Meklenburgische Landschlösser

Seit uralter Zeit sind die meklenburgischen Landgüter der Kern und die Hauptstütze der Macht des Landes gewesen, um so mehr, da in dem Landbau die Hauptquelle des Reichthums des fruchtbaren Me- klenburgs liegt. Daher haben auch die alten adelichen Familien des Landes, welche seit mehr als sechshundert Jahren im Besitze bedeu- tender Güter sind, stets eines vorzüglichen Ansehens und Einflusses genossen, und die meklenburgischen Landgüter sind durch Umfang und Schönheit eben so berühmt, als die Erzeugnisse des Ackerbaues und der Viehzucht sich eines besondern Rufes erfreuen. Vor allen aber sind die reichen Fluren in dem großen ritterschaftlichen Amte Stavenhagen des ehemaligen Landes Werle oder Wenden blühend und die Ritterschaft dieses Amtes ist vor allen übrigen im Besitze großer und beneidenswerther Schätze. Vorzüglich entzücken hier wieder die reizenden Ufer des malchiner Sees, welche zu den prachtvollsten Gegenden Norddeutsschlands gehören und vielleicht noch die großartigen Umgebungen von Schwerin und Ratzeburg überstrahlen. Daher hat man dieses Seebecken mit seinen Umkränzungen, und wohl nicht mit Unrecht, die meklenburgische Schweiz genannt. Kommt man von Westen her über die Höhen von Grubenhagen, Vollrathsruhe oder Moltzow, so erblickt man ein Panorama , das in Meklenburg seines gleichen nicht findet und vor allen andern zum Genusse einladet: vor dem Beschauer ein weiter, sanft absteigender, blühender Vorgrund, dahinter der große klare Seespiegel in seiner ganzen Ausdehnung, umkränzt von terrassenförmigen, bergähnlichen Höhen, welche allmählig und hinter einander sanft und großartig anfsteigen und tief in das Land hinein reichende Aussichten eröffnen, welche mit Wäldern und Waizenfluren bedeckt und mit Dörfern, Kirchen, Schlössern und Ruinen geziert sind. Begünstigt den Anblick ein schön beleuchteter Himmel, So giebt es nichts Reizenderes, als diese Landschaft, welche sich einige Meilen weit dem Blicke eröffnet, namentlich von Grubenhagen, Vollrathsruhe, Moltzow, Burg-Schlitz und Basedow aus. Hier stehen nahe und entfernter a m See die Kirchen zu Dahmen, Bülow, Bristow, Panstorf, Rambow und Basedow, und die Kirchenruinen von Schorssow und Rambow, der Burgwall von Bülow, welcher in den See hineinragt, und die weithin sichtbaren Burgwälle von Kl. Luckow links und Sagel rechts; hier stehen am Ufer die reizenden Schlösser und die blühenden Besitzungen Vollrathsruhe Glocksin, Gr. Luckow, Schorssow, Burg-Schlitz, Rothenmoor, Basedow und im Hintergrunde Remplin: vor allen aber sind es Basedow und Burg-Schlitz, über welche die Reize der Natur und Kunst verschwenderisch ausgegossen und welche vor allen Landschlössern Meklenburgs am meisten sehenswerth sind. Diese Gegend ist die uralte Heimath der Maltzan und .Hahn; in alter Zeit besaßen sie, mit Ausnahme der Dörfer Bülow und Karstorf, das ganze Seethal und erst in neuerell .Zeiten stnd einige Güter von diesen Familien gekommen; jedoch liegen hier noch heute ihre alten Besitzungen, sich weit nach Osten hin erstreckend.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mecklenburg in Bildern 1843