Die fürstlichen Schlösser
Von den kirchlichen Bauwerken blicken wir zunächst auf die fürstlichen Schlösser in Mecklenburg, welche sich gleich jenen als ausgezeichnete Bauten der Ziegel-Architektur darstellen. Auch sie sind von Lisch teils in den Jahrbüchern, teils in Mecklenburg in Bildern ausführlich und vortrefflich beschrieben; wir geben über dieselben nur einen kurzen Überblick mit Rücksicht auf das bei ihrer Bauweise Eigentümliche. Dies besteht in dem an ihnen zur größten Vollendung gekommenen Ziegelschmucke; denn wie die Kirchen die ernstere, so repräsentieren die fürstlichen Schlösser die heitere Seite der Ziegelbaukunst. Jener Schmuck besteht in Reliefarbeiten, welche „an diejenigen der italienischen Pracht-Ziegelbauten erinnern“, aber — wie Lisch nachgewiesen hat — doch dem nördlichen Deutschland eigentümliche Kunstprodukte sind. Sie finden sich in größter Anwendung an den fürstlichen Schlössern zu Wismar und Gadebusch und „bilden einen bestimmten Stil des 16. Jahrh., welcher besonders in Mecklenburg durch niederdeutsche Baumeister zu unverkennbarer Ausbildung gelangte.“ Der Kunstkenner Kugler hält diese Arbeiten für Nachbildungen der italienischen Erzeugnisse, aber das sind sie nicht; für ihren Wert aber sprechen die Bemühungen Schinkels und Stülers, diesen Stil wieder zu Ansehen und Geltung zu bringen. Bei dem neuen Großherzoglichen Schlosse zu Schwerin ist dieser Tonschmuck in reicher Weise verwandt worden. Es besteht derselbe in Reliefarbeiten verschiedener Art und großen Medaillons aus gebranntem Tone, welche oft von ausgezeichneter Arbeit und bedeutendem Kunstwerte sind. „Sie finden sich an den alten Schlössern zu Tausenden in den verschiedensten Motiven und sind oft auch bemalt, indem der vertiefte Grund blau gefärbt wurde, während man die Reliefs, die erhaben dargestellten Gegenstände vergoldete.“ Die Kunstweise selbst übertrug man auch in das Innere der Häuser; das Schloss zu Wismar, bisher der vollendetste Repräsentant des Renaissance-Stils in Mecklenburg, zeigt solche „mit Tonreliefs geschmückte, gemauerte Säulen und sich auf diese stützende Rippen reicher Sterngewölbe,“ Auch an den Stubenöfen findet man sehr häufig solche Reliefarbeiten, welche in allen Farben glasiert und von denen die älteren oft von sehr tüchtiger Arbeit sind. Das Residenzschloss in Schwerin, welches die Bestimmung hatte, auch die vaterländische Kunst nach allen Seiten hin zu vertreten, musste aus diesem Grunde gerade diesen besonders in Mecklenburg gepflegten Kunstzweig in dem Maße, wie es geschehen ist, zur Anschauung bringen. Das Residenzschloss stellt die weltliche Ziegelbaukunst in ihrer höchsten Vollendung dar, es leitet den Kunstsinn auf die Bahn seiner geschichtlichen Entwickelung zurück, dass er auf dieser Grundlage sich weiter entfalte.
Darin lehnt es sich an das Schloss zu Wismar, welches für den Renaissance-Stil eine Epoche nur beginnen konnte. Wenige Jahre später entstand das ausgezeichnet schöne, durch weise Massenverteilung vielleicht das schönste der mecklenburgischen Fürstenschlösser, dasjenige zu Güstrow. Dies architektonische Streben aber wurde unterbrochen durch die Bedrängnisse der damaligen Zeit, welche, wie wir schon oben erwähnten, der Kunstentwickelung hindernd entgegentraten. Vom Beginne des 17. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, wo das sehr tüchtige, außen mit pirnaischem Sandstein bekleidete Schloss zu Ludwigslust entstand, und — etwas früher — auch das Schloss zu Neustrelitz erbaut war, ist in dieser Hinsicht kaum etwas Bedeutendes geleistet, und mit Rücksicht auf die späteren Leistungen im Allgemeinen kann es nur von Vorteil sein, dass der Blick auf jene vorzüglichen älteren Werke zurückgeführt werde. Denn neben dem wirklich Künstlerischen, von welchem wir bisher gesprochen, zeichnen sich dieselben auch durch eine unzerstörbare Gediegenheit aus, welche in unserem nördlicheren Lande nicht bedeutungslos ist.
Baumaterial vortrefflicher Art lag in den erratischen Blöcken, welche unsere Fluren bedecken, den Baumeistern in größter Nähe; aber nicht mit ihnen, sondern mit dem Lehme, den sie freilich auch nicht weit zu suchen brauchten, aber doch bereiten, bilden und brennen mussten, schufen sie ihre Bauten. Der Grund liegt darin, weil sie wussten, dass sie mit diesem Material Dauerhaftes schaffen würden. Und das geschah in der Tat: die Ziegel der älteren Bauten sind eben so vorzüglich, wie der Mörtel unzerstörbar; mit Beidem konnten sie Werke schaffen, die vollendet waren und die Kühnheit vielgepriesener Kunstwerke übertreffen. Ziegel und Mörtel bildeten sie zu einem so festen Ganzen, dass es unverrückbar wurde und sie konnten getrost schwere Gebäude aus einem schwachen, nur mit etwa 2 Fuß hohen Ellern- und Eichenschleeten belegten Moorboden errichten, wie es in Mecklenburg wirklich geschehen ist (z. B. bei dem alten Schlosse in Schwerin). Sie wagten aber noch mehr, indem sie nur die äußeren Lagen der Mauern wirklich mauerten und die hohlen Zwischenräume mit Steinen und Schutt ausfüllten. Solche Gebäude standen dennoch Jahrhunderte lang tüchtig da. Diese Festigkeit der alten Bauten ist Gegenstand mannigfacher Forschung gewesen; das Geheimnis derselben soll darin liegen, dass die Alten die Ziegel und den Kalk, welchen sie verbrauchen wollten, an Ort und Stelle brannten und dann sogleich verwandten. Jede Baustelle hatte ihre eigene Ziegelei und Kalkbrennerei; die Ziegel wurden sogleich nach dem Brennen verbraucht, der Kalk sofort gelöscht, man ließ ihn nicht erst Jahre lang in Gruben umherliegen, in welchen er seine bindende Kraft verlieren soll. Auch rieben die Alten ihre Ziegeln nicht ab, sondern mauerten dafür mit größerer Sorgfalt; denn durch das Abreiben wird die gerade am meisten gehärtete Oberfläche der Steine mehr oder weniger zerstört und das weichere Innere derselben dem Einflusse der vernichtenden Luft ausgesetzt. Ausführlicheres über diesen Gegenstand findet man in Lisch, Jahrb. XV., S. 324 ff.
Die drei Kunstepochen des Rundbogen-, des Spitzbogen- und des Renaissssance-Stils stehen in schönen Bauwerken aufbewahrt. Für den Rundbogen-Stil ist der Dom zu Ratzeburg, für den Spitzbogen-Styl der Dom zu Schwerin, die Kirchen zu Doberan und Neubrandenburg, für den Renaissance-Stil das Schloss zu Wismar maßgebend. Die beiden ersteren haben dem Lande eine Nachkommenschaft schöner Bauwerke geliefert. Der Rundbogen ist jedoch nur in wenigen Kirchen ganz, häufiger nur in einzelnen Teilen später restaurierter Kirchen erhalten; der Spitzbogen reicht in die Neuzeit und steht in seiner Vollendung auch ferner als vollgültiges Muster. Das Schloss zu Wismar bahnte nur eine Epoche an, welche gewaltsam abgebrochen wurde, bis die neueste Zeit an ihr vollendend wieder anknüpfte in dem Schlosse zu Schwerin.
Was aber alle diese Bauwerke auszeichnet, das ist die strenge Einsachheit und ernste Eleganz, der praktische Realismns, welcher mit wenigenMitteln seinen Zweck zu erreichen weiß und bis zu der äußersten Grenze fortschreitet, zu der seine Mittel reichen. So entstanden die massiven, aber hohen und schlanken Säulen und Mauern, die einfachen Wände, der durch nichts zu übertreffende edelste Goldschmuck. Überall ist weises Maß, nichts Überladenes, sowohl in den ernsteren Gotteshäusern, wie in dem heiteren Schmucke der weltlichen Gebäude.
Darin lehnt es sich an das Schloss zu Wismar, welches für den Renaissance-Stil eine Epoche nur beginnen konnte. Wenige Jahre später entstand das ausgezeichnet schöne, durch weise Massenverteilung vielleicht das schönste der mecklenburgischen Fürstenschlösser, dasjenige zu Güstrow. Dies architektonische Streben aber wurde unterbrochen durch die Bedrängnisse der damaligen Zeit, welche, wie wir schon oben erwähnten, der Kunstentwickelung hindernd entgegentraten. Vom Beginne des 17. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, wo das sehr tüchtige, außen mit pirnaischem Sandstein bekleidete Schloss zu Ludwigslust entstand, und — etwas früher — auch das Schloss zu Neustrelitz erbaut war, ist in dieser Hinsicht kaum etwas Bedeutendes geleistet, und mit Rücksicht auf die späteren Leistungen im Allgemeinen kann es nur von Vorteil sein, dass der Blick auf jene vorzüglichen älteren Werke zurückgeführt werde. Denn neben dem wirklich Künstlerischen, von welchem wir bisher gesprochen, zeichnen sich dieselben auch durch eine unzerstörbare Gediegenheit aus, welche in unserem nördlicheren Lande nicht bedeutungslos ist.
Baumaterial vortrefflicher Art lag in den erratischen Blöcken, welche unsere Fluren bedecken, den Baumeistern in größter Nähe; aber nicht mit ihnen, sondern mit dem Lehme, den sie freilich auch nicht weit zu suchen brauchten, aber doch bereiten, bilden und brennen mussten, schufen sie ihre Bauten. Der Grund liegt darin, weil sie wussten, dass sie mit diesem Material Dauerhaftes schaffen würden. Und das geschah in der Tat: die Ziegel der älteren Bauten sind eben so vorzüglich, wie der Mörtel unzerstörbar; mit Beidem konnten sie Werke schaffen, die vollendet waren und die Kühnheit vielgepriesener Kunstwerke übertreffen. Ziegel und Mörtel bildeten sie zu einem so festen Ganzen, dass es unverrückbar wurde und sie konnten getrost schwere Gebäude aus einem schwachen, nur mit etwa 2 Fuß hohen Ellern- und Eichenschleeten belegten Moorboden errichten, wie es in Mecklenburg wirklich geschehen ist (z. B. bei dem alten Schlosse in Schwerin). Sie wagten aber noch mehr, indem sie nur die äußeren Lagen der Mauern wirklich mauerten und die hohlen Zwischenräume mit Steinen und Schutt ausfüllten. Solche Gebäude standen dennoch Jahrhunderte lang tüchtig da. Diese Festigkeit der alten Bauten ist Gegenstand mannigfacher Forschung gewesen; das Geheimnis derselben soll darin liegen, dass die Alten die Ziegel und den Kalk, welchen sie verbrauchen wollten, an Ort und Stelle brannten und dann sogleich verwandten. Jede Baustelle hatte ihre eigene Ziegelei und Kalkbrennerei; die Ziegel wurden sogleich nach dem Brennen verbraucht, der Kalk sofort gelöscht, man ließ ihn nicht erst Jahre lang in Gruben umherliegen, in welchen er seine bindende Kraft verlieren soll. Auch rieben die Alten ihre Ziegeln nicht ab, sondern mauerten dafür mit größerer Sorgfalt; denn durch das Abreiben wird die gerade am meisten gehärtete Oberfläche der Steine mehr oder weniger zerstört und das weichere Innere derselben dem Einflusse der vernichtenden Luft ausgesetzt. Ausführlicheres über diesen Gegenstand findet man in Lisch, Jahrb. XV., S. 324 ff.
Die drei Kunstepochen des Rundbogen-, des Spitzbogen- und des Renaissssance-Stils stehen in schönen Bauwerken aufbewahrt. Für den Rundbogen-Stil ist der Dom zu Ratzeburg, für den Spitzbogen-Styl der Dom zu Schwerin, die Kirchen zu Doberan und Neubrandenburg, für den Renaissance-Stil das Schloss zu Wismar maßgebend. Die beiden ersteren haben dem Lande eine Nachkommenschaft schöner Bauwerke geliefert. Der Rundbogen ist jedoch nur in wenigen Kirchen ganz, häufiger nur in einzelnen Teilen später restaurierter Kirchen erhalten; der Spitzbogen reicht in die Neuzeit und steht in seiner Vollendung auch ferner als vollgültiges Muster. Das Schloss zu Wismar bahnte nur eine Epoche an, welche gewaltsam abgebrochen wurde, bis die neueste Zeit an ihr vollendend wieder anknüpfte in dem Schlosse zu Schwerin.
Was aber alle diese Bauwerke auszeichnet, das ist die strenge Einsachheit und ernste Eleganz, der praktische Realismns, welcher mit wenigenMitteln seinen Zweck zu erreichen weiß und bis zu der äußersten Grenze fortschreitet, zu der seine Mittel reichen. So entstanden die massiven, aber hohen und schlanken Säulen und Mauern, die einfachen Wände, der durch nichts zu übertreffende edelste Goldschmuck. Überall ist weises Maß, nichts Überladenes, sowohl in den ernsteren Gotteshäusern, wie in dem heiteren Schmucke der weltlichen Gebäude.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mecklenburg - Ein niederdeutsches Landes- und Volksbild