Abschnitt 3

Die Leibgarde zu Pferde verlor nach und nach aus Sparsamkeitsgründen immer mehr den Charakter einer berittenen Truppe, bis ihr 1789 die sämtlichen Pferde genommen wurden und sie nur noch in ihrer Uniform den alten Reitertypus bewahren konnte. Die Husaren blieben in wechselnder Stärke, zwischen 15 und 40 Mann, als Ordonnanzreiter und Polizeitruppe erhalten.

So blieb es bis zu dem auch für Mecklenburg verhängnisvollen Winter 1806, in dem die Franzosen bei der Verfolgung des geschlagenen preußischen Heeres zum ersten Male unser Land betraten. Schlag folgte auf Schlag: Mecklenburg wurde für feindliches Gebiet erklärt, der Herzog Friedrich Franz mußte das Land verlassen (29. November). Die mecklenburgischen Truppen wurden aufgelöst, den Offizieren das Tragen der Uniform verboten. Glücklicherweise dauerte die eigentliche Fremdherrschaft, wie Ihnen bekannt ist, nur 7 schwere traurige Monate. Durch Verwendung des russischen Kaisers erhielt Herzog Friedrich Franz Ende Juni 1807 sein Land zurück, mußte aber, wenngleich sehr ungern, am 22. März 1808, als letzter deutscher Fürst, dem Rheinbunde beitreten und sein Militär in einer Stärke von 1900 Mann Infanterie nach französischem Muster neu formieren.


Die Ausstattung der herzoglichen Truppen erinnerte während des ganzen, mit dem Jahre 1806 endigenden Zeitabschnittes durchaus an preußische Vorbilder. Die Infanterie hatte durchweg dunkelblaue Röcke mit weißen Kamisölern und weißen Hosen, die sich in schwarzen, im Sommer auch weißleinenen Gamaschen (sogenannten Stiefeletten) verliefen. Alt-Zülow war durch weiße Aufschläge und Kragen ausgezeichnet, Jung-Zülow und Both trugen rote „Dublüre“, ersteres aber gelbe Knöpfe und bis 1763 auch gelbe Borten an den Aufschlägen, während bei Both beides weiß war und das Dömitzer Bataillon bis 1773 schwarze Aufschläge und Kragen, seitdem gelbe mit weißen Borten trug. Die Uniform des Dömitzer Bataillons wurde 1782 von dem Leibregiment übernommen. Sämtliche Infanterie-Regimenter, wie auch die Artillerie, die anfangs hellblaue Röcke mit dunkelblauem Besatz und desgleichen Unterkleidern trug, später hellblau mit schwarz und paillefarbigen Kamisölern und Hosen, hatten Hüte als Kopfbedeckung, die bei Jung-Zülow-Glüer mit gelber Borte, bei den anderen mit weißer, bei der Artillerie mit Goldtresse besetzt waren. Äußerst prächtig muß die Leibgarde zu Pferde ausgesehen haben. Sie trug außer einer 1760 in Abgang gekommenen kornblauen Rockmontierung strohgelbe Kolletts mit karmoisinroten Kragen, Aufschlägen und Kamisölern, die besonders bei den Unteroffizieren reich mit Goldborten besetzt waren, dazu Lederhosen und hohe Reitstiefel, sowie einen Hut mit goldener Tresse. Bei der Infanterie wurden, wie schon erwähnt, seit 1757 eine Anzahl Mannschaften, die möglichst gleich groß gewachsen und schnurrbärtig sein sollten, mit Grenadiermützen nach preußischen Modellen versehen, auf deren Vorderblech das herzogliche Wappen mit kriegerischen Emblemen eingeschlagen war. Die Grenadiermützen kamen 1764 bei der Reduktion ins Zeughaus, wurden aber 1784 wieder hervorgeholt und dem ganzen Regiment v. Both gegeben, während das Leibregiment, wahrscheinlich gleich bei seiner Gründung, Bärenmützen mit gelbem Deckel und weißen Schnüren sowie einem Federstutz bekam. Ausrüstungsstücke waren Tornister, weiße Koppel für Seitengewehre und Patrontaschen mit großem Messingschild, die Bewaffnung bestand in Steinschloßgewehren mit Bajonett und einem kurzen gekrümmten Seitengewehr, während die Leibgarde Pallasche nach preußischem Muster, anfangs mit dem Namenszug CL, später mit dem herzoglichen Wappen auf dem Gefäß am juchtenen Gehänge trug, außerdem mit Karabiner und je einem paar Pistolen versehen war. Die Offiziere hatten zur Dienstuniform einen gelben Ringkragen mit silbernem Namenszug, später einen silbernen mit goldenem Wappen darauf, trugen silberne bezw. bei Glüer goldene Stickereilitzen und breite Huttressen mit weißer Plümage, später auch die Grenadier- und Bärenmützen, außerdem goldene Schärpen mit blauer und roter Seide durchwirkt, bei der Leibgarde Aufschläge und Kragen von Karmoisinsamt sowie karmoisintuchene Schabracken zur Pferdeausrüstung. Die Husaren waren in ihrer Uniformierung dem preußischen Zietenhusaren-Regiment ganz ähnlich: rote Attilas und blaue Pelze mit weißer Verschnürung, dazu „rauhe Mützen“, d. h. Pelzmützen.

Die gesamte Uniformierung wurde möglichst im Lande selbsthergestellt und der Stoff entweder den Tuchmacherämtern bezw. Posamentierern Stück für Stück in Lieferung gegeben oder auch einem Generallieferanten übertragen. Als solche sind in früherer Zeit besonders der Bürgermeister Kuetemeyer zu Schwerin und seine Erben häufig genannt, während die Stücke für das Rostocker Regiment Glüer stets bei den dortigen Handwerkern bestellt wurden. Die Innungen wachten natürlich mit brennender Eifersucht darauf, daß kein Fremder eine Lieferung bekam, was aber trotzdem, da sie sich manchmal recht sperrig zeigten, nicht ganz selten der Fall war. Alle Stücke mußten genau nach besiegelten Proben verfertigt werden, und die Kommandeure waren sehr darauf bedacht, nur gute Lieferungen zu bekommen. Die große Montierung wurde alle zwei Jahre für die ganze Truppe geliefert, und es war natürlich verhängnisvoll, wenn sich einzelnes während dieser Zeit schlecht bewährte, denn Nachlieferungen wurden nur sehr selten bewilligt. Nur als zu Anfang der achtziger Jahre der Versuch gemacht wurde, die herzogliche Tuchfabrik zu Ludwigslust, dann zu Dömitz mit den Tuchlieferungen zu betrauen, diese aber so schlecht ausfielen, daß bald die blauen Röcke sich in ein „Scheußliches Kupfergrün“ verwandelten, wurde den betroffenen Truppenteilen, deren Kommandeure natürlich sehr energisch remonstrierten, neues Tuch gegeben, und die Tuchfabrik ging nach kurzer ruhmloser Tätigkeit wieder ein.

Mit dem Beginn der Rheinbundsherrschaft auch in Mecklenburg tritt für die Bewohner unseres Landes in militärischer Beziehung eine ganz besonders einschneidende Veränderung ein. Die bisherige Werbung des Militärs wird durch die Konskription ersetzt, der, allerdings mit zahlreichen Ausnahmen, alle Männer vom 20. bis zum 25. Lebensjahre unterworfen sind - eine Maßregel, die für das Land mit seiner schwachen Bevölkerung äußerst drückend war. Formation, Uniformierung und Exerzierreglement wurden ebenso wie der Ersatz französischem Muster nachgebildet und demgemäß 4 Bataillone, die ersten drei zu je 6, das vierte zu 2 Kompanien errichtet. Diese haben aber im Verlauf der nächsten Jahre manche Wandlung durchgemacht. Schon 1809 wurde das erste Bataillon ganz wieder aufgelöst, die beiden folgenden daraus verstärkt und zu einem Regiment, dem sogenannten Kontingentsregiment, zusammengeschlossen. Das vierte Bataillon wurde zusammen mit der alten Leibgarde zu Pferde zu einem drei Kompanien starken Grenadier-Gardebataillon formiert (25. März 1810), das zur besonderen Verfügung des Herzogs blieb, während das Kontingentsregiment jederzeit des Winkes des Franzosenkaisers gewärtig sein mußte, um auch außer Landes dem fremden Gewalthaber zu dienen. Das erste Bataillon des Regiments war aus dem früheren Leibgrenadier-Regiment, das zweite aus dem Regiment Erbprinz hervorgegangen, beide führten je eine Fahne ihrer früheren Regimenter, während die anderen ins Zeughaus abgegeben werden mußten, wo sie noch heute zu sehen sind. Diese beiden Bataillone haben im Jahre 1812 den schauerlichen Todeszug nach Rußland mitmachen müssen, und obwohl von den 1700 Mann kaum hundertunddreißig zurückgekehrt sind, haben sie doch den höchsten Beweis der Treue und Mannszucht erbracht und die beiden Feldzeichen aus dem Lande des Grauens nach Hause gerettet, die noch bis zum Jahre 1904 dem 3. Bataillon unseres Grenadier-Regiments und dem ersten der Rostocker Füsiliere zu zahlreichen Siegen vorangetragen worden sind. Seit dem ruhen die geringen Reste der Fahnentücher im Schweriner Arsenal nach mehr als hundertjähriger Dienstzeit aus, die Schäfte mit den Spitzen und Bändern aber sind noch heute, mit neuen Fahnentüchern geschmückt, das Feldzeichen dieser beiden Bataillone.

Die Rheinbundszeit brachte auch auf dem Gebiete der Uniformierung eine völlige Umwälzung, deren Nachwirkungen sich bis in die vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts hineinziehen. Zwar blieb den Mecklenburger Truppen das dunkelblaue Grundtuch und die weißen Knöpfe, auch die Aufschlagsfarben waren bald wieder einheitlich rot, nachdem sie während der kurzen Zeit der Bataillonseinteilung verschieden: gelb, weiß, rot und pfirsichfarben gewesen waren. Aber an die Stelle des bisherigen, allerdings schon recht knappen Rockes trat der französische Frack mit eckig angesetzten Schößen, die kurzen Hosen und langen Gamaschen wurden zu langen, weiten französischen Pantalons mit kurzen Unterknöpfgamaschen. Den Hut ersetzte der Tschako, der bei den Mannschaften mit messingnen Schuppenketten und einem rautenförmigen Blechschild mit eingestanztem FF und Granatflamme, darüber einem Pompon und Fangschnüren geschmückt war. Die Grenadierkompanien (die ersten der Bataillone) hatten rote Pompons und Fangschnüre, zu Paraden auch desgleichen hohe Federbüsche, die Voltigeure (6. Kompanie) dieselben Stücke, aber grün, die Musketiere (2.-5. Kompanie) weiße Pompons und Fangschnüre, keine Federbüsche. Außerdem waren die Grenadier- und Voltigeurkompanien durch französische rote bezw. grüne Epauletts ausgezeichnet, und die 1. Kompanie des Grenadier-Gardebataillons trug die alten Bärenmützen des Leibregiments, hatte außerdem ebenso wie die beiden anderen silberne Litzen an Kragen und Aufschlägen. Die Offiziere trugen den Degen jetzt an einem weißen Bandolier behielten aber die goldenen Schärpen bei. Ihre Tschakos waren mit Silbertresse am oberen Rand, silbernen Schuppenketten und der noch heute gebräuchlichen goldenen Sonne mit silbernem Wappen verziert, hatten außerdem goldene Cordons und je nach dem Range goldene oder silberne Pompons und weiße oder schwarze Federbüsche. Bei der Artillerie wurden die Röcke dunkelblau mit schwarzen Aufschlägen, statt der paille Unterkleider bekamen sie die langen Tuchhosen der gesamten Truppen, die mit französischen Gewehren aus Lüttich und Bajonett in Lederscheide bewaffnet wurden.