Erneuerung und Organisation der alten Landestruppen: Grenadiere, Füsiliere (Musketiere) Artillerie; Gendamerie.

Schon in dem Aufruf vom 25. März hatte der Herzog bekannt gegeben, daß er ein Korps regulärer Infanterie errichten werde, deren Stamm die herzogliche Leibwache ausmachen sollte. Seit einigen Wochen war denn schon die Erneuerung und Ausbildung des Grenadier- Gardebataillons, kurzweg „die Garde“ genannt, in Angriff genommen. Von den vier Kompagnien war die 1. als herzogliche Leibwache in Ludwigslust, die 2. und 3. in Schwerin in Garnison, während die 4., die sogenannte Garde-Voltigeur-Kompagnie, in Grabow ganz neu gebildet wurde. Bataillonskommandeur war der Major von Both.

Die Uniform der Gardegrenadiere war: weiße Jacken mit blauen, rot eingefaßten Kragen, Achselklappen und Ärmelaufschlägen (die Garde-Voltigeur-Kompagnie hatte statt der blauen Achselklappen grüne Epaulettes); lange, weiße Beinkleider; 1. Kompagnie Bärenmützen mit rotem Federbusch und roten Fangschnüren, 2. 3. und 4. Kompagnie Tschakos und zwar die 2. und 3. mit rotem Federbusch und roten Fangschnüren, die 4. mit grünem Busch und grünen Fangschnüren. Schuhe mit weißen Gamaschen; weißes Riemenzeug, das über der Brust gekreuzt war; Gewehr mit Bajonett und weißem Riemen, Seitengewehr in schwarzem Überzug, schwarze Patronentasche mit messingnem Wappenstern, Tornister von Kalbfell, auf dem der gerollte Mantel und das Kochgeschirr befestigt wurden. Die Abzeichen der Offiziere, die statt des Gewehres den Degen hatten und ohne Tornister waren, bestanden in den verschiedenartig gestalteten, mit Litzen und dgl. versehenen Kragen und Aufschlägen.


Am 26. März erging bereits an den Bataillonskominandeur Major von Both der Befehl zum Aufbruch nach Hamburg. Die Ausrüstung war allerdings noch vielfach unvollständig, so daß manches erst in Hamburg beschafft oder dorthin nachgeschickt werden mußte. Am 27. März morgens standen die drei ersten Kompagnien in Ludwigslust marschbereit. Nachdem der Herzog sie mit einer mutigen Ansprache verabschiedet hatte, ging es zunächst zu Wagen nach Boizenburg. Hier traf sie ein von Tettenborn aus Hamburg abgeschickter Kurier. Tettenborn, der am 18. März seinen Einzug in Hamburg gehalten hatte (§ 13), entsandte nämlich auf die Nachricht von dem Anrücken der Franzosen gegen Lüneburg, da er für eine etwaige Verteidigung der Stadt Hamburg nicht genügend Fußtruppen hatte, einen Eilboten nach Ludwigslust an den Herzog, um die Entsendung der mecklenburgischen Grenadiere zu beschleunigen. Der Bote aber kam nicht mehr nach Ludwigslust, sondern traf das Bataillon schon in Boizenburg auf dem Marsche. Von hier, wo die Grenadiere auch noch scharfe Patronen erhielten, zogen sie weiter zu Fuß nach Lauenburg, wo die 4. Kompagnie zum Regiment stieß, von da gings wieder zu Wagen nach Bergedorf, wo sie am Morgen des 28. eintrafen. Von hier aus wurden sie von einem dänischen Offizier durch dänisches Gebiet geführt und um Mittag von Leutnant Schelikow, Tettenborns Adjutant, nach Hamburg eingebracht.

Die Freude der Hamburger über die Ankunft der Nachbarfreunde war groß. Die Haltung der mecklenburgischen Truppen war in der Tat eine gute. Am nächsten Tage schon hatte das Bataillon vor Tettenborn eine Parade auf dem Gänsemarkt, und durch tägliche Übungen vervollkommnete es seine Tüchtigkeit. So schreibt ein Augenzeuge: „Die Infanterie bestand aus etwa 400 Mann Herzoglich -Mecklenburg-Schweriner Garde, schöne, brave, wohlexerzierte Leute, die unter ihrem Befehlshaber, dem Obersten von Both, eine tadellose Manneszucht während ihres ganzen Hierseins beobachtet haben.“*) Am 7. April wurde das Bataillon nach Bergedorf beordert, wo es mit anderen Truppen unter den Befehl des Oberstleutnants von Benkendorf gestellt wurde und einen Rekrutentransport von etwa 50 Mann nachgesandt erhielt. Doch schon am 10. kehrte es nach Hamburg zurück, wo es nun als zur Besatzung der Stadt gehörig verblieb.**) Am 21. April hatte es zusammen mit anderen Truppenteilen auf dem Heiligengeistfeld eine Parade zu Ehren des englischen Generals Stuart. Tags darauf trafen noch weitere 50 Rekruten aus der Heimat unter dem Major von Bülow ein. -
Auch das Füsilierregiment in Rostock, kurz „Infanterieregiment“ genannt, das durch den russischen Feldzug stark gelichtet und auf einige wenige Mann zusammengeschrumpft war, war bald zu zwei Dritteln wieder hergestellt. Es wurden, wie es früher gewesen, zwei Bataillone, doch jedes nur zu 4 Kompagnien von je l00 Mann, insgesamt also etwa 800 Mann, gebildet.



*) Heß ,,Agonien” S. 69.
**) Den in der Heimat zurückbleibenden Soldatenfrauen wurde vom Herzog monatlich ein bestimmter Geldbetrag gezahlt.
Regimentskommandeur war der Generalmajor von Fallois. Das 1. Bataillon erhielt Major von Engel, das 2. Major von Kamptz. Die Übungen bestanden, wie bei der Garde, im Exerzieren, Scheibenschießen und besonders im Tiraillieren, d. h. Schwarmen.



Die Uniform der Füsiliere (Musketiere) war: kurze blaue Jacken mit zwei Reihen weißer Knöpfe, rotem Kragen, roten Ärmelaufschlägen und roten, blaubesetzten Achselklappen; lange graue Beinkleider mit schmalen roten Streifen (Biesen), Tschakos mit Wachstuchüberzug, messingnem Wappenstern, kleinen roten Ponpons und weißen Büschen (die Voltigeurs hatten wieder grüne Epaulettes und grüne Büsche), Schuhe mit grauen Gamaschen, weißes Riemenzeug, das über der Brust gekreuzt war. Gewehre (englische Musketen) mit weißem Riemen und mit Bajonett, das in einer schwarzen Lederscheide getragen wurde, dafür kein Seitengewehr; Tornister von Kalbfell, auf dem wieder der gerollte Mantel und das Kochgeschirr befestigt waren, schwarze Patronentaschen. Die Abzeichen der Offiziere bestanden in silberartigen Verzierungen der Kragen und Aufschläge. Die Sappeurs, deren Aufgabe vernehmlich der Bau von Sappen (Laufgräben u. a.) war, trugen blaue Jacken, graue Hosen, Barenmützen, schwarze Schuhe, großes, gelbes Schurzfell, gelbes Riemenzeug und gelbe Stulphandschuhe.
Das Regiment brach am 1. Mai aus Rostock auf. Die Ausrüstung war auch hier noch vielfach mangelhaft und mußte unterwegs ständig vervollkommnet werden. Der Marsch ging zunächst nach Schwerin, wo das Regiment seine Fahnen, neue Waffen und Bagage in Empfang nahm, am 8. dann weiter nach Wittenburg, am 11. nach Boizenburg, wo es in die Gefechtslinie Wallmodens eingegliedert wurde. Am 13. Mai wurde von der Regierung eine neue Gestellung von 350 Rekruten angeordnet und zwar aus denjenigen Kirchspielen, in denen sich bisher nur wenig Freiwillige gemeldet hatten. Von Boizenburg ging der Marsch später über Lauenburg nach Bergedorf zur Verteidigung des Elbufers.

Mit dem Füsilierregiment verbunden war die Artillerie, die zur Zeit jedoch erst aus einer Fußbatterie mit ansangs zwei, nachher vier Geschützen und etwa 150 Mann bestand. -

Neben der Infanterie, Artillerie und den beiden Jägerkorps gab es seit dem Jahre 1812 noch ein Korps berittener Gendarmen, das an die Stelle des alten, 1812 aufgelösten Husarenkorps eingerichtet war und auch dessen Kasernen in Kleinow bei Ludwigslust bezogen hatte.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mecklenburg und die Mecklenburger.