Die meklenburg-strelitschen freiwilligen Husaren 1813–1816

Unter den Fürsten Deutschlands waren die Herzoge von Meklenburg-Schwerin und Strelitz neben dem Könige von Preußen die ersten unter den deutschen Fürsten, welche im J. 1813 ihr Volk zum Kampfe gegen die Gewaltherrschaft Frankreichs unter die Waffen riefen. Nachdem der Herzog Friederich Franz von Meklenburg-Schwerin schon am 25. März 1813 das Volk aufgeboten hatte, erließ der Herzog Carl von Meklenburg-Strelitz am 30. März eine offene Erklärung an sein Volk und zugleich einen Aufruf an die streitbare Mannschaft, sich zur Bildung eines Husaren-Regiments freiwillig zu stellen. Auf diese Aufforderung des edlen Fürsten drängten sich alsbald von allen Seiten so viel Kampflustige herbei, daß dem mit der Bildung der Schaar beauftragten wackern Anführer, Obristlieutenant von Warburg, die Auswahl schwer fiel und nicht nur eine Aushebung zur Bildung eines Contingents unnöthig ward, sondern auch sehr viele Meklenburg-Strelitzer in fremde, namentlich in preußische Kriegsdienste, und hier vorzüglich zu den Lützowern, gingen. Am 10. April hielt der Herzog einen Convocations-Tag zu Neu-Brandenburg, um mit den Ständen die Rüstung zum Kriege gegen Frankreich zu berathen; in allen Verhandlungen zu Hause erwarb sich der Minister v. Oertzen rühmlichen Andenkens große Verdienste. Ueberall zeigte sich bei der Bildung des Regiments eine glühende Vaterlandsliebe; die Stände bewilligten große, freiwillige Mittel an Geld und Pferden; der Herzog opferte das ganze fürstliche Silbergeräth, die Prinzessin entkleidete sich ihres kostbaren Schmuckes; die Zünfte und Gilden weiheten ihre Becher und Schilde, jedermann die in der Zeit der Gefahr unnöthigen Kostbarkeiten; Geld brachte jeder dar nach seinen Kräften. Und so ward in sehr kurzer Frist die Rüstung möglich gemacht für ein kleines Land eine bedeutende Anstrengung; das aus der Blüthe der vaterländischen Jugend errichtete Husarenregiment, welches durch seine hochherzige Tapferkeit unvergänglichen Ruhm erwarb, stand durch Aufbietung aller Kräfte in dem beispiellos kurzen Zeitraume von 2 Monaten völlig ausgerüstet und hinreichend geübt unter den Waffen. Das Regiment der Husaren war auf 4 Schwadronen, jede zu 120 Pferden, gebracht, wozu noch eine Abtheilung freiwilliger Jäger zu Pferde von 60 Mann stieß, welche sich auf eigene Kosten ausrüsteten und auf Verpflegung nur während ihrer Dienstzeit Anspruch hatten; die Jäger waren zum schnellern Felddienst zu Vorposten, Sendungen u. s. w., im Allgemeinen zur Sicherheit des Regiments bestimmt, thaten keinen Wachdienst, hatten alle Unterofficiers-Rang und traten bei gehöriger Befähigung sogleich als Wachtmeister oder Officiere in Lücken ein. Am 29. Junii brach das Regiment von Strelitz auf, um über Berlin, Frankfurt a. O., Züllichau, Trachenberg, Ohlau zum 1. preußischen Armee-Corps unter dem General von York, der zu der Befreiung Deutschlands die Bahn gebrochen hatte, zu stoßen, und ward unter die von dem Herzoge Carl von Mecklenburg-Strelitz befehligte 2te Brigade gestellt. Zuerst nahm das Regiment alsbald an den denkwürdigen Thaten des schlesisschen Heeres unter Blücher nicht unrühmlichen Antheil. Am Greditzberge wechselten seine Plänkler am 19. August die ersten Schüsse; bei Löwenberg erlitt die 2te Schwadron am 21. Angust beim Verfolgen französischer Chasseurs die ersten Verluste; am 23. August bestand das ganze Regiment bei Goldberg, wo der tapfere Prinz Carl mit der Fahne in der Hand die Truppen ins Feuer führte, einen heißen Kampf mit manchem schmerzlichen Verluste so rühmlich, daß viele Officiere, Jäger und Husaren mit dem eisernen Kreuze belohnt wurden. Am 26. August nahm das Regiment thäthigen Antheil an der siegreichen Schlacht an der Katzbach und war bei den Bewegungen des schlesischen Heeres während des Monats September, bald beim Vortrabe, bald beim Nachtrabe, in Thätigkeit. Beim Elbübergange bei Wartenburg am 3. Oct. half es mit dem 2ten Leibhusarenregiment (dem alten schwarzen) die ruhmvolle Entscheidung des Tages herbeiführen, half das westphälische Gardereiterregiment in die Flucht jagen, nahm dessen Anführer nebst vielen Leuten und Pferden gefangen, brachte eine fliehende würtembergische Batterie zum Stillehalten, die gezwungen ward, auf die Franzosen zu feuern, sprengte dann allein, zu einem neuen Angriffe beordert, über Gräben und Dornengestrüpp unter dem Feuer zweier feindlichen Vierecke auf französische Kanonen und Munitionswagen, die erbeutet wurden, und errang sich die anerkennende Belobung seines heldenmüthigen Brigadiers, des „Helden des Tages“, und seiner Kameraden, welche von dem Tage an die meklenburgischen Husaren gleich den alten Todtenköpfen mit dem Ehrennamen ,,Heurich!“ begrüßten. Am 16. Oct. nahm es nicht minder rühmlichen Theil an derVölkerschlacht bei Leipzig, zwang, als es nach mehrstündigem heißen und bangen Warten im entscheidenden Augenblicke im heftigsten Feuer bei Möckern zum Einhauen kam, ein Viereck der französischen Kaisergarde, die Waffen zu strecken, nahm den Obersten des Regiments, 2 Obristlieutenants, 21 untere Officiere und gegen 500 Gemeine gefangen und erbeutete den Adler des Regiments, den ersten, welcher je genommen ward, und eine Haubitze; nach der Verwundung des Herzogs Carl führte des Regiments tapferer Oberst von Warburg den Befehl der Brigade in der Schlacht. Bei der Verfolgung des von Leipzig abziehenden Feindes war das Regiment bei Freiburg und am Hörselberge thätig und mußte, nach angestrengten Märschen am Rheine angelangt, bei seiner nur noch geringen Anzahl dienstfähiger Leute vom 11 Nov. an einen höchst beschwerlichen Postendienst bei der Einschließung von Kastel übernehmen, bis es, am 30. Dec. abgelöst, mit dem ganzen Corps nach Caub zum Rheinübergange zog. Nachdem es am 2. Jan. 1814 den Rhein überschritten hatte, mußte es den abziehenden Feind beobachtend verfolgen, dann der Bewegung über Kreuznach und Saarbrück nach Metz hin folgend, hielt es diese Festung an der Südostseite einige Tage lang eng eingeschlossen und brach am 26. Jan. mit dem Yorkschen Heerestheile von da weiter in Frankreich vordringend auf. Bei S. Diziers bestand es am 30. Jan. das erste ernstliche Gefecht auf französischem Boden, half dann am 3. Febr. in noch hitzigerm Gefechte bei La Chaussée eine feindliche Carabiniers-Linie auseinander sprengen und Kanonen erbeuten, war beim Kampfe vor Chalons zur Marne am 5. Febr. mit thätig, deckte, nach der Theilnahme an dem Gefechte bei Montmirail am 11., den Rückzug auf Chateau-Thierry am 12., zog mit dem Heere auf Rheims, von da wieder in einer Nacht auf Chalons. Nach einem Tage Ruhe ging es mit dem ganzen, wieder vereinten schlesischen Heere am 18. Febr. gegen Mery an der Seine, brach von da, als Blücher wieder Freiheit erhalten hatte, selbstständig zu operiren, in der Nacht vom 23. auf den 24. über Sezanne nach La Ferté sous Jouarre auf, mehr oder weniger an den Vortrabsgefechten Theil nehmend, und von da den Nachtrab mitbildend gelangte es über Soissons am 8. März in die Aufstellung von Laon. Am 9. nahm das Regiment Theil an der siegreichen Schlacht bei Laon und brach am 12. gegen die Marne auf, die es am 24. bei Chateau-Thierry überschritt, indem es gegen Montmirail vorrückte. Am 26. März griff es vereint mit dem ostpreußischen National-Cavallerie-Regimente einen Zug französischer Ersatzmannschaften der jungen Garde und der pariser Noblegarde zu Pferde an, welche Militaireffecten esecrtirten, half Gefangene und viele Beute machen, nahm am 27. an dem Marneübergange und dem Gefechte bei Trillport, unfern Meaur, thätigen Antheil, gillg am 28. in grauer Frühe durch Meaux und war am 30. März 1814 in der Schlacht von Paris mit seiner Brigade bis hart an die Barriere St. Martin vorgedrungen, wo ein Trompeter des Regiments, den vom Feuern nicht ablassenden Franzosen die Kunde von dem Abschlusse eines Waffenstillstandes überbringend, verwundet ward. Am 2. April brach das Regiment von Boulogne bei Paris auf und erhielt auf der Straße nach Orleans in und um Palaiseau Cantonnement, bis es am 10. von da in die Erholungsquartiere im Norddepartement unfern Calais marschirte.

Die Dienste, welche das junge Regiment in den Feldzügen geleistet hatte, wurden auf vielfach ehrende Weise anerkannt. Eine ansehnliche Zahl der Mannschaft aller Grade hatte das eiserne Kreuz und andere Orden erworben. Das Gouvernement von Berlin übersandte an den Befehlshaber des Regiments einen Ring mit einem orientalischen Topase, welcher die Hand zweier, bei Auerstädt und Dennewitz fürs Vaterland gefallenen Krieger geziert hatte, mit der Bemerkung, daß er für einen verdienstvollen freiwilligen Jäger oder Husaren des meklenburgischen Regiments bestimmt sei; der Befehlshaber ließ unter 9 vorgeschlagenen Kriegern durch das Loos entsscheiden. Die ehrenvollste Anerkennung erhielt das Regiment aber in der von dem Könige Friederich Wilhelm III. ihm verliehenen Standarte, welche mit dem eisernen Kreuze erster Classe geschmückt war.


Am 18. Julii 1814 kehrte eine Abtheilung der Jäger nebst 42 Husaren heim. Das Jäger-Corps ward am 11. Aug. aufgelöst. Erst am 23. März 1815 rückte das Husaren-Regiment aus dem Felde in Neu-Strelitz ein.

Zum Kriege des J. 1815 rückten die Husaren, mit Kraft und Nachdruck wieder völlig gerüstet, am 16. Juni wieder ins Feld. In diesem Feldzuge hatte das Regiment, erst nach der Schlacht von Belle-Alliance zum Bundesheere stoßend, weniger Gelegenheit zur Entfaltung einer bedeutenden Thätigkeit, indem es vorzüglich bei der Einschließung und Belagerung mehrerer französischer Festungen mitwirkte, wobei es am 4. Sept. vor Montmedy mit den meklenburg-schwerinschen Truppen zusammentraf. Nach dem Abschlusse des Friedens trat das Regiment den Rückmarsch an, auf welcheln es am 5. Nov. zu Luxemburg auf ehrenvolle Weise die Standarte mit dem eisernen Kreuze erhielt. Am 21. Dec. 1815 zog das Regiment wieder in Neu-Strelitz ein und ward im März 1816 aufgelöst, den nachkommenden Geschlechtern ein glänzendes Vorbild hinterlassend.

Auf unserm Bilde sehen wir links einen Husaren und rechts einen Jäger. Die Husaren trugen eine Schwarze Jacke mit gelbem Besatz und einen schwarzen Pelz mit gelbem Besatz und mit weißem Pelz verbrämt, graue Reithosen, schwarzes Lederzeug und einen Tzschacko mit weißem Kreuze und der Landeskokarde und mit gelben Fangschnüren. Die Jäger waren im Allgemeinen wie die Husaren gekleidet, nur waren Jacke und Pelz von grüner Farbe mit gelbem Besatz und schwarzen Aufschlägen und Kragen und der Pelz schwarz verbrämt; der Kragen war mit einer goldenen Tresse eingefaßt, der Tzschacko hatte grüne Fangschnüre; sie trugen außer Säbel und Pistolen noch eine großtentheils ausgezeichnete Büchse und alle ein goldenes Portd'epée. Eine eigene Paradekleidung kam mir wenig und zwar nur in den ersten Zeiten zur Anwendung. – Die Pferde, sowohl der Husaren, als der Jäger, hatten große, schwarz tuchene Pferdedecken, mit blau, gelb geränderten Zacken eingefaßt.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mecklenburg in Bildern 1844