Ein Bündnis mit dem Schwedenkönig Gustav Adolph.

Ende Januar 1632 waren die letzten Kaiserlichen aus dem Lande, auch die Schweden rückten demnächst ab bis auf die Garnisonen zu Wismar und Warnemünde. Am 29. Februar 1632 schlossen die mecklenburgischen Herzöge zu Frankfurt a. Main ein festes Bündniß mit Gustav Adolph, versprachen monatlich 10000 Thaler Subsidien und wiesen sogen. Lauf- und Musterplätze innerhalb Landes für schwedische Truppenwerbungen an, wodurch nur zu oft Gelegenheit zu wüsten Exzessen der Angeworbenen gegeben wurde. Immer deutlicher trat auch allmählich zu Tage, daß wohl nicht bloßer frommer Glaubenseifer den großen Schwedenkönig nach Deutschland geführt hatte, sondern auch die Absicht zur Erweiterung der schwedischen Macht. Darum auch die im Bündnißvertrage ausdrücklich vorbehaltene schwedische Besetzung von Wismar und Warnemünde, daraus auch nur die Arroganz der schwedischen Generäle erklärlich. Im Großherzoglichen Archiv liegt Abschrift eines schwedischen Geheimraths-Beschlusses von 1640, wonach die Vereinigung Dänemarks, Pommerns, Mecklenburgs mit Schweden zu einem großen nordischen Reiche erstrebt werden sollte - dies mochte auch schon dem Schwedenkönig vorgeschwebt haben. -

Waren nun auch die großen Heere abgezogen, so hatte Mecklenburg doch noch viel vom Kriegsvolk zu leiden. Zunächst von den von dem fernen Kriegsschauplatz kommenden schwedischen Regimentern, welche mehr oder weniger aufgerieben waren und nun in der Heimath wieder kompletirt werden sollten, dann auch von den frischen aus Schweden kommenden Regimentern, - welche sämmtlich ihren Weg über Wismar und durch Mecklenburg nahmen. So lange Gustav Adolph noch lebte, hielten sie leidliche Mannszucht, aber nach seinem Heldentode bei Lützen am 6. November 1632 hausten jene hier häufig wie in Feindesland. - Ganz vereinzelt erschien hier auch im März 1634 ein schwedisches Kavallerieregiment unter Oberst Bomsdorf, welches von Hildesheim nach der Mark bestimmt war, aber auf dem geraden Wege überall nur Wüsten gefunden hatte, deshalb nothgedrungen weit abweichend einzelne Oasen aufsuchte und so auch nach Mecklenburg verschlagen war; Raub und Verheerungen kennzeichneten seine Bahnen. - sehr beschwerlich waren auch die Hin- und Herreisen der schwedischen Offiziere, die Transporte der Ihrigen, auch zahlreicher Leichen Gestorbener und Gefallener durch das Land über Wismar; zur Bedeckung gingen stets Reitertrupps, zuweilen bis zu einigen Hundert mit, welche dann überall freie Beköstigung und Quartier verlangten und dabei an Kostbarkeiten mitnahmen, was sie fassen konnten. Die so häufige Detachirung von Kavallerie zu solchen privaten Zwecken war überall üblich, auch nur dadurch ermöglicht, daß jene damals regelmäßig bedeutend stärker war als das Fußvolk.


Auch abgesehen hiervon waren die inneren Zustände in Mecklenburg in jener Zeit nicht erquicklich. Die Herzöge waren zur Auflage hoher Steuern genöthigt und geriethen darüber mit ihren Ständen in Streit. Letztere waren ohnehin dadurch erbittert, daß die Herzöge nun sehr scharf gegen diejenigen aus ihrer Mitte, sowie überhaupt gegen alle Mecklenburger vorgingen, welche - vielfach nicht aus mangelndem Patriotismus, sondern gerade, um ihrem Vaterlande auch in schweren Zeiten zu dienen, da sie ihrem in der Ferne weilenden angestammten Landesherrn doch Nichts sein konnten - Beamte unter Wallenstein gewesen waren, dessen Streben aus naheliegenden Zweckmäßigkeitsgründen vorwiegend auf Anstellung von Landeskindern gerichtet war. Besonders die Familien Lühe, Moltke, Plessen wurden vom Unwillen der Fürsten betroffen und theilweise ihrer Güter für verlustig erklärt. Gustav Adolph nahm auch hier Bedacht, seine schwedischen Offiziere für die Dauer in Mecklenburg ansässig zu machen, indem er von den Herzögen die konfiszirten Besitzungen für jene begehrte, theilweis auch selbst ohne Weiteres willkürlich darüber verfügte. Viel Zank und Prozeß entstand nach dem Kriege über Zurückerlangung dieser Güter.

Doch war dies Alles Nichts gegen das nun Kommende. - Im September 1634 war der tapfere Herzog Bernhard von Weimar bei Nördlingen vom General Gallas aufs Haupt geschlagen und die Kaiserlichen drangen überall wieder vor. Sachsen und Brandenburg beeilten sich deshalb, mit dem Kaiser im Mai 1635 zu Prag Frieden zu schließen, dem auch die mecklenburgischen Herzöge nachträglich beitraten, ohne jedoch an dem Kampfe gegen Schweden sich aktiv zu betheiligen. Letzteres erblickte aber nun in Mecklenburg seinen Feind und der große schwedische Reichskanzler Oxenstjerna erließ Drohbriefe an die Herzöge, welchen er den „rothen Hahn auf den Dächern“ ankündigte. Der schwedische General Banèr kam in Eilmärschen aus Schlesien, wo er siegreich gekämpft hatte. schwedische Leibregimenter unter den Obersten Oesterling und Wachtmeister besetzten im September Schwerin und brandschatzten; das Schloß war mit einer ausreichenden mecklenburgischen Besatzung unter Leutnant von Kamptz versehen, welcher vom Herzog Adolph Friedrich den Befehl hatte, es bis auf den letzten Blutstropfen zu halten, und scheint während des ganzen Krieges frei vom Feinde geblieben zu sein. Dömitz und Plau wurden von den Schweden ohne Schwertstreich genommen; die schwedische Garnison zu Wismar machte sich meilenweit durch Plünderungen und Gewaltthaten bemerkbar. Zu Bützow und Güstrow wurden mehrere Kompagnien mecklenburgischer Truppen ohne Weiteres unter schwedische Regimenter gesteckt.

Die Kaiserlichen waren noch fern, aber der Kurfürst Johann Georg von Sachsen bewährte sich als neuer treuer Bundesgenosse und überschritt mit einem stattlichen Heere Mecklenburgs Grenzen. Sein General Baudissin lagerte sich mit 7000 Mann Infanterie Ende November 1635 vor Dömitz, der schwedische Festungskommandant Jeßvitzky ließ zu besserer Vertheidigung die Stadt in Brand stecken. Banèr aber sandte seinen General Ruthven, einen Schotten, mit 4000 Reitern und 800 Musketieren, die sich auf die Sachsen warfen, während gleichzeitig Jeßvitzky aus der Festung einen Ausfall machte; die Hälfte wurde getödtet, der Rest gefangen und den Schweden eingereihet; Baudissin selbst konnte sich nur schwimmend über die Elbe retten. Merkwürdiger Weise schreibt Herzog Adolph Friedrich schon 4 Wochen früher, Ende Oktober, in seinem Tagebuche von einem schwedischen Siege bei Dömitz, der damals nicht stattgefunden hat und nur auf einem bloßen Gerücht beruhen konnte. - Andererseits errangen die Sachsen einige Vortheile, indem ihr Oberst Unger zu Grabow eine schwedische Kompagnie unter Vietinghof gefangen nahm und noch im November die Festung Plau von ihnen erstürmt wurde. - Gleichzeitig aber vernichtete Banèr zwischen Goldberg und Parchim drei sächsische Reiterregimenter, besiegte auch im September 1636 bei Wittstock den sächsischen Kurfürsten selbst vollständig; im Oktober eroberte der schwedische Oberst Mortaigne Plau zurück, wobei die Stadt zur Ruine ward.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mecklenburg im dreißigjährigen Kriege