Die Verhandlungen in Regensburg über die Gestellung der Contingente und die Bewilligung der Römer - Monate
Nachdem die Stände des Reichs die Reichsexecution gegen den Kurfürsten von Brandenburg und die Marschbereitschaft der Kontingente beschlossen, kam es darauf an dieselben zu bewegen, die Gestellung der dazu nötigen Truppen und Gelder zu bewilligen. Am 26. Februar ging ein kaiserliches Kommissionsdecret beim Reichstage ein, welches forderte, die Kontingente in dreifacher Stärke zu Ross und zu Fuß bis Ende März zu gestellen und zur Errichtung einer Operationskasse 30 Römer-Monate einzuzahlen. Der Baron Teuffel fügt seinem desfalsigen Berichte den guten Rat bei, „in den sauren Apfel zu beißen und die Gelder - die Rate für Mecklenburg betrug 12000 Kaisergulden - zu bewilligen; dies sei vielleicht ein gutes Mittel, um von der Stellung der Truppen entbunden zu werden. „Hoffentlich ist Friede“, schließt der Gesandte sehr optimistisch seinen Brief, „ehe eine Reichsarmee zusammenkommt“.
Wenn der Gesandte mit dieser Äußerung hätte andeuten wollen, dass es sehr lange währen würde, bis die Reichsarmee schlagfertig dastände, so würde er nicht Unrecht gehabt haben. Abgesehen von den hannoverschen, braunschweigischen und den Truppen des Landgrafen von Hessen-Cassel, welche offen auf Seite Preußens standen, befanden sich die Mehrzahl der Kontingente der deutschen Staaten in einem erbärmlichen Zustande; die Widerwilligkeit der Stände, das Geld für die Römer-Monate aufzubringen und die Furcht, sich bei allzu großer Willfährigkeit die Feindschaft Preußens zuzuziehen, war so groß, dass es für den kaiserlichen Prinzipal-Kommissar in Regensburg keine leichte Sache war, die Comitialgesandten zu einer Beschlussfassung zusammenzubringen. Die Monate März und April vergingen den Kaiserlichen in dem vergeblichen Bemühen, die Reichsstände zu bewegen, ihre Gesandten mit Instruction zu versehen. Es zeigte sich bei dieser Gelegenheit der gänzliche Verfall des Deutschen Reiches so recht im grellsten Lichte.
Inzwischen hatte die herzogliche Regierung im März ihre Wünsche wegen Wiedererlangung der verpfändeten Ämter sowohl in Wien beim Vize-Kanzler Graf Coloredo, als auch in Regensburg beim kaiserlichen Principal-Kommissar zur Sprache bringen lassen. Es war dies eine willkommene Handhabe für den Wiener Hof, den Herzog zu drängen, bei der Bewilligung der Römer-Monate die Führerschaft unter den evangelischen Ständen zu übernehmen. Auch ein anderes, unter diesen Umständen für Mecklenburg odiöses Geschäft mutete man der herzoglichen Regierung zu. Es war nämlich Hessen-Darmstadt auf dem Reichstage durch keinen eigenen Gesandten vertreten und da kein Gesandter aus dem corpus evangelicorum die Vertretung dieses Staates, welcher sich durch feindselige Gesinnung gegen Preußen ganz besonders hervorgetan hatte, übernehmen wollte, so wurde Baron Teuffel unaufhörlich bestürmt, die hessische Stimme in der Reichsversammlung mit zu führen. Die Regierung sträubte sich lange, denn man wollte den König nicht unnötig reizen, allein die kaiserlichen Gesandten erklärten den mecklenburgischen Comitialgesandten rund heraus, wenn der Herzog nicht mehr patriotischen Eifer zeige, dann würde auch die kaiserliche Resolution in Betreff seiner Wünsche sehr mager ausfallen. Dies Argument unterstützte Baron Teuffel in einer langen Depesche, die mit der energischen Mahnung schloss: „Eure Durchlaucht müssen durchaus optieren, welche Partei Sie nehmen wollen, die preußische oder die kaiserliche, auf beiden Achseln lässt sich nicht tragen. Meines Erachtens kann die Wahl nicht schwer fallen, aber es gehört fermeté dazu. Sollten Eure Durchlaucht aber anderer Ansicht sein, ist es besser, wenn Eure Durchlaucht gar keinen Comitialgesandten hier haben, dann wird der Kaiserhof nicht so gar direkt disgustirt, wiewohl es allemal übel angesehen werden wird.“ Der Herzog bewilligt hierauf Beides, die Römer-Monate und die Vertretung des hessischen Gesandten.
Endlich im Mai gelang es auch die übrigen Stimmen für die kaiserlichen Propositionen zusammenzubringen, aber die Gestellung der Truppen und die Einzahlung der Gelder vollzog sich mit unglaublicher Langsamkeit. Erst die Schlacht bei Kollin brachte die Truppenbewegungen in rascheres Tempo. In Regensburg jubelte man um so lauter über diese unvermutete Wendung, als man dort bereits angefangen hatte, um die eigene Sicherheit besorgt zu werden. Der kühne Streifzug des Oberst von Mayer nach Franken schreckte manche Reichsstände von der Gestellung ihrer Truppen ab und drohte dem Reichskrieg noch vor seinem Beginnen ein klägliches Ende zu bereiten; die preußischen Husaren streiften bis vor die Tore Regensburgs und allarmierten die dortige Diplomatenwelt aufs Äußerste. Um diese Zeit kam der Kammerherr, Oberst von Montgelas, welchen der Kurfürst von Bayern in das Lager von Prag zu König Friedrich gesandt hatte, um die Abberufung des Oberst von Mayer aus seinem Lande zu bewirken, zurück und verweilte einige Tage in Regensburg. Baron Teuffel traf in einer Abendgesellschaft beim Fürsten Thurn und Taxis mit demselben zusammen. Der Oberst wusste nicht genug zu erzählen, wie schnöde und verächtlich er vom Könige abgefertigt sei; „Sie haben keinen Begriff, meine Herren“, sagte er zu den erregten Gesandten, welche ihn in dichtem Kreise umgaben, „mit welcher hauteur und arrogance die preußische Majestät mich - mich den Abgesandten des Kurfürsten behandelte!“ „Je me fiche de tous petits princes de l'empire“ waren seine Worte, „je leurs ferai voir, ce que c'est de se frotter contre le roi de Prusse. Je finirai cette affaire, que j'ai si glorieusement commencé à la pointe de mon épée; je me moque de tous les conclusum et Reichsgutachten de la Diette et je ferai bien un jour décamper tous ces Messieurs de Ratisbonne!“
Bei diesen Worten waren Manche der alten Herren, welche ihr langjähriges behagliches Stillleben in Regensburg so jäh bedroht sahen, erschrocken zurückgefahren und hatten Befehl gegeben, mit dem Packen der Koffer zu beginnen, aber - ganz in der Stille, damit nicht der Nachbar davon erfahre und seinem Hofe Bericht erstatte.
Da war die Freudenbotschaft von Kollin gekommen. Alle Besorgnisse waren verschwunden; man beglückwünschte sich, schüttelte einander die Hände und drehte dem Baron Plotho, dem mancher vorsichtige Diplomat bereits wieder ein freundliches Gesicht gezeigt hatte, stolz den Rücken. Der Kurfürst von Brandenburg war ja verloren, unwiederbringlich verloren! „Es ist probabel“, schreibt Baron Teuffel nach Schwerin, „dass man noch in diesem Jahre die Friedenssonne in dem deutschen Vaterlande wieder scheinen sieht“; und schloss höhnend: „Nach einer so decisiven Victoria wird sich jeder Reichsstand nunmehr wohl von selbst pressieren, seine Truppen marschieren zu lassen!“
Und so geschah es auch. Anfangs August war die Reichsarmee in einer Stärke von 30.000 Mann bei Fürth versammelt und in die Operationskasse ein Kriegsschatz von 219.352 Fl. 48 Kr. und 3 1/3 Pf. (!) eingezahlt. Zum Oberbefehlshaber dieses auserlesenen Kriegsvolks hatte der Kaiser den Prinzen von Hildburghausen ernannt.
Wenn der Gesandte mit dieser Äußerung hätte andeuten wollen, dass es sehr lange währen würde, bis die Reichsarmee schlagfertig dastände, so würde er nicht Unrecht gehabt haben. Abgesehen von den hannoverschen, braunschweigischen und den Truppen des Landgrafen von Hessen-Cassel, welche offen auf Seite Preußens standen, befanden sich die Mehrzahl der Kontingente der deutschen Staaten in einem erbärmlichen Zustande; die Widerwilligkeit der Stände, das Geld für die Römer-Monate aufzubringen und die Furcht, sich bei allzu großer Willfährigkeit die Feindschaft Preußens zuzuziehen, war so groß, dass es für den kaiserlichen Prinzipal-Kommissar in Regensburg keine leichte Sache war, die Comitialgesandten zu einer Beschlussfassung zusammenzubringen. Die Monate März und April vergingen den Kaiserlichen in dem vergeblichen Bemühen, die Reichsstände zu bewegen, ihre Gesandten mit Instruction zu versehen. Es zeigte sich bei dieser Gelegenheit der gänzliche Verfall des Deutschen Reiches so recht im grellsten Lichte.
Inzwischen hatte die herzogliche Regierung im März ihre Wünsche wegen Wiedererlangung der verpfändeten Ämter sowohl in Wien beim Vize-Kanzler Graf Coloredo, als auch in Regensburg beim kaiserlichen Principal-Kommissar zur Sprache bringen lassen. Es war dies eine willkommene Handhabe für den Wiener Hof, den Herzog zu drängen, bei der Bewilligung der Römer-Monate die Führerschaft unter den evangelischen Ständen zu übernehmen. Auch ein anderes, unter diesen Umständen für Mecklenburg odiöses Geschäft mutete man der herzoglichen Regierung zu. Es war nämlich Hessen-Darmstadt auf dem Reichstage durch keinen eigenen Gesandten vertreten und da kein Gesandter aus dem corpus evangelicorum die Vertretung dieses Staates, welcher sich durch feindselige Gesinnung gegen Preußen ganz besonders hervorgetan hatte, übernehmen wollte, so wurde Baron Teuffel unaufhörlich bestürmt, die hessische Stimme in der Reichsversammlung mit zu führen. Die Regierung sträubte sich lange, denn man wollte den König nicht unnötig reizen, allein die kaiserlichen Gesandten erklärten den mecklenburgischen Comitialgesandten rund heraus, wenn der Herzog nicht mehr patriotischen Eifer zeige, dann würde auch die kaiserliche Resolution in Betreff seiner Wünsche sehr mager ausfallen. Dies Argument unterstützte Baron Teuffel in einer langen Depesche, die mit der energischen Mahnung schloss: „Eure Durchlaucht müssen durchaus optieren, welche Partei Sie nehmen wollen, die preußische oder die kaiserliche, auf beiden Achseln lässt sich nicht tragen. Meines Erachtens kann die Wahl nicht schwer fallen, aber es gehört fermeté dazu. Sollten Eure Durchlaucht aber anderer Ansicht sein, ist es besser, wenn Eure Durchlaucht gar keinen Comitialgesandten hier haben, dann wird der Kaiserhof nicht so gar direkt disgustirt, wiewohl es allemal übel angesehen werden wird.“ Der Herzog bewilligt hierauf Beides, die Römer-Monate und die Vertretung des hessischen Gesandten.
Endlich im Mai gelang es auch die übrigen Stimmen für die kaiserlichen Propositionen zusammenzubringen, aber die Gestellung der Truppen und die Einzahlung der Gelder vollzog sich mit unglaublicher Langsamkeit. Erst die Schlacht bei Kollin brachte die Truppenbewegungen in rascheres Tempo. In Regensburg jubelte man um so lauter über diese unvermutete Wendung, als man dort bereits angefangen hatte, um die eigene Sicherheit besorgt zu werden. Der kühne Streifzug des Oberst von Mayer nach Franken schreckte manche Reichsstände von der Gestellung ihrer Truppen ab und drohte dem Reichskrieg noch vor seinem Beginnen ein klägliches Ende zu bereiten; die preußischen Husaren streiften bis vor die Tore Regensburgs und allarmierten die dortige Diplomatenwelt aufs Äußerste. Um diese Zeit kam der Kammerherr, Oberst von Montgelas, welchen der Kurfürst von Bayern in das Lager von Prag zu König Friedrich gesandt hatte, um die Abberufung des Oberst von Mayer aus seinem Lande zu bewirken, zurück und verweilte einige Tage in Regensburg. Baron Teuffel traf in einer Abendgesellschaft beim Fürsten Thurn und Taxis mit demselben zusammen. Der Oberst wusste nicht genug zu erzählen, wie schnöde und verächtlich er vom Könige abgefertigt sei; „Sie haben keinen Begriff, meine Herren“, sagte er zu den erregten Gesandten, welche ihn in dichtem Kreise umgaben, „mit welcher hauteur und arrogance die preußische Majestät mich - mich den Abgesandten des Kurfürsten behandelte!“ „Je me fiche de tous petits princes de l'empire“ waren seine Worte, „je leurs ferai voir, ce que c'est de se frotter contre le roi de Prusse. Je finirai cette affaire, que j'ai si glorieusement commencé à la pointe de mon épée; je me moque de tous les conclusum et Reichsgutachten de la Diette et je ferai bien un jour décamper tous ces Messieurs de Ratisbonne!“
Bei diesen Worten waren Manche der alten Herren, welche ihr langjähriges behagliches Stillleben in Regensburg so jäh bedroht sahen, erschrocken zurückgefahren und hatten Befehl gegeben, mit dem Packen der Koffer zu beginnen, aber - ganz in der Stille, damit nicht der Nachbar davon erfahre und seinem Hofe Bericht erstatte.
Da war die Freudenbotschaft von Kollin gekommen. Alle Besorgnisse waren verschwunden; man beglückwünschte sich, schüttelte einander die Hände und drehte dem Baron Plotho, dem mancher vorsichtige Diplomat bereits wieder ein freundliches Gesicht gezeigt hatte, stolz den Rücken. Der Kurfürst von Brandenburg war ja verloren, unwiederbringlich verloren! „Es ist probabel“, schreibt Baron Teuffel nach Schwerin, „dass man noch in diesem Jahre die Friedenssonne in dem deutschen Vaterlande wieder scheinen sieht“; und schloss höhnend: „Nach einer so decisiven Victoria wird sich jeder Reichsstand nunmehr wohl von selbst pressieren, seine Truppen marschieren zu lassen!“
Und so geschah es auch. Anfangs August war die Reichsarmee in einer Stärke von 30.000 Mann bei Fürth versammelt und in die Operationskasse ein Kriegsschatz von 219.352 Fl. 48 Kr. und 3 1/3 Pf. (!) eingezahlt. Zum Oberbefehlshaber dieses auserlesenen Kriegsvolks hatte der Kaiser den Prinzen von Hildburghausen ernannt.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mecklenburg und der 7jährige Krieg