Rostock

Rostock hat sich seit der Einführung deutschen Wesens ohne Unterbrechung als größte und bedeutendste Stadt Meklenburgs behauptet und durch die Blüthe des Handels und der Wissenschaft in ihren Mauern sogar einen bedeutenden Ruf im nördlichen Europa erworben. Noch heute zeugt die Ausdehnung der Stadt mit ihren mächtigen Mauern. und Wällen, die starke Bevölkerung, das rege Handelsgetümmel, die Gediegenheit der Häuser, die Wohlhabigkeit der Einwohner von einer alten Bedeutsamkeit, die noch jetzt keinesweges aufgehört hat. Ihren Glanz verdankt die Stadt ohne Zweifel ihrer glücklichen Lage an der schiffbaren Warnow in der Nähe des Meeres, mitten in einer fruchtbaren Landschaft. Die Warnow wird bei Bützow, wo sie die Nebel von Güstrow her aufnimmt, für kleinere Fahrzeuge schiffbar und strömt als ein ziemlich bedeutender Fluß bei der Stadt Schwan vorüber; dort wo die Warnow die Stadt Rostock zuerst berührt, erweitert sich plötzlich das Flußbette sehr bedeutend, und der Fluß geht von hier als ein großer Strom an den Mauern der Stadt vorüber zwei Meilen weit durch eine sanfte Landschaft, bis er sich bei Warnemünde, dem eigentlichen Hafen von Rostock, in die Ostsee ergießt; kurz vor der Mündung erweitert sich das Flußbette zu einem großen Landsee, der Breitling genannt. Von Rostock an ist die Warnow für Seeschiffe, die bei der Einfahrt jedoch gewöhnlich vor Warnemünde erleichtert werden müssen, schiffbar. Von dieser Eigenthümlichkeit des Flusses leitet die auf dem hügeligen, festen, linken Ufer gelegene Stadt nicht allein ihre Blüthe, sondern auch ihren Namen her; denn Rostock, oder, wie es in den ältesten Zeiten heißt, Rozstoc, bedeutet in der wendischen Sprache: Auseinanderströmung, oder Ausbreitung des Flusses.

Rostock war schon zur wendischen Zeit ein Ort, wie es die örtlichen Verhältnisse nicht anders erwarten lassen; jedoch stand es damals sehr gegen das eine Viertelstunde weiter stromaufwärts an dem engen Flußbette gelegene Kissin, bei dem jetzigen Kirchdorfe Kessin, zurück, da die Wenden nicht eine offene, zugängliche Lage ihrer Ortschaften liebten, indem es ihnen an Material und Kunst zur Befestigung fehlte. Die nordöstliche wendische Völkerschaft in Meklenburg führte den Namen Kissiner und nicht nur der letzte Wendenfürst Pribislav, sondern auch sein Sohn, der erste ganz christliche Fürst Borwin I., nannte sich noch Herr von Kissin oder der Kissiner. Noch im l3ten Jahrhundert ward das Land Rostock mit-unter Land Kissin genannt. Weiter stromabwärts gegen den Breit-ling hin lag am rechten Ufer der Warnow nicht weit von dem Dorfe Goorsdorf eine wendische Tempelstadt Goderae, wo ein wendischer Götze gleiches Namens verehrt ward; diesen Ort mit den angrenzen-den Dorfschaften erhielt Im J. 1171, nach Vertilgung des Götzen-dienstes, der Heidenbekehrer, Bischof Berno von Schwerin, als Tafelgut unter dem Namen St. Gotthardsdorf, woraus im Laufe der Zeiten Goorsdorf geworden ist. Auch der Fluß Warnow ward von den alten Dänen Gudagersaa oder Gudacra genannt. Von dem wendischen Tempel schreibt sich wahrscheinlich auch die Freistätte her, welche noch im vorigen Jahrhundert an einem Steine am rechten Ufer der Wlirnow in der Gegend von Toitenwinkel haftete.


Während der Kreuzzüge des Sachsenherzogs Heinrich litten beide Orte, jedoch fing Rostock an sich zu heben. In den Verheerungskriegen der Sachsen und Dänen brannte der König Waldemar I. von Dänemark in Begleitung seines Erzbischofs Absalon im J. 1161 die Burg Rostock nieder, welche von den Bewohnern feige verlassen war, und verbrannte auch das dort verehrte Götzenbild, und Rostock blieb einige Jahre in Trümmern liegen. Nachdem der Friede gewonnen war, bauete der versöhnte Pribislav im J. 1170 außer den Burgen Meklenburg und Jlow auch die Burg Rostock, wahrscheinlich an der Stelle der Petrikirche, wieder auf und bevölkerte diese Orte mit Wenden. Seit dieser Zeit blieb Rostock Fürstenburg, Kissin aber ward verlassen und verschwindet nach und nach aus der Geschichte. Man darf sich bei den wendischen Ortschaften aber keine deutsche Städte vorstellen; die wendischen Burgen waren große, aufgeworfene Erdwälle von ungefähr 2000 Fuß im Umfange. Von dieser Beschaffenheit wird auch Kissin gewesen sein; wahrscheinlich ist das alte Kissin der Wall, welcher nicht weit vor dem Mühlenthore der Stadt Rostock zwischen dieser und dem Dorfe Kessin an der Landstraße liegt, und dieser Wall wiederum derselbe, den die Stadt mit dem Dorfe Wendisch–Wiek und den von diesem bis an den Mühlendamm reichenden Wiesen im J. 1286 von den Landesherren taufte; denn merkwürdigerweise führt auch das Landgut neben dem Burgwalle Werle bei Schwan den Namen Wiek. So gerieth Kissin in Vergessenheit; im J. 1219 stand schon eine Kirche in dem neuen Bauerndorfe Kissin oder Kessin.

Rostock blieb nun Fürstenburg und ward im J. 1183 Residenz, als Borwin I. seinem Vetter Nicolaus in der Theilung Rostock abtreten mußte. Nicolaus, der sich noch Wendenfürst nennt, erscheint seit dieser Zeit zu Rostock wohnhaft, wo er schon im J. 1190 große Märkte hielt, auf denen das Kloster Doberan vom Ein- und Ausgangszoll befreiet war. In seinem Gefolge erscheint. im J. 1190 schon ein Kapellan von Rostock und daneben noch ein Kapellan von Goderac, aber noch kein Pfarrer.

Die deutsche Stadt Rostock ward erst am 24. Junii 1218 von dem Fürsten Borwin I. und seinen Söhnen Heinrich Borwin II. unter Nicolaus gegründet und mit dem lübischen Rechte gewidmet; sie ist also eine der ältesten Städte in Meklenburg. Wenn auch der alternde Borwin die Zügel der Regierung bis an sein Ende in Händen behielt, so gönnte er doch seinen Söhnen seit dem J. 1218 thätigen Antheil an der Verwaltung des Landes; seit dieser Zeit sehen wir denn auch den jungern Heinrich Borwin II., der sich seitdem gewöhnlich Herr von Rostock nennt, im östlichen Theile Meklenburgs walten. Mit derselben Zeit tritt auch ein Pfarrer von Rostock aus. Diese Stadt Rostock ist ohne Zweifel die an der obern Warnow von den Mühten bis an die Grube gelegene Altstadt. Die neue fürstliche Burg lag aber zuverlässig mehr stromabwärts dicht vor der Stadt, ungefähr in der Mitte der spätern Neustadt, nicht weit von der Marienkirche auf einer Erhöhung, wo noch heute die Straße der Burgwall heißt. Der alte Borwin starb am 28. Jan. 1227 und vor ihm schon sein älterer Sohn Heinrich Borwin II. am 5. Junii 1226; dieser hinterließ vier minderjährige Söhne, welche eine kurze Zeit unter Vormundschaft standen, sich darauf jedoch nach und nach mit dem Beginne ihrer Volljährigkeit in das Land theilten. Zuerst theilten sie um das J. 1229 das Land nach dem Maaßstabe der Theilung Borwins unter seine Söhne so, daß dem ältesten Johannes und dem jüngsten Pribislav zusammen der westliche Theil, Meklenburg genannt, den beiden mittlern Nicolaus und Heinrich aber der östliche Theil des Landes, Rostock genannt, zu Theil ward; diese nannten sich seitdem auch Herren von Rostock. Mit dem Anfange des J. 1236 theilten die beiden mittlern Brüder wieder und zwar so, daß Nicolaus die südostliche Herrschaft Werle, Heinrich dagegen, der sich mit dem Antritte seiner Regierung Borwin nannte, den nordöstlichen Theil oder die Herrschaft Rostock erhielt. Mit der darauf folgenden Auseinanderscheidung der beiden ältern Brüder in die Häuser Meklenburg und Richenberg-Parchim war die erste Hauptlandestheilung vollendet und ein fürstliches Haus Rostock gegründet, welches jedoch schon im J. 1314 ausstarb, worauf die Herrschaft Rostock an das Haus Meklenburg kam. Seitdem Rostock die Residenz einer fürstlichen Linie geworden war, erfreute sich die Stadt eines schnellen Wachsthums. Die bedeutendere Neustadt vergrößerte sich unglaublich rasch; erfahrne Handels- und Ge-werbleute strömten von allen Seiten herzu; schon im J. 1232 stand die Marienkirche in der Neustadt; und lange vor dem Ende des ersten Jahrhunderts ihres Daseins hatte die Stadt schon dieselbe Größe und dieselbe Eintheilung mit denselben Straßen, die sie noch jetzt hat, und dazu alle Kirchen und außerdem 3 Kloster. Jm J. 1262 wurden die Alt- und Neustadt zu Einer Stadt unter Einem Rath und Einer Gerichtsbartkeit vereinigt und schon im J. 1265 die Verwaltung in das Rathhaus auf dem Neuen Markte der Neustadt verlegt. Im Laufe des 13ten Jahrhunderts gewann die Stadt sehr ansehnliche Güter, Freiheiten und Gerechtigkeiten und stärkte sich bedeutend durch weit verzweigte Verbindungen. So ward sie gegen das Ende desselben Jahrhunderts Mitglied des aus solchen Privilegien und Bündnissen sich entwickelnden mächtigen Hansebundes, obgleich Rostock, eben so wie Wismar und die pommerschen Hansestädte, nie reichsfrei ward, sondern in Abhängigkeit von den Landesfürsten blieb, so viele Vorrechte sie auch z. B. durch Gerichtsverwaltung, Münzgerechtigkeit, u. dergl. gewann. Rostock ward bald eine der mächtigsten und berühmtesten Hansestädte in den Wendenländern; viele ihrer reichern und angesehenern Bürger erwarben seit dem Ende des 13ten Jahrhunderts zahlreiche Landgüter und waren oft im Stande, des Landes und der Fürsten Noth zu kehren. Im J. 1283 schlossen die wendischen Hansestädte zu Rostock unter sich und mit den Fürsten ein großes Bündniß zur Erhaltung des Landfriedens, besonders gegen die Markgrafen von Brandenburg, ein Hauptbündniß der Hanse. Mit der Macht stieg aber auch der Uebermuth der Stadt. Wie Wismar, wollte es keine feste Burg der Landesherren in ihren Mauern dulden; der Fürst Waldemar von Rostock mußte schon im J. 1266 den Burgwall am Bramower Thor, den sein Vater Borwin zur Erbauung einer Burg angelegt hatte, und im J. 1278 die Hundsburg in der Nähe von Rostock abtragen und abtreten und sich auf alle Zeit verpflichten, weder in der Stadt, noch innerhalb einer Meile von Rostock und den Ufern der Warnow eine Burg anzulegen. Einen Hof oder ein Wohnhaus behielten jedoch die Fürsten immer in Rostock, wie in Wismar. Aus dieser Macht und dieser Liebe zur Freiheit, die fast Trotz und Uebermuth zu nennen ist, entsprang jedoch eine ununterbrochene Reihe von gewaltsamen Begebenheiten, in welchen die Stadt allerdings ruhmreich gegen Jedermann bestand und aus denen sie eher Vortheil als Nachtheil zog, welche jedoch die Bewohner in einer fast beständigen Aufregung und Unruhe erhielten. Die Geschichte der Stadt Rostock ist durch alle diese Bewegungen sicher so anziehend, wie die Geschichte irgend einer andern Stadt.

Das Fürstenhaus Rostock ging früh seinem Ende entgegen. Borwin erblindete in seinen besten Jahren, Waldemars Friedensliebe konnte nichts weiter ausrichten, als eben den Frieden erhalten, und sein Sohn Nicolaus, der letzte des Stammes, war so schwach, dass man ihn das Kind nannte. Sein unmännliches Betragen gegen mehrere Bräute, die er hinter einander verließ, zog ihm die Feindschaft der Markgrafen von Brandenburg und deren Verwandten zu und führte im J. 1298 einen Kriegssturm herbei, der nur durch große Opfer der Stadt abgewendet ward, den Fürsten aber in eine peinliche Lage versetzte. In seiner Hilflosigkeit ergriff Nicolaus das Kind zu dem unheilvollen Mittel, sich dem Könige von Dänemark, Erich, in die Arme zu werfen. Dänemark hatte seit Jahrhunderten nach dem Besitze der Wendenländer gestrebt und nahm daher den Fürsten mit offenen Armen auf. Im J. 1300 erschien der König zu Warnemünde, nahm von dem Fürsten den Vasalleneid und von dem Lande Besitz und ließ Warnemünde befestigen und daselbst ein festes Schloß aufführen. Die besorgte Stadt wollte sich jedoch nicht in das aufgelegte Joch fügen, und alle übrigen Fürsten, namentlich die brandenburgischen, welche nicht weniger als die Dänen nach dem Besitze der wendischen O stseeländer strebten, sah mit schelen Augen auf den glücklichen Erfolg; der dänischen Bestrebungen; endlich mußte auch die Stadt Rostock im J. 1302 dem Könige huldigen. Es floß in den nächsten Jahren viel Blut um die eifersüchtigen Bestrebungen der Fürsten. Am 20. December 1308 wagten es schon die Städte Wismar, Rostock, Stralsund und Greifswald, sich zu Stralsund gegen alle feindlich gesinnten Fürsten zu verbünden. Die Loosung zum offenen Widerstande gegen die Landesherren gab Wismar, als es im J. 1310 dem Fürsten Heinrich von Meklenburg, der in der Stadt die Vermählung seiner Tochter Mechthild zu feiern gedachte, die Thore verschloß. In dem dadurch entstandenen Kriege eilten die Rostocker der Schwesterstadt zu Hilfe, verwiesen sie auf ihr eignes Beispiel und brachen die Flürstenburg in Wismar. Zwar ward die Ruhe bald hergestellt; aber die Fürsten machten gemeinschaftliche Sache, den Trotz der Wendischen Städte zu brechen. Fast alle weltlichen und geistlichen Fürsten Norddeutschlands vereinigten sich mit nie gesehener Macht und Pracht mit dem Dänenkönige am 12. Juni 1311, um in Rostock ein Turnier zu feiern; aber die mit vollem Rechte argwöhnischen Bürger verschlossen ihre Thore den Fürsten, die auf dem Felde bei Gheelsdorf oder nach andern Sagen auf dem Rosengarten im Turnier-Spiel ihre Kriegslust zu befriedigen suchten, aber auch ernsten Rath über ihr ferneres Verfahren gegen die Städte pflogen. Wismar ward von dem Löwen von Meklenburg bezwungen; Rostock aber bestand gegen die Fürstenmacht siegreich. Durch fast unglaubliche Anstrengungen, in denen die Bürger sogar den Petrithurm zur Erbauung eines Befestigungswerkes abtrugen, und gewann einen wenn auch harten Frieden mit den Fürsten, leider aber nicht Frieden in ihren Mauern, die seitdem oft Zeugen blutiger Bürgergährungen wurden. Nicolaus das Kind starb im J. 1314. Sein Tod und die Erledigung der Herrschaft mochte in mancher Brust kühne Gedanken erwecken. Da gab die Stadt Stralsund, welche die Oberherrlichkeit ihrer rügischen Landesherren abschütteln wollte, wiederum die Lösung zu einem furchtbaren Kriege, indem die Stralsunder nicht weniger Tapferkeit bewiesen, als die übrigen Hansestädte. Der Markgraf Waldemar von Brandenburg nahm diese Gelegenheit wahr, das von Heinrich von Meklenburg erworbene Land Stargard wiederzugewinnen. In einem blutigen Kriege gewann Meklenburg nicht nur die Überhand, sondern auch im J. 1317 das Land Stargard zum Besitze und das Land Rostock zum erblichen Lehn von dem Könige von Dänemark zur Belohnung seiner Anstrengungen. So kam die Stadt Rostock an die Linie Meklenburg, zugleich aber auch durch ihr heldenmüthiges Verfahren, das sie stets gezeigt hatte, zu der ehrenvollen Stellung, die Sie fortan behauptete, die ihr immer Glanz und Ehre, aber auch nicht selten Streit mit den Fürsten und dadurch Unruhen im Innern brachte. Besonders hob sie sich in der Folge durch den Schutz, den ihr der große Fürst Albrecht seit dem Jahre 1336 angedeihen ließ, der sich von Wismar kehrend mehr Rostock zuwandte und seine einflußreiche Macht auf die Städte gründete.

Es ließe sich so viel von der Ehre und den Schicksalen der Stadt melden, daß die Rede kein Ende nehmen würde; daher mögen hier nur noch einige einflußreiche Begebenheiten angedeutet werden. Im J. I4I9 ward hier eine Universität gestiftet, welche im folgenden Jahrhundert durch das große Ansehen ihrer Professoren einen fast europäischen Ruhm erlangte. Im J. I462 gründeten die verdienst-vollen Brüder vom gemeinsamen Leben hier ein Bruderhaus im grünen Hofe zum H. Michael, dem jetzigen Wollmagazin in der Alt-Büttelstraße, und wirkten von hier aus nicht allein durch Unterricht, Gelehrsamkeit und einen musterhaften Lebenswandel, sondern auch seit dem J. I476 durch eine Buchdruckerei, welche berühmt ge-worden ist, indem sie zu den ältesten gehört. Im J. I466 stifteten hier die landfahrenden Kaufleute aller Länder die Innung zur Dreifaltigkeit (Trinitatis), welche um Pfingsten in Rostock ihre Zusammenkunft hielten; hieraus entstand eine große Messe, der sogenannte Rostocker Pfingstmarkt, der jetzt allerdings sehr an Bedeutung verloren hat, und der Trinitaris-Termin für Geld-geschäfte, der in Meklenburg seit einigen Jahren mit dem Johannis-Termine vertauscht ist. Im J. 1487 begann der Herzog Magnus die Gründung eines Domstifts des schweriner Bisthums an der Jacobi-Kirche, welche durch die Widersetzlichkeit der Stadt wiederum blutige Kriege im Gefolge hatte. Die Reformation ward in Rostock zuerst in Meklenburg im J. 1523 durch den Kapellan Joachim Slüter verkündigt. Seit dem J. I622 ist Rostock der Sitz des Engern Ausschusses der Ritter- und Landschaft und seit 1840 Ober-Appelation Gerichts der Großherzogthümer.

Auf dem ersten unserer Bilder sehen wir die
Altstadt Rostock von aussen,

von dem, seit dem J. 1832 abgetragenen, dem Rosengarten gegen-überliegenden hohen Walle, der den Rostockern unter dem Namen der Himmelsleiter noch in lebendigem Andenken ist; rechts über dem Stadtgraben, der von der Warnow hier zur Grube in die Stadt abstießt, liegt der Mühlendamm an der Oberwarnow, und im Hinter-grunde das Dorf Kassebohm in der Nähe des Dorfes und Burgwalles Kessin, also der Schauplatz der ältesten Geschichte Rostocks. Links erblickt man die Nicolaikirche, deren hohe Thurmspitze ein Sturm am 8. December 1703 herunterwarf, und die Mauerthürme am Kuhthor an der Grube.

Aus dem zweiten Bilde erblicken wir einen Theil der
Altstadt Rostock von innen,

vom Beguinenberge her, der seinen Namen von dem ehemaligen Armenhause der Beguinen trägt. Diese Ansicht giebt uns noch heute ein lebendiges Bild des alten Zustandes der Altstadt mit ihren engen und krummen Straßen, ihren festen und kunstreichen Giebelhäusern, ihren Kellerwohnungen, ihren Linden vor den Häusern, wobei man sich einen höchst lebendigen Menschenverkehr hinzudenken muß. Im Vordergrunde sehen wir die Grube, eine Ableitung der obern Warnow, welche die Altstadt von der Mittelstadt scheidet und welche in den ältesten Zeiten wohl den Stadtgraben der alten Stadt, bald darauf aber einen Leitungskanal bildete, wie viele größere Städte innerhalb ihrer Mauern einen solchen im Mittelalter hatten, um für den Fall einer Belagerung hinreichend Wasser zu haben. Rechts erblickt man den Durchfluß der Grube durch die Stadtmauer, daneben den im J. I030 zu einer Wasserkunst gegründeten, seit dem Jahre 1662 zu einer Sternwarte, in neuern Zeiten zu einem Krankenhause für ansteckende Krankheiten benutzten viereckigen Thurm, der noch den Namen Specula, d. i. Sternwarte, führt; daneben steht ein spitzer Mauerthurm neben dem Kuhthor. Im Hintergrunde ragt die Nicolaikirche hervor.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mecklenburg in Bildern 1842
Die Marienkirche um 1800

Die Marienkirche um 1800

Rostock vom Steintor - 1841

Rostock vom Steintor - 1841

Die Rostocker Altstadt vom Beguinenberge

Die Rostocker Altstadt vom Beguinenberge

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