Abschnitt 6

Wallensteins Abzug aus Mecklenburg im Jahre 1629 - Beilagen Nr. 1-18


Nr. 17.


Wallensteins Befehl (durch den Kammer-Präsidenten Hans Hinrich v. d. Lühe), in verschiedenen Aemtern Eisgruben anzulegen.

D. d. Schwerin. 1629. Julii 20.

Von wegen I. F. G. wird Dero Haubtman zu . . . . . . hiemit ernstlich anbefohlen, das er bei guter Zeit zwo eisgruben solle laßen machen, dieselbe mit balen durchlegen vnd mit einem tache bedecken nach art vnd model, wie die zu Gustrow ist, vnd solche alle beide auf den Winter, geliebts Gott, mit eiß laßen füllen, damit es für I. F. G. Hoffstatt behalten werden konne. Die vnkosten sol er von des ambts intraden nehmen vnd berechnen. Solcher ist I. F. G. eigentliche meinunge. Datum Schwerin, den 20/30. Julii ao. 1629.

Ad mandatum etc.

An

Schwerin.
In simili an
Newstad,
Dobbran,
Stargard,
Gustrow, das sie noch eine gleich wie die vorige sollen machen laßen.

Nach dem Concept im Geh. und Haupt-Archiv zu Schwerin.



Nr. 18.

Bericht des Küchenmeisters Friedrich Thesandt zu Neustadt an den Kammer-Präsidenten Hans Heinrich v. d. Lühe zu Güstrow über den Aufenthalt Wallenstein's zu Neustadt und dessen Abreise aus Mecklenburg.

D. d. Neustadt. 1629. Julii 24.

WollEdler, Gestrenger vndt Vester. Demselben seintt meine gefließene Vermugensdiennste iederzeitt zuuor. Großgunstiger Herr Cammer-Präsident 5), Hochgeerter Forderer.

Diese nacht vmb 1 Vhr ist der Landtreiter 6) wieder anhero gelangtt.

I. F. g., V. g. f. vndt Herrn ausrichtung 7) betreffendt seint Dieselben alhie mit solchem tractement an speisung, wie auch obst 8) also vorgangen, das Dieselben damit in gnaden friedtlich geweßen, daß dahero so wenig von I. F. g. alß auch Deroselben officir vndt Diner einige irrung vorgangen.

Am Dingstagk mittagk vmb 11 Vhren seintt I. F. g. hie an gelanget, wie sie in dem Platz von der Gutzsche gesessen, Gestrax auff Ihre logement gegangen, darauf herunter geschicket, den Heuptman Kleinowen 9) fodern vndt fragen laßen, zu waß ende daß Neuwe Hauß 10) angelegt vndt erbawet, Darauff derselbe geandtworttet, das ihm solhes vnbewust, Zumahll eß vor seiner Zeit angelegt worden. Nach diesem haben I. f. g. denselben in Dero Zimmer erfordert, angetzeigt, das man daß Neuwe gebeute nicht solle verfallen laßen, Sondern solhes vnter tach zu halten, der Cammer auch hinterbringen, das solches I. f. g. befehelich were.

Nach den Schleusen 11) haben I. f. g. auch gefragt vndt ebenmeßig befohlen, daß dieselben gebawet werden sollen.

Vmb 12 Vhr haben I. f. g. Maltzeitt in dem Gemach 12), do I. f. g. hertzogk Adolph Friedrich vor diesem in losiret, gehaltten, in I. f. g. der Hertzogin gemach geschlaffen. Wie die Maltzeit vorbei, haben sich I. f. g. zur ruche gelegtt.

Vmb 3 Vhren seint dieselben nach dem Schmeltzen-Ofen 13) gefaren, den hauptman mit zu reiten antzeigen laßen. Wie sie nun in die Hutte komen, haben sie sich Nieder gesetztt, die Kuchelen gießen 14) angesehen, den Meister 15) gefraget, wie lange solch werck do gewesen, worauff ehr berichtett, daß eß nun drei Jar lang gestanden. Noch ein Eisen-Hamer haben I. f. g. auch gefraget, ob einer hie gewesen oder noch were, worauff I. f. g. berichtett, das I. f. g. die Fürstliche Wittib zu Luptze 16) zu Wittenborch einen hette. I. f. g. haben zwar angetzogen, worumb man hie auch keinen angeleget, worauff der Meister geantworttet, daß eß biß dahero wegen vergangenen Kriegeßwesen nicht sein konnen.




5) Hans Heinrich von der Lühe auf Thelkow Antheil und Wandrum war von Wallenstein zu der wichtigen Stelle eines Kammerpräsidenten berufen. Sein Bruder Paschen ward Hof- und Landgerichts-Präsident. Volrath v. d. Lühe auf Schulenberg ward wirklicher Geheimer Rath. Die von der Lühe mußten unter Wallenstein die wichtigsten Aemter übernehmen, dafür aber in der Folge hart büßen. Vgl. Lisch Gesch. des Geschlechts Hahn II, S. 336 flgd., und Jahrb. XVII, S. 207.
6) Der reitende Amtsbote, welcher dem Wallensteinschen Zug die Wege nach Perleberg hatte zeigen und auch wohl die Amtsfuhren beaufsichtigen müssen.
7) Vgl. oben S. 56 flgd.
8) Vgl. oben S. 48 flgd. und Beilage Nr. 12.
9) Gottschalk v. Kleinow war 1629-1630 Amtshauptmann zu Neustadt, vorher zu Grabow. Er war von dem Gute Kleinow (jetzt Ludwigslust), welches er mit seinen Brüdern im J. 1616 an den Herzog Johann Albrecht II. verkauft hatte. Vorher war 1624-1628 Lüdeke Hahn auf Arensberg Hauptmann zu Neustadt, Dömitz und Eldena gewesen.
10) Das neue Schloß zu Neustadt (nicht weit von dem alten), welches der Herzog Adolph Friedrich I. (zum Jagdschloß) 1620 und 1621 in den Mauern bis zum Dache hatte aufführen, aber noch nicht ausbauen lassen. Vgl. Lisch Meklenburg in Bildern, I, 1842, S. 36 flgd., mit Abbildung.
11) Am 3. Dezember 1628 hatte Wallenstein befohlen, zur Beförderung der Stromschifffahrt die Schleusen bei Neustadt und Dömitz in guten Stand zu setzen und die neue Elde auszusäubern und besonders die drei ersten bei Neustadt gelegenen Schleusen wieder herzustellen. Vgl. v. Lützow Mecklenb. Gesch. III, S. 230.
12) Auf dem alten Schlosse.
13) In Meklenburg waren bei Neustadt seit alter Zeit Eisenwerke für Raseneisenstein; vgl. Lisch Geschichte der Eisengewinnung in Meklenburg aus inländischem Rasenerz in Jahrb. VII, S. 52 flgd.
14) Es wurden zu der Zeit vorzüglich nur eiserne kugeln gegossen; vgl. daselbst S. 64 flgd.
15) Der Eisenschmelzer und Gießer Meister Martin Hoyer vom Harz war von Wallenstein am 11 August 1628 von neuem in Dienst genommen; vgl. daselbst S. 64 und S. 116-117.
16) Die Herzogin Mutter "Sophie von Lübz" hatte in ihrem zweiten Leibgedingsamte Wittenburg zu Wohld seit dem J. 1614 einen Eisenhammer; vgl. daselbst, S. 67 flgd.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mecklenburg unter Wallenstein