Neu-Brandenburg - Die St. Georgen-Kapelle
Die meisten Städte von einiger Bedeutung erhielten schon früh, gewöhnlich bald nach Vollendung der Hauptkirche und noch im 13. Jahrhundert, Armenhäuser mit Kapellen, welche dem H. Georg geweiht waren. Auch Neu-Brandenburg erhielt schon früh ein Armenhaus zu S. Georg vor dem Treptower Thore in der Nähe des Klosters Broda. Diesem Kloster war denn auch ein vollständiger Gottesdienst und die Seelsorge in der Kapelle und dem Armenhause übertragen, wie es beides noch einige Zeit nach der Reformation von demselben ausgeübt ward. Das Kloster besaß dafür den Aalfang am Ausflusse des Tollenze-Sees. Da es diesen im J. 1271 von den Markgrafen von Brandenburg verliehen erhalten hatte, so läßt sich auch annehmen, daß die Kapelle zu jener Zeit ebenfalls unter dem Einflusse des Klosters und des Baues der Marien-Kirche ausgeführt worden sei, wofür denn auch die ganze Tüchtigkeit und Ausstattung des Bauwerkes spricht, welches, so klein es auch sein mag, doch immer von baulicher Bedeutung ist. Weiter ist von der Geschichte der Kapelle bis auf die neuesten Zeiten nichts bekannt. Als sie im Jahre 1826 so baufällig geworden war, daß kein Gottesdienst in derselben mehr gehalten werden konnte, ließ sie der Bruder des regierenden Großherzogs, der hochselige Herzog Karl, welcher den regsten wissenschaftlichen Antheil an der Wiederherstellung der Kunstwerke Neu-Brandenburgs nahm, auf seine Kosten wieder herstellen. Am 18. Sonntage nach Trinitatis 1828 ward zum ersten Male wieder Gottesdienst in der Kapelle gehalten. Uebrigens sind jetzt die Bewohner des nahen Ortes Broda mit den um die Kapelle liegenden Häusern zu derselben eingepfarrt, und S. Georg bildet gewissermaßen eine Vorstadt von Neu-Brandenburg, wie überhaupt die S. Georgen-Kapellen öfter Veranlassung zur Entstehung von Vorstädten gegeben haben.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mecklenburg in Bildern 1843