MÜHLBERG. Pr. Sachsen Kr. Liebenwerda.

Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bd.1, Mitteldeutschland
Autor: Dehio, Georg (1850-1932), Erscheinungsjahr: 1914
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MÜHLBERG. Pr. Sachsen Kr. Liebenwerda.

Ehemaliges Cisterc.-Nonnen-Klst. Güldenstern. Ein südl. Ausläufer der märkischen Backsteinbaukunst. Gründung 1227, die maßgebenden Baudaten nicht bekannt. Etwa zwischen 1250-80 Umbau des Chors und Qsch., zwischen 1330-50 Umbau des Lhs. (rom. Mauerteile im Qsch. erhalten, besonders der kleeblattförmige Unterbau der nördl. Apsis). Das Ergebnis 1sch. Kreuzanlage mit stark ausladendem Qsch. und gestrecktem Chor. Ganze Länge 60 m, Breite des Lhs. 8,5 m, das Qsch. 9 m. Hauptapsis 5/10, von den Qsch.Apsiden die im N unten kleeblattförmig (mit got. vergrößerten Fenstern), oben 1/2kr., die jüngere im S einheitlich frgot., im Gr. 5/8. Die Gwbb. sämtlich nach einem der mehreren Brände des 14. oder 15. Jh. erneuert. Der Chor unterhalb der Fenster gepaarte Blendnischen, die Kaptt. der Säulchen erneuert (frgot. Knospen). Das Lhs. hat mehrere Veränderungen durchgemacht, besonders auch in der letzten Rest.; wie weit ursp. die Nonnenempore reichte, ist nicht auszumachen. — Das Äußere in guten Backsteinformen; in den OTeilen die Fenster in Blendnischen eingeschoben; gekreuzter Bg.Fries. In mancher Hinsicht rätselhaft das rom. Portal der SSeite. Die WFassade 15. Jh.; fensterlos; die Gliederung nur durch Blendnischen (in 2 Geschossen) bewirkt; am Giebel wiederum Blenden und auf den Abtreppungen Fialen. Im Gesamteindruck verbinden sich Strenge und Eleganz in reizvollster Weise. Der Dachreiter auf der Vierung ist neu (der alte beim Brande 1539 eingestürzt). — Eingreifende Wiederherstellung 1901-06. — Die Ausstattung der klösterlichen Zeit abgegangen. Einfacher Altar von 1566, der Nachdruck liegt auf den Gemälden, bez. H. G. B. (Heinrich Godechen), Kanzel 1621. Lange Reihe von Grabdenkmälern (1350-1750), im ganzen 40 an der Zahl. Bis E. 15. Jh. nur wenige plastisch und dann sehr minderwertig, die meisten in geritztem Umriß. Von denen des 16. bis 18. Jh. einige leidlich gut. — Klausurgebäude. Gelegen auf der NSeite. Der Kapitelsaal (O) abgebrochen, das Refektorium (N) jetzt Kuhstall, das Äbtissinnenhaus (W) 1717 als Herrenhaus adaptiert, Zellengwbb. im Erdgeschoß deuten auf einen ziemlich aufwändigen Umbau um 1500; demselben gehört auch der mit einem Maßwerkmuster (Netz [pg 281] aus sich schneidenden Kreisen) übersponnene Giebel. Von dem Winkel zwischen dieser Giebelwand und der Kirchenfront führt eine Mauer mit Laufgang auf die ca. 100 m abseits gelegene Propstei; der Hauptflügel (um 1530) unten schlicht, das Giebeldreieck nach demselben Prinzip wie an der Abtei, aber in einem anderen Muster, einem Flechtwerk aus Spitzbgg., überzogen. Die Anbauten in schlichter Fr.Renss. nach 1554.

Neustädter-K. Schlichter 1sch. Bau nach 1487, mehrfach verändert. — Guter spgot. Schnitzaltar um 1525, später in Renss.-Rahmen gebracht. Mehrere Grabsteine.

Friedhof 1566 angelegt, Kap. 1590, bmkw. Altargemälde 1614.

Schloß. Aus einer bedeutenden Wasserburg des Ma. (abgebrannt 1535) nach 154S als kurfürstliches Verwaltungsgebäude einfachst erneuert. In der Kap. neugot. Altar mit guten Figuren des 15. Jh. (in Erfurt angekauft).

Rathaus. Nach dem Stadtbrande 1535 erneuert. Der mit Maßwerk ähnlich der Abtei dekorierte OGiebel dürfte sich aus A. 16. Jh. erhalten haben, nur der WGiebel dem Jahre 1543 angehören. Inneres modernisiert. (Sammlung des Geschichtsvereins)