Das Land und die Leute
Mecklenburg, sagten wir, sei kein Land, welches sich in wenigen Zügen schildern ließe; die fortwährende Wiederholung seiner landschaftlichen Bilder erfordere eben so viele einzelne Beschreibungen. Ohne natürliche Grenzen, wenn man von der Ostsee absieht, hängt es auf's Genaueste in allen seinen Beziehungen mit seinen Nachbarländern zusammen und bietet in seinem politischen Ganzen der Schilderung nur willkürliche Gruppen dar, deren wir einzelne bedeutendere herausgegriffen haben. Es wird sich jetzt darum handeln, die einzelnen Bilder zu einem Ganzen zusammenzufassen, die charakteristischen Merkzeichen des Landes hervorzuheben und ihre Einflüsse auf die Bevölkerung darzulegen. Denn die Behauptung: „Wie das Land, so die Leute“ ist, wenn auch nicht in allen, so doch in vielen Beziehungen richtig; an der Bildung und Gestaltung des Landes haftet die Beschäftigung des Menschen, und wenn jenes einheitlich gestaltet, die Beschäftigungsweise also eine in weiten Kreisen gleichförmige ist, so wird dadurch allerdings dem Wesen der ganzen Bevölkerung ein Typus aufgedrückt, der sich nach allen Lebensrichtungen hin ausprägt und sich in mehr oder minder seinen Schatzungen durch alle Stände verfolgen lässt. Natürlich sind diese Tinten am schärfsten vorhanden in demjenigen Teile der Bevölkerung, welcher der hier aufgestellten Grundlage — dem Lande nämlich, der natürlichen Bedingung seiner Lebensbeschäftigung — am nächsten steht, und es begreift sich deshalb von selbst, dass bei Betrachtungen dieser Art die s. g. niederen Stände vornämlich berücksichtigt werden.
Mecklenburg ist ein Teil der großen Niederung, welche sich in einer Breite von durchschnittlich 40 Meilen von den Niederlanden an durch das nördliche Deutschland bis an den Ural erstreckt und wohl schlechtweg die „uralische Niederung“ genannt wird. Vorwiegend Küstenland hat es im Ganzen nur ein geringes Gefälle; übersäet mit Hügeln und gewöhnlich nur kleinen kesselförmigen oder schmalgedehnten Tälern ist es nicht sowohl mit großen Flüssen, wie mit äußerst zahlreichen und teils sehr bedeutenden Seen bedeckt. Die Flüsse schlängeln sich meistens in vielfach gewundenen Betten um die Hügel herum und stießen in langsamem Laufe, von Wiesen bekränzt, dahin. Durchbrochene Ufer, wie sie die Warnow an einigen Stellen und die Recknitz in den sog. „Lithen“ zeigen, sind große Seltenheiten. Die Hügel bilden gewöhnlich Gruppen, nur ausnahmsweise Züge oder Ketten, welche scharf hervortreten und deutlich erkennbar sind; sehr wenige von ihnen legen durch ihre Höhe dem Ackerbaue Schwierigkeiten in den Weg, und wo dies der Fall sein würde, da sind sie mit Waldung bestanden, die sich überhaupt noch in reichlichem Maße vorfindet. Diese Waldungen, besonders die schönen Buchen- und Eichenwälder des nördlicheren Teiles, sind ein Schmuck für das Land und eine Wohltat für den Ackerbau; nicht unrichtig spricht der Dichter von „heiligem Walde“ und „heiligem Meere“. Am Meere, wo sich die Wellen zu den Füßen der hoch im Winde rauschenden Buchenwipfel brechen, da fühlt das Herz die Bedeutung dieser Worte. Aber auch auf der Flur, wo der Wald die Hügel im Hintergrunde bekränzt; wo sich über ihm die Wetter sammeln, welche befruchtend nieder auf die Saatfelder ziehen; wo unversiegbare Quellen aus ihm zu Tage treten und dem grünen Teppich der Wiesen das erhaltende Nass spenden — auch hier ist er ein Schmuck der Landschaft und eine Wohltat zugleich. Welch' ein Unterschied zwischen den Seen, die mit kahlen Ufern öde da liegen, nnd denjenigen, um welche sich Wald und Hügel und Saatfeld in buntem Gemische lagern! Und diese Seen in ihrer Vielgestalt und Mannigfaltigkeit sind des Landes charakteristisches Eigentum. Seltener im nördlichen und mittleren Teile, sind sie ungemein zahlreich im südlichen und begleiten den Höhenzug, welcher aus der Mitte der dänischen Halbinsel hervorgehend durch Schleswig, Holstein, Lauenburg, das südliche Mecklenburg, Pommern, Preußen u. s. w., immer ansteigend, bis in die Nähe des Urals zieht, welcher überall reich an Seen ist, zumeist aber in Mecklenburg, hier auch in der Müritz seinen größten Landsee besitzt und zahlreiche Flüsse von sich aussendet. Dieser Höhenzug erfüllt beinahe den ganzen westlichen Teil Mecklenburgs mit mannigfachen Zweigen; über Sternberg hinaus teilt er sich bestimmter zu einer parallel neben der Ostsee laufenden Hügelkette und einem sehr breiten Hauptzuge, der südöstlich durch Mecklenburg-Strelitz streicht. Beide Züge bilden ein offenes Dreieck, dessen offene Seite ostwärts gerichtet ist, wo sich das Recknitztal ausdehnt und sich in den nördlichen Teil Vorpommerns weitet. Beide Höhenzüge erheben sich mehrmals beträchtlich und bilden nach der sehr richtigen Volksbezeichnung „Berge“, d. h. isolierte Höhengruppen von bedeutenderer Erhebung im Vergleiche zu den umliegenden Höhen und den Ebenen. Betrachtet man das Land im Ganzen, so steigen die Höhenzüge nach östlicher Richtung hin allmälig an, umgekehrt fallen die Ebenen nach gleicher Seite hin und nach Nordost zu ab. Dem entsprechen die Läufe der Flüsse vollkommen, wie es von uns schon in der vorausgehenden Beschreibung erwähnt worden ist.
Der nördliche Zug und ein großer Teil der östlichen Ebene besitzen einen für die Landwirtschaft sehr ergibigen Boden, teilweise außerordentlich tonig und schwer zu bearbeiten, teilweise und hauptsächlich sandiger, mehr oder minder humusreicher Lehm. Der südliche Zug bildet eine zusammenhängende bedeutende Sandfläche, hie und da, zumal an seinem nördlichen Abhange, mit Lehm vermischt. Der südwestlichste Teil des Landes von der Elbe bis über Hagenow und zur Lewitz reichend, ist unter dem Namen der „Haideebene“ bekannt und besitzt teils Sandflächen, teils moorige Niederungen. Diese Bodenbildung gibt sowohl dem Lande, wie der Bevölkerung eine Dreigestalt, welche sich sehr charakteristisch ausprägt und in vielen einzelnen Zügen erkennbar macht. Die ethnographischen fallen zwar mit den topographischen Grenzen nicht ganz genau zusammen, die Übergänge verwischen sich zwischen beiden; aber fasst man jene drei Gestaltungen als Gruppen im Ganzen auf, so wird man unserer Behauptung leicht zustimmen. Wir werden dieselbe weiter ausführen.
Der bei weitem größte Teil Mecklenburgs, soweit ihn nicht Seen, Wälder und Niederungen einnehmen, ist Feldland; deshalb ist der Ackerbau in seiner ganzen Ausdehnung die Hauptbeschäftigung der Bevölkerung. Die zahlreichen geschlängelten Flusse, die vielen Seen und Teiche bewässern eine große Menge von Wiesen, welche sich teils gar nicht, teils nur mit großen Kosten würden trocken legen lassen. Deshalb ist der Ackerbau überall mit einer bedeutenden Viehzucht verbunden und der Bauer ist in Folge davon seiner Eigentümlichkeit bis auf den heutigen Tag treu geblieben, ein Umstand, welcher erfahrungsmäßig durch den Betrieb der Viehzucht in einem hohen Grade bedingt wird. Wo die letztere schwindet, da verliert auch der Bauer seinen Charakter; ältere Dorfgenossenschaften ohne das „liebe Vieh“ findet man nirgends, wohl aber häufig solche, deren fast ausschließlicher Betrieb die Viehzucht ist. Die moderne Landbautheorie hasst das viele Wiesenland und strebt dahin, dasselbe in Ackerland zu verwandeln; das mag in pecuniärer Beziehung vorteilhaft sein, in sozialer gewiss nicht, und es ist gut, dass sich nicht alle Flüsse und Seen austrocknen lassen.
Der nördliche und östliche Teil Mecklenbnrgs ist ein fertiges Kulturland; auf seinem reichen Geestboden sitzt ein behäbiger Bauernstand in der Ruhe der Erbfolge und gewohnter Wirtschaftsweise. Hier macht Alles den Eindruck des Alten und Hergebrachten vom Bauerhause an bis zum Acker hinab. Der Kornbau auf weiter Fläche herrscht vor, der Weizen mit seinen goldenen Ähren begründet, üppig gedeihend, einen dauernden Wohlstand; auf fetten Wiesen und Triften weidet das starke Rindvieh und zwischen diesen sieht man die Füllen, denn die Pferdezucht ist und bleibt der Stolz des echten Bauern, der Höhepunkt seines Strebens. Mau tut Unrecht, wenn man an Alles dies immer den Maßstab des Gewinnes legt und verwirft, was sich nicht bei Heller und Pfennig als vorteilhaft herausstellt; die Sitte wird keineswegs von der Spekulation geregelt, sondern ist ganz unabhängig von dieser und hat ihr selbstständiges Rech. In Mitteldeutschland zeigte sich das Sinken des Bauernstandes zuerst in dem Aufhören der Pferdezucht und da hat man es, auf dem einmal betretenen Wege beharrend, zuletzt richtig bis zum Stande der Ziegenbauern gebracht, die man früher nicht einmal dem Namen nach kannte. Das sind Extreme, aber man vernichtet nur zu oft, wenn man ohne Rücksicht auf die Eigentümlichkeiten der Menschen zu bauen vermeint. — Im nordwestlichen Teile des Landes sind die Felder nach holsteinischer Weise in Koppeln geteilt, welche von lebenden Hecken, meistens von Nuss- und Dornsträuchern, eingefasst sind. Hinter Wismar, bei Doberan und Rostock findet man diese Sitte nicht mehr; hier sind die Felder offen und nur an den Wegen mit Hecken, häufiger mit Weidenbäumen besetzt. Das Einträgen der Koppeln hängt mit der Viehzucht, namentlich der Pferdezucht zusammen und hat zu jetziger Zeit, wo die Kultur so manche Waldungen zerstört hat, wenigstens eben so großen Vorteil, wie Nachteil. Den Reiz der Landschaftsbilder erhöht es ungemein, besonders auf höher gelegenen Feldern, die es zugleich vor dem Austrocknen durch die Winde schützt. Der nördliche Bauer ist kein Freund vom Anbaue der sog. Handelspflanzen; Kartoffeln u. dgl. kultiviert er nur zum eigenen Bedarfe. Einzelne Ausnahmen, wie z. B. der Kohlbau auf der Insel Poel, sind durch örtliche Eigentümlichkeiten bedingt. Der reine Feldbau gestattet keine sehr große Dörfer, gewöhnlich findet man sie hier von mittlerer Größe und wo sie diese überschreiten, da sind sie teils durch den Anbau von Büdnern und Häuslern vergrößert, teils wirkten andere örtliche Beziehungen, z. B. ein nahe gelegener Forst, eine benachbarte Stadt und ähnliche Momente mit.
Dieser Teil des Landes ist, obwohl weniger reich an Seen als der Süden, doch mannigfaltiger gruppiert. Wieseugründe, Täler, bebaute und bewaldete Hügel, mit Obstgärten umringte freundliche Dörfer, Städte, Fluren und Moorniederungen — dies Alles wiederholt sich hier schneller als dort, die Kultur ist üppiger, der Pflanzenwuchs reicher, die Landschaftsbilder sind farbiger und kräftiger. Die Seen zeichnen sich hier aus durch ihre malerischen Ufer, während sie dort zuweilen von kahlen Flächen umgeben sind. Das Leben ist reicher, die Fülle größer; es kann nicht auffallen, dass diese Gegend in wirtschaftlicher Beziehung am weitesten vorgeschritten ist. Hier ist kein ungenutztes Feld, keine Heidestrecke, die Kultur ist nach Außen überall fertig; der Anbau ist bis zu einer Vollendung gelangt, welche die Anlage neuer bäuerlicher Wirtschaften nicht mehr gestattet. Nur noch die Vertiefung der Kultur ist möglich und diese wird, wie sie fortschreitet, allmälig die Errichtung neuer Büdnereien und Häuslereien gestatten. Das nördliche Mecklenburg ist ein fertiges Bauernland.
Ganz anders und für den Beobachter interessanter zeigt sich die südliche Landeshälfte mit ihrem Sandboden; diese ist erst in der Entwickelung begriffen und teilweise von ihrer Vollendung noch sehr weit entfernt. Auch auf diesem Sandlande herrscht heute zwar noch der Kornbau vor, aber fast überall schon macht sich die Neigung zu einer Handelsfrucht bemerklich und natürlich ist es die bekannte und erprobte Kartoffel, auf welche hier die Wahl fsällt. Die Kultur des Sandbodens ist bei weitem nicht so frisch und lebhaft, wie diejenige des Geestbodens, und kann es auch nicht sein; statt der gelben Weizen- herrschen hier die grauen Roggenfelder vor, Gerste gedeiht nur auf besseren Feldern gut und Kleebau ist sehr spärlich. (Es versteht sich, dass wir vom reinen Sandboden sprechen, der Ausnahmen gibt es manche.) Die Wiesen haben nur ein kurzes, hartes Gras und wenn man ihnen durch Überrieselung aufhilft, so bleibt doch das Heu nur wenig nahrhaft. Deshalb ist hier auch die Viehzucht verhältnismäßig zurück; kleine magere Kühe weiden auf verbrannten dürren Triften und geben nur geringen Ertrag. Große Strecken sind mit Nadelholz bedeckt, weil der Boden zur Zeit noch keine entwickeltere Kultur gestattet. Bei Grabow, südlich von Parchim, südöstlich von Plau pflanzt man absichtlich Nadelholz an, teils um den leichten Sand zu schützen, teils auch um von dem Boden überhaupt einen Ertrag zu gewinnen. Der Sandacker bedarf einer starken Düngung, das Korn liefert aber nur kurzes Stroh; die Felder sind verhältnismäßig groß, folglich auch der Düngerbedarf. Da sieht man die Bewohner Tannennadeln, Waldgras, Ginster, Heideplaggen, Torfschollen und was sonst irgend zur Düngung passt, herankarren, sparsam verteilen und sorgfältig benutzen. Das Vieh bedarf einer Abwechselung in der Nahrung, man baut Viehkohl und Rüben; der Acker gibt geringen oder mäßigen Kornertrag, man pflanzt Kartoffeln, baut Lein u. s. w. Das ist eine ganz andere, durch die Natur des Bodens selbst aufgenötigte Kultur, als sie der nördliche Bauer betreibt. Letzterem wächst es fast in die Hände. Ersterer soll auf alle Weise selbst schaffen und fördern; ist's ein Wunder, dass zwischen Beiden eine Charakterverschiedenheit sich allmälig scharf ausprägt? Der Waldbesitz allein ist eine Sache, welche sich mit dem Wesen eines rechten Bauern schlecht verträgt; der Privatwaldbesitz überhaupt ist bei den deutschen Völkern erst spät und allmälig aufgekommen, er ist der gerade Gegensatz vom Besitz der Wiesen und ihrer Kultur. Aber Kartoffelbau auf Sandboden treibt den Bauer unbedingt in den Wald; ersterer entkräftet durch die tiefe Bearbeitung den Boden mit gewöhnlich nur flacher Narbe, letzterer muss ihn nicht nur durch die Düngung mit seinen Abfällen restaurieren, sondern eventuell auch nach seiner Abrodung neuen frischen Boden liefern, während nun der bisher benutzte zur Ruhe gelegt wird. Diese kurze Skizze zeigt schon zur Genüge, wie sehr sich die bäuerliche Wirtschaft auf den Sandfeldern Mecklenburgs einem industriellen Betriebe nähert oder bald nähern wird. Um es nur zu gestehen, wir haben etwas vorausgegriffen und unsere Schilderung nicht sowohl von dem dort allgemeinen Betriebe, als vielmehr von einigen am meisten vorgeschrittenen Wirtschaften hergeleitet. Der Sandbauer ist noch nicht durchweg so betriebsam, wie wir ihn dargestellt haben; aber dass er es in wenigen Jahren sein wird, daran zweifeln wir keinen Augenblick und könnten unzählige persönliche Beobachtungen zur Beglaubigung aufführen. Gewiss ist es von großer Bedeutung, dass man sich über diese Sache klar werde; denn sie verbirgt eine große Gefahr in ihrem Schoße. Auch der Bauer will, wie jeder andere Mensch, möglichst leicht und schnell verdienen; er erreicht dies hier durch den Anbau von Handelsgewächsen, die aber, wenn nicht sehr große Sorgfalt angewandt wird, die Verarmung des Bodens nach sich ziehen müssen. (Bei Röbel gibt es Dörser, welche durch sehr starken Flachsbau anfänglich wohlhabend geworden, darauf aber fast verarmt sind.) Der heutige Sandbauer hat nicht die Aufgabe, schnell zu verdienen, sondern allein die, dass er seinen Acker hebe und zum späteren nachhaltigen Betriebe fähig mache, eine eben so schwierige, wie leicht zu misskennende Aufgabe. Nicht der Anbau von Handelsgewächsen im größeren Maße ist heute seine Pflicht, sondern die Vorbereitung des Ackers zu solchem Anbau in späterer Zeit. Man wird sich an Ort und Stelle hiervon leicht überzeugen; Viehzucht und Anbau von Futterpflanzen ist gegenwärtig die Bedingung und wird es noch für eine lange Reihe von Jahren sein, denn der Boden ist nur sehr langsam nachhaltig zu verbessern. Gerade hier ist, wie nirgends im ganzen Lande, ein künstlicher Anbau von Futtergräsern geboten; durch diesen muss die Viehzucht gehoben, der Dünger vermehrt und der Kleebau ermöglicht werden, dann wird der Boden reicher und ist größeren Ansprüchen zu genügen fähig. Wir können dies Thema, so wichtig es auch ist, hier nicht weiter ausführen, es spricht an allen Orten für sich selbst.
Die eigentlichen Sandbauern nun sind sehr verschiedenartige Menschen; wo sie einfach nach althergebrachter Sitte leben und ihre Wirtschaft nach Großvaters Metode führen, sind sie wenig wohlhabend, in Folge dessen auch wenig betriebsam und rührig, von weit geringerem Selbstgefühl als die nördlichen Bauern und von minder scharf ausgeprägtem Charakter. Im Allgemeinen dürfte dies der Fall in denjenigen Dörfern sein, wo sehr viele Menschen zusammenwohnen, die sich alle mit reinem Ackerbau beschäftigen. Und es ist ein sehr charakteristischer Umstand, der sich durch ganz Deutschland wiederholt, dass eben die Sandgegenden die größten Dörfer und größten Gemeinden besitzen, eine aus früherer Zeit stammende Erscheinung, wo noch neben diesen Dörfern auf den jetzigen Ackerfeldern große Waldungen standen, die den Menschen Beschäftigung, den Feldern Schutz gaben. Die großen Dörfer sind für die Sandgegenden in ihrer jetzigen entblößten Beschaffenheit nicht mehr zweckmäßig, sie unterdrücken die Betriebsamkeit des Einzelnen. Dagegen ist hier vor Allem die Separierung, der Ausbau, zu empfehlen, welcher den Menschen jelbstständig macht, indem er ihn mehr auf sich selbst anweist und seine Kräfte weckt. Man beobachte, das Land durchwandernd, die Felder, welche von dem Wesen der Besitzer Zeugnis ablegen; die auf separierten Hufen ausgebauten Bauern sind im Punkte der Wirtschaft den Dorfbauern fast immer überlegen. Hier gilt es aber zunächst, die Kräfte zu wecken und die Tätigkeit zu ordnen, dann hat eben der Sandboden noch eine sehr wichtige Zukunft; denn gerade er ist zum vielseitigen Anbau sehr lohnender Pflanzen befähigt, wie es z. B, einzelne Gegenden der Mark Brandenburg, die ja ganz besonders „des heiligen römischen Reiches Streusandbüchse“ ist, auf's Klarste beweisen. In Sand und Moor ruht noch ein ungeahnter Reichtum, und deshalb nannten wir oben die Sandgegenden Mecklenburgs unfertig, ihre Bewohner in der Entwickelung begriffen. Der Geestlandsbauer hat für den Sandlandbauern in der Regel gar kein Verständnis; er unterschätzt diesen ihm so nahe Verwandten nicht sowohl, weil er selbst wohlhabender ist, sondern weil dieser auf anderem Boden ein anderes Leben führen muss als er. Was ist ihm mit seinen vier stattlichen Braunen vor'm Wagen ein Mann, der mit zweien fahren muss oder vielleicht sogar mit Kühen „hottert“. (Parchim, Grabow u. s. w.) Aber jenes Vorurteil gegen den, welcher sich weniger günstiger Lebensbedingungen erfreut, ist nicht gerade ein Stolz, wie man oft meint, sondern eine Verständnislosigkeit, die sich in allen Gegenden und allen Lebenslagen wiederholt. Ein gewisses Mitleid mischt sich dann auch hinein; was soll auch ein Mensch gelten, der nicht Speck und Brot, sondern Kartoffeln isst, der kein Fleisch auf den Rippen und kein „Nögen in de Bost“ hat? Auf anderem Boden erwächst ein anderer Mensch; aber es kommt die Zeit, wenn Alles gut geht, wo der Sandbauer ein ebenbürtiger Gegner des Geestbauern wird. Das Sandland hat eine große und reiche Zukunft.
Wenn man jetzt diese Strecken durchwandert, ermüdet der Fuß im Sande und das Auge an den vielen und großen eintönigen Nadelwäldern. Die Dorfsschaften sind, schon ihrer Größe wegen, weit seltener als im Norden, weit weniger freundlich und wohlerhalten. Dies ist aber nur der Charakter wasserloser Sandflächen; wo Seen sich befinden und Flüsse dahinziehen, ändert sich die ganze Vegetation, Laubholz tritt auf und Wiesen breiten sich aus. Trotzdem aber erreicht auch solche Gegend selten die Fülle der Geestlands-Landschaften, ist weit mehr in die Ebene und Breite gezogen und verwischt dadurch wieder den Eindruck eines abgeschlossenen Bildes. Dem eigentlichen Sandlande Mecklenburgs fehlt die wellenförmige Hügelform, es gleicht mehr einer gebreiteten Ebene, einer Hochebene, da es fast durchgehends auf dem Rücken und am Abhange des südlichen Höhenzuges liegt.
Wir müssen übrigens wiederholen, dass hier nur von dem reinen Sandlande die Rede war, wie es sich in einer Breite von etwa 2,4 Meilen von Hagenow in ziemlich gerader Richtung nach Mirow hin ausdehnt; es lag hier eben nur daran, die schärfsten Unterschiede hervorzuheben. Der Übergänge finden sich sehr viele, auch der reine Sand erstreckt sich hie und da weiter nordwärts, wie bei Krakow und Crivitz. Da aber, wo Sand und Lehm zusammentreten, bildet sich sehr häufig ein vielfach durchschnittenes, sehr lebhaftes und wechselvolles Terrain, starke Hügel, muntere Flüsse, mittelgroße Seen, Laub- und Nadelhölzungen in buntem Gemische. Diesem Übergangs-Terrain sind einige der freundlichsten Punkte Mecklenburgs zuzurechnen oder liegen ihm doch nahe, und was die Bewohner desselben anbetrifft, so sind sie natürlich den nördlichen Bauern in Allem sehr nahe stehend, da sie gleich jenem einen guten lohnenden, wenn auch nicht ganz so reichen Boden besitzen.
Der südwestliche Teil Mecklenburgs, die sog, Heideebene, hat wieder viele Eigentümlichkeiten. Der Boden ist abwechselnd Sand und Moor, je nachdem er den Flüssen ferner oder näher liegt. Der Sand ist an vielen Stellen von der allerleichtesten Gattung, trockener scharfer Flugsand, der nur bei sehr sorgsamer Kultur den Anbau lohnt. Der Moorboden ist häufigen Überschwemmungen ausgesetzt, von dem der Vegetation schädlichen Eisenoxyd sehr reich durchzogen (Raseneisenstein) und an vielen Orten fast versumpft. Seit Jahren schon kämpft die Bevölkerung hier mit dem Boden nach allen Richtungen herum und ist eben durch dies unausgesetzte Kämpfen und Streben zu einer sehr bedeutenden Intelligenz und Rührigkeit gelangt. Scharf zeigt sich daneben der Unterschied zwischen den Dorfbewohnern und den ausgebauten Bauern; aber es ist uns auch hier oft aufgefallen, dass der Eifer sich weit leichter auf den augenblicklichen Gewinn, als auf die nachhaltige Verbesserung des Bodens richtet, es fehlt eben eine eingehende Unterweisung. Ein weiterer Mangel lag alsdann früher darin, dass die Kommunikation in diesem ganzen Gebiete eine schwierige war, jetzt ist diesem Übelstande zum großen Teile abgeholfen. Der Anbau richtet sich in dieser Gegend mehr und schneller auf Handelspflanzen als anderswo. Das ist auch, besonders auf dem der Überschwemmung ausgesetzten Boden natürlich; denn hier ist das Winterkorn immer misslich, während Kartoffeln, Kohl u. s. w. gute und teure Erträge liefern. Das Trockenlegen der Felder, Gräben ziehen, Dämme legen u. s. w. ist, auch wenn es sich nicht jährlich wiederholt, eine kostspielige Arbeit, welche schon von selbst zum Anbau möglichst einträglicher Früchte treibt; die Versumpfung und Entsäuerung des Bodens lassen sich am besten durch Spatenkultur heben. Die Spatenkultur erfordert Gehöfte von nicht zu großem Umfange; es ist deshalb ganz folgerichtig, dass in den tieferen moorigen Gegenden, z. B. im Hornwalde bei Grabow u. a. O. hauptsächlich Büdnereien und kleine Bauerstellen liegen. Hier entwickelt sich die Kultur außerordentlich schnell; wie die Mark Brandenburg zeigt auch Mekleuburg, dass eben dieser lange vernachlässigte, tiefere, moorige Boden eine Zukunft hat. Die Bauern pflügen und fahren hier viel mit Kühen, sie lernen überhaupt, da ihnen nichts ohne Mühe in die Hände wächst, ihren Vorteil erkennen und fassen, und damit ist der erste Schritt zur intensiveren Kultur getan. Auf dem sehr leichten Sandboden um Probst Iesar, Lübtheen, Quast u. s. w. sieht man die Kinder auf den Straßen den Dünger in Korbe sammeln, auf den Feldern mit den Händen ausstreuen (dies sahen wir auch bei Malchow und Waren zuweilen); die Natur, die Notwendigkeit zu Fleiß und guter Kultur, erziehen hier die Menschen.
Mit dem ersten Blicke merkt man dies keineswegs, wie sich denn überhaupt der hiesige Bauer nicht leicht ins Herz und in seine Wirtschaft sehen lässt. Die Dörfer machen nicht den Eindruck besonderer Wohlhabenheit, das Vieh ist klein und nicht eben wohlgestaltet, die Felder erfreuen sich nicht des heiteren Grüns lebhafter Vegetation, sondern haben eher eine an die Farbe des Heidekrautes erinnernde bräunliche Tinte. Aber dies ist nur der oberflächliche Eindruck; die Kartoffel wächst in, nicht über der Erde und des Buchweizens Leibfarbe ist die braune. Wir haben uns durch Unterredung mit hiesigen Bauern von deren Strebsamkeit überzeugt; es ist ihr dringender Wunsch, durch Futterbau den Boden zu verbessern, doch ist es klar, dass sie aus sich selbst zu diesem Ziele nicht gelangen können, da nur eine Mischung der auf Sandboden gedeihenden Grasarten hier für den Anfang nützlich werden kann, und wie sollen sie zu einer solchen gelangen? Dies ist eine Sache, welche vielleicht die Ämter in die Hand nehmen könnten, der Vorteil wäre unabsehbar groß.
So sehr diese Gegend sich von der Natur vernachlässigt zeigt, so reich ist der Boden in seinem Innern. Gips und Braunkohlen findet man in dieser Ausdehnung nicht wieder in Mecklenburg, die schönsten Tonlager liegen oft nur wenige Fuß unter der Oberfläche, der Raseneisenstein liefert ein reichhaltiges Material zur Eisenfabrikation, Soolquellen gibt es an verschiedenen Stellen und wer weiß, was die menschliche Tätigkeit noch zu Tage fördert. Wenn die Gewinnung solcher Schätze durch die Anlage von Kunststraßen gefördert ist und die Industrie sich ihrer mehr bemächtigt hat, mag dieser Teil Mecklenburgs noch von hoher Bedeutung werden. Es ist nicht unsere Absicht, dies — der Zukunft vorgreifend — weiter auszumalen; wir wollten nur in allgemeinen Zügen darlegen, wie und warum auf anderem Boden ein anderer Mensch erwachse, und hierfür die Beispiele aus dem eigenen Lande wählen.
Mecklenburg ist ein Teil der großen Niederung, welche sich in einer Breite von durchschnittlich 40 Meilen von den Niederlanden an durch das nördliche Deutschland bis an den Ural erstreckt und wohl schlechtweg die „uralische Niederung“ genannt wird. Vorwiegend Küstenland hat es im Ganzen nur ein geringes Gefälle; übersäet mit Hügeln und gewöhnlich nur kleinen kesselförmigen oder schmalgedehnten Tälern ist es nicht sowohl mit großen Flüssen, wie mit äußerst zahlreichen und teils sehr bedeutenden Seen bedeckt. Die Flüsse schlängeln sich meistens in vielfach gewundenen Betten um die Hügel herum und stießen in langsamem Laufe, von Wiesen bekränzt, dahin. Durchbrochene Ufer, wie sie die Warnow an einigen Stellen und die Recknitz in den sog. „Lithen“ zeigen, sind große Seltenheiten. Die Hügel bilden gewöhnlich Gruppen, nur ausnahmsweise Züge oder Ketten, welche scharf hervortreten und deutlich erkennbar sind; sehr wenige von ihnen legen durch ihre Höhe dem Ackerbaue Schwierigkeiten in den Weg, und wo dies der Fall sein würde, da sind sie mit Waldung bestanden, die sich überhaupt noch in reichlichem Maße vorfindet. Diese Waldungen, besonders die schönen Buchen- und Eichenwälder des nördlicheren Teiles, sind ein Schmuck für das Land und eine Wohltat für den Ackerbau; nicht unrichtig spricht der Dichter von „heiligem Walde“ und „heiligem Meere“. Am Meere, wo sich die Wellen zu den Füßen der hoch im Winde rauschenden Buchenwipfel brechen, da fühlt das Herz die Bedeutung dieser Worte. Aber auch auf der Flur, wo der Wald die Hügel im Hintergrunde bekränzt; wo sich über ihm die Wetter sammeln, welche befruchtend nieder auf die Saatfelder ziehen; wo unversiegbare Quellen aus ihm zu Tage treten und dem grünen Teppich der Wiesen das erhaltende Nass spenden — auch hier ist er ein Schmuck der Landschaft und eine Wohltat zugleich. Welch' ein Unterschied zwischen den Seen, die mit kahlen Ufern öde da liegen, nnd denjenigen, um welche sich Wald und Hügel und Saatfeld in buntem Gemische lagern! Und diese Seen in ihrer Vielgestalt und Mannigfaltigkeit sind des Landes charakteristisches Eigentum. Seltener im nördlichen und mittleren Teile, sind sie ungemein zahlreich im südlichen und begleiten den Höhenzug, welcher aus der Mitte der dänischen Halbinsel hervorgehend durch Schleswig, Holstein, Lauenburg, das südliche Mecklenburg, Pommern, Preußen u. s. w., immer ansteigend, bis in die Nähe des Urals zieht, welcher überall reich an Seen ist, zumeist aber in Mecklenburg, hier auch in der Müritz seinen größten Landsee besitzt und zahlreiche Flüsse von sich aussendet. Dieser Höhenzug erfüllt beinahe den ganzen westlichen Teil Mecklenburgs mit mannigfachen Zweigen; über Sternberg hinaus teilt er sich bestimmter zu einer parallel neben der Ostsee laufenden Hügelkette und einem sehr breiten Hauptzuge, der südöstlich durch Mecklenburg-Strelitz streicht. Beide Züge bilden ein offenes Dreieck, dessen offene Seite ostwärts gerichtet ist, wo sich das Recknitztal ausdehnt und sich in den nördlichen Teil Vorpommerns weitet. Beide Höhenzüge erheben sich mehrmals beträchtlich und bilden nach der sehr richtigen Volksbezeichnung „Berge“, d. h. isolierte Höhengruppen von bedeutenderer Erhebung im Vergleiche zu den umliegenden Höhen und den Ebenen. Betrachtet man das Land im Ganzen, so steigen die Höhenzüge nach östlicher Richtung hin allmälig an, umgekehrt fallen die Ebenen nach gleicher Seite hin und nach Nordost zu ab. Dem entsprechen die Läufe der Flüsse vollkommen, wie es von uns schon in der vorausgehenden Beschreibung erwähnt worden ist.
Der nördliche Zug und ein großer Teil der östlichen Ebene besitzen einen für die Landwirtschaft sehr ergibigen Boden, teilweise außerordentlich tonig und schwer zu bearbeiten, teilweise und hauptsächlich sandiger, mehr oder minder humusreicher Lehm. Der südliche Zug bildet eine zusammenhängende bedeutende Sandfläche, hie und da, zumal an seinem nördlichen Abhange, mit Lehm vermischt. Der südwestlichste Teil des Landes von der Elbe bis über Hagenow und zur Lewitz reichend, ist unter dem Namen der „Haideebene“ bekannt und besitzt teils Sandflächen, teils moorige Niederungen. Diese Bodenbildung gibt sowohl dem Lande, wie der Bevölkerung eine Dreigestalt, welche sich sehr charakteristisch ausprägt und in vielen einzelnen Zügen erkennbar macht. Die ethnographischen fallen zwar mit den topographischen Grenzen nicht ganz genau zusammen, die Übergänge verwischen sich zwischen beiden; aber fasst man jene drei Gestaltungen als Gruppen im Ganzen auf, so wird man unserer Behauptung leicht zustimmen. Wir werden dieselbe weiter ausführen.
Der bei weitem größte Teil Mecklenburgs, soweit ihn nicht Seen, Wälder und Niederungen einnehmen, ist Feldland; deshalb ist der Ackerbau in seiner ganzen Ausdehnung die Hauptbeschäftigung der Bevölkerung. Die zahlreichen geschlängelten Flusse, die vielen Seen und Teiche bewässern eine große Menge von Wiesen, welche sich teils gar nicht, teils nur mit großen Kosten würden trocken legen lassen. Deshalb ist der Ackerbau überall mit einer bedeutenden Viehzucht verbunden und der Bauer ist in Folge davon seiner Eigentümlichkeit bis auf den heutigen Tag treu geblieben, ein Umstand, welcher erfahrungsmäßig durch den Betrieb der Viehzucht in einem hohen Grade bedingt wird. Wo die letztere schwindet, da verliert auch der Bauer seinen Charakter; ältere Dorfgenossenschaften ohne das „liebe Vieh“ findet man nirgends, wohl aber häufig solche, deren fast ausschließlicher Betrieb die Viehzucht ist. Die moderne Landbautheorie hasst das viele Wiesenland und strebt dahin, dasselbe in Ackerland zu verwandeln; das mag in pecuniärer Beziehung vorteilhaft sein, in sozialer gewiss nicht, und es ist gut, dass sich nicht alle Flüsse und Seen austrocknen lassen.
Der nördliche und östliche Teil Mecklenbnrgs ist ein fertiges Kulturland; auf seinem reichen Geestboden sitzt ein behäbiger Bauernstand in der Ruhe der Erbfolge und gewohnter Wirtschaftsweise. Hier macht Alles den Eindruck des Alten und Hergebrachten vom Bauerhause an bis zum Acker hinab. Der Kornbau auf weiter Fläche herrscht vor, der Weizen mit seinen goldenen Ähren begründet, üppig gedeihend, einen dauernden Wohlstand; auf fetten Wiesen und Triften weidet das starke Rindvieh und zwischen diesen sieht man die Füllen, denn die Pferdezucht ist und bleibt der Stolz des echten Bauern, der Höhepunkt seines Strebens. Mau tut Unrecht, wenn man an Alles dies immer den Maßstab des Gewinnes legt und verwirft, was sich nicht bei Heller und Pfennig als vorteilhaft herausstellt; die Sitte wird keineswegs von der Spekulation geregelt, sondern ist ganz unabhängig von dieser und hat ihr selbstständiges Rech. In Mitteldeutschland zeigte sich das Sinken des Bauernstandes zuerst in dem Aufhören der Pferdezucht und da hat man es, auf dem einmal betretenen Wege beharrend, zuletzt richtig bis zum Stande der Ziegenbauern gebracht, die man früher nicht einmal dem Namen nach kannte. Das sind Extreme, aber man vernichtet nur zu oft, wenn man ohne Rücksicht auf die Eigentümlichkeiten der Menschen zu bauen vermeint. — Im nordwestlichen Teile des Landes sind die Felder nach holsteinischer Weise in Koppeln geteilt, welche von lebenden Hecken, meistens von Nuss- und Dornsträuchern, eingefasst sind. Hinter Wismar, bei Doberan und Rostock findet man diese Sitte nicht mehr; hier sind die Felder offen und nur an den Wegen mit Hecken, häufiger mit Weidenbäumen besetzt. Das Einträgen der Koppeln hängt mit der Viehzucht, namentlich der Pferdezucht zusammen und hat zu jetziger Zeit, wo die Kultur so manche Waldungen zerstört hat, wenigstens eben so großen Vorteil, wie Nachteil. Den Reiz der Landschaftsbilder erhöht es ungemein, besonders auf höher gelegenen Feldern, die es zugleich vor dem Austrocknen durch die Winde schützt. Der nördliche Bauer ist kein Freund vom Anbaue der sog. Handelspflanzen; Kartoffeln u. dgl. kultiviert er nur zum eigenen Bedarfe. Einzelne Ausnahmen, wie z. B. der Kohlbau auf der Insel Poel, sind durch örtliche Eigentümlichkeiten bedingt. Der reine Feldbau gestattet keine sehr große Dörfer, gewöhnlich findet man sie hier von mittlerer Größe und wo sie diese überschreiten, da sind sie teils durch den Anbau von Büdnern und Häuslern vergrößert, teils wirkten andere örtliche Beziehungen, z. B. ein nahe gelegener Forst, eine benachbarte Stadt und ähnliche Momente mit.
Dieser Teil des Landes ist, obwohl weniger reich an Seen als der Süden, doch mannigfaltiger gruppiert. Wieseugründe, Täler, bebaute und bewaldete Hügel, mit Obstgärten umringte freundliche Dörfer, Städte, Fluren und Moorniederungen — dies Alles wiederholt sich hier schneller als dort, die Kultur ist üppiger, der Pflanzenwuchs reicher, die Landschaftsbilder sind farbiger und kräftiger. Die Seen zeichnen sich hier aus durch ihre malerischen Ufer, während sie dort zuweilen von kahlen Flächen umgeben sind. Das Leben ist reicher, die Fülle größer; es kann nicht auffallen, dass diese Gegend in wirtschaftlicher Beziehung am weitesten vorgeschritten ist. Hier ist kein ungenutztes Feld, keine Heidestrecke, die Kultur ist nach Außen überall fertig; der Anbau ist bis zu einer Vollendung gelangt, welche die Anlage neuer bäuerlicher Wirtschaften nicht mehr gestattet. Nur noch die Vertiefung der Kultur ist möglich und diese wird, wie sie fortschreitet, allmälig die Errichtung neuer Büdnereien und Häuslereien gestatten. Das nördliche Mecklenburg ist ein fertiges Bauernland.
Ganz anders und für den Beobachter interessanter zeigt sich die südliche Landeshälfte mit ihrem Sandboden; diese ist erst in der Entwickelung begriffen und teilweise von ihrer Vollendung noch sehr weit entfernt. Auch auf diesem Sandlande herrscht heute zwar noch der Kornbau vor, aber fast überall schon macht sich die Neigung zu einer Handelsfrucht bemerklich und natürlich ist es die bekannte und erprobte Kartoffel, auf welche hier die Wahl fsällt. Die Kultur des Sandbodens ist bei weitem nicht so frisch und lebhaft, wie diejenige des Geestbodens, und kann es auch nicht sein; statt der gelben Weizen- herrschen hier die grauen Roggenfelder vor, Gerste gedeiht nur auf besseren Feldern gut und Kleebau ist sehr spärlich. (Es versteht sich, dass wir vom reinen Sandboden sprechen, der Ausnahmen gibt es manche.) Die Wiesen haben nur ein kurzes, hartes Gras und wenn man ihnen durch Überrieselung aufhilft, so bleibt doch das Heu nur wenig nahrhaft. Deshalb ist hier auch die Viehzucht verhältnismäßig zurück; kleine magere Kühe weiden auf verbrannten dürren Triften und geben nur geringen Ertrag. Große Strecken sind mit Nadelholz bedeckt, weil der Boden zur Zeit noch keine entwickeltere Kultur gestattet. Bei Grabow, südlich von Parchim, südöstlich von Plau pflanzt man absichtlich Nadelholz an, teils um den leichten Sand zu schützen, teils auch um von dem Boden überhaupt einen Ertrag zu gewinnen. Der Sandacker bedarf einer starken Düngung, das Korn liefert aber nur kurzes Stroh; die Felder sind verhältnismäßig groß, folglich auch der Düngerbedarf. Da sieht man die Bewohner Tannennadeln, Waldgras, Ginster, Heideplaggen, Torfschollen und was sonst irgend zur Düngung passt, herankarren, sparsam verteilen und sorgfältig benutzen. Das Vieh bedarf einer Abwechselung in der Nahrung, man baut Viehkohl und Rüben; der Acker gibt geringen oder mäßigen Kornertrag, man pflanzt Kartoffeln, baut Lein u. s. w. Das ist eine ganz andere, durch die Natur des Bodens selbst aufgenötigte Kultur, als sie der nördliche Bauer betreibt. Letzterem wächst es fast in die Hände. Ersterer soll auf alle Weise selbst schaffen und fördern; ist's ein Wunder, dass zwischen Beiden eine Charakterverschiedenheit sich allmälig scharf ausprägt? Der Waldbesitz allein ist eine Sache, welche sich mit dem Wesen eines rechten Bauern schlecht verträgt; der Privatwaldbesitz überhaupt ist bei den deutschen Völkern erst spät und allmälig aufgekommen, er ist der gerade Gegensatz vom Besitz der Wiesen und ihrer Kultur. Aber Kartoffelbau auf Sandboden treibt den Bauer unbedingt in den Wald; ersterer entkräftet durch die tiefe Bearbeitung den Boden mit gewöhnlich nur flacher Narbe, letzterer muss ihn nicht nur durch die Düngung mit seinen Abfällen restaurieren, sondern eventuell auch nach seiner Abrodung neuen frischen Boden liefern, während nun der bisher benutzte zur Ruhe gelegt wird. Diese kurze Skizze zeigt schon zur Genüge, wie sehr sich die bäuerliche Wirtschaft auf den Sandfeldern Mecklenburgs einem industriellen Betriebe nähert oder bald nähern wird. Um es nur zu gestehen, wir haben etwas vorausgegriffen und unsere Schilderung nicht sowohl von dem dort allgemeinen Betriebe, als vielmehr von einigen am meisten vorgeschrittenen Wirtschaften hergeleitet. Der Sandbauer ist noch nicht durchweg so betriebsam, wie wir ihn dargestellt haben; aber dass er es in wenigen Jahren sein wird, daran zweifeln wir keinen Augenblick und könnten unzählige persönliche Beobachtungen zur Beglaubigung aufführen. Gewiss ist es von großer Bedeutung, dass man sich über diese Sache klar werde; denn sie verbirgt eine große Gefahr in ihrem Schoße. Auch der Bauer will, wie jeder andere Mensch, möglichst leicht und schnell verdienen; er erreicht dies hier durch den Anbau von Handelsgewächsen, die aber, wenn nicht sehr große Sorgfalt angewandt wird, die Verarmung des Bodens nach sich ziehen müssen. (Bei Röbel gibt es Dörser, welche durch sehr starken Flachsbau anfänglich wohlhabend geworden, darauf aber fast verarmt sind.) Der heutige Sandbauer hat nicht die Aufgabe, schnell zu verdienen, sondern allein die, dass er seinen Acker hebe und zum späteren nachhaltigen Betriebe fähig mache, eine eben so schwierige, wie leicht zu misskennende Aufgabe. Nicht der Anbau von Handelsgewächsen im größeren Maße ist heute seine Pflicht, sondern die Vorbereitung des Ackers zu solchem Anbau in späterer Zeit. Man wird sich an Ort und Stelle hiervon leicht überzeugen; Viehzucht und Anbau von Futterpflanzen ist gegenwärtig die Bedingung und wird es noch für eine lange Reihe von Jahren sein, denn der Boden ist nur sehr langsam nachhaltig zu verbessern. Gerade hier ist, wie nirgends im ganzen Lande, ein künstlicher Anbau von Futtergräsern geboten; durch diesen muss die Viehzucht gehoben, der Dünger vermehrt und der Kleebau ermöglicht werden, dann wird der Boden reicher und ist größeren Ansprüchen zu genügen fähig. Wir können dies Thema, so wichtig es auch ist, hier nicht weiter ausführen, es spricht an allen Orten für sich selbst.
Die eigentlichen Sandbauern nun sind sehr verschiedenartige Menschen; wo sie einfach nach althergebrachter Sitte leben und ihre Wirtschaft nach Großvaters Metode führen, sind sie wenig wohlhabend, in Folge dessen auch wenig betriebsam und rührig, von weit geringerem Selbstgefühl als die nördlichen Bauern und von minder scharf ausgeprägtem Charakter. Im Allgemeinen dürfte dies der Fall in denjenigen Dörfern sein, wo sehr viele Menschen zusammenwohnen, die sich alle mit reinem Ackerbau beschäftigen. Und es ist ein sehr charakteristischer Umstand, der sich durch ganz Deutschland wiederholt, dass eben die Sandgegenden die größten Dörfer und größten Gemeinden besitzen, eine aus früherer Zeit stammende Erscheinung, wo noch neben diesen Dörfern auf den jetzigen Ackerfeldern große Waldungen standen, die den Menschen Beschäftigung, den Feldern Schutz gaben. Die großen Dörfer sind für die Sandgegenden in ihrer jetzigen entblößten Beschaffenheit nicht mehr zweckmäßig, sie unterdrücken die Betriebsamkeit des Einzelnen. Dagegen ist hier vor Allem die Separierung, der Ausbau, zu empfehlen, welcher den Menschen jelbstständig macht, indem er ihn mehr auf sich selbst anweist und seine Kräfte weckt. Man beobachte, das Land durchwandernd, die Felder, welche von dem Wesen der Besitzer Zeugnis ablegen; die auf separierten Hufen ausgebauten Bauern sind im Punkte der Wirtschaft den Dorfbauern fast immer überlegen. Hier gilt es aber zunächst, die Kräfte zu wecken und die Tätigkeit zu ordnen, dann hat eben der Sandboden noch eine sehr wichtige Zukunft; denn gerade er ist zum vielseitigen Anbau sehr lohnender Pflanzen befähigt, wie es z. B, einzelne Gegenden der Mark Brandenburg, die ja ganz besonders „des heiligen römischen Reiches Streusandbüchse“ ist, auf's Klarste beweisen. In Sand und Moor ruht noch ein ungeahnter Reichtum, und deshalb nannten wir oben die Sandgegenden Mecklenburgs unfertig, ihre Bewohner in der Entwickelung begriffen. Der Geestlandsbauer hat für den Sandlandbauern in der Regel gar kein Verständnis; er unterschätzt diesen ihm so nahe Verwandten nicht sowohl, weil er selbst wohlhabender ist, sondern weil dieser auf anderem Boden ein anderes Leben führen muss als er. Was ist ihm mit seinen vier stattlichen Braunen vor'm Wagen ein Mann, der mit zweien fahren muss oder vielleicht sogar mit Kühen „hottert“. (Parchim, Grabow u. s. w.) Aber jenes Vorurteil gegen den, welcher sich weniger günstiger Lebensbedingungen erfreut, ist nicht gerade ein Stolz, wie man oft meint, sondern eine Verständnislosigkeit, die sich in allen Gegenden und allen Lebenslagen wiederholt. Ein gewisses Mitleid mischt sich dann auch hinein; was soll auch ein Mensch gelten, der nicht Speck und Brot, sondern Kartoffeln isst, der kein Fleisch auf den Rippen und kein „Nögen in de Bost“ hat? Auf anderem Boden erwächst ein anderer Mensch; aber es kommt die Zeit, wenn Alles gut geht, wo der Sandbauer ein ebenbürtiger Gegner des Geestbauern wird. Das Sandland hat eine große und reiche Zukunft.
Wenn man jetzt diese Strecken durchwandert, ermüdet der Fuß im Sande und das Auge an den vielen und großen eintönigen Nadelwäldern. Die Dorfsschaften sind, schon ihrer Größe wegen, weit seltener als im Norden, weit weniger freundlich und wohlerhalten. Dies ist aber nur der Charakter wasserloser Sandflächen; wo Seen sich befinden und Flüsse dahinziehen, ändert sich die ganze Vegetation, Laubholz tritt auf und Wiesen breiten sich aus. Trotzdem aber erreicht auch solche Gegend selten die Fülle der Geestlands-Landschaften, ist weit mehr in die Ebene und Breite gezogen und verwischt dadurch wieder den Eindruck eines abgeschlossenen Bildes. Dem eigentlichen Sandlande Mecklenburgs fehlt die wellenförmige Hügelform, es gleicht mehr einer gebreiteten Ebene, einer Hochebene, da es fast durchgehends auf dem Rücken und am Abhange des südlichen Höhenzuges liegt.
Wir müssen übrigens wiederholen, dass hier nur von dem reinen Sandlande die Rede war, wie es sich in einer Breite von etwa 2,4 Meilen von Hagenow in ziemlich gerader Richtung nach Mirow hin ausdehnt; es lag hier eben nur daran, die schärfsten Unterschiede hervorzuheben. Der Übergänge finden sich sehr viele, auch der reine Sand erstreckt sich hie und da weiter nordwärts, wie bei Krakow und Crivitz. Da aber, wo Sand und Lehm zusammentreten, bildet sich sehr häufig ein vielfach durchschnittenes, sehr lebhaftes und wechselvolles Terrain, starke Hügel, muntere Flüsse, mittelgroße Seen, Laub- und Nadelhölzungen in buntem Gemische. Diesem Übergangs-Terrain sind einige der freundlichsten Punkte Mecklenburgs zuzurechnen oder liegen ihm doch nahe, und was die Bewohner desselben anbetrifft, so sind sie natürlich den nördlichen Bauern in Allem sehr nahe stehend, da sie gleich jenem einen guten lohnenden, wenn auch nicht ganz so reichen Boden besitzen.
Der südwestliche Teil Mecklenburgs, die sog, Heideebene, hat wieder viele Eigentümlichkeiten. Der Boden ist abwechselnd Sand und Moor, je nachdem er den Flüssen ferner oder näher liegt. Der Sand ist an vielen Stellen von der allerleichtesten Gattung, trockener scharfer Flugsand, der nur bei sehr sorgsamer Kultur den Anbau lohnt. Der Moorboden ist häufigen Überschwemmungen ausgesetzt, von dem der Vegetation schädlichen Eisenoxyd sehr reich durchzogen (Raseneisenstein) und an vielen Orten fast versumpft. Seit Jahren schon kämpft die Bevölkerung hier mit dem Boden nach allen Richtungen herum und ist eben durch dies unausgesetzte Kämpfen und Streben zu einer sehr bedeutenden Intelligenz und Rührigkeit gelangt. Scharf zeigt sich daneben der Unterschied zwischen den Dorfbewohnern und den ausgebauten Bauern; aber es ist uns auch hier oft aufgefallen, dass der Eifer sich weit leichter auf den augenblicklichen Gewinn, als auf die nachhaltige Verbesserung des Bodens richtet, es fehlt eben eine eingehende Unterweisung. Ein weiterer Mangel lag alsdann früher darin, dass die Kommunikation in diesem ganzen Gebiete eine schwierige war, jetzt ist diesem Übelstande zum großen Teile abgeholfen. Der Anbau richtet sich in dieser Gegend mehr und schneller auf Handelspflanzen als anderswo. Das ist auch, besonders auf dem der Überschwemmung ausgesetzten Boden natürlich; denn hier ist das Winterkorn immer misslich, während Kartoffeln, Kohl u. s. w. gute und teure Erträge liefern. Das Trockenlegen der Felder, Gräben ziehen, Dämme legen u. s. w. ist, auch wenn es sich nicht jährlich wiederholt, eine kostspielige Arbeit, welche schon von selbst zum Anbau möglichst einträglicher Früchte treibt; die Versumpfung und Entsäuerung des Bodens lassen sich am besten durch Spatenkultur heben. Die Spatenkultur erfordert Gehöfte von nicht zu großem Umfange; es ist deshalb ganz folgerichtig, dass in den tieferen moorigen Gegenden, z. B. im Hornwalde bei Grabow u. a. O. hauptsächlich Büdnereien und kleine Bauerstellen liegen. Hier entwickelt sich die Kultur außerordentlich schnell; wie die Mark Brandenburg zeigt auch Mekleuburg, dass eben dieser lange vernachlässigte, tiefere, moorige Boden eine Zukunft hat. Die Bauern pflügen und fahren hier viel mit Kühen, sie lernen überhaupt, da ihnen nichts ohne Mühe in die Hände wächst, ihren Vorteil erkennen und fassen, und damit ist der erste Schritt zur intensiveren Kultur getan. Auf dem sehr leichten Sandboden um Probst Iesar, Lübtheen, Quast u. s. w. sieht man die Kinder auf den Straßen den Dünger in Korbe sammeln, auf den Feldern mit den Händen ausstreuen (dies sahen wir auch bei Malchow und Waren zuweilen); die Natur, die Notwendigkeit zu Fleiß und guter Kultur, erziehen hier die Menschen.
Mit dem ersten Blicke merkt man dies keineswegs, wie sich denn überhaupt der hiesige Bauer nicht leicht ins Herz und in seine Wirtschaft sehen lässt. Die Dörfer machen nicht den Eindruck besonderer Wohlhabenheit, das Vieh ist klein und nicht eben wohlgestaltet, die Felder erfreuen sich nicht des heiteren Grüns lebhafter Vegetation, sondern haben eher eine an die Farbe des Heidekrautes erinnernde bräunliche Tinte. Aber dies ist nur der oberflächliche Eindruck; die Kartoffel wächst in, nicht über der Erde und des Buchweizens Leibfarbe ist die braune. Wir haben uns durch Unterredung mit hiesigen Bauern von deren Strebsamkeit überzeugt; es ist ihr dringender Wunsch, durch Futterbau den Boden zu verbessern, doch ist es klar, dass sie aus sich selbst zu diesem Ziele nicht gelangen können, da nur eine Mischung der auf Sandboden gedeihenden Grasarten hier für den Anfang nützlich werden kann, und wie sollen sie zu einer solchen gelangen? Dies ist eine Sache, welche vielleicht die Ämter in die Hand nehmen könnten, der Vorteil wäre unabsehbar groß.
So sehr diese Gegend sich von der Natur vernachlässigt zeigt, so reich ist der Boden in seinem Innern. Gips und Braunkohlen findet man in dieser Ausdehnung nicht wieder in Mecklenburg, die schönsten Tonlager liegen oft nur wenige Fuß unter der Oberfläche, der Raseneisenstein liefert ein reichhaltiges Material zur Eisenfabrikation, Soolquellen gibt es an verschiedenen Stellen und wer weiß, was die menschliche Tätigkeit noch zu Tage fördert. Wenn die Gewinnung solcher Schätze durch die Anlage von Kunststraßen gefördert ist und die Industrie sich ihrer mehr bemächtigt hat, mag dieser Teil Mecklenburgs noch von hoher Bedeutung werden. Es ist nicht unsere Absicht, dies — der Zukunft vorgreifend — weiter auszumalen; wir wollten nur in allgemeinen Zügen darlegen, wie und warum auf anderem Boden ein anderer Mensch erwachse, und hierfür die Beispiele aus dem eigenen Lande wählen.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mecklenburg - Ein niederdeutsches Landes- und Volksbild