Die freiwilligen Jäger

Am 25. März 1813 rief Friederich Franz sein Volk gegen die Zwingherrschaft Napoleons zu den Waffen, Die lange in Stillen genährte Gluth der Begeisterung für das Vaterland loderte in hellen Flammen empor und schaarenweise zogen die Jünglinge und Männer aller Stände zu den Fahnen. In Norddeutschland, welches sich zu- erst erhob, waren es vorzüglich die lützowischen und in meklen-burgischen freiwilligen Jäger, welche den Geist des Volkes trugen: die edelsten Jünglinge boten freiwillig Blut und Leben für das Vaterland. Schon am 26. März forderte Friederich Franz zur Bildung einer Schaar von Freiwilligen auf, welche sich aus eigenen Mitteln oder durch allgemeine freiwillige Beiträge rüsteten. In Güstrow wurden sogleich zwei Regimenter freiwilliger Jäger, eines zu Fuß und eines zu Pferde, jedes ungefähr aus 600 Mann, in 4 Compagnien oder Schwadronen, gebildet. Die Jäger zu Fuß standen unter der Leitlung des Obersten Grafen v. d. Osten-Sacken, aus Bellin, die Jäger zu Pferde unter der Leitung des Obersten von Müller, aus Striggow, beide durch Bildung, Aufopferung, Thätigkeit und Tapferkeit gleich ausgezeichnet. Am 8. Mai zogen die noch nicht vollständig gerüsteten Schaaren von Güstrow, die reitenden Jäger nach Parchim, die Fußjäger nach Grabow, zur weiteren Organisirung. Mit der Eröffnung der Feindseligkeiten zogen die Jäger a n die Elbe gegen Hamburg, welches die Franzosen jedoch am 29. Mai in Besitz nahmen. Während des Waffenstillstandes bis zum 20. Julii zogen sich die Jäger in das mittlere Meklenburg zurück. Vom 16. August an rückte die französische Armee unter dem Marschall Davoust von Hamburg in Meklenburg vor, bis am 28. Aug. eine französische Heeresabtheilung bei Retschow geschlagen ward. Die Jäger zeichneten sich bei diesem Gefechte zur allgemeinen Anerkennung rühmlich aus. Von da an verfolgten sie beobachtend und beunruhigend den Rückzug der Franzosen, bis sie sich den zwischen Lübeck und Boizenburg gegen Davoust aufgestellten Verbündeten anschlossen. Vom 5. Oct. an fochten die Jäger im Fürstenthume Ratzeburg gegen die Franzosen; hier erlitten sie trotz ungemeiner Tapferkeit und Kühnheit bei der Zurückdrängung des Feindes am 6. Oct. bei Schlagbrügge harte Verluste. In den vielen kleinen Gefechten in diesen Gegenden erwarben sich die Jäger, die von der Ausschmückung ihrer Uniformen durch Gold den Namen Goldjäger erhalten hatten, durch ihre besonnene, ausharrende Tapferkeit begründeten Ruhm und selbst die Achtung und Theilnahme des Feindes. Gleich nach der Uebergabe von Lübeck am 5. Dec. mußten die Jäger an dem besschwerlichen Winterfeldzuge gegen die den Franzosen noch verbündeten Dänen in Holstein Theil nehmen. Bei Sehestädt, in der Gegend von Rendsburg, bewiesen sie am 10. Dec. die glänzendste Tapferkeit, jedoch wieder mit harten Verlusten; auch der Herzog Gustav verlor an der Spitze seiner zweiten Schwadron zwei Finger und sein Pferd. Nach dem Frieden zu Kiel am 15. Jan. 1814 zogen die Jäger mit den übrigen meklenburgischen Truppen gegen Frankreich, am 5. Febr. bei Boizenburg über die Elbe, nahmen vom 22. März an der Belagerung der Festung Jülich Theil und zogen am 22. April nach Aachen. Der Friede von Paris am 31. Mai bestimmte die jubelvolle Rückkehr der Tapfern in die Heimath, welche eben so rührend, als ehrenvoll war und ewig unvergeßlich sein wird. Am 21. Julii war die Schaar zum letzten Male in Rostock versammelt; an diesem Tage erfolgte die Bestimmung der Auflösung, welche in den Garnisons-Orten am 20. August 1814 geschah. In der Kriegsgeschichte Meklenburgs bilden die freiwilligen Jäger neben den strelitzer Husaren des Freiheitskrieges ohne Zweifel den glänzendsten Theil.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mecklenburg in Bildern 1843