Schwerin - Das alte Schloss zu Schwerin

Der letzte Wendenkönig Niklot hatte die wendische Burg Schwerin im J. 1161 bei seinem Rückzuge vor der andringenden sächsischen Kriegsmacht niedergebrannt und er selbst bald darnach den Heldentod gefunden. Nachdem der Sachsenherzog Heinrich der Löwe zum Schutze des eroberten Landes im J. 1166 eine Grafschaft errichtet hatte, ward Schwerin der Sitz des ersten Grafen von Schwerin, Guncelins, und die aus der Stelle der alten wendischen Beste wieder aufgebauete Burg das Stammschloss der Grafen von Schwerin. Von den alten Gebäuden aus der Grafenzeit ist jedoch keine Spur mehr vorhanden.

Nach dem Aussterben des schwerinschen Grafenhauses und dem Erwerb der Grafschaft durch die Herzoge von Meklenburg i. J. 1359 verlegte der Herzog Albrecht I. die herzogliche Residenz von Wismar in die Burg oder »Festung Schwerin«, welche seitdem ununterbrochen, wenn auch mitunter nur der Form nach, Hauptresidenz der meklenburgischen Fürsten geblieben ist. Die jetzige Gestalt erhielt das ehrwürdige Gebäude im Allgemeinen im 16ten Jahrhundert. Schon um das Jahr 1500 hatte der Herzog Magnus aus der Burg zwei Gebäude, links vom Eingange das lange Haus, und rechts, diesem gegenüber, das Zeughaus ausgeführt, jedoch den Ausbau derselben nicht vollendet. In der Zeit vom J. 1520-1525 führte der Herzog Heinrich der Friedfertige das Gebäude (mit dem Thurme und der Schloßuhr) der Auffahrt gegenüber auf. Am meisten that jedoch für das Schloß der gelehrte und weise Herzog Johann Albrecht I., dem Schwerin, so wie das Land überhaupt, die neue Gestaltung der Verhältnisse nach der Reformation verdankt. Während er das neue Schloß zu Wismar (jetzt Tribunal oder Fürstenhof genannt) zu seiner Vermählung erbauete, vollendete er auch im J. 1553 die Ausstattung der beiden vom Herzoge Magnus um 1500 in den Mauern erbaueten Flügel, schmückte auch sie im Aeußern und Innern mit den zunächst zum wismarschen Schlosse bestimmten Ziegelbildern, da in jener Zeit die Kunst der erhabenen Arbeit in Thon und Metall in vorzüglicher Blüthe stand, und bauete im J. 1555 das Treppenhaus oder Portal vor das Hauptgebäude links auf dem Schloßhofe. Darauf führte er durch den Baumeister Johann Baptist Parr zu beiden Seiten dieses ältern Hauptgebäudes neue Flügel (1554 - 1570) auf, in deren einem links an der Auffahrt sich die Schloßkirche, l560 - 1563 erbaut, befindet. Die Befestigung ließ der Herzog von seinem italienischen Baumeister Franz von Bornau aus Brescia ausführen. An der Auffahrt standen noch einige alte Gebäude. Der Herzog Adolph Friederich I. beabsichtigte, durch seinen niederländischen Baumeister Gerhard Evert Piloot aus Emden dem ganzen Schlosse eine gleichmäßige innere und äußere Einrichtung zu geben. Die letzten alten Gebäude wurden 1618 abgebrochen und bald darauf ward mit dem gleichen Abputz der beiden vom Herzoge Johann Albrecht I. neu aufgeführten Gebäude der Anfang zur Restauration des ganzen Schlosses gemacht. Der dreißigjährige Krieg und das Eindringen Wallensteins (1628), der trotz der Sage nichts am Schweriner Schlosse gebauet hat, störte jedoch die Ausführung des Plans. Seit dieser Zeit steht das Schloß noch ganz so, wie die wallensteinsche Gewaltherrschaft das Unternehmen unterbrochen hat, ein ehrwürdiges Denkmal von dem Walten des Herzogs Johann Albrecht I., eines der ruhmwürdigsten Fürsten, welche je auf dem Throne gesessen haben.


Das Schloß füllt ganz den Raum einer kleinen Insel im großen Schweriner See in einer der reizendsten Gegenden Norddeutschlands. Mit der Stadt ist das Schloß durch eine kurze Brücke verbunden. Wir sehen auf dem Bilde die Seite des Schloßes von der Auffahrt: links den l560 – l563 erbaueten Flügel mit der Schloßkirche und den fürstlichen Wohnzimmern über der Kirche in dem Abputz, den er bald nach 1118 erhalten hat, daneben rechts auf den Fundamenten des vom Herzoge Adolph Friederich I. angefangenen Baues die im vorigen Jahrhundert leicht erbauete Bildergallerie von Fachwerk, und rechts davon über die Wache hinaus im inneren Schloßhofe: links den im J. 1553 ausgebaueten, mit Thonbildern verzierten, rechts den vom Herzoge Johann Albrecht I. neu erbaueten Flügel.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mecklenburg in Bildern 1842
Das Schloss um 1842

Das Schloss um 1842

Das alte Schloss

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