Meklenburgische Landschlösser - Burg Schlitz

Mag es auch Schlösser geben, welche durch Glanz und prachtvolle Anlagen mehr blenden, an Großartigkeit und Erhabenheit der Natur und der Kunst in den Gartenanlagen kommt keines in Mecklenburg der Burg-Schlitz gleich. Am nordwestlichen Ende des Malchiner Sees auf einer hohen, gebirgsähnlichen, meilenweiten natürlichen Terrasse gelegen, von den prachtvollsten Parkwaldungen umgeben, ragt das Schloss, meilenweit sichtbar, hoch über das ganze Malchiner Seebecken und eine weite, unbegrenzte Landschaft empor und bietet dem Auge einen entzückenden Anblick sowohl über die sinnreichsten Naturanlagen, als über eine paradiesische Gegend. Burg-Schlitz ist ganz eine Schöpfung unseres Jahrhunderts. Der Schöpfer war der Baron Hans v. Labes, Dom-Dechant v. Golberg, königl. preußischer Legations-Rat aus Gesandtschaften zu Wien und Regensburg und bei der Kaiserkrönung zu Frankfurt, Sohn des Geheimen-Rats Baron von Labes zu Regensburg, im Jahr 1792 von dem königl. preußischen Staatsminister Grafen von Schlitz, genannt Görtz, an Sohnes statt angenommen, dessen Geschlechtsnamen auch er annahm.

Burg-Schlitz ist auf der Feldmark des Gutes Karstorf erbaut. Karstorf war das uralte Lehn der Familie von der Osten gewesen. Der Baron Labes, Graf Schlitz, kaufte die herrlichen Güter Karstorf, Hohen-Dempzin und Kötel im Jahre 1791 von v. Müller auf Petershagen. Lassen wir über die Erbauung von Burg-Schlitz im Allgemeinen den Erbauer und den jetzigen Besitzer, den Fortführer des Werkes, selbst reden, dessen eigene Ansichten mitzuteilen vergönnt ist. ,,Auf der Stelle, wo jetzt die Burg-Schlitz erbaut ist“, sagt der Erhalter, ,,stand früher einsam eine hohe Eiche, in der Gegend als das Wahrzeichen von Karstorf, welches versteckt im Tale liegt, bekannt und benannt. Nach dieser Eiche strebte ich hin, als ich, um die Karstorfer Güter zu besichtigen und zu kaufen, einen Fußsteig eingeschlagen hatte, der von dem Dempziner Wege ab nach dem jetzigen Schlossberge führte. Als ich die Höhe erstiegen hatte und unerwartet der weite Horizont sich vor mir ausbreitete und die reiche, anmutige Gegend mit dem schönen Malchiner See in seiner ganzen Ausdehnung sich mir zeigte, da stand mein Entschluss fest, auf dieser Höhe meinen künftigen Wohnsitz zu erbauen; um so mehr ward ich in demselben bestärkt, als dieser Punkt, obgleich er die Gegend meilenweit beherrscht, dennoch gegen Nord, Nordost und Nordwest durch einen auf der Höhe des Berges sich hinziehenden Buchenwald geschützt ist“. Das Wohnhaus in Karstorf auf den Fundamenten der alten Ostenschen Burg erbaut, mit einem tiefen Wallgraben umgeben, über den eine Zugbrücke führte, war nicht mehr brauchbar und das Dorf Dempzin lag ganz darnieder. Zunächst musste 15 Jahre für die Verbesserung der Güter gewirkt werden. Im Jahr 1806 ward der erste Grundstein zu dem Schlosse gelegt, welches in gotischen Style erbaut werden sollte; doch die kriegerischen Zeiten hemmten die Ausführung. Im Jahr 1811 ward der Eckstein zu dem westlichen Flügel des Schlosses, zu welchem ein anderer Plan entworfen war, in Gegenwart des jetzt regierenden Großherzogs Georg von Mecklenburg-Strelitz gelegt. Die aufs neue hereinbrechenden Kriegsjahre verzögerten wiederum die schnelle Vollendung des Gebäu des, welches im westlichen Flügel seit dem 16. Juni 1816 bewohnt, im Ganzen .aber. erst .im. Jahre 1823 vollendet ward. „Von dem Balkon und noch besser von dem auf dem Schlosse stehenden, 101 Fuß über die Bergebene emporragenden Obelisken sieht man mehr als 80 Ortschaften, den Malchiner und den Kummerower See, und über diese hinaus nach Pommern hinein, und die Stadt Malchow, bis sich der Blick in ferne Wälder und Berghöhen verliert“. Reizend und im höchsten Grade künstlerisch und geschmackvoll sind die großartigen Anpflanzungen, der edle Laubwechsel, die klaren Wasserspiegel, die köstlichen Blüthen. Dazwischen zahlreiche mächtige Denkmäler aus Granit an schönen Punkten und treffliche Bauten. Der Erbauer hat ohne Zweifel das Verdienst, „in der Gegend den ersten Antrieb zur Veredelung und Verschönerung der Landsitze und der sie umgebenden Landschaft gegeben zu haben“. Begünstigt durch die warme Lage und richtige Behandlung werden hier.am .Abhange des Berges Gewächse durchwintert, welche sonst nur unter einem wärmeren Himmel gedeihen, wie Zedern, Zypressen, Rhododendron, und Wochen früher, als in der Umgegend, blühen die Obstbäume und grünen die Eichen und Buchen.


Im Jahre 1817 ward Burg-Schlitz. unter diesem Namen zum Hauptgute der Karstorfer Besitzungen anerkannt.

Der Graf von Schlitz starb im Jahre 1831 im 69 Jahre seines tätigen Lebens. Verhängnisvolle Zeiten führten den Verkauf und die Zersplitterung seiner Güter herbei. Burg-Schlitz mit Karstorf und dem neuangelegten Görzhausen gingen auf seinen Schwiegersohn, den Grafen von Bassewitz-Schlitz aus Wardow, den gegenwärtigen Besitzer, über. „Dieser ist seitdem für die Erhaltung und Verschönerung der Schöpfung in demselben Geiste bemüht. Es wird der Reisende, der diese freundliche Gegend betritt, nicht verkennen können, dass hier, wo die Natur so reich gespendet hat, auch der Sinn,. dieselbe zu würdigen, zu finden ist. Und wer Burg-Schlitz in der Frühlingspracht gesehen hat: das weiße Schloss auf dem Berge im grünen Walde, mit den blühenden Gärten am Abhange, den schönen Eichen im Thale, mit. all den klaren Wasserspiegeln, den freund- lichen, grün umrankten Wohnungen: dem bleibt es wohl ein schönes Bild in der Erinnerung, wie es dem Mecklenburger eine Zierde seines Vaterlandes ist.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mecklenburg in Bildern 1843
Burg Schlitz im Herbst (www.bergringfoto.de)

Burg Schlitz im Herbst (www.bergringfoto.de)

Burg Schlitz, Eichen im Park (www.bergringfoto.de)

Burg Schlitz, Eichen im Park (www.bergringfoto.de)

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