuletzt ausgekämmten Haare mit in den Sarg gelegt. Man steckt auch dem Todten einen Zehrpfennig in den Mund.

Wer am Neujahrstage Geld zu sich steckt, hat das ganze Jahr Geld.

In der Gegend von Mellin werden die jungen Gänse (Gänseküken) in einem Siebe geräuchert; zu dem Räuchern wird genommen etwas von dem Schwanze eines jeden Kükens, etwas aus dem Neste, worin sie ausgebrütet sind, und etwas von den Dunen der alten Gänse. Nach dem Räuchern werden sie durch die natürliche Oeffnung irgend eines Gegenstandes gesteckt; am liebsten nimmt man dazu das Skelett eines Pferdekopfes, oder ein Stück Eichenholz, das sich rings um den Ast abgeringelt hat. Auf diese Weise werden die Gänse vor dem Fuchs verwahrt; denn wenn dieser sie künftig sieht, so hält er sie für den Gegenstand, durch dessen Oeffnung sie gesteckt sind, für ein Pferd, eine Eiche o.d.g.

(Daselbst.) Wenn es am Vitus-Tage regnet, so gedeihet der Hafer nicht.

(Daselbst.) Bei der Taufe eines Kindes müssen die Gevattern sämmtliche von dem Prediger beigebrachte Bibelstellen nachbeten, sonst kann das Kind nachher nicht ordentlich lernen.

(Daselbst.) Wenn das Feuer bullert, und man spuckt hinein, so entsteht Zank, aber nicht für den, der gespuckt hat.

(Daselbst.) Wenn beim Brodbacken das Brod in den Ofen geschoben ist, so werden mit der Schüssel drei Kreuze vor der Mündung des Ofens gemacht, damit das Brod gedeihen soll. Dabei werden folgende Verse gesprochen:

Dat Brod is in Oven,
Unser Herrgott is boven;
Wenn't keen Brod will werden,
Loat't luter Stuten werden.

(Daselbst.) Wenn im Herbst der Kohl mit Raupen besetzt ist, so nimmt der Herr oder die Frau einen Birkenstrauch, der aber einer von denen sein muß, welche am Pfingstabend im Hause aufgestellt waren, und welche deshalb sorgfältig aufbewahrt werden. Damit umgeht man dreimal den Platz, auf dem der Kohl steht, und spricht dabei die Worte:

Rupen packt ju,
De Moan geit weg,
De Sunne kümmt.

(Daselbst.) Damit Erbsen von Tauben und Sperlingen nicht aufgefressen werden, muß man beim Pflanzen derselben drei Erbsen in den Mund nehmen, und sie darin, ohne ein Wort zu sprechen, so lange behalten, als das Pflanzen dauert. Ist dieses vorbei, so spuckt man sie in ein offen gelassenes Loch aus.

In der Altmark hat man auf dem Lande einige besondere Hochzeitsgebräuche, mit denen Meinungen über das künftige Schicksal der jungen Eheleute enge verbunden sind. Die Ausrichtung der Hochzeit z.B. geschieht auf demjenigen Hofe, auf dem das Brautpaar künftig seinen Wohnsitz nehmen wird, also in der Regel auf dem des Bräutigams. Kommt nun die Braut auf diesem an, welches zu Wagen geschehen muß, so wirft sie, über die Leitern des Wagens hinweg, sich dem Bräutigam in die Arme, der sie, um den Leib gefaßt, schwebend, ohne daß ihre Füße die Erde berühren dürfen, ins Haus, bis an den Feuerheerd tragen muß. Dort steht eine Suppe fertig, in welche von Allem, was in der Wirthschaft vorkommt, von der Pferde-, Kuh- und Schaafkrippe etwas hineingemischt sein muß. Wenn diese Suppe nun gut „mündet“ (mundet), so gedeihet die künftige Wirthschaft gut. Im anderen Fall sieht es schlecht damit aus.

Wenn die Suppe verzehrt ist, zieht man mit voller Musik in die Kirche, wo die Trauung vollzogen wird. Während derselben bemühet sich die Braut, zwar so unmerklich als möglich, aber doch aus allen Kräften, den Bräutigam auf den Fuß zu treten; glückt ihr dieß, so ist sie sicher, daß sie künftig die Herrschaft im Hause bekommen wird. Doch ist sie dessen auch schon sicher, wenn es ihr nur glückt, daß sie beim Wechseln der Ringe die Hand oben bekömmt. Daher sucht denn auch der Bräutigam Beides nach Kräften zu verhindern. So lange sie bei der Trauung vor dem Altare stehen, müssen sie so dicht bei einander stehen, daß man nicht zwischen ihnen durch sehen kann, weil sonst künftig böse Leute zwischen sie kommen und ihnen etwas anthun werden.

In den Schuhen müssen sie während der Trauung einige Körner Getreide tragen, weil dieß die Fruchtbarkeit des Feldes bewirkt. –

Ueber die Altmark. I. S. 124 folg.

Bei einem neugeborenen Kinde muß beständig Jemand wachen, bis es getauft ist, damit die Dickköpfe (unterirdische Geister) nicht kommen und es austauschen. Deswegen eilt man auch mit der Taufe soviel als möglich.

Am Tage der Taufe dürfen die Taufpathen von ihrem Eintritt ins Haus an bis nach geschehener Taufe nicht ein Naturbedürfniß befriedigen, weil sonst das Kind nie würde das Wasser halten können.

Bei dem Taufmahle muß die Wöchnerin von Allem, was aufgetragen ist, etwas genießen, wenn das Kind gedeihen soll.

Auf der Höhe, nicht aber in der Wische, wird auch der Kirchgang der Wöchnerin gefeiert; die Pathen kommen dann zusammen, und bescheeren dem Kinde ein Pathenkleid, schenken ihm auch Gevattergeld; dabei haben sie, obgleich nicht Katholiken, den Gebrauch, über die Stirn und Brust des Kindes dreimal das Zeichen des Kreuzes zu machen.

Daselbst, S. 128. 129.

In der Altmark hört man häufig das Wort »böten«; es bedeutet: Feuer anmachen, aber auch das Vertreiben der Rose durch Sympathie. Das Böten in diesem letzteren Sinne geschieht besonders auf dreifache Art. Einige böten die Rose durch Räuchern, Andere durch bloßes Blasen mit dem Munde; am sichersten hilft aber, wenn man einen Junggesellen, der dabei nichts sprechen darf, dreimal über dem leidenden Theile mit einem Feuerstahle Funken schlagen läßt. Bei allen diesen Mitteln darf aber, wenn sie anschlagen sollen, der Kranke nicht wissen, daß sie mit ihm vorgenommen werden.

Daselbst, S. 138.

In dem Dorfe Königstädt unweit Arendsee wird am Palmsonntage des Nachmittags ein Paar Stunden lang geläutet, indem man allda glaubt, daß, so weit der Schall der Glocken fällt, das ganze Jahr hindurch das Wetter keinen Schaden thun werde.

Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 5. Buch 1. S. 42.

In dem Städtlein Calbe an der Milde und in dem Calbeschen Werder findet man fast unter allen Thorhäusern bei den Ackerleuten ein Pflugrad hängen; von demselben hat man den Glauben, wenn das Vieh unter solchem Rade aus- und eingehe, so können weder der Teufel, noch dessen Handlanger, die Zauberer, ihm irgend einigen Schaden zufügen.

Beckmann a.a.O. S. 64.

Einige ganz besondere Gebräuche haben sich in der Altmark noch aus jener Zeit erhalten, in welcher unsere Vorfahren den Mond verehrten, den sie Ostera, Ostra nannten, woher auch wahrscheinlich unser Osterfest diesen Namen erhalten hat. Bekannt ist es namentlich, wie von den alten Sachsen der Göttin Ostra zu Ehren am Harze die Osterfeuer angezündet wurden. So geschieht ein Aehnliches noch jetzt in den Dörfern bei Salzwedel. In der Osternacht wird nämlich auf einer Anhöhe neben dem Dorfe ein großes Freudenfeuer angezündet, um welches die jungen Bursche, so lange es brennt, unter lautem Singen herumtanzen. Wo viel Holz ist, besteht dieses Feuer aus einem großen Scheiterhaufen; an anderen Orten wird ein leerer Bienenkorb dazu genommen, der inwendig mit Werg gefüllt und auswendig mit Theer bestrichen ist, und an einer hohen Stange aufgerichtet wird; an der Stange hängen zuweilen noch einige Theerbütten. Man hat den Glauben, daß, soweit der Schein von diesem Feuer reiche, in diesem Jahre keine Feuersbrunst entstehen werde. In der Regel muß Alles, was zu solchen Osterfeuern gebraucht wird, entwendet sein, damit die Wirkung des Feuers desto sicherer eintrete.

Ein anderer, auf die Göttin Ostra sich beziehender Gebrauch ist folgender: Ein Brand von dem dieser Göttin geheiligten Osterfeuer verhütete, so wie er dem Mißwachs vorbeugte, namentlich auch die Krankheiten des Viehes; insbesondere war dieß mit den Schweinen der Fall, die jeglichem Uebel enthoben wurden, wenn man sie durch ein der Göttin zu Ehren angezündetes Feuer jagte. Davon hat man noch heutiges Tages an mehreren Orten in der Altmark den Gebrauch, wenn man kranke Schweine hat, ein sogenanntes Nothfeuer zu machen. Dieß geschieht auf folgende besondere Weise: Vor Aufgang der Sonne, und ohne daß ein Wort gesprochen werden darf, werden zwei Pfähle von trockenem Holze in die Erde gegraben, so daß die oberen Enden hervorragen. Um diese Enden werden alsdann hanfene Stricke so lange hin-und hergezogen, bis das Holz sich entzündet und die Pfähle in Brand gerathen. Durch dieses Feuer nun werden die kranken Schweine hindurchgetrieben.

Ueber die Altmark. I. 129. II. 247.

In der Gegend von Hindenburg (im Kreise Osterburg) glaubt man stark an Doppelsauger (Vampyre). Damit sie nicht aus dem Grabe wiederkommen, steckt man den Todten ein Stück Geld in den Mund.

In derselben Gegend wird, wenn bei Beerdigung einer Leiche die Schaufeln auf das Grab geworfen werden, genau danach gesehen, in welche Richtung die zuletzt hingeworfene Schaufel zu liegen kommt. Diese Richtung giebt den Hof im Dorfe an, aus dem der nächste Todte kommen wird.

Will der Pferdeknecht (in derselben Gegend) das ganze Jahr hindurch gut genährte Pferde haben, so muß er in der Neujahrsnacht Kohl stehlen und damit die Pferde füttern.

Böse Leute (ebenfalls in der Gegend von Hindenburg), die eine schlecht melkende Kuh haben, gießen etwas von der Milch dieser Kuh in den Brunnen des Nachbars. Jene Kuh wird dann geheilt, und auf die Kuh des Nachbars geht ihr Uebel über.

Acten des Altmärkischen Vereins für Geschichte und Industrie.

In der Gegend von Salzwedel wird auf dem Lande, damit der Todte nach der Beerdigung nicht spuken soll, beim Heraustragen der Leiche aus der großen Thüre Wasser hinter ihr hergegossen; auch werden ein Löffel, eine Schüssel, ein Kamm und die zuletzt ausgekämmten Haare mit in den Sarg gelegt. Man steckt auch dem Todten einen Zehrpfennig in den Mund.

Wer am Neujahrstage Geld zu sich steckt, hat das ganze Jahr Geld.

In der Gegend von Mellin werden die jungen Gänse (Gänseküken) in einem Siebe geräuchert; zu dem Räuchern wird genommen etwas von dem Schwanze eines jeden Kükens, etwas aus dem Neste, worin sie ausgebrütet sind, und etwas von den Dunen der alten Gänse. Nach dem Räuchern werden sie durch die natürliche Oeffnung irgend eines Gegenstandes gesteckt; am liebsten nimmt man dazu das Skelett eines Pferdekopfes, oder ein Stück Eichenholz, das sich rings um den Ast abgeringelt hat. Auf diese Weise werden die Gänse vor dem Fuchs verwahrt; denn wenn dieser sie künftig sieht, so hält er sie für den Gegenstand, durch dessen Oeffnung sie gesteckt sind, für ein Pferd, eine Eiche o.d.g.

(Daselbst.) Wenn es am Vitus-Tage regnet, so gedeihet der Hafer nicht.

(Daselbst.) Bei der Taufe eines Kindes müssen die Gevattern sämmtliche von dem Prediger beigebrachte Bibelstellen nachbeten, sonst kann das Kind nachher nicht ordentlich lernen.

(Daselbst.) Wenn das Feuer bullert, und man spuckt hinein, so entsteht Zank, aber nicht für den, der gespuckt hat.

(Daselbst.) Wenn beim Brodbacken das Brod in den Ofen geschoben ist, so werden mit der Schüssel drei Kreuze vor der Mündung des Ofens gemacht, damit das Brod gedeihen soll. Dabei werden folgende Verse gesprochen:

Dat Brod is in Oven,
Unser Herrgott is boven;
Wenn't keen Brod will werden,
Loat't luter Stuten werden.

(Daselbst.) Wenn im Herbst der Kohl mit Raupen besetzt ist, so nimmt der Herr oder die Frau einen Birkenstrauch, der aber einer von denen sein muß, welche am Pfingstabend im Hause aufgestellt waren, und welche deshalb sorgfältig aufbewahrt werden. Damit umgeht man dreimal den Platz, auf dem der Kohl steht, und spricht dabei die Worte:

Rupen packt ju,
De Moan geit weg,
De Sunne kümmt.

(Daselbst.) Damit Erbsen von Tauben und Sperlingen nicht aufgefressen werden, muß man beim Pflanzen derselben drei Erbsen in den Mund nehmen, und sie darin, ohne ein Wort zu sprechen, so lange behalten, als das Pflanzen dauert. Ist dieses vorbei, so spuckt man sie in ein offen gelassenes Loch aus.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Meinungen und Gebräuche der Altmark.