Goldberg

Die Stadt Goldberg, an der Mildenitz und in der Nähe eines großen Sees gelegen, ist ein alter Ort und bestand schon früh als Dorf unter dem Namen Goltz. Nach der Befestigung und neuen Einrichtung des nahen Nonnenklosters Dobbertin erhielt dieses auch das Patronatrecht über die Kirche zu Goltz am 9. Juli 1231 geschenkt. Bei der großen Landestheilung 1229 ward auch diese Gegend dem Fürsten Pribislav von Parchim-Richenberg nach dessen Volljährigkeit zur eigenen Herrsschaft zugetheilt. Dieser stiftete denn auch im J. 1248 an der Stelle des Dorfes Goltz die Stadt Goldberg und schenkte ihr ein dem parchimschen Rechte ähnliches Stadtrecht, wodurch nach und nach das parchimsche Recht in Goldberg herrsschend ward. Zwar mag es mit dem Aufbau und der Bevölkerung der Stadt nur langsam gegangen sein, da noch im J. 1261 der Bischof von Schwerin dem Kloster Dobbertin die Zehnten aus dem ,,Dorfe“ Goldberg schenkte; nachdem aber im J. 1257 der Fürst Pribislav seine Regierung niedergelegt hatte und die Länder Plau und Goldberg an das Fürstenhaus Werle übergegangen waren, hatte sich Goldberg lange Zeit der Gunst der werleschen Fürsten zu erfreuen.

Im J. 1316 wurden die werleschen Länder in zwei Haupttheile getheilt. Der Fürst Johann III. erhielt außer den Ländern Malchow, Stavenhagen, Teterow, Laage und Malchin auch die Länder Parchim und Goldberg. Da die Stadt Parchim aber schnell an Macht und Reichthum wuchs und, wie alle größeren Städte Meklenburgs, den unmittelbaren Einfluß der Fürsten abzuwehren suchte, so erbauete der Fürst, vielleicht des nahen Klosters Dobbertin wegen und um nicht zu ferne von seiner Hauptstadt Parchim zu sein, zu Goldberg ein Schloß und verlegte seine Residenz in dasselbe. Seitdem tritt in die Geschichte eine fürstliche Linie Werle-Goldberg, welche fast das ganze 14. Jahrhundert hindurch zu Goldberg residirte. Mit dem Aussterben der Linie im J. 1375 verlor Goldberg die Residenz und damit einen großen Theil ihres Ansehens. Von dem alten Schlosse steht auf dem großherzoglichen Domanial-Amte noch eine Seite; der größere und älteste Theil ist vor einigen Jahren abgebrochen.


Außer den Fürsten hatte auch das Cistercienser-Mönchskloster Neuenkamp (jetzt Franzburg in Schwedisch-pommern) einen Hof (oder Mönchhof) zu Goldberg. Seit alter Zeit besaß nämlich dieses Kloster die bei Goldberg gelegenen Güter Zidderich und Below und mehrere andere Güter in der Gegend von Plau; daher erstrebte es schon im J. 1295 eine Hofstelle zu Goldberg und gewann im J. 1311 einen größern Hof und damit und nach und nach sehr viele Ackerstücke, Wiesen u. s. w. auf der fruchtbaren Stadtfeldmark.

Seit dem 15. Jahrh., namentlich seit dem Aussterben des Fürstenhauses Werle 1436, hat die Stadt bis auf die neuesten Zeiten keine merkwürdigen Schicksale erlebt. Auf dem alten Schlosse hatte seit alter Zeit ein fürstlicher Vogt, in neueren Zeiten ein Domainen–Amt seinen Sitz; die Amtssäßigkeit, in welcher sich früher die Stadt befand, ist jedoch im Jahre 1769 aufgehoben. Ebenso ward im J. 1571 bei der Bestätigung der Privilegien der Gebrauch des parchimschen Rechts abgeschafft.

In den neueren Zeiten hat Goldberg durch eine wichtige Entdeckung Ruf und Lebhaftigkeit gewonnen. Der Boden der Gegend von Goldberg ist sehr reichhaltig an mineralisschen Erzeugnissen. Am nahen goldberger See liegt z. B. viel Sand, der so sehr eisenhaltig ist, wie an wenig anderen Orten; auch finden sich Kalkadern und Mineralquellen an verschiedenen Stellen. Im J. 1816 entdeckte aber der Apotheker und Senator Kychenthal unmittelbar neben der Stadt eine sehr reichhaltige und wirksame Stahlquelle, welche der Besitzer unter Beförderung des Großherzogs Friedrich Franz zu einer Brunnen- und Badeanstalt benutzte, welche schon am 1. Julius 1817 mit allen nöthigen und zweckmäßigen Einrichtungen eröffnet ward. Der Gebrauch des Wassers bewirkte sehr bald mehrere auffallende Heilungen und der Besuch des „Brunnens“, sowohl der Heilung, als des Vergnügens wegen war in den ersten Jahren außerordentlich groß. Theils, mochte aber diese Ueberfüllung, theils die Errichtung eines Stahlbades zu Doberan Leidende von Goldberg zurückhalten, und die Anstalt ward bald fast gar nicht mehr besucht. Da sich aber die Wirksamkeit des Heilwassers fortdauernd bewährte, so hat sich in den neuesten Zeiten die Zahl der Brunnengäste wieder vermehrt und es steht zu erwarten, daß die Quelle mit der Zeit ein fest begründetes Dasein erhalten werde; gegenwärtig wird der Brunnen von Kranken wieder schon so stark benutzt, wie je zuvor.

Die Stadt Goldberg ist zwar nur klein, ist jedoch freundlich gebauet. Die Feldmark ist fruchtbar und in einigen Gegenden ungewöhnlich üppig. Sind auch die allernächsten Umgebungen der Stadt nicht schön, so bietet doch der nicht ferne, große goldberger See hübsche Aussichten und das nahe, reizende Kloster Dobbertin mit seinen schönen Seeufern Gelegenheit zu angenehmen Ausflüchten. Auf unserem Bilde sehen wir rechts am Ende das großherzogliche Amt, links vom Amte den ,,Brunnen.“

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mecklenburg in Bildern 1845