Herzog Johann Albrecht 1. und dessen Gemahlin Anna Sophia

Der Stolz Mecklenburgs wird immerdar der Herzog Johann Albrecht I. (geb. 1525 † 1576) bleiben, von den Zeitgenossen der Gelehrte und Salomo genannt, ein edler Mann, gleich groß in jeder Richtung der Lebenstätigkeit. Von seinen Eltern, dem Herzog Albrecht dem Schönen zu Mecklenburg-Güstrow und der kirchlich gesinnten Anna, geb. Prinzessin von Brandenburg, in der Jugend sorgfältig gepflegt und erzogen, gewann er frühzeitig zu Hause und im Auslande eine seltene Bildung in den Künsten des Friedens und des Krieges, und trat geistig gereift schon im 23sten Jahre seines Alters nach dem Tode seines Vaters im Jahr 1547 neben seinem Oheim, Heinrich dem Friedfertigen, in die Regierung des Staates. Sein milder Sinn bequemte sich einige Jahre in das ruhige Walten des Oheims, der mit Weisheit und Geschicklichkeit während der bewegten Zeit der Reformation zum Vorteil der evangelischen Lehre das Staatsruder gelenkt hatte. Aber die Gefahr für die evangelischen Fürsten ward immer größer, die Gewalt des spanischen Hofes Kaisers Karl V. für Deutschland immer drückender und bedenklicher.

Da starb Heinrich am 6. Febr. 1552, und Johann Albrecht trat zu Schwerin die Regierung des ganzen Landes an, die er im Jahr 1554 wieder mit seinem Bruder Ulrich von Mecklenburg-Güstrow teilte. Keinen Augenblick zauderte der hochherzige Fürst, beim Antritt seiner Regierung das deutsche Reich und den evangelischen Glauben zu retten; sogleich stieß er mit Seinem kühnen und tapfern Bruder Georg, der am 20. Juli 1552 bei der Belagerung Frankfurts a. M. den Heldentod fand, an der Spitze von 600 Reitern zu den evangelischen Bundesgenossen, welche durch Hessen und Baiern flogen, die Engpässe Tirols vorzüglich durch den Heldenmut Georgs stürmten, mit der siegenden Allgewalt des Glaubens Alles vor sich niederwarfen, den Kaiser und die tridentinische Kirchenversammlung vor sich her jagten und schon am 2. August 1552 zu Passau den Religions-Frieden forderten und erhielten. Kaum sah Johann Albrecht den Sieg der Evangelischen gesichert, als er in die Heimat eilte, hier alsbald die letzten Reste des katholischen Aberglaubens vertilgte, die Kloster und andere katholische Stiftungen aufhob und die großartigsten Veranstaltungen zu einer neuen Staatseinrichtung traf, welche der Fortschritt der Zeit und die bedeutende Vermehrung der Domainen forderten.


Er hatte auch das Glück, während einer langen Regierung alle für nötig erachteten Maßregeln durchzusetzen. Sein Walten, bei dem ihm der begeisterte Eifer seines großen Kanzlers Johann von Lucka und die einsichtsvolle Feinheit seines Rates Andreas Mylius treulich halfen und an dem des Herzogs gleichgesinnter, wackerer Bruder Ulrich zu Güstrow gleichen Teil und gleiche Tätigkeit nahm, ist der Grundstein der Staatsverfassung geworden bis auf den heutigen Tag. Wo wäre ein Zweig der Staatsverwaltung, zu dem er nicht durch Ordnungen und Einrichtungen den Grund gelegt hätten Gerichts- und Polizei -Verfassungen aller Art wurden gegeben und verbessert, die Landesverwaltung geregelt, eine große Anzahl von Ordnungen erlassen, welche auch wirklich Ordnung und Einheit in den Staat brachten; Fabriken wurden angelegt, Ströme schiffbar gemacht und Kanäle gegraben, der Handel gehoben, Schlösser, Höfe und Festungen gebaut, die Kunst gepflegt.

Vor allen Dingen aber lag dem edlen Manne die Sicherung der evangelischen Kirche am Herzen; Schulen wurden gegründet und unter seiner persönlichen Obhut bald berühmt, so dass selbst Schulen kleinerer Städte sich gelehrten Schulen näherten, Büchersammlungen wurden angelegt, die Kirchen und Pfarren wurden visitiert und mit ausgezeichneten Männern besetzt, der Wirkungskreis der Superintendenten geregelt, mitten unter erbitterten geistlichen Zänkereien klar und bestimmt Kirchen-, Superintendenten- und Konsistorial- Ordnungen erlassen. Vorzüglich war die Universität Rostock Gegenstand der Pflege des Herzogs; nie hat sie in einem solchen Ansehen gestanden, als zu seiner Zeit, wo sie einen europäischen Ruhm errang und selbst über Deutschland hinaus Wirksamkeit erlangte.

Und bei allen diesen Arbeiten, deren jeder der Fürst persönlich den lebendigsten Anteil widmete, fand er noch Muße genug, die Pflege der Wissenschaft zu seiner Erheiterung und Erholung fortzusetzen und durch sie seinen Geist zu stärken; er war Meister in der lateinischen Sprache und der seine, sichere Ausdruck seiner klaren Gedanken erregt Bewunderung. Täglich fast wechselte er freundliche und herzliche lateinische Briefe mit seinem Freunde, dem Rate Andreas Mylius; täglich schrieb er Gedanken und Selbstbetrachtungen in lateinischer Sprache nieder oder übersetzte die Bibel und andere Werke; häufig gingen inhaltsschwere Briefe hin und her zwischen ihm und dem allgemein hochverehrten Professor David Chyträus zu Rostock und andern gelehrten Männern des Landes, deren Schar sehr groß war, und des Auslandes; mit seinem Mathematiker Tilemann Stella trieb er eifrig Mathematik und Festungsbaukunst und in stillen, heitern Nachten Sternkunde auf dem Schweriner See. – Doch es ist der Raum zu enge und die Kraft zu schwach, das Lebens dieses ewig denkwürdigen Regenten zu schildern, unter dessen Regierung Mecklenburg den gegründetsten Ruhm erwarb; nur so viel möge hier noch bemerkt werden, dass er nach langen Irrungen im Jahr 1573 auch mit der Stadt Rostock einen ersehnten Frieden schloss, welcher ebenfalls die Grundlage des neuern Zustandes dieser Stadt ward. – Nachdem er mit einem merkwürdigen Testamente, durch welches er auch die Thronfolge nach der Erstgeburt festsetzte und die verderblichen Landesteilungen abzuschaffen suchte, sein einfaches, häusliches, tatenreiches Leben geschlossen hatte, ging er ruhig und fest in jene Welt hinüber, begleitet von dem Segen der Mitwelt und Nachwelt. Seine Leiche ruht in der Heiligen-Bluts-Kapelle hinter dem Hochaltare im Dome zu Schwerin!

Eines solchen Fürsten vollkommen würdig war seine Gemahlin Anna Sophia, Tochter des ihrem Gemahle gleichgesinnten, wackern Albrecht, ersten Herzogs von Preußen, und Dorotheens, des ruhmwürdigen Königs Friedrich I. von Dänemark Tochter, (geb. am 11. Jun. 1527, †6. Febr. 1591). Nachdem im deutschen Reiche und im Lande die Angelegenheiten einigermaßen geordnet waren, empfing Johann Albrecht I. am 24. Febr. 1555 seine wegen ihrer Sittsamkeit allgemein verehrte Braut als Gemahlin zu Wismar, wo er hiezu den neuen, noch stehenden Fürstenhof hatte aufführen lasten. Voll des einstimmigen Lobes über die acht weiblichen und fürstlichen Tugenden dieser edlen Frau sind alle Zeitgenossen: wie sie, von ihrem ehrwürdigen Vater dazu angeleitet, in den hohen Geist ihres edlen Gemahls einging, ihm durch Liebe, Sanftmut und Häuslichkeit das seelenreiche Leben verschönerte, mit Einsicht und Vertraulichkeit alle seine großen Sorgen und Arbeiten teilte, in Frömmigkeit, geistreicher Beschäftigung, Einfachheit und Pflichttreue allen Menschen nah und fern voranleuchtete, wie sie mit ihrem Gemahle Ein Herz und Eine Seele war.

Es ist bekannt, dass für alle ihre Umgebungen ihr Haus eine Schule der Gottesfurcht, der Zucht und der Mäßigkeit war, dass, wie sie selbst täglich ihre bestimmten Andachtsübungen und Selbstprüfungen hatte, sie auch ihren Hof zum Lesen ernster Schriften anhielt und alle leichtfertigen Bücher von demselben verbannte. Am edelsten offenbarte sich aber ihr Gemüt in der Mutterliebe, indem sie ihren drei Söhnen: Albert, den sie im Anfange seines sechsten Lebensjahres zu Königsberg verlor, Johann und Sigismund August, sowohl die Mutterbrust reichte, als auch alle schweren Pflichten und Sorgen der Pflege und Wartung in den ersten Lebensjahren selbst widmete und späterhin ihre Erziehung leitete: Handlungen, ewig der Nacheiferung würdig. Eben so bildete sie auch die Jungfrauen ihres Hofes zum ernstern Lebensberuf mit Liebe heran, steuerte sie aus und wachte mit mütterlicher Sorgfalt über ihr Geschick. Und als Krankheit den Gemahl auf das Sterbebette warf, wachte sie mit Ausdauer und Standhaftigkeit, mit Liebe und Aufmerksamkeit ohne gleichen an seinem Lager, bis ihn, der kaum 50 Jahre alt geworden war, der unerbittliche Tod von ihrer Seite riss. Sie aber zog sich mit glaubensreicher Ergebung und Hoffnung auf ihren Witwensitz Lübz zurück, wo sie noch 15 Jahre in stiller, frommer Abgeschiedenheit lebte, bis sie nach langem Krankenlager der Tod am 6. Febr. 1591 erlöste und ihre sterbliche Hülle mit der ihres Gemahls wieder vereinigte.

Das Bild ist eine getreue Kopie nach einem Original-Gemälde ungefähr aus dem J. 1560 aus des Herzogs Gesellschafts-Saal auf dem Schlosse zu Schwerin.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mecklenburg in Bildern 1842
Herzog Johann Albrecht 1.   mit Gemahlin Anna Sophia

Herzog Johann Albrecht 1. mit Gemahlin Anna Sophia

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