Prillwitz

Prillwitz muß in der heidnischen Zeit ein Ort von Bedeutung gewesen sein, da es das ganze Mittelalter hindurch eine ungewöhnliche Rolle spielt. Man vermuthet, und zwar mit Recht, daß hier der berühmte wendische Tempelort Rethta gestanden habe; die Beschreibungen und Entfernungen stimmen alle dafür, wenn auch die vor vielen Jahren hier allgeblich gefundenen Götzenbilder die Annahme nicht zu bestärken im Stande sind, da ihre Aechtheit stark und gründlich angefochten ist; aber viele erhabene Heidengräber stehen um Prillwitz umher. Nachdem das Kloster Broda das Gut verloren hatte, ward es Lehn der Herren von Peccatel, welche schon in der Mitte des 13. Jahrhunderts im Besitze von Prillwitz erscheinen; es ward ihre Hauptburg und die Herren von Peccatel werden nicht allein ,,Ritter“, sondern auch „Burgmänner von Prillwitz“ genannt, woraus hervorzugehen scheint, daß die Burg eine wendische Fürstenburg und die von Peccatel nach pommerscher Weise „Schloßgesessen“ gewesen seien. Hieraus läßt es sich denn auch erklären, daß Prillwitz, wie Cummerow, in den Urkunden des Mittelalters bis in das 16. Jahrhundert oft eine ,,Stadt“ oder ein ,,Städtchen“ genannt wird. Nachdem das Land Stargard an Meklenburg gefallen war, wurden die von Peccatel wiederholt mit Burg und Stadt Prillwitz von den meklenburgischen Fürsten belehnt, mußten sich dabei aber gegen diese zur Oeffnung der Burg verpflichten. Zu dem Schlosse gehörten viele andere Güter umher, wie Weisdin, Blumenholz, Usadel, u. s w. Schon im Jahre 1408 verkauften die von Peccatel einen Viertheil des Schlosses mit vielen Gütern an den Ritter Joachim von Heidebreke auf Clempenow und im Jahre 1505 ging dieser Bestiz an den Ritter Bernd Maltzan auf Penzlin über. Seit dem 15. Jahrhundert zertheilte sich der Besitz immer mehr, bis Prillwitz im 16. Jahrhundert in den Besitz der von Blankenburg kam. Im Jahre 1720 ging es durch Kauf an die von Bredow über. Im Jahre 1795 kaufte der Herzog Carl das Gut mit seinen Zubehörungen von dem Landrath von Bredow und es ward nun zum Sommerbesuche für die fürstliche Familie eingerichtet und in der reizenden Gegend mit schönen Gartenanlagen geschmückt, welche der Gegenstand großer Theilnahme in der Gegend sind. Auf unserem Bilde sehen wir im Garten eine Warte, von welcher man eine reizende Aussicht genießt, und links noch einige Trümmer der alten peccatelschen Burg.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mecklenburg in Bildern 1845