Morgens. Wilhelm Anton Wegener

Wach’ auf, mein Kind! die Schwalbe hat
ans Fenster schon gepickt
und lacht und kichert vor sich hin,
dass sie auf weichem Pfühle drin
noch schlummernd dich erblickt.

Wach’ auf, mein Kind! der Baum am Haus
hat schon nach dir gefragt.
„Mein liebes, süßes Bübchen? ach,
mein Bübchen ist schon lange wach!“
hat Mütterlein gesagt.


Das Bäumlein aber zweifelnd steht
und schüttelt drob das Haupt,
und guckt mit hellen Äugelein
neugierig in dein Kämmerlein
und spricht: „Ja, wer es glaubt!“

O weh, nun tritt die Sonne auch
schon fragend in das Haus!
Wach’ auf, mein Kind, lass Schlaf und Traum,
sonst plaudern draußen Schwalb’ und Baum,
und Alles lacht dich aus!

Wilhelm Anton Wegener (1844- nach 1912) deutscher Dichter
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust und Freude