Mädchen aus dem Mühlenbachtal im Schwarzwald.

Aus: Das Buch für Alle. Illustrierte Familienschrift. Zeitbilder. Heft 1. 1900
Autor: Atlantic, Erscheinungsjahr: 1900

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Volkstrachten, Trachtenfeste, Festplatz, Trachtengruppen, Schwarzwälder, Frauen und Mädchen,
In Baden wird neuerdings erfolgreich an der Erhaltung und Wiederbelebung der alten Volkstrachten gearbeitet, und es haben sich insbesondere sogenannte Trachtenvereine gebildet, um diesem löblichen Zweck zu dienen. Sie veranstalten von Zeit zu Zeit Trachtenfeste, wodurch bei den Landleuten die Freude an der guten alten Tracht zu befestigen gesucht wird. Zu Haslach, im Kinzigtal des badischen Schwarzwaldes, fand am 4. Juni 1899 ein Schwarzwälder Trachtenfest statt, das durch die Anwesenheit des Großherzogs und der Großherzogin von Baden eine erhöhte Bedeutung erhielt. Gegen 20.000 Fremde waren dem etwa 1.800 Einwohner zählenden Städtchen zugeströmt und wogten durch dessen enge, kurze Straßen, und auf dem Festplatze war das Menschengewühl kaum übersehbar. In dem Trachtenzug, dessen Vorbeipassieren nahezu anderthalb Stunden in Anspruch nahm, waren Trachtengruppen aus 36 Gemeinden vertreten.

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Eigentümlich für die Schwarzwälder ist ja bekanntlich, dass fast jedes Dorf, oft sogar ganz nahe beieinanderliegende, seine besondere, von anderen mehr oder weniger abweichende Tracht bewahrt hat, so dass die Kleidung eines jeden Landbewohners dem Kundigen auch dessen Heimatsort verrät. So bot denn der Vorbeimarsch der Schwarzwaldgemeinden ein Bild der buntesten Farbenpracht, aber auch der merkwürdigsten „Fassons“. Namentlich die verschiedenartigen Kopfbedeckungen der Frauen und Mädchen sind höchst originell und interessant. Besonders fielen in dem Zuge die schmucken Kirnbacherinnen und Gutacherinnen mit ihren roten und schwarzen Wollrosen auf den „geweißelten“ Hüten auf, die noch regelmäßig getragen werden. Die Flitterkränze und Flitterkronen (Schhapeln) dagegen werden nur noch bei besonderen Gelegenheiten aufgesetzt, und die gelben oder weißen Frauen-Zylinderhüte kommen mehr und mehr ab.

Eine Gruppe zu Wagen zeigte eine Schwarzwälder Spinnstube, auf die ein Hochzeitszug aus dem Mühlenbachtal folgte, der ganz besonders gefiel. Gleich südlich von Haslach öffnen sich mit gleichem Eingang das Mühlenbach- und das Hofstetter Tal. Hier ist die Landestracht der Frauen und Mädchen: schwarze Röcke, blaue Strümpfe, schwarze Jacke und Mieder, letzteres vielfach mit bunten seidenen Nestelschnüren, hochroter oder blauer Mantel mit grünem Bandbesatz und schwarze Haube mit halbschleierähnlichen breiten, schwarzen Spitzen. W. Hasemann führt uns auf seinem Gemälde, das unsere Leser auf S. 24 wiedergegeben finden, ein Mädchen aus dem Mühlenbachtal vor, und wenn sie auch nicht alle dort so niedlich sind, wie dies Vreneli oder Ameile, das dem Künstler gesessen hat, so gibt es in dem anmutigen Tal doch „Meidli“ genug, die sich „sehenlassen!“können.