Einführendes

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Die Höhen, welche den Ratzeburger See bekränzen, setzen sich nordwestlich gegen Lübeck hin, wo sie im Klingsberge über 450 Fuß ansteigen, und nordöstlich über Schönberg hin fort, wo sie den Dassower Binnensee umgürten und sich bei Kalkhorst im Hohen Schönberge zu 236 Fuß erheben. Von der Spitze der Hügel hat man die Übersicht über die ganze Landschaft, welche rings um den Binnensee liegt, das Ländchen Teschow genannt. Mit seinem reichen Anbau, vielen Dörfern, Gärten und Obstpflanzungen macht dasselbe — den See im Hintergrunde — einen ungemein wohltuenden Eindruck. Man tritt nun in die fruchtbarste Gegend Mecklenburgs, den Klützer Ort, wo sich Feld an Feld schließt und die mehrsten Ortschaften sich auf engem Raume zusammendrängen. Holz gibt es hier nur wenig, dafür aber bedeutende Weizenflächen und eine zahlreiche Bevölkerung. Das Terrain ist an vielen Stellen stark hügelig, der schon erwähnte Höhenzug tritt bis nahe an die See, bildet gegen 120 Fuß hohe steile User und zeigt in seinen Zwischenräumen tiefe fette Täler. Die Aussichten auf die See sind entzückend, besonders von dem höchsten Punkte dieser Gegend, dem Hohen Schönberge aus, von wo der Blick ein weites Panorama bis auf die holsteinische Küste bei Neustadt und die dänischen Inseln mit dem blendenden Kreidefelsen Moen im Hintergrunde umfasst, und daneben westwärts über Lübeck und Travemünde hin schweift. Mit der Stadt Wismar und ihrem freundlichen Hafen, vor dem die flache, aber interessante Insel Poel liegt, schließt diese Landschaft ab. Der Höhenzug wendet sich in einem großen Bogen um den Hafen, bildet bei Züsow (318 Fuß), Kirch-Mulsow und Neuburg ein starkgehügeltes Terrain und wendet sich dann in größerer Breite wieder der See zu, überall freundliche, aber da ihnen größere Seen sehlen, weniger lebhafte Landschaften zeigend. Nach allen Richtungen hin wenden sich Seitenzüge, deren bedeutendster über Sternberg fort streicht, in der Hohen Burg bei Schlemmin aus 513 Fuß ansteigt und bei Zehna nochmals sehr ansehnliche Höhen bildet. Die Hohe Burg ist die Spitze der Schlemminer Hügelgruftpe, eine starke Meile nordwestlich von Bützow, durchaus bewaldet und dadurch die Fernsicht beeinträchtigend. Indessen erblickt man von hier zahlreiche Dörfer, auch die Stadt Rostock und mit einem Fernglase die Ostsee im Hintergrunde. Diese ganze Hügelgruppe macht einen sehr wilden Eindruck. Berg und Wald treten einheitlicher, imposanter vor die Seele, da die Abwechselung im Bilde durch das Wasser fehlt. Deshalb hat sich auch die Sage vielfach dieses Terrains bemächtigt und manche Erzählung hastet an ihren Eigentümlichkeiten.


Auch derjenige Höhenzug, welcher von Kirch-Mulsow aus sich der Küste der Ostsee zuwendet, bietet des Erwähnenswerten Vieles; er ist, es, welcher die herrlichen Ufer bildet, die jetzt durch das Seebad am Heiligen Damme bei Doberan belebt und verschönert werden. Zu ihm gehören die aus 502 Fuß ansteigenden Diederichshäger Berge mit ihrer festen Unterlage eines älteren, zur Formation des Pläners gehörigen Gebirges, und der sich zu 284 Fuß Höhe erhebende Kronenberg bei Hohenfelde. Von allen diesen Punkten aus hat man prachtvolle Fernsichten nicht bloß seewärts, sondern auch nach der Landseite hin, welche, sich bebaut und bevölkert, zu den schönsten Mecklenburgs gehört. Inmitten einer Menge blühender Ortschaften liegt der Flecken Doberan mit seiner einzig herrlichen Spitzbogenkirche, einer der Ausgangspunkte des Christentums in dem früher slawischen Lande, jetzt während der Sommermonate belebt durch die sich in ihm versammelnden Badegäste. — Ostwärts von hier aber wird das Terrain flacher; die Hügel treten von der See zurück und ziehen sich in südöstlicher Richtung hin; statt der schroffen Ufer wird jene nun von Dünen eingefasst, hinter welchen sich bedeutende Wiesenniederungen ausdehnen; die Täler breiten sich aus und jenseits der Warnow bildet sich ein weites flaches Gebiet, nur von einzelnen Hügeln durchbrochen, zwischen Rostock, Ribnitz, Marlow, Sülz bis zur Nordspitze des Lummerower Sees, in welchem die Trebel, die Recknitz und die Peene fließen. Diese große Niederung erstreckt sich über das ganze Vorpommern hin und vertieft sich in nordöstlicher Richtung, wo die nahe an der Ostsee gelegenen Strecken sich oft nur wenige Fuß über dem Niveau der See erheben.

Es ist eine ftuchtbare, dichtbebaute und wohlhabende Gegend, voller großer Güter mit oft sehr bedeutender Viehzucht und mit ausgedehnten schönen Wiesen. Einzelne Höhen und Hiigelzüge fehlen, wie schon erwähnt wurde, nicht; sie treten z. B. im Schmoksberge bei Lüningsdorf, bei Sülz u. a. O. sogar in ziemlich bedeutender Weise auf. Man hat sich deshalb unter dieser Gegend kein durchaus ebenes flaches Land vorzustellen; aber wie in dem vorher geschilderten Teile Mecklenburgs die Höhen, so herrschen hier die Niederungen und Täler vor und bilden das Charakteristische dieser Gegend. In der Nähe von Sülz liegt ein, über die pommersche Grenze sich erstreckendes unabsehbares Torfmoor zwischen der Recknitz und der Trebel, welche beiden Flüsse hier der Moorgraben, ein Kanal, verbindet. Unmittelbar aus dem Moore entspringen die Soolquellen, welche die Saline zu Sülz bearbeitet, auf beiden Seiten der sich bei dieser Stadt scharf biegenden Recknitz aber gibt es in einer Ausdehnung von etwa einer halben Meile sehr viele salzhaltige Quellen, welche sich in langen tiefen Schlammrinnen, s. g. Ryen, zeigen, ockergelb gefärbt oder mit den bekannten buntschillernden Häutchen, die sich auf ruhendem Moorwasser bilden bedeckt sind. Dies Soolenfeld ist für Mecklenburg von sehr großer Wichtigkeit; wenn auch die Soole verhältnißmäßig schwach, birgt sich doch ein bedeutender Reichtum in der Menge und Ausdehnung der Quellen. Betrachtet man aber die ganze sich von Südwest noch Nordost abdachende Niederung, das große Flussgebiet der Recknitz, wie es sich über Sülz weg nach Ribnitz zu an den Binnensee schließt, so drängt sich der Gedanke, dass man in ihm eine früher offene, jetzt zugewachsene Fortsetzung dieses Binnensees oder der Ostsee selbst vor sich habe, unabweisbar, aus. Das ganze Moortal der Recknitz bei Sülz wird, wie A. Koch mitteilt, noch jetzt allmälig immer trockener und Stellen, an welchen sich vor wenigen Jahren sumpfige Wiesen befanden und Moorschnepfen aushielten, sind jetzt fast ausgetrocknet.

Die Hügelkette, welche die Schlemminer Berge bildet, und — wie wir oben erwähnten — bei Zehna zu bedeutenden Höhen ansteigt, sammelt sich in mannigfachen freundlichen Gruppen zwischen den Seen bei Güstrow (dem Gutower See) und Kraken. Sehr romantische Täler, teils schluchtenartig vertieft, werden durch die Nebel und andere kleinere Flüsse gebildet. Wenn auch der Boden um Krakow her zum großen Teile aus leichtem Sande besteht, ist doch die dem See zunächst liegende Landschaft eine sehr interessante und namentlich verdient es Erwähnung, dass an den Abhängen der zahlreichen, ringsumher liegenden Hügel sich in unermesslicher Menge wohlerhaltene tertiäre Versteinerungen des Sternberger Kuchens finden. Es ist sehr schwierig, aus der Masse von Hügeln, welche sich hier zusammendrängen, die Richtung des Hauptzuges zu erkennen, zumal nach verschiedenen Seiten hin Hügelzüge sich abzweigen. Indessen ist es wohl, in Beihalt der Hauptrichtung aller übrigen Hügelzüge Mecklenburgs, zweckmäßig, auch hier eine Hauptrichtung von West nach Ost vorauszusetzen, und in dieser führen uns wirklich vielfach verschlungene Ketten zu den schönen Landschaften, welche sich um die Westseite des Malchiner, die Südspitze des Cummerower, um den Torgelower u. a. Seen, gruppieren. Der Mittelpunkt aller der Naturschönheiten, welche der Wanderer hier erschaut, ist ohne Zweifel der Malchiner See, und zwar das westliche Ufer desselben, dessen Hauptpunkt die Burg Schlitz ist, und welches sich unter dem Namen der „Mecklenburgischen Schweiz“ eines nicht geringen Rufes erfreut. Auf der Spitze eines bedeutend hohen, gegen Norden durch Wald geschützten Hügels befindet sich das Schloss, von einem Obelisken überragt, der eine entzückende Fernsicht erlaubt. Der zu Füßen sich hinstreckende See gemahnt an den Schaalsee, er zeigt die gleichen freundlichen Bilder, aber der Gesamteindruck ist hier ein mächtigerer, das Gesamtbild ist großartiger nnd ruhiger. Man sieht über die ganze Länge des Cummerower Sees fort, mit einem Fernglase weit ins Pommersche hinein und zählt mehr als 80 Ortschaften auf einer Umschau.

Aber noch manche andere Punkte in der Nähe zeigen eine fast gleiche Schönheit; es ist hier eine Fülle über Mecklenburg ergossen, welche sich nicht anders, als im Einzelnen schildern lässt, wovon wir an diesem Orte jedoch absehen müssen. Wir folgen vielmehr dem Höhenzuge weiter in einer Richtung ostwärts und sehen ihn wieder bei Neubrandenburg an der Westseite des Tolenser Sees schöne Landschaften gestalten. Er streicht von hier weiter durch die nördliche Hälfte des strelitzschen Landes, ohne sich jedoch zu bedeutenden Höhen zu erheben und wendet sich südlich von der Stadt Friedland bei Cosa Broma und Wittenborn in einer südlichen Richtung teils über Straßburg ins Preußische, teils in einem stark ausgeprägten Zweige an der Grenze von Strelch hinunter, wo er sich mit demjenigen Höhenzuge verewigt, welcher das ganze südliche Mecklenburg durchzieht und den Haupthöhenzug dieses Landes bildet. Jene Zweigkette aber, welche an der östlichen Grenze von Strelch entlang streicht, enthält wieder viele Punkte von großer Bedeutung und viele landschaftliche Szenerien von hoher Schönheit, denen jedoch in den mehrsten Fällen der Schmuck eines größeren Sees fehlt. Vor allem Gr.-Miltzow, sodann Daberkow, Helvte, Mildenitz, wo man von dem nahen Wolfsberge aus in der Ferne die Stadt Stettin erblickt, Gr.-Göhren u. a. sind sehr schöne Punkte. Zwischen Gr.-Daberkow und Helpte erhebt sich die Gruppe der Helpter Berge, deren größte Höhe 540,8 Fuß betragen soll. An eigentümlicher Schönheit können sich diese Punkte mit denjenigen, welche wir oben spezieller bezeichnet haben, nicht messen, doch die Fernsichten von ihnen sind teilweise großartig und umfassen von den Helpter Bergen aus z. B. einen Kreis über Prenzlau an den Uker-Seen, Anklam und Stettin hin.

Nachdem wir bisher diejenigen Höhenzüge, welche den nördlichen und mittleren Teil Mecklenburgs durchstreichen, verfolgt haben, wenden wir uns jetzt zur Schilderung des Haupthöhenzuges. Bevor wir hierzu übergehen, müssen wir aber befürworten, dass wir die Höhenzüge hier überhaupt nur mit Rücksicht auf die Gestaltungen schildern, welche sie ihren Umgebungen verleihen, dass es uns weniger darauf ankam, ihren Zusammenhang unter einander kennen zu lernen und sie nach ihrer Zusammengehörigkeit zu betrachten. Nur allgemein konnte die Richtung angedeutet werden, welcher die Höhenzüge Mecklenburgs im Ganzen folgen, wogegen die vielen kleinen Zwischenzüge, welche den Raum zwischen den größeren im nordwestlichen und mittleren Teile des Landes fast ganz ausfüllen, unberücksichtigt geblieben sind. Wenn man nun von dem zuletzt beschriebenen Höhenzuge sich nach Süden zu dem Hauptzuge wendet, so durchschreitet man zunächst, ganz allmälig ansteigend, ein sehr hügeliges Terrain, auf welches eine sandige, ebenere Gegend folgt, diejenige nämlich, in welche die größten Seen Mecklenburgs, in einer Reihe von Nordwest nach Südost aufeinander folgend, liegen. Diese Gegend ist als eine Hochebene zu berachten, als das Plateau des Haupthöhenzuges, in welchem die Seen als Spalten — wahrscheinlich durch die Macht eines das ganze Land überflutenden Wassers eingerissen — erscheinen. Von Ost nach West dacht sich dies Plateau allmälig ab, wie die Höhenlage der Seen zeigt, welche, in gleicher Richtung aufeinander folgend, sich in dieser Weise darstellt:

Der Zierker-See bei Neustrelitz 222 Fuß; die Müritz 211 Fuß; die zusammenhängenden Seen, der Flesen-, Cölpin-, Malchower und Planer See 209 Fuß; der Schweriner See 123 Fuß über der Ostsee.

Jene Hochebene fällt nach Süden und Norden allmälig ab, dort schneller, hier langsamer, wird aber auf beiden Seiten von einer großen Menge sich scharf von ihr unterscheidender Hügel begrenzt, die wieder zahlreiche Zweige nach allen Richtungen hin erstrecken. Es bilden diese Hügel, welchen, soweit sie nach Norden verlaufen, die schönsten Punkte des mittleren Mecklenburgs angehören, also gleichsam ein Übergangs-Terrain von der Hochebene in die nordöstlich auf sie folgende Niederung. Da es uns aber darauf ankam, jene schönsten Punkte unseres Landes hier besonders hervorzuheben, so haben wir den das Hochplateau nordwärts begrenzenden Hügelzug oben für sich allein betrachtet. Ein Blick auf die Karte wird jedoch sofort zeigen, dass jenes durch die großen Seen bezeichnete Plateau den höchsten zusammenhängenden Teil des Landes bildet; denn es entspringen aus ihm und an seinen Abhängen die mehrsten Flüsse, welche teils in die nordöstliche Recknitz-Trebel-Niederung, teils mit der Warnow zur Ostsee, teils endlich südwärts in die Niederung des Havelbruches und zur Elbe stießen. Die Elde allein macht eine Ausnahme, indem sie, viele Windungen beschreibend, der Abdachung des Haupthöhenzuges nach Westen hin folgt und erst vom Südrande des noch zirka 115 Fuß über dem Spiegel der Ostsee liegenden Lewitz-Bruches an, sich südwestlich zur Elbe wendet. Bedenkt man nun, dass die Flüsse von den höher zu den niedriger gelegenen Orten fließen, so wird man die Höhenlage der einzelnen Teile unseres Landes im Großen und Ganzen leicht »keimen.

Wir sahen oben, dass die Höhen, welche die Ufer des Schaalsees umfassen, sich ostwärts abzweigen. Sie setzen zwischen Grevesmühlen (hier der 330 Fuß hohe Iserberg bei Hamberge), Rehna und Gadebusch in sehr vielen, teilweise bedeutenden Hügeln fort und bilden alsdann über Wirckenburg nach Hagenow hin eine ebenere Gegend, welche in der Nähe der ersteren Stadt durchschnittlich etwas über 100 Fuß hoch liegt. Die hügelige Bildung aber zieht sich zum Schweriner See hin, erzeugt die schönen Punkte bei den Ortschaften Eichsen, Wendelstors, Vietlübbe, Schönfeld, Gramen, Gr. Trebbew u. a, umgibt den See selbst mit seinen romantischen westlichen Ufern, streicht um seine Südspitze, verbindet sich hier mit dem nördlich von Hohen-Viecheln kommenden Hügelzuge, welcher die östlichen Ufer des Sees bildet und zieht dann über Crivitz und nördlich von Parchim und Lübz vorbei an den Plauer See. Der schönste Punkt in dieser ganzen Ausdehnung ist unstreitig der Schweriner See mit seinen teilweise durch die Kunst verschönerten Ufern. Die Südostspitze des Sees nach Pinnow hin bietet Stellen dar, wie die Phantasie nur immer, sie erschaffen mag; der Überblick von Görslow aus ist ebenso großartig wie überraschend schön. Auch bei Crivitz findet man Stellen von großer Naturschönheit; weniger treten diese freilich von hier bis nach Plau hin auf, diese Stadt selbst aber hat eine sehr freundliche Lage. Verfolgt man den Haupthöhenzug von hier weiter, so tritt als erster Punkt der Malchower See mit dem schönen Kloster an seinem südlichen Ufer hervor und neben ihm ist Röbel an der Süd- und Waren an der Nordspitze der Müritz zu nennen. Zwar ist die Natur hier nicht so großartig, wie im mittleren und nördlichen Teile Mecklenburgs; es fehlt dem Sandboden die reiche Vegetation, welche das Geestland schmückt, und namentlich entbehrt das Auge ungern die schönen frischen Laubwaldungen und fühlt sich nicht gerade angezogen von den kahleren Ufern der hiesigen Seen. Zwar ist auch die Bevölkerung hier dünner gesät und die ganze Belebung der Landschaften ist eine geringere; aber wenn man vom Sandboden nicht gerade den Reichtum des Geestbodens erwartet, wie es verständiger Weise nicht geschehen darf, so mag das Herz sich auch dieser Bilder erfreuen, welche doch überall verständlich den Segen zeigen, den Gott überMecklenburg ausgegossen hat.

An nordöstlichen Ufer der Müritz erstreckt sich auf kurze Zeit eine ziemlich unerquickliche Sandfläche, das südöstliche aber zeigt einen unerwarteten Naturreichtum in der schönen Umgebung des Specker Sees. Und von hier gelangt man in ein von außerordentlich vielen Seen durchschnittenes Gebiet, in welchem die Havel entspringt und in höchst gewundenem Laufe hinfließt. Es ist dies eine sehr finstere Gegend voller Nadelwälder und Holz, aber keineswegs uninteressant, ziemlich eben und unbelebt, aber nicht öde und ohne Schmuck. Das nicht verwöhnte Auge wird im Gegenteil in der Nähe der vielen Seen manche Naturschönheiten zu entdecken wissen, unter die am wenigsten hervortretenden Punkte unseres Landes gehört diese Gegend aber doch. Sie bleibt im Ganzen gleichförmig bis an den Zierker See, an dessen östlichem Ufer die Stadt Neustrelitz liegt, deren nächste Umgebung durch die Kunst wunderbar verschönert ist. Die Natur dagegen bietet hier wenig Freundliches; wendet man sich aber mit einem Seitenzweige des Haupthöhenzuges, welcher die Usadelschen Berge an der Süd- und Ostseite des Tolenser Sees bildet, nördlich, so wird man durch die prachtvolle Umgebung von Weisdin, Wanzka, Hohen-Zieritz, Prillwitz und anderen Orten wahrhaft überrascht. Die Usadelschen Berge haben eine sehr augenfällige, aufgetürmte Gestalt, durch welche tiefe schmale Täler entstehen, die in Mecklenburg selten sind, wo sie sich aber finden auch meistens viele Schönheiten und großen natürlichen Reichtum bergen. Hier findet man daneben eine Menge langgestreckter, aber schmaler Seen und prächtige Wälder, und manche Orte hat hier die Liebe der Fürsten noch auf künstliche Weise zu schmücken gewusst. So sind Zieritz und namentlich Prillwitz sehr angenehme Punkte, von denen das letztere jedenfalls der natürlich bedeutendste ist und mit dem freien Überblicke über den Tolenser See dem Besucher imponiert.

Von Neustrelitz aus wendet sich der Haupthöhenzug mit vielen Auszweigungen in südöstlicher Richtung weiter nach Feldberg hin. Es ist sehr schwer, denselben hier genauer zu verfolgen, da dieser ganze Teil von Strelitz mit einem großen, mehr als 4 Meilen langen und 2 ½ Meilen breiten Forste bedeckt ist. Doch zeigen die Messungen von Prozell, dass sich bei Grunow die Hügel 360 und bei Feldberg 330 Fuß hoch erheben. Die ausgedehnten Forsten, welche bei Altstrelitz den Namen der Serrahnschen Berge führen, die sich südlich an die Dresssinger und Sprenkel-Heide lehnen, bilden in ihrer Fortsetzung verschiedene Heiden, die Grunower, Bergfelder, Feldberger und am Südende des Lucin-Sees die Carwitzer Heide. Die ganze Gegend ist wild; die zwischen zwei langen schmalen Seen zu Anfange der Grunower Heide liegende Steinmühle hat eine großartige, romantische Lage, ebenso das Dorf Carwitz zwischen dem Lucin- und Carwitzer See, und Feldberg an dem langgestreckten, schmalen und tiefen, von Hügeln und Waldungen, die mit Saatfeldern abwechseln, umgebenen See ist ein Ort in sehr freundlicher Lage. Hier birgt die Natur gewiss noch manche wenig bekannte Schönheit; Feldberg ist für den Osten Mecklenburgs ein ebenso würdiger Abschlusspunkt, wie der Schaalsee und Ratzeburg für den Westen. Es erstreckt sich nun von hier in nordöstlicher Richtung, der strelitz-pommerschen Grenze folgend, der von uns schon erwähnte Höhenzug, welcher seine größte Erhebung in den Helpter Bergen besitzt.

Indem der Verlauf des Haupthöhenzuges im Vorausgehenden beschrieben wurde und wir ihm folgend uns von Schwerin über Crivitz in gerader Richtung nach Lübz hin wandten, blieb der südwestliche Teil unseres Landes einstweilen unberücksichtigt. Wir müssen jetzt zu diesem zurückkehren und wenden uns zunächst in die Gegend südlich von Parchim, wo sich von dem Hauptzuge zwei sehr beträchtliche Höhenketten abzweigen. Der Ort Slate an der Elde wird von Brückner ungefähr als der Knotenpunkt dieser Abzweigungen betrachtet, deren eine sich in südwestlicher Richtung nach Grabow hin erstreckt, während der andere südöstlich, fast südlich fortstreicht, zwischen den Orten Leppin, Marnitz und Ruhn in den Ruhner Bergen zu den beträchtlichsten Höhen Mecklenburgs sich erhebt und von hier über die Grenze südlich in die Priegnitz verläuft. Die Elde ist bei Slate mit hohem, steil absallendem südlichen Ufer eingefasst, aus welchem die Quelle entspringt, welche zur Entstehung eines Brunnenetablissements bei dem Lustorte Brunnen Veranlassung gegeben hat. Dieser Ort liegt auf der Höhe eines beträchtlichen, von der Elde zu auf terrassiertem Wege zugänglichen, bewaldeten Hügels, von welchem auf man eine gute Übersicht über die Umgebung, besonders nach Norden hin gewinnt. Man schreitet von hier auf dem Höhenzuge fort, wenn man sich über Poitendorf, Pöltenitz und Leppin nach Ruhn zu wendet, eine Gegend, die an und für sich nur geringe Naturschönheiten bietet, wegen der Ruhner Berge aber bemerkenswert ist. Diese bilden eine ziemlich durchschnittene, fast überall mit Wald bestandene Hügelgruppe, deren höchste Erhebung sich nach den neuesten Messungen aus 660 Fuß belaufen soll. Von dieser Höhe aus, welche durch ein Balkengerüst noch um etwa 40 bis 50 Fuß vermehrt wird, hat man eine sehr weite Aussicht auf eine reich mit Wald durchzogene und mit vielen Ortschaften besetzte Gegend, welche trotz der Sandflächen, die der Blick ostwärts durchlaufen muss, besonders nach Westen und Nordwesten (nach der mecklenburgischen Seite hin) freundlich und fesselnd ist. Hier öffnet sich ein weites Tal, die Niederung des Löcknitz-Flusses, nicht von großem Bodenreichtum, aber verhältnismäßig recht gut bebaut.

Dies Tal schließt im Westen ab mit derjenigen Hügelkette, welche von Slate aus, jedoch mit mehreren Unterbrechungen, sich nach Grabow hin erstreckt, südlich von Eldena durch die alte und neue Elde durchflossen wird und daraus die durch ihre Bodenschätze bekannten Karentzer Berge mit den Braunkohlenlagern bei Malliß bildet. So reich diese letztere Hügelgruppe auch ist und so segensvoll sie vielleicht dereinst für die Industrie Mecklenburgs werden dürfte, bietet sie in landschaftlicher Hinsicht wenige Annehmlichkeiten. Der Sand, welcher sie bedeckt, ist sehr leicht, die Vegetation gering und die Nadelwaldungen, welche in bedeutender Ausdehnung sich zeigen, sind, zumal bei dem geringen Wuchse der Bäume, nicht besonders einladend. An ihren Abhängen jedoch in der Nähe der Elde bieten sich, freundlichere Punkte dar. Wendet man sich weiter westlich, so wird die Gegend immer stiller, der Sand steriler und der Höhenzug verschwindet fast unter der einförmigen Bedeckung der Nadelwälder. Von der Rögnitz durchbrochen, zieht er so in beträchtkicher Breite durch die früher s. g. Jabelheide nach Lübtheen hin, wo an seinem Abhange sich der wertvolle Gipsstock befindet, dessen Bearbeitung schon seit längerer Zeit in bedeutendem Maße betrieben wird. In gleicher Richtung (nordwestlich) setzt der Höhenzug über Pritzier nach Vellahn hin fort, zeigt hier schon an manchen Stellen eine freundlichere Natur und frischere Vegetation, wendet sich alsdann westlich nach Boizenburg hin und bildet hin die schönen hohen Ufer der Elbe bis zur Landesgrenze. Die ganze Strecke des Höhenzuges, welche zwischen der Elde und Sude liegt, erhebt sich ziemlich auffallend aus einem tief liegenden Terrain; die Karentzer Berge besonders fallen nach Nord und Süd hin ziemlich schroff ab. Der tiefere Teil dieses Landes ist ein Heidegebiet mit schwarzem, moorigem, oft stark eisenhaltigem Boden, dessen Unterlage ein weißlicher Sand bildet. Gerölle, wie sie sonst so zahlreich sich im ganzen Lande zerstreut finden, wie sie nicht selten von imponierender Größe auf den höchsten Punkten der Hügel hervortreten, fehlen diesem Teile Mecklenburgs (auf der Oberfläche) gänzlich, dagegen birgt er in den moorigen Niederungen den Raseneisenstein (Klump), welcher einen beträchtlichen Gehalt an Eisen besitzt und schon früher — gegenwärtig jedoch nicht — zur Eisenfabrikation benutzt wurde. Die höher gelegenen Stellen dieses Gebietes sind mit einem seinen leichten Flugsande bedeckt, welchen der Wind bald an Hügel anzuwehen, bald um feste Mittelpunkte zu besonderen kleineren Hügeln zusammenzuwehen pflegt. Von Polz bis Dömitz und weiterhin am Vorwerk Broda hat der Wind den Flugsand zu Dünen angehäuft, wie solche sich an der Ostsee finden. — Südlich von Boizenburg zwischen Elbe und Sude liegt die Teldan, ein niedriges fruchtbares Gebiet, von dem ein Teil zu Mecklenburg gehört. Leider ist dasselbe den Überschwemmungen der Elbe häufig ausgesetzt, ja wenn das Wasser dieses hier nur langsam fließenden Stromes hoch steht, so stauen sich auch die Abflüsse der Elde, Rögnitz, Sude und Schaale, ihre Betten steigen an, überschwemmen ihre Ufer und setzen einen großen Teil des Landes, jene tiefgelegenen Moorigen Gebiete, unter Wasser. Da gibt es dann ein kräftiges Kämpfen mit diesem verheerenden Elemente. Einst als diese ganze Gegend mit Wald bewachsen war, da bildete sie ein durch Sümpfe und Lachen geschütztes, fast unnahbares Gebiet und wurde der letzte Zufluchtsort der früheren slawischen Bewohner Mecklenburgs, welche in der Jabelheide ihren Waldbau trieben und hier noch bis ins 17. Jahrhundert hinein slawische Sprache und Sitte bewahrten.

Und dies möge uns zu den Bewohnern Mecklenburgs hinüberführen; es wird gerechtfertigt sein, von der Bevölkerung des Landes, das wir betrachten wollen, eine kurze historische Übersicht zu geben.

Zur Zeit, wo Mecklenburg zuerst historisch bekannt wurde, findet man das Land von slawischen (wendischen) Volksstämmen bewohnt. Diese Slawen aber waren nicht die ältesten Bewohner des Landes, vor ihrer Zeit wechselte Mecklenburg wenigstens schon zweimal seine Bevölkerung. Zwar von einer noch früheren hat man in dem uralten Grabe von Plau und im Torfmoore bei Sülz Spuren gefunden, Schädel und Bruchstücke der Gebeine von Menschen, deren Stirn nur äußerst wenig angedeutet ist, welche deshalb auf einer sehr niedrigen Stufe der geistigen Entwickelung und Begabung gestanden haben, deren Schädel eine auffallende Ähnlichkeit mit den Schädeln der Karaiben und der alten Bewohner Chili's und Peru's zeigen, eine Ähnlichkeit, welche durch die Begräbnisweise in hockender Stellung (in dem Grabe von Plau) noch vermehrt wird — aber von dieser vielleicht urältesten Bevölkerung sind bis jetzt keine weitere Spuren bekannt geworden, welche auf einigermaßen sichere Schlüsse führen könnten. Deutlichere Beweise seines Daseins hat dagegen schon dasjenige Volk zurückgelassen, welches die ungeheuren Grabhügel errichtete, die im ganzen Lande zerstreut und unter dem Namen der „Hünengräber“ oder „Riesenbetten“ bekannt sind. Dies Volk verbrannte seine Leichen und setzte die Asche (vielleicht nur seiner Helden) in roh geformten, aus grober Masse gekneteten, kunstlos, aber nicht geschmacklos verzierten Graburnen bei, welche an die alten Urnen des Albaner-Gebirges erinnern sollen, und über welche dann jene in der Tat riesenhaften Grabhügel — wie die Verschiedenheit der Erdarten oft deutlich beweist — künstlich aufgeworfen wurden. Neben diesen Graburnen der Hünengräber finden sich Gerätschaften und Waffen von Stein mit allmäligem Übergange zu solchen aus Bronze, und es heißt deshalb jenes Volk das der „Steinperiode“. — Ihm folgte das Volk der Kegelgräber, welches in den ältesten Zeiten seine Toten vielleicht unverbrannt bestattete, da man mehrmals in solchen Gräbern Knochengerippe gefunden hat, neben welchen deutlich erkennbare Pferdeknochen lagen. Der letztere Umstand scheint auf die germanische Abstammung dieses Volkes hinzudeuten. In den mehrsten Kegelgräbern, die sich sehr zahlreich in Mecklenburg finden, wurden jedoch verbrannte Leichen in Graburnen beigesetzt, mit welchen dann Gerätschaften und Waffen von Bronze und reinem Golde ins Grab gelegt wurden. Dies ist das Volk der „Bronzeperiode“; es lassen sich von ihm Übergänge in die Wendenzeit mehrfach nachweisen.

Wahrscheinlich zur Zeit oder in Folge der großen Völkerwanderung drangen von Osten her die slawischen Volksstämme in das heutigeMecklenburg ein, welche die frühere germanische (deutsche) Bevölkerung vernichteten oder vertrieben. Als Zeitpunkt dieses Eindringens wird wohl mit ziemlicher Sicherheit das Ende des vierten Jahrhunderts nach Christo anzunehmen sein. Von diesen Slawen ist uns die erste sichere, historische Kunde zugekommen, doch haben auch sie, die ihre Toten ebenfalls verbrannten, in den Graburnen, welche in den sog. Wendenkirchhöfen zahlreich beigesetzt wurden, und in Gerätschaften und Waffen von Eisen uns Nachricht von sich hinterlassen. Ihre Begräbnisstätten unterscheiden sich eben dadurch von den früheren, dass nicht wie bei diesen nur eine oder wenige, sondern immer viele Aschenurnen sich in ihnen finden und dass sie nicht durch über ihnen aufgeworfene Hügel äußerlich kenntlich gemacht, sondern nur durch einen Steindamm bedeckt wurden. Deshalb sind sie Kirchhöfe, Begräbnisstätten genannt. — Das slawische Volk drang bis an oder etwas über die Elbe hin vor und nördlich im heutigen Holstein bis zur Suentana (d. i. die Stwentine, welche den Plöner See mit dem Kieler Busen verbindet). Sie teilten sich in verschiedene Stämme, die unter einander keineswegs friedlich sondern in häufigen Streitigkeiten lebten. Im heutigen Holstein bis, zur Stepenitz und dem Dassower Binnensee wohnten die Wagrier, neben, ihnen von der Ostsee bis zur Mitte des Landes an die Warnow und dem Schweriner See südwärts und bis in die Gegend von Kröpelin und Doberan ostwärts die Abodritm (Obotriten, eigentlich Bodrici, d. h. tapfere Männer von bodr der Held). Östlich von diesen in den Niederungen der Recknitz, Trebel, Peene und Tolense (also im nordöstlichen Teile Mecklenburgs) wohnten die Lutizier, welche sich wieder in 4 Stämme teilten, nämlich die Kissiner an der Ostsee, die Circipanier an der Peene, die Tolenser zwischen der Peene und dem Tolense-Flusse und die Redarier im nordöstlichen Strelitz, deren Land der „Raduir“ genannt wurde. An der Müritz wohnten die Murizzer, westlich von diesen zwischen dem Plauer See und der Warnow die Warnaber, an welche westwärts vielleicht die Smeldinger an beiden Seiten der Elde grenzten und an diese die Polaben von den Ufern der Elbe an der Stepenitz hinunter bis zum Dassower Binnensee. Südlich von den Warnabern wohnten in der heutigen Priegnitz die Linonen, an der Dosse die Doraner und von dem Seengebiete der Havel, östlich von der Müritz in die Mark Brandenburg hinein erstreckten sich die Wohnsitze der Heveller, deren Land „Heveldun“ (Havelgau), Hevellin oder Stodoranien hieß. Die Hauptvölkerschaften der Slawen waren die Obotriten und die Lutizier, die vielfach unter einander um die Herrschaft kämpften. Die vier oben angeführten Stämme bildeten jedoch nur die Lutizier im engeren Sinne; in weiterer Beziehung gehörten auch die Heveller, Doranen und Linonen zu ihnen und das ganze von Slawen (dieser Name bedeutet die Berühmten, von slawa Ruhm) bewohnte Land zwischen der Oder und Elbe, nördlich von der Lausitz, wurde Luticia genannt. Mit einem älteren Namen nannten sie selbst sich Weleter, Weletaber, Wiltzen, ein Wort, welches sich in Ortsnamen noch häufig findet und „Die Mächtigen, Starken“ (von welet, russ. wolot = stark) bedeutet, ebenso wie der Name Lutizier von lut, ljut = tapfer, wild (nicht wie Boll meint von luza = Sumpf) abgeleitet werden muss. Die Bedeutung beider Namen passt vortrefflich für das Volk, welches sich in fortwährenden Kämpfen mit den westlich von der Elbe wohnenden Sachsen durch seine wilde Tapferkeit hervortat. Überhaupt waren die Slawen ebenso tapfer, wie freiheitsliebend und ihrem Lande wie ihren Göttern zugetan. Heiden wie sie waren, verehrten sie die letzteren in ihren Wäldern und durch Sümpfe beschützten Burgstätten, verteidigten sie hartnäckig gegen die Sachsen, welche ihnen durch Gewalt das Christentum aufdrängen wollten, und stürzten immer von Neuem wieder die Altäre des Christengottes, verjagten und töteten seine Priester. Erst nach langem Kampfe wurde ihre Macht gebrochen; auf demselben Wege, welchen die häufigen Kriegszüge einschlugen, die ins Slawenland vordrangen, und welcher um die Nordseite des Schweriner Sees herum das durch Wald und Sümpfe unwegsame Land durchschnitt, drang das Christentum vor und gründete als Vorburgen die Klöster Ratzeburg 1154, Mecklenburg (nach Schwerin verlegt 1167), Doberan 1170, Dargun 1172.

Inzwischen hatte jetzt schon längst der Stamm der Obotriten die erste Stelle unter den Slawen erlangt und seit Niclot, der Stammvater unserer mecklenburgischen Fürstenhäuser, diese beherrschte (1147), hatten sie an Ansehen gewonnen. Sie bewohnten den schönsten und fruchtbarsten Teil Mecklenburgs und hatten die Angriffe der benachbarten Sachsen zunächst zu ertragen. Die Geschichte erzählt von ihrem hartnäckigen und tapferen Widerstande, bis denn endlich Heinrich der Löwe von Sachsen sie bändigte. Bei Verchen am Cummerower See erlitten die Slawen 1164 eine Niederlage, von welcher sie sich nicht wieder erholten; Fürst Pribislav, Niclots Sohn, unterwarf sich der sächsischen Oberhoheit und nun begann die Einwanderung deutscher Kolonisten in das Slawenland, während die frühere, durch die Kriege dezimierte Bevölkerung an die äußersten Grenzen (bei Rostock, im Norden von Mecklenburg-Strelitz, in der Jabelheide erhielt sie sich fort) zurückgedrängt wurde. Nun fasste auch das Christentum schnelleren Fuß. Vom Kloster Doberan aus wurden Kirchen und Klöster im ganzen Lande erbaut (Neukloster 1219, Eldena 1230, Rühn 1233, Rehna 1236, Zarrentin 1246, Ivenak 1252, Wanzka 1290) und von Südosten her drang das Christentum aus der den Slawen gleichfalls entrissenen Mark Brandenburg vor. Bald nach 1170 waren Wagrien, Polabien und die Grafschaft Schwerin, nach fast gänzlicher Vertreibung der Bewohner, in den Besitz deutscher Kolonisten übergegangen, die Kolonisation des mittleren und östlichen Teiles vom heutigen Mecklenburg währte bis über die Mitte des 13. Jahrhunderts hinaus. Da aber der Grundsatz galt, dass die deutschen Einwanderer das Recht hätten, die früheren Bewohner von ihren Wohnsitzen überall zurückzudrängen, so geschah das Letztere, wenn auch allmälig, doch gründlich. Durch diese Kolonisation wurde Mecklenburg übrigens in einigem Grade den unaushörlichen Kämpfen entrissen; es hat bald nach dieser Zeit und später zu wiederholten Malen Unsägliches leiden müssen, aber es begann mit ihr doch eine Zeit der Entwickelung und das Land trat nun mehr und mehr in die Reihen deutscher Staaten. Von diesem Zeitpunkte an werden wir im Folgenden unsere Betrachtungen wieder beginnen, und es ist also Mecklenburg von jetzt an ein von Deutschen bewohntes Land.