Malchow

Das Kloster Malchow oder Alt-Malchow liegt an der Wasserverbindung zwischen dem Flesen- und dem Plauer-See, auf hohem Ufer, der Stadt Malchow gegenüber, mit welcher es gegenwärtig durch eine Fähre verbunden ist, in einer reizenden, belebten Gegend.

Das Kloster für Augustinerinnen bestand in frühem Zeiten, unbestimmt seit wann, sicher vor dem J. 1273, in der im J. 1227 gegründeten Neustadt Röbeln. Das Kloster war aber arm und konnte um so weniger in der kleinen Stadt in Aufnahme kommen, als daselbst im J. 1285 noch ein Dominikaner-Mönchskloster gestiftet ward und zwei Archidiakone, oder Pröpste des Bischofs von Schwerin und des Bischofs von Havelberg, in der Stadt ihren Sitz hatten. Daher verlegte der Fürst Nicolaus von Werle, um beiden Klöstern zur Hülfe zu kommen, um Pfingsten des J. 1298 das Kloster nach dem Orte Alt-Malchow und gab den Dominikanern den Nonnenhof in Röbel. Der Fürst machte dadurch das Nonnenkloster zu einem Feldkloster, indem er demselben den nicht mehr von den Fürsten bewohnten Ort Alt-Malchow mit dem Burgwalle schenkte, nachdem im J. 1235 die neue Stadt am andern Ufer gegründet war, und den Nonnen erlaubte, neben der schon stehenden Kirche zu Alt-Malchow ein Kloster zu erbauen. Seit dieser Zeit blühte das Kloster kräftiger empor und erwarb durch fremde Mildthätigkeit und eigene Wirthschaft bald einen Grundbesitz von mehr als 2 Quadratmeilen Oberfläche. Wahrscheinlich liegt das Kloster und der Ort Alt-Malchow an der Stelle der in dem letzten sächsischen Kreuzzuge berühmt gewordenen wendischen Feste Malchow, bei welcher Heinrich der Löwe im J. 1164 mit einem großen Heere lagerte und sich in seiner Rache so sehr vergaß, daß er hier den Fürsten Wartislav, Pribislavs Bruder, henken ließ; doch liegt eine Viertelstunde weiter aufwärts auf dem Felde des Klosterdorfes Laschendorf am Wasser noch ein mächtiger Burgwall (Weiberberg, Pritzburg oder Werleburg genannt), welcher mehr das Ansehen einer alten Feste hat, als Alt-Malchow.


Die Kirche ist ein Rechteck ohne Kreuz- und Seitensschiffe, ohne Wölbung und Pfeiler, ohne allen architectonischen Schmuck, in der bekannten Bauweise des Uebergangsstyls, hat nur geringe Ausdehnung und ist den Dorfkirchen aus dem Anfange des 13. Jahrhunderts ähnlich. Ohne Zweifel ist diese Kirche, wenigstens im Chor, noch die den Nonnen im J. 1298 übergebene alte Kirche von Alt-Malchow; denn nach dem J. 1298 würde man ein ganz anderes Gebäude aufgeführt haben, als diese schlichte Kirche, mit einem viereckigen Chor aus Feldsteinen; möglich ist es jedoch, daß das Schiff ein jungerer Bau ist. Gegenwärtig wird von dem Baurath Buttel zu Neu-Strelitz, dem Erbauer des neubrandenburger Thurms, ein neuer Thurm aus reicher Ziegel-Architectur an der Kirche aufgeführt. Neben der Kirche liegt der Kreuzgang, in und an welchem sich die Wohnungen für die 15 Conventualinnen befinden; die Hälfte des Kreuzganges ist im Erdgesschosse noch alter Bau, alles andere ist neu. Neben dem Kloster liegen die Beamtenwohnungen und Wirthschaftsgebäude.

Wir sehen auf unserem Bilde das Kloster mit dem neuen Thurme von der durch Tuchweberei, Fischerei und Kahnschifffahrt sehr belebten kleinen Stadt Malchow.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mecklenburg in Bildern 1844