Tod und Verderben auf allen Seiten.

Im März 1637 starb der letzte Herzog von Pommem, Bogislav XIV., der Kurfürst von Brandenburg hatte alte Erbrechte darauf, aber Schweden versuchte sich in Pommern zu behaupten. Banèr zog frische Truppen aus Schweden heran, und zwischen ihm, sowie auf der andern Seite den Kaiserlichen unter Gallas, den Brandenburgern unter Klitzing und Kracht und den Sachsen unter Dehne und Vitzthum wogte der Kampf hin und her ohne Unterbrechung, aber auch ohne entscheidende Schläge, bald in Pommem, bald in Mecklenburg, für beide Länder überall Tod und Verderben bringend. - Im Sommer 1637 machte die schwedische Garnison aus Wismar einen Ausfall nach Warin und vernichtete dort das Regiment des kaiserlichen Oberst Krikenberg, bei welcher Gelegenheit der große Brand entstanden sein wird, der um jene Zeit den ganzen Ort in Asche legte; dagegen wurde Plau wieder von den Kaiserlichen genommen. Im September lagerten sich die Brandenburger vor Dömitz, dessen Festung sich erst ergab, als zwei ihrer Bastionen in Grund und Boden geschossen waren und eine Bresche zum Sturm offenstand.

Im März 1638 eroberten die Sachsen die Warnemünder Schanzen, wobei ihr General Vitzthum fiel, konnten sie aber nur kurze Zeit behaupten. Im September rieb der schwedische Oberst Slang 3000 kaiserliche Reiter unter General Ruck bei dem „neuen Hofe“ (Neuhof) Amts Grabow völlig auf; auch bei Malchin wurden 600 kaiserliche Reiter unter Münster geschlagen.


Im Juli 1639 gewannen die Schweden unter Ribbing die vielumworbene Festung Plau durch Kapitulation des kaiserlichen Oberst Warasiner zurück und behaupteten sie fortan; auch zur Wiedereroberung von Dömitz machte Banèr im Dezember einen Versuch, welcher aber wegen Hochwassers mißlang.

Im August 1640 erlagen 12 Kompagnien Schweden den Brandenburgern bei Röbel; nur wenige entkamen auf Kähnen über die Müritz nach Waren; das Gefecht zog sich auch in die Stadt, wo 85 gefallene Schweden beerdigt wurden.

Neue Kriegsfluthen überschwemmten Mecklenburg, als 1640 der Kampf auch zwischen Dänemark und Schweden ausbrach, die Schweden, nach Banèrs Tode unter Torstenson und Wrangel, wieder neue Streitkräfte über Wismar an sich zogen und den Krieg nach Holstein trugen. Auch dorthin folgte ihnen der unermüdliche Gallas, und bald in Holstein, dann wieder in Mecklenburg drängten sich die Heere. Entscheidende Schläge fanden auch jetzt nicht statt, nur zahlreiche Garnisonen in den mecklenburgischen Landstädten wurden ausgehoben. Wie es dabei zuging, davon hier ein Beispiel. Oberst Goldacker hatte von Gallas den Befehl erhalten, mit zwei deutschen und zwei kroatischen Regimentern Wittenburg und Boizenburg von den Schweden zu säubern. In der Nacht vom 2./3. Februar überrumpelte er Wittenburg. Der dortige Stadtvoigt Holstein berichtet darüber an den Herzog:

„- - keine Türken oder Heiden können es ärger machen,
als allhier gehauset, insonderheit die Krabaten, und wenn
der redliche Cavallier Obr. Goldacker es nicht gethan,
hieselbst
wol kein Mensch lebendig geblieben, der auch
meinethalben mit dem Crabaten-Oberst Kugeln
wechseln wollen - -, haben mir das Geringste nicht
gelassen, Alles aus dem Hause hinweg, die Kirche ist
nicht verschont, Kelche und Alles was in der Kirche
gewesen, zerhauen und weggenommen, uns nicht eine
Krume Brot oder Fleisch gelassen, meine Pferde sind
dahin, Bürger und Rath nackend ausgezogen, verwundet,
jämmerlich zugerichtet, ich habe 4 ganze Stunden die
Todten bis in die finstere Nacht auf den Kirchhof auf
Schlöpen nackend und bloß zusammenfahren lassen,
unter den Schwangern und Säugern ein solch’ Schreien
und Jammern gewesen, daß es einen Stein in der Erden
hätte erbarmen mögen, viele Bürger weg, man weiß
nicht ob am Leben oder todt, Rathsherr Hennecke
Krüger auf den Tod verwundet nackend im Stalle
liegend befunden; Obr. Goldacker ist in meinem Hause
gewesen, sein Quartier gehabt, aber mir Nichts gelassen,
2 Wagen voll geladen, wie sie keine Säcke gehabt,
Betten aufgeschnitten und in die Bühren geschüttet,
mein Haus ist über 15 mal ausgeplündert u. s. w.“

Der Herzog selbst schreibt, daß die Frauen und Mädchen in die Kirche geflüchtet, die Kroaten ihnen nachgesetzt, und der Oberst selbst mehrere der letzteren auf den Leibern der Weiber mit seinem Degen erstochen habe. - Am nächsten Tage gings nach Boizenburg, wo die Schweden aber besser auf der Hut waren und den Angriff blutig zurückwiesen.

Im August 1643 lagerten die Schweden unter Ulfsparre vor Dömitz, beschossen die Festung aus 2 Batterien von 28 Geschützen, errangen sie aber erst im Oktober durch Kapitulation des Befehlshabers Morosini.

Im Sommer 1644 sprengte Gallas das feste Schloß zu Boizenburg mit seiner schwedischen Besatzung in die Luft.

Ueber die nächsten Jahre fehlen eingehendere Nachrichten. - Der Westfälische Friede zu Osnabrück vom 24. Oktober 1648 beendete den langen verderblichen Krieg, aber auch selbst seine Ausführung brachte dem gequälten Lande neue Lasten. So war dasselbe u. A. verpflichtet zum Transport von 83 Geschützen nebst Munition von Dömitz nach der den Schweden verbleibenden Festung Wismar, wozu 4-5000 Pferde gestellt werden mußten. Auch die in ihre Heimath abrückenden Truppen verursachten noch manche Beschwerden und Kosten.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mecklenburg im dreißigjährigen Kriege