Abschnitt 3

II. Die Papiermühlen in Mecklenburg-Schwerin.


2. Die Papiermühle zu Neustadt.


Wie um diese Zeit die Mühle sich ausnahm, erhellt aus einer Aufzeichnung vom 28. Mai 1628. In ihr ist die Mühle wie nachstehend beschrieben:

“Die Mülle an sich selbsten Jst von 12 Gebinten umbher,
und der eine Giebel in Holz gemauret, der ander aber mit
Brettern zugeschlagen und mit Rohr bedeckt.
Dafür 1 Hausthür uf der Dehlen, schlosfest und 1 Heck mit
eisern Heßpen und Haken darin
1 Ausgehender Schorstein
1 Eingemaurter Kessel, helt 1 1/2 Tonnen.
Die Stube zur rechten Handt.
Dafür 1 Thür mit eisern Heßpen, Haken und Klinke,
8 Taffel Glaßfenster und 1 klein Taffel bei der Thür
2 Umbgehende Banken
1 Kachelofen, das Flor Ahlstrack, der Boden ge-
wunden.
Hirbei 1 klein Kammer.
Dafür 1 Thür mit eisern Hespen Haken, und Überfal
4 Taffel Glaßfenster und 1 holzern Gitter. Das Flor
Ahlstrack, der Boden gewunden
Ein Werckstube zur lincken Handt des Hauses im Eingange.
Dafür 1 Thür mit eisern Heßpen und Haken
6 Unduchtige Taffel Glaßfenster, das Flor leimb,
der Boden kahlen, darin auch
2 Preßen und
1 Pütte.
Hienegst die Werkmühle.
In ein sonderbahre abgeschaurtes Losament dafür 1 Thür
mit eisern Heßpen und Haken. Die Mülle darin ist ganz fertig.
Hiebei die Holzdehle,
Dafür 1 Hecke mit eisen Heßpen und Hake Darin
1 Thür nach dem Hoffe mit eisen Heßpen und Haken.
Hiebei 1 kleiner Stall
Dafür 1 Thür mit eisen Heßpen und Haken.
Noch 1 langer Stall hiebei
Dafür keine Thüre darin 1 kurze Krippe.
In dieser vorstehenden Holzmehlen 1 Treppe nach dem Boden
und über diesem Boden noch 1 Treppe nach dem Oberboden. Der
oberste Boden aber noch nicht mit brettern beleget; und ist diese
Mülle noch in ziemblichen stande.“

Leider scheint die Wendung zum Bessern sich nur in der Menge, nicht auch in der Güte des Papiers gezeigt zu haben. Nicht allein in Neustadt, sondern überall in Mecklenburg, wo im Laufe der Jahre Papiermühlen entstanden waren, befriedigte das Erzeugnis nicht durchaus. Ein herzoglicher Erlaß an die Amtleute in Bützow, Grabow und Neustadt wies diese an, dafür Sorge zu tragen, daß die Papiermacher schneller und besser liefern sollten. Das „pappier sollte besser glater und weißer“ sein. „Das jetzige,“ heißt es in dem Erlaß, „ist ganz schlimm und undaugent also, daß man es fast zu keinen duchtigen (!) Sachen gebrauchen kann“. Wahrscheinlich werden diese Vorhaltungen berechtigt gewesen sein. Allein ebenso sicher ist, daß die wilden Zustände der Zeit es selbst dem wackersten Papiermacher erschwerten oder gar unmöglich machten, sorgfältige Leistungen aufzuweifen. In anschaulicher Weise schildert Hans Dreßler um 1639, in welchem Zustande die Mühle sich befand, wie so vieles „in diesem krige wesende hinweckgenommen worden undt verderbet!“ sei. Punkt für Punkt hebt er die Mängel an der Papiermühle zu Neustadt hervor:

„Erstlich mangelt der Leihmkessel, so von dem Krigensvolk ist hinweckgenommen worden.

2. So mangeln auch alle Stricke darauf das Papir wirt getreuget.

3. Es mangelt auch die Blase in der Buette, damit man das Wasser erwermen thut.

4. So haben die Volcker die Breder in der Muelle zum Zeugkasten, in geleichen auch die auf dem Boden verbrantt.

5. So haben sie das Geschirr angelassen, also das es ist sehr verderbet.

6. Ist auch die Preßmutter auch endtzweig.

7. Auch haben Sie oben in den Dackloucken eingerissen undt ettwas darein gesuchet.

8. Die Venster seindt auch endtzweig alle.“

Hatte der 1625 sein Amt antretende Papiermacher in Neustadt - vielleicht schon dieser Hans Dreßler - über die Baufälligkeit der Mühle geklagt, die Schilderung aus dem Jahre 1639 macht es verständlich, daß er den Küchenmeister in Neustadt ersuchte, diese Übelstände beseitigen zu lassen. „Sonst kann man auf der muell nichtes anfangen“.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mecklenburgische Papiermühlen