Dobbertin

Das Kloster Dobbertin liegt in einer angenehmen Gegend an einem See (Jawir oder Jauer, jetzt noch Jager, gewöhnlich Dobbertiner See genannt) in der Nähe der Stadt Goldberg. Schon der Fürst Borwin I. stiftete hier, unbestimmt um welche Zeit, der Sage nach im Jahre 1222, ein Mönchskloster Benedictiner-Ordens. Im Vereine mit seinen beiden Söhnen verwandelte derselbe Fürst (vor 1225) das Mönchskloster in ein Nonnenkloster. Am 28. August 1227 bestätigten die beiden ältesten Enkel Borwins I., Johann und Nicolaus, das Nonnenkloster, am 27. Oct. 1238 bestätigte es der Bischof Brunward von Schwerin und erst im J. 1243 verzichtete das Mutterkloster zu Stade, welches die lange widerstrebenden Mönche wieder aufgenommen hatte, auf alle Ansprüche. Wahrscheinlich begann erst im J. 1238 mit der bischöflichen Bestätigung die Festigkeit und Blüthe des Nonnenklosters.

Das Kloster Dobbertin wuchs bald an Ansehen und Reichthum und erfreuete sich der besondern Gunst des werleschen Fürstenhauses, um so mehr, da es das älteste Feldkloster im Lande Werle war. Daher ward auch dem Propste ein Archidiakonat oder die geistliche Aufsicht im Namen des Bischofs über mehrere Kirche in der Nähe übertragen. Durch die Gunst der Verhältnisse erwarb es eine große Menge von Landgütern (an 4 Quadratmeilen), von denen eine Hauptgruppe in der Nähe des Klosters, eine andere mit mehr sandigem Boden in der Nähe der Müritz liegt. Für die letztere hatte das Kloster einen Hof mit Magazinen zu Röbel und auf demselben einen Verwalter, welcher, da das Kloster unter dem Regiment eines Propstes stand und auch zu Röbel mehrere Pröpste wohnten, scherzhafter Weise „Sandpropst“ genannt ward, wovon denn die ganze Gütergruppe den Namen Sandpropstei erhielt.


Der mit Laubgängen und Anlagen geschmückte, angenehme, sehr weltläuftig gebauete Ort, der wie Ein großer Garten erscheint, besteht aus zwei Theilen: dem Kloster umnittelbar am See und dem etwas davon entfernt liegenden Flecken. Das Kloster besteht aus der Küche, an welche sich der Kreuzgang lehnt, um den wieder die Wohnungen der 32 Conventualinnen und demnächst des Klosterhauptmanns und der übrigen Klosterbeamten liegen. Die Kirche ist ein einfaches, hohes Gebäude, ohne Kreuz- und Seitensschiffe. Der hohe Chor der Conventualinnen im westlichen Theile der Kirche wird von einem niedrigen Gewölbe getragen, welches ausgezeichnet schön gebauet ist und ohne Zweifel noch der ersten Kirche und der ältesten Zeit des Klosters angehört. Der östliche Theil ist in Jüngern Zeiten, etwa im 14. Jahrhundert, angesetzt und zu gleicher Zeit ist der westliche Theil über der alten Wölbung so hoch wie der östliche Theil erhöhet. Gegenwärtig erhält die ganze, bisher sehr schmucklose Kirche unter der Leitung des Hofbauraths Demmler Schwerin einen Mantel mit reicher Architectur aus Ziegeln im Spitzbogenstyl; derselbe Baumeister hat vor einigen Jahren den sehenswerthen Thurm, bis vor kurzem das einzige neuere Gebäude dieser Art in Meklenburg-Schwerin, nach einem Entwurfe des Bauraths Schinkel zu Berlin mit reicher und tüchtiger Verzierung aus gebrannten Ziegeln neu aufgeführt. Der Kreuzgang lehnt sich seltener Weise mit einer Ecke an das Westende der Kirche; die beiden dem Westende der Kirche zunächst stehenden Seiten stammen ebenfalls aus der ältesten Zeit des Klosters und sind in einem würdigen Style, welcher noch Reste des uralten Rundbogenbaues trägt, ausgeführt; die beiden andern Seiten, namentlich die prächtige südliche, stammen aus der besten Zeit des Spitzbogenstyls.

Auf unserm Bilde haben wir einen Blick in das Kloster vom Klosterhofe: im Hintergrunde die Kirche mit dem Kreuzgange, rechts davon die ersten Conventualinnen-Wohnungen, links Beamtenwohnungen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mecklenburg in Bildern 1844