Zufammenfassung.

II. Die Papiermühlen in Mecklenburg-Schwerin.


Von allen den beschriebenen Unternehmungen hatten sich bis zum Jahre 1826 erhalten die Papierfabriken in Bellin, Bützow, Laage, Mönckhagen, Paarsch und Wismar. Sie waren alle klein und unbedeutend und litten mit Ausnahme der Wismarschen an dem Mangel unzureichender Wasserläufe. Die älteren Papiermühlen des 16. und 17. Jahrhunderts waren gerade an diesem Übelstande, daß sie das Wasser aus Bächen entnahmen, die monatelang nichts hatten, wohl mit zugrunde gegangen. Gewichtiger dürfte der Umstand gewesen sein, daß die sich mächtig in Holland, Frankreich, vielleicht auch in England entwickelnde Papierfabrikation den kleineren mecklenburgischen Unternehmungen, die mit geringer technischer Fertigkeit und unzureichendem Betriebskapital tätig sein mußten, den Lebensfaden abgeschnitten hat.


Ein wie wertvoller Gegenstand das Papier zu Beginn des 16. Jahrhunderts war, lassen Einträge in die Rentereirechnungen erkennen. So heißt es 1517: „2 sl. item Georgenn Monch hadde her vor pappir meinen gnädigen herrn usgelecht. 12 sl. vor ein halff riß pappir zu registern unde vurschlagen zu Schwerin.“ - 1518: „12 sl. vor eyn halp riß pappir“. - 1519: „12 sl. vor eyn halb rish pappir zu Lubeck gekaufft“. - „1 sl. 3 d vor ein buch pappir.“ Man begreift die damalige Seltenheit des Artikels, wenn man für erforderlich hielt, diese kleinen Mengen in der Rechnung ausdrücklich namhaft zu machen.

96) Nach einer im Geheimen Haupt- und Staatsarchiv in Schwerin aufbewahrten Handschrift aus dem Jahre 1826 über die Papierfabrikation in Mecklenburg.

Von welcher Beschaffenheit die im 16. Jahrhundert in Mecklenburg hergestellten Papiere waren, läßt sich kaum noch ermitteln. Im Haupt- und Staatsarchiv in Schwerin wird eine Sammlung Papiere aufbewahrt, die wegen ihrer Wasserzeichen zusammengestellt ist. Indes wieweit namentlich die älteren sich als mecklenburgische Erzeugnisse bezeichnen lassen, steht dahin.

Die nachgewiesenen Wasserzeichen sind 1520: Stierkopf mit Stab, 1529: Stierkopf ohne Krone und Halsfell, 1550: Stierkopf mit Lilienstengel, 1559: einfacher Stierkopf, 1560 und 1570: Stierkopf mit Lilienstengel, 1570: mecklenburgisches Wappen, 1580, 1582, 1583: Stierkopf mit Halsfell, Nasenring und Krone, 1593: Stierkopf mit Lilienstengel, 1598: wie 1580, 1598: mecklenburgisches Wappen im sogen. Rosettenschilde, 1623: mecklenburgisches Wappen oben mit den Buchstaben A. F.

Die Wasserzeichen, die dadurch entstehen, daß man auf das Sieb der Form Buchstaben oder Figuren aufsetzt, sind früh nachzuweisen und hatten die gleiche Bedeutung wie Fabrikmarken. Sie sollten owohl den Ursprung des Papiers als auch die Sorte nachweisen. Meist hatten die Fabriken verschiedene Zeichen. Verschiedene Formate und verschiedene Qualitäten erhielten nicht dieselben Zeichen. Sie sind zuerst in Italien üblich geworden. Bei den Arabern lassen sie sich noch nicht nachweisen. Eines der ältesten Zeichen ist der Ochsenkopf, der schon 1310 bei den Papiermühlen von Fabriano in Gebrauch war. Alle Fabriken sind diesem Vorgehen gefolgt, so daß nur selten Papier aufstößt, das kein Wasserzeichen führt. Der Zweck, sich kenntlich zu machen, ist gleichwohl nicht recht erreicht worden, denn man konnte keinen Papiermacher hindern, sich der Marken fremder Konkurrenzinstitute zu bedienen. Der Gedankengang, der zur Wahl der Zeichen führte, ist meist nicht klar. Die Annahme, in ihnen eine Hausmarke sehen zu wollen, so daß z. B. der Papiermacher, der das Haus zum Ochsen bewohnte, auf den Ochsenkopf als Wasserzeichen geraten wäre, ist kaum haltbar und jedenfalls ist der Zusammenhang noch nicht erwiesen. Den Ochsenkopf wollen einige auf das Wappen der Ravensburger Familie Holbain zurückzuführen. Andere haben ihn mit dem Sinnbild des Evangelisten Lukas in Verbindung gebracht, dem als Schutzpatron der Malergilde sich die vereinzelt wohnenden Papiermacher angeschlossen haben sollen. Erklärlich ist die Wahl des Landeswappens als Marke. Aus französischen Papieren ist das Wappen von Frankreich oder doch die Lilie häufig und es ist möglich, daß das 1550 in Mecklenburg vorkommende Wasserzeichen „Stierkopf mit Lilienstengel“ bewußt, in der Absicht anzudeuten, daß man es mit Papieren von französischer Güte zu tun hätte, gewählt worden ist.

Im Laufe des 17. Jahrhunderts wurde das mecklenburgische Papier, wie die vielfachen Klagen erweisen, erheblich schlechter. Auf welche Ursache diese Verschlechterung zurückzuführen ist, läßt sich heute nicht mehr ermitteln. Sonderbar ist, daß man das Entfärben und Bleichen der Lumpen wenig beherrschte und daher die Weiße des Papiers von den Lumpen abhing.

Daß man mehrere Sorten unterschied, wurde schon bemerkt. Nach einem Zettel eines Papiermachers vom Jahre 1613/14 über Lieferungen an eine nicht näher bezeichnete Küchenmeisterei wurde bestes und gemeines Papier unterschieden. Das beste Papier wurde zu den „neuen Registern“, das gemeine zu den „neuen prothocolen“ verwandt.

Seinen Gesamtbedarf an Papier wird Mecklenburg durch die eigenen Mühlen schwerlich zu decken imstande gewesen sein. Daß Lübeck in alter Zeit Papier lieferte, konnte schon bemerkt werden. Um 1773 bezog die mecklenburgische Renterei aus der Papiermühle Lachendorff bei Celle mit Hilfe des Hoflieferanten Israel Jakob Elias Papier.

Um 1826 ging in den damals vorhandenen 6 Betrieben die Produktion in 7 Bütten vor sich. Nach 1826 kam noch eine Fabrik in Dömitz bei Findenwirunshier in Gang. Das Gesamterzeugnis, das 25 Arbeiter herstellten, belief sich auf 1165 Ballen, von denen 90 Ballen Schreib-, 265 Druck-, 810 Makulatur-, Pack- und Tabakspapier, waren. Außerdem wurden 10 000 Pfund Pappe angefertigt. Der Wert wird auf 9600 Rtlr. angegeben. Verarbeitet wurden damals 2100 Zentner Lumpen, 2/3 wollene, 1/3 linnene Lumpen. Sie sollen meist von der schlechtesten Sorte gewesen sein.

Das Schreibpapier war größtenteils weiß, das Konzeptpapier blau. Von feinerem Schreibpapier wurden nur 10-12 Ballen jährlich hergestellt.

Das erwähnte Quantum konnte dem Bedarfe nicht genügen. So mußte aus Holland, Westfalen, Hannover, Braunschweig, Sachsen, Holstein, Lüneburg, Brandenburg und selbst aus Schweden der fehlende Bedarf geholt werden. Nicht einmal Löschpapier konnten die Krämer ausreichend von den Fabriken erhalten. Am meisten litten darunter die Buchdruckereien, deren 12 Pressen etwa 450 Ballen (3/4 Druck-, 1/4 Schreibpapier) jährlich verbrauchten. Schwerin allein verbrauchte jährlich soviel Papier, als der Wert der gesamten mecklenburgischen Fabrikation ausmachte. Der Bedarf der Tabaksfabriken, Tabaksspinnereien und Zichorienfabriken war ein beträchtlicher, von annähernd gleicher Höhe wie der der Stadt Schwerin. Da wollte es nicht allzuviel bedeuten, wenn man nach Beendigung von geplanten Bauten in Bützow und Dömitz die jährliche Produktion um 600 Ballen steigern zu können meinte. Und wenn der Großherzog Friedrich Franz in einem Reskript vom 9. August 1828 anordnete, den Bedarf an Papier seiner Behörden von den einheimischen Fabrikanten fortan nehmen zu sollen, wobei er insbesondere auf die Fabrik zu Dömitz verwies, so wollte das gegenüber deren geringer Leistungsfähigkeit nicht viel verschlagen. Friedrich Franz interessierte sich lebhaft für die Hebung der Papierindustrie. Leider aber wollte es nicht gelingen, diesen Gewerbszweig durch Einführung von Zollmaßregeln zu fördern.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mecklenburgische Papiermühlen