Die Papiermühle zu Sternberg.

II. Die Papiermühlen in Mecklenburg-Schwerin.


An dieser Entwicklung der deutschen Papierfabrikation hat Mecklenburg-Schwerin einen nicht geringen Anteil. Das Bedürfnis der Verwaltung an Papier, der vorhandene Rohstoff, die verfügbare Wasserkraft mochten dazu einladen, auch hier die Herstellung zu versuchen, die ja keineswegs für den Norden eine vollständige Neuheit war.


Im Jahre 1519 schlossen die Herzoge Heinrich und Albrecht mit den Papiermachern Kaspar Vischer und Blasius Grün einen Vertrag behufs Aufrichtung einer Papiermühle in Sternberg. Die Herzöge versprachen, unmittelbar vor den Toren von Sternberg eine Mühle mit 8 Löchern und 38 Stampfen, dazu ein Haus von 80 Schuhen Länge und 32 Schuhen Breite, in der zwei Böden zum Aufhängen des Papiers sein sollten, erbauen zu lassen. Das Inventar „inmaßen wie solichs alles zu solcher pappirmhölen gehört“ stellten sie ebenfalls in Aussicht, liefern zu wollen. Zu diesem Werkzeug wurde gerechnet ein guter Kessel, mit einem Rauminhalt von 5 Tonnen, ein Kübel (i. e. ein Bottich), eine Presse, eine Anzahl Filze, 3 Paar Formen und soviel Gestelle, als zum Trocknen des Papiers erforderlich sein würden. Endlich sollte einmalig den Papiermachern bei ihrer bevorstehenden Übersiedelung nach Sternberg 1 Dromt Roggen, 2 Dromt Malz und eine Tonne Fleisch verabfolgt werden.

Den Bau zu überwachen und durch ihre sachverständige Leitung zu fördern, übernahmen die Papiermacher. Sie durften darauf rechnen, 20 Jahre lang in der fertiggestellten neuen Mühle ihr Gewerbe betreiben zu können gegen Entrichtung einer Pacht von 40 Gulden an die Herrschaft, in zwei halbjährlichen Terminen zu zahlen. Dieser Betrag sollte nur in dem Falle höher gesetzt werden, daß aus dem Betriebe des Werks sich ein ganz besonderer Vorteil ergeben würde. Sonst würde man erst nach Ablauf der 20 Jahre in Betracht ziehen, ob eine Erhöhung der Pacht denkbar wäre, den Pächtern aber jedenfalls den Betrieb unter neuen Bedingungen vorbehalten.

Vierzehn Tage nach Ostern, die in jenem Jahre auf den 24. April fielen, sollte der Bau beginnen. Ob er zustande gekommen, wie er gelungen, wie lange die Mühle im Betrieb gewesen - über alle diese Fragen gewähren die Akten keine Auskunft. Dagegen ist sicher, daß im 17. Jahrhundert in Sternberg Papier gemacht wurde. Um Johannis 1636 verhandelte in der Kammer zu Schwerin ein Vertreter des Herzogs mit dem Papiermacher Jochim Hennings aus Zülow, der vorher in Bützow tätig gewesen war, über den Bau einer Papiermühle. Der Fürst versprach, das nötige Bauholz, Steine und Rohr (Ried, Reth) zum Dach liefern zu wollen, auch beim Bau selbst, beim Graben der Schleuse, beim Abdämmen usw. helfen zu lassen. Hennings verpflichtete sich seinerseits zur Lieferung allen Eisenzeugs, der Kessel usw., sowie die beim Bau erforderlichen Handwerker, als Zimmerleute, Säger, Tischler und andere anzustellen und zu bezahlen, auch das Grundwerk, die Räder usw. auf seine Kosten instandzuhalten. Über das gesamte Werk sollte ein Inventar aufgenommen werden und Hennings verpflichtet sein, bei etwaigem Aufgeben der Pachtung alles in gutem Zustande richtig zurückzugeben. Er übernahm die Mühle auf 12 Jahre, für die ersten 4 Jahre ohne jede Bezahlung, um seinen Bauaufwand zu decken. Vom 5. Jahre an sollte er jährlich zu Johannis 100 Rtlr. Pacht entrichten und vorkommendenfalls, wenn andere Papiermühlen höhere Rente abwerfen, sich ebenfalls nach Jahren eine Erhöhung der Pachtsumme gefallen lassen.

Die Ausführung des Baues ließ auf sich warten. Einige Monate später, nachdem die für den Bau günstige Jahreszeit vorüber war, im November, befand man sich noch immer auf dem Standpunkte des Wollens. Freilich hatte sich der Papiermüller unterdessen beim Amtmanne in Sternberg gemeldet und diesen durchaus geneigt gefunden, das Unternehmen zu unterstützen. Die Vorbedingungen für eine gedeihliche Entwicklung schienen in Sternberg besonders günstig zu liegen. Ein geeigneter Platz befand sich „beim Tonnieshofer See kurtz fur der Statt hinter dem Gerichte, da der Fluß auf die Mühlenbeche anfehet und einen starken Fall hat“. Mit geringen Unkosten ließ sich das Wasser fassen, ohne befürchten zu müssen, daß den untenliegenden, vor der Stadt befindlichen Kornmühlen das Wasser fortgenommen werde. In einem Schreiben an den Kammerrat Johannes Bergmann in Schwerin versprach sich der Amtmann Ludwig Wolter eine ansehnliche Vermehrung der Amtseinkünste, wenn die Papiermühle in Gang gekommen sei. Gleichwohl hat sich der Bau noch bis ins neue Jahr verzögert. Im Januar 1637 wies der Herzog aus seinen Forsten Balken, „Spar- und Saalstücke“ an; somit wird wahrscheinlich beim Eintritt der besseren Jahreszeit der Bau begonnen haben.

Weitere Angaben über diese Mühle haben sich zunächst nicht finden lassen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mecklenburgische Papiermühlen