Sternberg

Das Jahr der Stiftung der Stadt Sternberg im Lande Warnow ist nicht bekannt, da in einem Brande der Stadt kurz vor dem 24. Februar 1309 sämtliche alte Urkunden untergegangen sind; wahrscheinlich ist sie nach d. J. 1222 gegründet. Sicher stand sie Joh. 1234, da sie an diesem Tage von dem Fürsten Pribislav von Parchim und Richenberg zuerst genannt wird. Wahrscheinlich ist sie in diesem Jahre oder kurz vorher von diesem Fürsten gestiftet, da die Stadt nach der Privilegienbestätigung vom 24. Febr. 1309 Parchimsches Recht hatte, dieselbe noch in der Herrschaft dieses Fürsten lag und dieser im J. 1234 kaum mündig und Stifter des Fürstenhauses Parchim geworden war, um d. J. 1256 kam Sternberg an die Fürsten von Mecklenburg. Diese hatten ihre Residenz zu Wismar. Die aufblühende Hansestadt ward aber übermütig und legte den Fürsten manche Hindernisse in den Weg. Deshalb und weil Sternberg in der Mitte aller Landesteile lag, erwählte der große Fürst Heinrich der Löwe (1301 – 1329) die Stadt Sternberg, in und bei welcher schon im vorigen Jahrhundert öfter Fürsten- und Landesversammlungen gehalten waren, zu seiner Residenz. Die Regierungszeit dieses Fürsten ist die glänzendste in der Geschichte des Landes und der Stadt Sternberg. Als im J. 1310 das trotzige Wismar dem Fürsten sogar die Tore verschloss, feierte dieser glänzend die Vermählung seiner Tochter Mechthild mit dem Herzoge Otto von Lüneburg in der kaum aus der Asche erstandenen Stadt Sternberg. Der Fürst ließ sich nun in Sternberg ein Schloss bauen; viele Ritter zogen in die Stadt und gaben einer Straße bei dem fürstlichen Hofe den Namen Ritterstraße und gründeten eine geistliche Gesellschaft, den Ritterkaland; die Geistlichkeit war zahlreich; die Bürgerschaft kam zur Blüte, viele geistliche Stiftungen, Armenhäuser, Brüderschaften und Gilden entstanden; der Kirchenturm konnte (1322) stark und schön neu gebaut werden. Die Stadt war im 14. Jahrhundert nach den Seestädten und den Vorderstädten und nächst Malchin die bedeutendste Landstadt in Mecklenburg, da sie in dieser Zeit zum Kriege 20, ja im J. 1506 noch 40 Gerüstete zu stellen hatte, mehr als alle anderen Landstädte; daher entstanden die ,,Burgen“ an den Stadtgrenzen und ein „Tiergarten“, dessen Stelle man noch im 16. Jahrhundert kannte. Heinrich der Löwe starb am 21. Jan. 1321 zu Sternberg und ward in der fürstlichen Familiengruft zu Doberan begraben. Seine Witwe Agnes hatte noch lange ihren Witwensitz zu Sternberg und nannte sich Herrin des Landes Sternberg. Nach ihrem Tode teilten ihre Stiefsöhne Albrecht und Johann im Jahre 1352 das Land und der Jüngere erhielt außer dem Lande Stargard auch das Land Sternberg, welches nun bis zum Erlöschen seines Stammes (1471) bei der Linie Mecklenburg-Stargard blieb; Johann nannte sich zuweilen selbst Herr von Stargard und Sternberg. Sein Enkel Johann UI. von Stargard wohnte zu Sternberg und ward hier 1439 begraben.

Was die Stadt Sternberg durch das Aussterben des ihr geneigt gewesenen Fürstenhauses verlor, erhielt sie durch eine viel besprochene Begebenheit wieder ersetzt. Im J. 1492 hatten mehrere Juden sich von einem Priester, Peter Däne, zwei Hostien zu verschaffen gewusst, welche sie auf einer Hochzeit mit Messern durchbohrten, worauf Blut aus den Wunden rann; die bestürzten Juden gaben die Hostien dem Priester zurück, welcher sie auf dem verfallenen Fürstenhofe eingrub, aber von Gewissensangst gefoltert die Sache selbst anzeigte. Die Juden, 25 Männer und 2 Weiber, wurden auf dem später hiervon sogenannten Judenberge, der Priester vor Rostock verbrannt. Der Herzog Magnus aber ließ nicht allein an der Stelle, wo die Hostien vergraben gewesen waren, eine kleine Kapelle, sondern auch an dem südwestlichen Ende der Kirche eine Kapelle zur Verehrung der Hostien oder des Heiligen Blutes, die Heilige Bluts-Kapelle, erbauen. Die Hostien erzeigten sich bald wundertätig und Sternberg ward ein so sehr besuchter und berühmter Wallfahrtsort, wie es kaum ein anderer zu der Zeit war. Als nun Reichtum und Glanz sich mehrten, stiftete der Herzog auf dem Fürstenhofe (zwischen der Ritter- und der Mühlenstraße und der Stadtmauer, der Kirche gegenüber) im J. 1500 ein Augustiner-Mönchs-Kloster, von welchem längst jede Spur verschwunden ist. Aus allen diesen Gründen besaß Sternberg eine zahlreiche, vornehme und reiche Geistlichkeit, als im J. 1533 der Priester Faustinus Labes zuerst das Evangelium predigte und harte, jedoch siegreiche Kämpfe mit den papistischen Geistlichen zu bestehen hatte.


Durch den Untergang des Katholizismus verlor die Stadt allerdings viel. Jedoch ward im J. 1572 bestimmt, dass fortan die Landtage auf dem Judenberge bei Sternberg und im Jahre 1621, dass sie umschichtig zu Sternberg und Malchin gehalten werden sollten, und im J. 1622 ward das Hof- und Landgericht zu Sternberg als ein beständiger, höchster Gerichtshof angeordnet. Aber grade von jetzt an sank die Stadt immer mehr. Mit dem Hof- und Landgerichte ging es zuerst nicht ganz nach Wunsch; Wallenstein nahm es auf einige Zeit nach Güstrow. In den folgenden Jahren litt die Stadt durch unerhörte Kriegsdrangsale und die Pest so sehr, dass sie im J. 1638 fast ganz verödet war. Um das Unglück voll zu machen, verzehrte am 23. April 1659 ein Brand, der auch die Kirche ergriff, die ganze Stadt. Da für die Wieder - Errichtung des Hof- und Land-Gerichts jetzt die nötigen Mittel und Gelegenheiten fehlten, so ward dasselbe im J. 1667 von Sternberg nach Parchim verlegt. Eine neue Feuersbrunst richtete im J. w großen Schaden an. An demselben 23. April des J. 1741 brannte die Stadt noch einmal völlig ab; auch die Kirche brannte dies Mal aus, und Turmspitze und Gewölbe stürzten ein. Seit 1774 ist Sternberg der Sitz einer Superintendentur.

Auf unserem Bilde sehen wir den Marktplatz der Stadt Sternberg und die Mühlenstraße hinab: in der Mitte die im 13. Jahrhundert erbaute, schöne Kirche mit dem 1322 aufgeführten Turm und dem Dache der Heil. Bluts-Kapelle rechts an der Kirche, links von der Kirche das frei am Markte stehende Rathaus, in welchem die Landtagsversammlungen gehalten werden und früher das Hof- und Landgericht bestand, im Hintergrunde rechts, an der Mühlenstraße, die Stelle des ehemaligen fürstlichen Schlosses und später des Klosters, hinter der jetzigen Superintendentur.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mecklenburg in Bildern 1845