Rostock - Neuer Markt um 1820

Nachdem schon im Jahre 1262 die Alt- und Neustadt zu Einer Stadt vereinigt waren, ward im Jahre 1265 die Verwaltung derselben in das Rathhaus auf dem Neuen Markt verlegt, den wir im Bilde vor uns sehen. Das jetzige Rathhaus ist ein sehr altes Gebäude, welches im ursprünglichen Hauptbau aus mehreren neben einander stehenden Giebelhäusern besteht, welche ursprünglich durch einen großen gemeinschaftlichen Giebel im Spitzbogenstyl im Aeußern zu einem Ganzen verbunden sind. Wahrscheinlich ist es in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, der Blüthenzeit der Hanse erbaut, wie das eben so gestaltete Rathhaus zu Stralsund, welches im Jahre 1316 von dem Lösegelde des von der Stadt in der Schlacht im Hainholze gefangenen Herzogs Erich v. Sachsen-Lauenburg erbauet ward. Jetzt ist von dieser Fronte nur noch der Giebel mit den Spitzbogen und den zum Sprichworte gewordenen sieben Thürmchen sichtbar. Schon früh erhielt dieser alte Bau einen Vorbau, der im Jahre 1539, als sich die Landfahrer-Krämer-Compagnie in demselben versammelte, den Namen des Neuen Hauses führte, den er bis heute behalten hat. Nach einer Zeichnung aus dem 16. Jahrhundert war dieser Vorbau schon damals zwei Stockwerke hoch und im Styl der öffentlichen Bauten des 16. Jahrhunderts ausgeführt. Im Jahre 1728 erhielt dieser Vorbau die jetzige moderne Außenseite, welche allerdings dem Style des Ganzen nicht angemessen ist. Unten war schon in alten Zeiten eine offene Halle zu öffentlichen Gerichtssitzungen, die Laube (Löwing) genannt. Im Innern ist auch ein großer, zu Feierlichkeiten oft benutzter, bekannter Saal, welcher nach dem Abschlusse des vom Kaiser bestätigten Erbvertrage mit den Herzögen im Jahre 1575 den Namen Kaisersaal erhielt, weil der Rath hier das Bild des Kaisers Maximilian als Zeichen der kaiserlichen Huld aufhängte, in den neuesten Zeiten aber zum Andenken an den mit dem Großherzoge Friederich Franz I. am 14. März 1827 abgeschlossenen Erbvertrag den Namen Fürstensaal erhalten hat. Der gußeiserne Springbrunnen in der Mitte des geräumigen Marktplatzes ist im J. 1841 an die Stelle der ehemaligen Wasserkunst gesetzt.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mecklenburg in Bildern 1843