Das Rennen zu Leipzig. 1519.

Doktor Eck, der schon gegen Luthers Streitsätze in einer Schrift aufgetreten, war einer der renomiertesten scholastischen Theologen jener Zeit, ein Mann von vorwiegendem Verstande, vielen Kenntnissen aber schlechten Sitten. In der Kunst des Disputierens hatte er eine so große Gewandtheit, dass er bereits auf acht Universitäten aus solchen Wortkämpfen als Sieger hervorgegangen war. Um Erforschung der Wahrheit war es ihm nicht zu tun, sondern um den Sieg über den Gegner. Was wahr sei, hatten ja Papst und Kirche bestimmt, und die ganze scholastische Wissenschaft hatte keinen anderen Zweck, als eben diese von dem Papste vorher bestimmte Wahrheit augenscheinlich und anschaulich zu machen. Diese Disputationen oder Rennen, wie man sie mit einem deutschen Ausdruck damals auch nannte, waren vortreffliche Rede- und Verstandes-Übungen und trugen dem Sieger von Seiten des römischen Hofes häufig Geschenke, Beförderungen und Auszeichnungen ein. Gegen die Autorität und Tradition der Kirche durfte nichts behauptet werden, als etwa zum Scheine, um dadurch die Machtvollkommenheit des Papstes und die unerschütterliche Wahrheit der Dekretalen um so Heller ins Licht zu setzen, und deshalb wurden solche Klopffechtereien im Allgemeinen begünstigt.

Dr. Eck, der die Angelegenheit Luthers sich zu riesenhaftem Umfange ausbreiten sah, glaubte sich großen Dank in Rom verdienen und zugleich mit Leichtigkeit sich den Siegeslorbeer um die Stirne flechten zu können, wenn es ihm gelänge, ein Rennen mit Luther zu Stande zu bringen. Er ging vorsichtig zu Werke, forderte nicht sogleich den Reformator selbst, sondern dessen Anhänger, den Dr. Bodenstein aus Karlsstadt, zum Kampfe heraus und suchte die dabei beteiligten Fürsten und Universitäten in aller Stille zu gewinnen. Luther wollte nicht darauf eingehen, weil er Stillschweigen gelobt hatte, und er war in diesem Vornehmen so fest, dass er selbst auf einen zweiten Angriff des Kardinals Mazolini nicht geantwortet hatte, obwohl er eigentlich dadurch schon seines Versprechens entbunden worden war. Da aber Eck drängte, Bodenstein vorgeschoben wurde, und die Ehre der Wittenberger Hochschule in Betracht gezogen werden musste, so entschloss er sich endlich mit Zustimmung seines Landesherrn, die Anforderung anzunehmen. Leipzig wurde zum Kampfplatze bestimmt und der 27. Juni 1519 zum Tage des Anfanges. Der Bischof von Merseburg, zu dessen Sprengel Leipzig gehörte, war zwar gegen das Vorhaben, aber der Herzog Georg von Sachsen, Albertinischer Linie, zu dessen Territorien die Stadt gehörte, setzte es dennoch durch.


Luther und Bodenstein, begleitet von Melanchthon, dem Augustiner-Prior Johann Lange aus Erfurt, dem Licentiaten Amtsdorf, drei Doktoren des Rechts und andern Licentiaten und Magistern hielten am 24. Juni auf Rollwagen ihren Einzug in Leipzig. Zweihundert Studenten, unter denen sich der junge Herzog Barnim von Pommern befand, geschmückt mit Schwertern und mit Hellebarden versehen, bildeten zu Ross und zu Fuß die Bedeckung, eine wandernde Hochschule. Eck war schon mehrere Tage früher eingetroffen und hatte Professoren und Geistliche, je nach ihrem Rufe und Einflusse, für sich zu gewinnen gesucht, was ihm nicht schwer wurde, da die Leipziger Universität und Bürgerschaft aus Rivalität gegen Wittenberg schon vorweg für Eck eingenommen war. Auch der Herzog Georg begünstigte ihn, was sich selbst in Kleinigkeiten offenbarte: Er lud zwar alle drei Streiter, Eck, Luther und Bodenstein zur Tafel, aber dem ersteren schickte er einen Hirsch zum Geschenk in die Herberge, dem letzteren nur ein Reh, und Luther gestattete er nicht einmal, in einer Kirche der Stadt zu predigen. Ein Anwesender, Petrus Mosellanus, schildert uns die drei Männer auf folgende Weise: „Martinus ist von mittler Statur, magern Leibes und von Sorgen und Studieren so mitgenommen, dass man, wenn man ihn in der Nähe sieht, fast alle Knochen zählen kann. Er ist im rechten Mannesalter und hat eine helle und durchdringende Stimme. Seine Gelehrsamkeit und Schriftkenntnis sind an ihm bewundernswürdig, so dass er fast Alles am Griffe hat. Griechisch und Hebräisch hat er so viel gelernt, dass er über die Erklärungen urteilen kann. An dem Stoff der Rede fehlt es ihm nicht, denn es steht ihm ein außerordentlicher Vorrath von Sachen und Worten zu Gebote. Im Leben und Umgang ist er höflich und freundlich, hat nichts Finsteres oder Stolzes an sich und weiß sich in alle Zeiten zu schicken. In Gesellschaft ist er angenehm, munter und allezeit sicher und heitern Angesichts, was auch seine Widersacher Böses im Schilde führen, so dass man wohl glauben muss, er nehme nicht ohne Gottes Beistand so wichtige Sachen vor. Ziemlich allgemein legt man ihm aber übel aus, dass er in Bestrafung Anderer rücksichtsloser und bissiger sei, als es Jemand, der in der Theologie etwas Neues vorbringt, wagen darf oder als einem Theologen wohl ansteht. Bei Bodenstein von Karlstadt findet dies fast Alles in geringerem Grade statt. Nur ist er von Natur kleiner, sein Gesicht ist schwarz und verbrannt, seine Stimme dumpf und unangenehm, sein Gedächtnis schwächer, er ist leichter zum Zorn geneigt. — Eck ist lang, stark gebaut und vierschrötig, hat eine volle und ganz deutsche Stimme, die aus einer gewaltigen Brust hervorkommt, so dass er nicht bloß einen Schauspieler, sondern selbst einen Ausrufer abgeben könnte, doch ist sie mehr rau als deutlich. Sein Gesicht, Augen und ganzen Züge sind von der Art, dass man eher einen Fleischer oder Soldaten als einen Theologen in ihm vermuten möchte. Sein Gedächtnis ist ausgezeichnet, und wenn sein Verstand eben so wäre, so müsste man ihn für ein vollendetes Werk der Natur halten; es fehlt ihm aber schnelle Fassungsgabe und Schärfe des Urteils. Daher kommt es, dass er beim Disputieren so viele Gründe, Beweisstellen der Schrift und Aussprüche von Schriftstellern ohne alle Wahl zusammenhäuft und dabei nicht bemerkt, wie matt diese Gründe meistenteils sind, wie die Beweisstellen, aus dem Zusammenhange recht erklärt, in dem vorliegenden Falle gar nichts entscheiden, und wie unverbürgt und sophistisch diese Aussprüche sind: denn er denkt nur darauf, einen großen Wust hervorzubringen, um den größtenteils ungelehrten Zuhörern einen blauen Dunst vorzumachen, und sich den Schein der Überlegenheit zu verschaffen. Hierzu muss man noch seine unglaubliche Kühnheit rechnen: denn so bald er merkt, dass er in das von seinem Gegner gestellte Garn geraten sei, weiß er der Disputation ganz allmählich eine andere Wendung zu geben.“

Außer der Ingolstädtischen Begleitung Ecks und den Wittenbergern waren die Notabilitäten der umliegenden Landschaften, Fürsten, Grafen, Ritter, Prälaten, Professoren und die akademische Jugend von Leipzig zugegen. Der vierte Teil der Bürgerschaft in Harnischen, mit ihrer besten Wehr und Fähnlein hielten in Stadt und Saal die Ordnung aufrecht. Nachdem in der Thomaskirche ein Gottesdienst abgehalten worden, zog die Versammlung in Prozession auf die Pleißenburg, wo der Herzog den größten Saal prächtig hatte einrichten lassen. Zwei Katheder standen einander gegenüber, und an deren Umhängen sah man die Bilder der streitbaren Heiligen der Kirche, des heiligen Georg und des heiligen Martinus, Symbole des Kampfes, der hier eröffnet wurde. Petrus Mosellanus, Professor der Beretsamkeit zu Leipzig, eröffnete den Akt mit einer lateinischen Rede über die rechte Art zu disputieren, worauf die Versammlung niederkniete und unter Begleitung eines Musikkorps „Komm heiliger Geist“ u. s. w. sang. Es war am 27. Juni 1519, Nachmittags um 2 Uhr.

Bodenstein als der Ältere begann. Zwischen ihm und Eck wurde zwei Mal täglich, Morgens von sieben bis neun und Nachmittags von zwei bis fünf Uhr über die Gnade Gottes und den freien Willen des Menschen und über verwandte Stoffe gestritten. Eck war entschieden im Vorteile, denn seine Gewandtheit und Schlauheit, mit der er den Gegner in seinen eigenen Behauptungen zu verwirren wusste, und seine betäubende Deklamation, mit der er den Andern fast niederschrie, machten Bodenstein, der in seinen Heften blätterte, verlegen. Eck war ganz mit sich zufrieden.

Am 4. Juli bestieg Luther die Rednerbühne, auf dessen Auftreten Alle, selbst Eck, höchst gespannt waren. Bis dahin hatten viele Zuhörer geschlafen und mussten am Schlusse geweckt werden. Eck hatte dreizehn Thesen aufgestellt, von denen die letzte lautete: „Wir leugnen, dass die römische Kirche vor den Zeiten Sylvesters nicht das Oberhaupt über alle andern Kirchen gewesen sei, sondern wir haben Denjenigen, der den Stuhl des heiligen Petrus besessen und seinen Glauben gehabt, allezeit als den Nachfolger Petri und Statthalter Christi anerkannt.“ Luther behauptete dagegen, „dass die römische Kirche das Oberhaupt über alle andern Kirchen sei, wird aus den abgeschmacktesten Dekreten der römischen Päpste, die erst innerhalb 400 Jahren entstanden sind, bewiesen; dawider sind die bewährten Historien von 1100 Jahren, der Text der heiligen Schrift und der Beschluss des ehrwürdigsten Konzils von Nicäa.“

Luther war zur Wahl dieses gefährlichen Stoffes gedrängt worden, sonst hätte er dessen Besprechung gern vermieden. Seine Gönner und Freunde hatten ihn ermahnt, ja beschworen, die Machtstellung des Papstes selbst unberührt zu lassen, aber seine Gegner hofften ihn hier am sichersten zu Falle zu bringen. Er konnte und wollte auch nicht die Autorität des Papstes und seinen historisch erlangten Einfluss auf die weltlichen und geistlichen Verhältnisse bestreiten, sondern nur die göttliche Begründung seiner Stellung als Hauptes der Kirche verneinen. Dies war aber sehr schwer, da er fortdauernd durch seinen Gegner über die Grenzen, die er sich gesteckt hatte, hinüber gezogen oder gestoßen wurde. Zunächst bewies er, dass die heilige Schrift von einer göttlichen Begründung des Papsttums nichts wisse; aber hier fühlte sich Eck nicht heimisch, und wusste schlau das Gespräch in das Gebiet der Geschichte hinüber zu führen, wo er einen weiteren Spielraum hatte. Luther war auch hier sehr bewandert und wies namentlich nach, dass die griechische Kirche den Primat des Papstes nie anerkannt habe, besonders nicht in dem Sinne, dass derselbe der Statthalter Gottes und Jesu Christi auf Erden sei.

Wenn Luther nicht mit der Entschiedenheit und Sicherheit auftrat, mit der heute ein Mann seines Glaubens diese Ansichten verteidigen würde, so liegt das in der Geistesrichtung jener Zeit, die nicht mit einem Schlage in ihr Gegenteil umgewandelt werden konnte. Wir wissen, dass das Papsttum sich aus den Bedürfnissen der Zeit geschichtlich entwickelt, dass es Jahrhunderte lang segensreich für die Christenheit gewirkt und bestanden hatte, dass es aber zeitlichen Ursprungs ist und ebenso mit den veränderten Zeitverhältnissen untergehen kann, ja untergehen muss. Christus ist das alleinige Haupt der Kirche, und wer durch den Glauben, dass er der Sohn Gottes ist, sich selbst als ein Kind Gottes vor Gott gerechtfertigt fühlt, der lebt in solchem geistigen Verkehr und in solcher Einigkeit mit dem Vater, dass er keines menschlichen Vertreters Gottes, und keines Statthalters Christi auf Erden bedarf. Luther aber war in den Satzungen eines veräußerlichten Kirchentumes auferzogen, sein ganzes Denken und Anschauen hatte sich schon vermöge der lateinischen Sprache in das Formelwesen und die Vorstellungsweise der römischen Kirche eingewöhnt, und er musste nicht bloß als Christ, sondern auch als Gelehrter und Mensch wiedergeboren werden, er musste nicht bloß den Standpunkt eines evangelischen Christen sich im inneren Kampfe erringen, sondern die ganze lange Reihe von Eindrücken, die er seit seiner frühesten Kindheit in sich aufgenommen hatte, vertilgen. Wir haben also mehr darüber zu erstaunen, dass er in dem Raume weniger Jahre zu so kühnen Behauptungen vorschreiten konnte, als dass er nicht rascher in seinen Behauptungen weiter ging. Aber es war auch genug, was er tat, um anzuregen und den Blick für neue Gesichtspunkte zu schärfen. Eck wiederholte im Streite die schon früher schriftlich ausgesprochene Behauptung, Luther sei ein Hussitenfreund, und das Kostnitzer Konzil habe den Satz Luthers, den Huß schon aufgestellt, verdammt. Obwohl nun Luther bisher alles Hussitische von sich abgewiesen, so gestand er in der Erregung doch zu, dass nicht alle Sätze des Böhmen ketzerisch gewesen, sondern dass sich echt evangelische darunter befunden hätten. Der Herzog Georg nahm diese Worte sehr übel und fluchte, indem er die Arme in die Seite stemmte, mit lauter Stimme durch den Saal: „Das walt die Sucht.“ Luthers Ausspruch war allerdings kühn, denn nun sollte nicht bloß der Papst, sondern auch das über dem Papste stehende Konzil nicht über Glaubenssachen endgültig zu entscheiden haben. Recht hatte er wohl, denn der Glaube lässt sich gar nicht auf menschliche Autorität gründen, er lässt sich nicht nehmen und nicht geben, er muss in dem Gemüte des Menschen geboren werden und Stärke gewinnen, wenn er eine beseligende und eine den ewigen Frieden bringende Wirkung haben soll. Das war aber eine so neue, eine so gefährlich scheinende und eine so unerhörte Wahrheit, dass die Wenigsten sie nur ahnungsweise aufzufassen vermochten.

Die Gemüter erhitzten sich, und man wurde in seinen Vorwürfen gegen einander so bitter, dass Eck von Luther als von einem Zöllner und Sünder sprach, und dieser gelegentlich erwiderte, Eck fliehe die heilige Schrift wie der Teufel das Kreuz. Später ging man zu andern Glaubenssätzen, vom Fegefeuer, vom Ablasse, der Reue, der Absolution und der Genugtuung über, und hier näherte man sich zwar einigermaßen, jedoch war man bei dem Dogma über das Papsttum von Gottes Gnaden zu weit auseinander gekommen, um noch einen, wenn auch nur scheinbar versöhnlichen Schluss herbeiführen zu können. Luther beendigte die Disputation am Morgen des 15. Juli und begab sich sodann nach Wittenberg zurück, aber Bodenstein setzte das Gespräch noch bis zum folgenden Tage fort, worauf Magister Johann Lange die Schlussrede hielt, und das „Herr Gott dich loben wir“ gesungen wurde. Es ist natürlich, dass beide Teile sich den Sieg zuschrieben, denn sie standen auf zu verschiedenen Standpunkten, um sich auch nur annäherungsweise Gerechtigkeit widerfahren lassen zu können. Die Sage von der Sprachverwirrung bei dem Thurmbau zu Babel ist eine ewig wahre Geschichte.
Luther war mit dem ganzen Vorgange sehr unzufrieden: er äußerte, es sei nichts für die Wahrheit dadurch gefördert worden. Dass er selbst aus dem engen Kreise seiner Anschauungen immer weiter in das unendliche Meer großer, Zeit und Ewigkeit umfassender Wahrheiten hinausgeführt wurde, erkannte er nicht, oder wenigstens nicht als Gewinn. Aber das ist zu seinem unsterblichen Ruhme zu sagen, dass er allen neuen Erkenntnissen, die sich ihm bei Verteidigung seiner Behauptungen aufdrängten, und den sich türmenden äußeren Gefahren furchtlos, ja freudig ins Angesicht schaute. Ihm drohte der päpstliche Bannstrahl, und Eck hatte auch gar keinen andern Zweck, als diesen für ihn herbeizuführen; aber Luther erwartete ihn auch mit wahrhaft christlichem Gleichmut. Schon vor der Reise nach Leipzig schrieb er an Spalatin: „Lass immer meine Freunde meinen, ich sei von Sinnen. Diese Sache wird nicht zu Ende kommen (wenn sie aus Gott ist), es sei denn, dass, wie Christum seine Schüler und Bekannten verließen, auch mich alle meine Freunde verlassen und die Wahrheit allein bleibe: die wird sich mit ihrer rechten Hand erhalten, nicht mit Deiner, noch mit meiner, noch irgend eines Menschen Hand. — In Summa, wenn ich zu Grunde gehe, wird deshalb nichts in der Welt zu Grunde gehen. Die Wittenberger sind mit Gottes Gnaden schon dahin gekommen, dass sie meiner nicht bedürfen. — Ich habe Dir gesagt, dass ich immer bereit bin, von hier zu weichen, wenn mein Bleiben dem durchlauchtigsten Fürsten zu einer Gefahr gereichen sollte.“

Zu den äußeren Folgen des Leipziger Vorganges gehörte, dass eine Menge Studenten, von Luthers Geist entzündet, von Leipzig hinüber nach Wittenberg zog, dass ihm selbst ein Professor, Johannes Cellarius, von dort folgte, ja dass sich sogar der Amanuensis Eck's, Poliander, ihm anschloß. Der Abt von Lehnin, den der Bischof von Brandenburg zu der Disputation abgesandt hatte, kehrte tief getroffen von den Luther'chen Wahrheiten in seine Abtei zurück, und, Tausenden war es ähnlich ergangen. In ganz Deutschland wurde von der neuen Wittenberger Lehre gesprochen, und zahllose Schriften erschienen zu ihrer Verbreitung. Eck stellte sich überall als unbezweifelten Sieger dar, aber ihn musste doch die Ahnung beschleichen, dass in Luther ein Geist walte, zu dessen Bekämpfung er keine Waffen habe. Er erzählte von einer Büchse, die Luther unter seinem Klostergewande verborgen, und worin er zu seinem Beistande den Gottseibeiuns geführt habe. An den Kurfürsten von Sachsen schrieb er, es sei an Luthers Finger ein silbern Ringlein und ein Fädlein bemerkt worden, wovon in Leipzig viel Redens gewesen, und riet, Luthers Schriften sämtlich durch Feuer aus der Welt zu schaffen.

Es ist eine merkwürdige Tatsache, dass zu allen Zeiten die größten Schöpfungen des Menschengeistes als Werke des Teufels verschrieen worden sind, und selbst dem Heilande sagten die Pharisäer, die Ecks seiner Zeit, nach: „Er treibt die Teufel aus durch Beelzebub, den Obersten der Teufel.“ —
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Luther - Ein deutsches Leben