Der Fisch in der Marienkirche zu Stendal.

Mündlich.

Vor langen Jahren, die Chronisten sagen im J. 1425, ist das Wasser der Elbe einmal gar hoch gewachsen, so daß man die Dämme vor dem Andrang des Wassers gar nicht mehr schützen können, und da hat sichs denn zugetragen, daß der Fluß bei dem Dorfe Hemerten durchgebrochen ist und das Land weithin überschwemmt hat. Ja sogar bis nach Stendal, obwohl dies eine Meile von dort entfernt liegt, ist das Wasser vorgedrungen, und ist so hoch gestiegen, daß Markt und Straßen davon erfüllt wurden. Da ist's denn auch in die Marienkirche gekommen, und gleichsam als sollten noch die späteren Geschlechter ein Wahrzeichen dieser Schreckenszeit haben, ist ein Fisch, den die Flut in die Kirche geführt, dort, wie einige sagen, gefangen worden, wie andere erzählen, an einem spitzen Haken hangen geblieben, und als sich nun das Wasser verlief, gefunden worden. Zum Andenken dieser wunderbaren Begebenheit hat man ihn nachmals in Eisen nachgebildet, und ihn in solcher Höhe vom Boden an einem Pfeiler unfern des Altars befestigt, wie sie das Wasser erreicht hat. Die Höhlung, wo er gesessen, ist jetzt noch etwa drei Fuß vom Boden zu sehen, der eiserne Fisch hängt aber höher, damit die Kinder nicht mehr ihr Spiel mit ihm treiben.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Märkische Sagen und Märchen