Rostock - Ansicht vom Steintore
Auf diesem Bilde sehen wir die Stadt Rostock von der Mitte der Landseite, und zwar das Steinthor, welches in frühern Zeiten der besuchtesten Landstraße von Schwan her sich öffnete und auf dem nächsten Wege zum Markte führt; daher war die „Steinstraße“ wohl in frühern Zeiten gepflastert und führt hiervon den Namen. Das Steinthor war das Hauptthor; unmittelbar vor demselben liegt der Rosengarten mit den „sieben Linden“, der Vergnügungsort der rostocker Bürger in alter Zeit, so wie die belebteste Vorstadt. Daher war aber auch die Stadt von dieser Seite der meisten Gefahr ausgesetzt und am stärksten befestigt. Das Thor hatte nach alter Weise, außer den Vorwerken, mehrere Thorgebäude hinter einander, welche die befestigte Bogenbrücke über den Stadtgraben schützten; zu beiden Seiten standen berghohe, ehrfurchtgebietende Wälle zwischen der Stadtmauer und dem tiefen Stadtgraben. Dies alles ist seit dem Jahre 1832-1836 abgetragen und geebnet und der Platz wird gegenwärtig bebaut. Die letzten Reste der alten starken Befestigung sind doch das Steinthor selbst und der Zwinger vor demselben. Der „Zwinger“ ist ein sehr starker, trefflich gebaueter runder Befestigungsthurm, der früher den Eingang zum Steinthor beherrschte. Nach vielen heftigen Kämpfen mit den Landesherren benutzte die Stadt einige Jahre der Ruhe, für die Sicherheit derselben zu sorgen; im Jahre 1526 bauete sie das nicht mehr vorhandene äußere Thor und 1526-32 den Zwinger daneben. Während neuer Streitigkeiten ließen die Herzöge im Jahre 1566 eine bis an den Zwinger reichende Festung gegen die Stadt auf dem Rosengarten anlegen, welche nach Abschluß des Friedens im Jahre 1575 gänzlich abgetragen ward. Die Stadt aber suchte darauf diese Seite der Stadt möglichst stark zu machen; in demselben Jahre fing sie an, rechts vom Steinthore nach der Warnow hinab die Stadtmauer neu aufzuführen und den jetzt abgetragenen hohen Wall vor dieser Mauer, dem Rosengarten gegenüber, aufzuwerfen. In demselben Jahre 1575 ward auch das Steinthor mit der befestigten, gewölbten Brücke ausgeführt und im folgenden Jahre die Stadtmauer links vom Steinthore erbauet.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mecklenburg in Bildern 1843