Die kleineren Papiermühlen.

II. Die Papiermühlen in Mecklenburg-Schwerin.


Neben den vorstehend geschilderten mehr oder weniger leistungsfähigen Papierfabriken, für deren Bedeutung, wenn nichts anderes, so doch der Umstand pricht, daß über sie überhaupt einige archivalische Nachrichten sich erhalten haben, bestanden jeweilig noch kleinere Betriebe. Nur vereinzelt sind über sie in den Akten Nachrichten vorhanden und wenig mehr als ihr Bestand ist bekannt. Immerhin sollen auch sie nicht unerwähnt bleiben, zumal es nicht ausgeschlossen ist, daß über sie gelegentlich mehr Material gefunden wird.


Ungefähr zu derselben Zeit, als in Bützow und Gadebusch von Papiermühlen die Rede war, kamen die Herzöge Johann Albrecht und Ulrich überein, zu Parkentin eine „Pappirmuhlen“ anzulegen und einzurichten, Parkentin begann damals, sich gewerblich zu regen. Es gab dort eine Poliermühle, die in die Hände eines Walkmüllers übergegangen war und die Hans Strokorff 1581 zu übernehmen sich anbot. Sieben Jahre später sollte daraus eine Hammermühle werden, wozu ein Hammerschmied Friedrich Schatz willig gemacht worden war. Ob nun aus dem Projekt von 1575 etwas wurde und man berechtiget ist, das geplante Etablissement als eine Vorläuferin späterer industrieller Fortschritte anzusehen, ist freilich fraglich. Denn in einem Briefe des Herzogs Johann Albrecht an den Bruder Ulrich vom 21. April 1575 drückt der erstere sein Bedauern aus, daß die Mühle noch nicht fertig sei. Die Schuld daran trug die mangelnde Unterstützung des Gedankens durch Herzog Ulrich. „Weil dan angezaigte Pappirmuhl Euer Liebden sowol als uns und unserm gemeinen Lande, insonderheit auch unserer Universitet zu Rostock zu nutz, besten und frommen kömpt“ bittet Johann Albrecht den Bruder, die Angelegenheit nicht zu vergessen und für schleunige Fortsetzung des Werks Sorge tragen zu wollen. Ein Anschlag aus dieser Zeit darüber, was an Hölzern verschiedener Art zum Bau der Mühle nötig schien, sowie ein Überblick über die Menge der Nahrungsmittel, die vermutlich während des Baues den Arbeitern zur Verfügung gestellt wurde, hat sich erhalten. Doch läßt nichts mit Bestimmtheit darauf schließen, daß es sich um den Bau einer Papiermühle handelte. Ein Zimmermann Peter Maaß aus Rostock sollte den Bau ausführen. Ist ein Schreiben der Universität Rostock an den Herzog Ulrich zutreffend unterrichtet, so wäre der Bau unterblieben, weil man für den Betrieb der Mühle zu Neustadt die Konkurrenz scheute.

Von einer Papiermühle in Gielow im Amte Stavenhagen, heute einem der größten Bauerndörfer Mecklenburgs, meldet ein Schreiben des Herzogs Johann Albrecht II. an den Hauptmann zu Dargun, Andreas Buggenhagen, vom 13. Juni 1633. Der Herzog fragt an, wie weit die Aufrichtung der Papiermühle in Gielow gediehen sei und ob man hoffen könne, daß sie noch im laufenden Jahre in stand gesetzt sein werde. Das ist alles, was über diese Papierfabrik bekannt ist.

Beglaubigt ist der Betrieb einer Papiermühle zu Mönckhagen im Amte Ribnitz. Heinrich Hennings war 1686 Papiermacher daselbst. Derselbe Familienname begegnet in Bützow am Anfang des 17. Jahrhunderts. Hennings bat in einer Eingabe vom 27. April 1686 um Anweisung des schon bewilligten Bauholzes für die Ausbesserung der Mühle. Die Mühle, die schon jetzt unter dem Mangel an Wasser oft ins Stocken gerate, würde sonst ganz unbrauchbar. Wie es scheint, hat diese Mühle sich längere Zeit im Besitze der Hennings gehalten, da auch noch 1748 ein Papiermacher dieses Namens auf ihr nachgewiesen ist. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts, 1798, war sie in die Hände eines Papiermachers Behrens übergegangen. Nach einer Aufzeichnung von 1772 war sie von geringer „Beträchtlichkeit“.

Daß Dietrich Plesse auf seinem Gute Zielow bei Sternberg um 1621 eine Papiermühle erbauen ließ, wurde schon erwähnt. Offenbar war sie von Bestand, denn um 1703 wird in einer Beichtkinder-Spezifikation die Papiermühle erwähnt, auf der Mann, Frau, ein Geselle und ein Diener sich befanden. Sie gehörte damals mit dem Gute Herrn von Scheele. Die Namhaftmachung von so wenig Personen läßt vermuten, daß es nur um einen kleinen Betrieb sich handelte. Vielleicht führte der Papiermacher den Namen Georg Christoph Eberhardt. Einem Papiermacher dieses Namens wurde nämlich 1737 ein Privileg für das Lumpensammeln im Lande ausgestellt, nachdem er erklärt hatte, daß er in der Gegend von Rehna an dem Sammeln des nötigen Rohstoffs durch Berufskollegen aus Lübeck und Schlutup gehindert werde. Im Jahre 1750 wurde die Papiermühle niedergebrochen und im folgenden Jahre neu aufgebaut. Der Papiermacher Johann Wilhelm Cowalsky, vermutlich ein Verwandter des in Bützow und Neustadt nachgewiesenen Gewerbetreibenden gleichen Familiennamens, wahrscheinlich derselbe, der 1751 in Bellin nachgewiesen ist, sollte sie nach ihrer Fertigstellung beziehen. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bestand diese Papiermühle noch. Wenigstens ist sie auf der Schmettauschen Karte als solche eingetragen.

Hundert Jahre nach der Begründung der Papierfabrik von Zielow trat eine solche in Laage ins Leben. Ein handschriftlicher Aufsatz von 1826 behauptet, daß sie länger als 100 Jahre bestände, womit also der Beginn etwa in das Jahr 1726 zu verlegen wäre. Leider haben sich, wenigstens nicht in den Mühlenakten von Laage, keine eingehenden Nachrichten über sie erhalten. Lediglich ein kurzer Hinweis auf eine Beschwerde des Papiermachers Lehmann daselbst in den Jahren 1753-1757 wegen der nach seiner Ansicht unregelmäßigen Verzollung seiner Fabrikate, legte von ihrem Bestande in alten Zeiten Zeugnis ab. Sie gehörte ursprünglich der Stadt und wurde 1826 dem Papiermacher Hennings überlassen. Sie war damals die kleinste der mecklenburgischen Papierabriken und verfertigte wesentlich Makulatur- und Mützenpapier.

In Bellin, einem heute der Familie von Pentz gehörenden Allodialgute bei Zehna im Amte Goldberg, war nach der Beichtkinderspezifikation von 1751 der Papiermacher Johann Wilhelm Cowalsky tätig. Sein Bruder Conrad wirkte als Vizemeister, Burchard Schulz als Geselle, Jochim Schulz und Jochim Hagezof als Lehrburschen. Um 1772 erscheint in Bellin der Papiermacher Blauert, augenscheinlich ein Abkömmling jenes Bertold Blauert, der in der Geschichte der Papiermühle zu Neustadt hervortritt. Er bat damals um Befreiung von Zoll und Lizent für die von seiner Fabrik zu kaufenden Lumpen. Sein Gesuch wurde jedoch abgelehnt, weil dergleichen Vergünstigungen grundsätzlich nur den Domänen und Städten zugestanden werden sollten.

Endlich ist eine Papiermühle in Parchim bekannt. Aus einer dort schon 1351 nachzuweisenden Walkmühle hervorgegangen, war auf ihr seit dem 24. Dezember 1757 Christoph Müller tätig, der am 7. August 1762 von Andreas Berg abgelöst wurde. Länger blieb ihr Jochim Lorenz Schulz (vielleicht aus Bellin?) erhalten. Am 3. April 1772 in den Betrieb eingetreten, konnte er sich in einer Eingabe vom 20. Juni 1790 an die Regierung rühmen, seit 17 Jahren die Papiermühle in Parchim bewohnt zu haben. Er war aus Neustadt gebürtig, an die 20 Jahre in der Fremde gewesen, vielleicht nach beendeter Lehrzeit in Bellin, nnd hatte dann, wie schon erwähnt, in die Familie des Papiermüllers in Bützow hineingeheiratet. Leider sah er sich infolge schwerer Krankheit 1789 gezwungen, seine Beschäftigung aufzugeben und Schullehrer armer Kinder zu werden. Als sein Nachfolger, freilich bereits seit 15. April 1779, was mit Schulz’ Angaben jedoch nicht übereinstimmt, wird Johann Jochim Krüger genannt.

Die Papiermühle in Parchim wurde 1817 nach dem Dorfe und Hofe Paarsch verlegt. Die Stadt Parchim, der sie gehörte, hatte sie 1826 dem Papiermacher Müller mit einem Bauernhofe in Zeitpacht überlassen. Sie war kleinen Umfangs, auf eine Bütte eingestellt, was übrigens die Regel bei den mecklenburgischen Papiermühlen gebildet zu haben scheint.

Alt ist auch die Papiermühle zu Wismar. Sie soll 1670 erbaut worden sein. Sie wurde 1711 durch die Dänen zerstört und entweder 1790 96) oder 1725 neu aufgeführt. Mit ihr verbunden war eine Walkmühle, doch waren am Ende des 18. Jahrhunderts die Papier- und Walkmühle auf verschiedene Besitzer geschrieben. Im Jahre 1802 ist ein Papiermüller Budach nachgewiesen, der das Anwesen eine lange Reihe von Jahren verwaltete. Die heute in Wismar bestehende Papierfabrik von G. Marsmann hat mit der älteren Anstalt keinen Zusammenhang, sondern wurde 1884 eröffnet.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mecklenburgische Papiermühlen