Manchester

Der große Komplex mit 476.000 Einwohnern, welcher die sogenannte Stadt Manchester, den Hauptsitz der britische Baumwollen-Industrie und eine der reichsten Städte Großbritanniens, bildet, besteht aus den auf beiden Ufern des Flusses Irwell gelegenen Städten Manchester und Salford, an welche sich die Vorstädte Hough, Pendleton, Strangeways, Greenhays (das deutsche Quartier) u. a. m. eng anschließen. Eine der volkreichsten Städte im Vereinigten Königreiche, ist Manchester zugleich eine Fabrikstadt im großartigsten Maßstabe, denn sie umschließt ca. 130 der größten Baumwollwaren-Fabriken von ganz Lancashire, Spinnereien, Seidenfabriken, zahlreiche Bleichwerke und Appreturen, ferner über 100 Maschinenfabriken, ca. 30 Gießereien, über 20 Fabriken von Kleineisen- und Stahlwaren, zahlreiche Sägemühlen u. dgl. m.

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Die eigentliche Altstadt von Manchester hat ein unfreundliches Aussehen und meist unregelmäßige und enge Straßen, zu deren Verschönerung allerdings in der Neuzeit sehr viel geschehen ist; an dieselbe aber schließt sich ein Ring von Vorstädten mit zum Teil sehr schönen Häusern, Villen und Anlagen. Die Stadt enthält vier öffentliche, mit Bildsäulen geschmückte Parks und außerordentlich zahlreiche und wohldotierte Wohltätigkeitsanstalten. Auch an den Wissenschaften gewidmeten Anstalten, Kunstvereinen, großartigen Vergnügungslokalen (drei Theater, ein Zirkus, mehrere Musikhallen) u. s. w. fehlt es nicht. Manchester zählt 50 Kirchen, unter denen die auf unserem Bilde S. 612 oben dargestellte Kathedrale in erster Linie erwähnt zu werden verdient, welche im Jahre 1422 gegründet, deren Turm aber erst im Jahre 1864 vollendet wurde. Sie nimmt einen etwas erhöhten Standpunkt am Ufer des Irwell ein und macht in ihrem großartig einfachen Styl einen äußerst würdigen Eindruck.

Wahrhaft überraschend ist die Menge von Monumental bauten, welche öffentlichen Zwecken dienen, und von denen unsere beiden folgenden Ansichten zwei der hervorragendsten zur Ansicht bringen. Wir nennen zuerst die neue Börse, The Royal Exchange, deren Erbauung nach den Plänen von Mills und Murgatroyd 1866 begonnen und im Jahre 1874 vollendet wurde; sie ist Eigentum der Kaufmannschaft und überwältigend großartig angelegt, da den Erbauern für ihren Plan die reichsten Mittel zur Verfügung gestellt waren. Die Börsenhalle, 54,9 Meter lang, 29,3 Meter breit und 36,6 Meter unter der Kuppel hoch, ist eine der bedeutendsten architektonischen Sehenswürdigkeiten von ganz England. Allein als Bauwerk wird die aus Backstein errichtete und nur mit Werkstein überkleidete neue Börse noch in den Schatten gestellt von dem gewaltigen gotischen Prachtbau des neuen Rathauses, The New-Town-Hall, von welchem wir S. 613 eine Ansicht geben. Dieses herrliche Gebäude, nach den Entwürfen von A. Waterhouse von 1866 — 75 erbaut, ist wahrscheinlich eines der großartigsten Bauwerke seiner Art in der ganzen Welt, trotz allerreichen Ornamentik innen und außen doch voll edler, stilvoller Einfachheit und so originell, dass in keiner seiner vier Fassaden sich auch nur ein leiser Anklang von bekannten Motiven wiederholt und die Hauptfassade nach dem Albert-Square hin für geradezu musterhaft gilt. — Außerdem sind — um nur die großartigsten derartiger Bauwerke aufzuführen — noch erwähnenswert: der neue Gerichtshof (The Assize Court), die Freihandelshalle, die Kornbörse, mehrere Bankgebäude, das große Krankenhaus und die Royal-Institution mit Gemäldesammlung.