Die Mecklenburgische Artillerie

Eine regelmäßig eingerichtete Feld-Artillerie erscheint in Meklenburg erst zur Zeit des siebenjährigen Krieges; vor demselben befanden sich bei den Truppen nur einige größere Geschütze, welche Regimentsstücke hießen und durch Bauerpferde fortgeschafft wurden. Am 2. Mai 1761 ward aber bestimmt, daß jedes der 3 Infanterie-Regimenter 2 Regimentsstücke haben solle, eiserne Dreipfünder, welche in Schweden angefertigt wurden. Nach Beendigung der Krieges ist lange Zeit hindurch keine Rede von einer meklenburgischen Feldartillerie, und bis zum J. 1806 befanden sich nur unbedeutende Artillerie-Abtheilungen zu Schwerin und Dömitz zur Wartung der vorhandenen Geschütze. Die Uniform dieser Artillerie war für die damalige Zeit sehr glänzend: hellblaue Röcke mit schwarzen Umschlägen und mit goldenen Litzen besetzt, gelbes Unterzeug, hohe schwarze Tuchkamaschen, Hüte mit einer schmalen goldenen Tresse, gelbes Lederzeug; die Officiere trugen goldene Achselbänder.

Als im J. 1808 Meklenburg dem Rheinbunde beitrat und eine neue Militaireinrichtung stattfand, ward eine Artillerie-Compagnie errichtet und unter den Befehl des Majors von Colleville gestellt, eines ausgewanderten französischen Seeofficiers, welcher in Ludwigslust lebte und jetzt als Artilleriehauptmann angestellt ward. Diese Compagnie, aus 4 Officieren, 6 Unterofficieren, 49 Kanonieren etc. bestehend, erhielt Grabow zur Garnision. Im J. 1809 schloß sich diese Artillerie mit 6 mit Bauernpferden bespannten Gesschützen in Damgarten den Contingentstruppen an. Diese Geschütze fielen jedoch in die Hände des schillschen Corps.


Bis zur Erhebung gegen Frankreich im J. 1813 blieb die Artillerie in ihrem mangelhaften Zustande. Dann aber löste sich die Compagnie gänzlich auf und es wurden im Frühling des J. 1813 zwei Gesschütze ausgerüstet und unter dem Befehle des Lieutenants von Rhein der Infanterie zugetheilt.

Während des Feldzuges des Marschalls Davoust in Meklenburg erhielt die Artillerie am 27. Angust 1813 auf Befehl des Kronprinzen von Schweden zwei englische Sechspfünder nebst vollständiger Ausrüstung, mit denen sie am 28. Aug. an dem Gefechte von Retschow Theil nahm. Auch in dem heißen Gefechte bei Schlagbrügge am 6. Oct. 1813 war sie thätig. Da aber eine so geringe Artillerie ohne Ansschluß an ein größeres Ganzes nicht wirksam genug sein konnte, so beorderte der Kronprinz von Schweden am 18. Dec. 1813, daß die meklenburgischen Geschütze einstweilen an die Schweden abgegeben wurden; die Mannschaft blieb bei der Infanterie.

Im ersten Feldzuge gegen Frankreich erhielt die Artillerie vor Jülich im März 1814 ihre Geschütze von den Schweden zurück und noch 2 englische Haubitzen dazu. Nach der Rückkehr der meklen-burgischen Truppen im J. 1814 kam die Artillerie nach Schwerin in Garnison.

Beim Wiederausbruche des Krieges im J. 1815 wurden mit den Truppen wieder 2 Geschütze ins Feld gesandt, welche während der Belagerung der Festungen Moutmedy und Longwi das Hauptquartier des Erbgroßherzogs deckten. Nach der Rückkehr erhielt die Artillerie Schwerin als Garnisonsort.

Bei den neuen Einrichtungen im J. 1821 ward auch der Artillerie größere Sorgfalt zugewandt. Nach der großherzoglichen Verordnung vom 18. April 1821 ward in Gemäßheit der Bundesbeschlüsse eine fahrende Batterie Sechspfünder von 6 Kanonen und 2 Haubitzen mit einer Bedienung von 310 Mann (mit Einsschluß von 36 Pionnieren und Sappeuren) in 2 Compagnien in Schwerin errichtet und unter die Oberleitung des Majors von Martius und den Befehl des aus kurhessischen Diensten berufenen Capitains (nachmaligen Artillerie-Majors, jetzigen Obersten und Commandanten) von Huth, als Batteriechefs, gestellt. Im Juni 1821 trafen die Kanonen aus Berlin ein und im Sept. 1822 ward der Artillerie bei Buchholz unweit Schwerin ein Platz zu ihren Schießübungen und anderen Arbeiten angewiesen, welche zuerst am 25. Sept. mit Erfolg begannen und bis heute rühmlichst fortgesetzt sind. Im J. 1824 erhielt die Artillerie den ersten Mörser.

Seit dieser Zeit hat sich die meklenburgische Artillerie, welche jetzt unter dem Commando des Majors Scheffer steht, wissenschaftlich und practisch rastlos immer weiter fortgebildet, so daß sie jetzt zu der besseren im deutschen Bundesheere gezählt werden kann.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mecklenburg in Bildern 1845