Merk einmal, was ich vom Hahn, Alles dir erzählen kann. Güll

Der Hahn in seiner Tennen
tut herzhaft einen Schrei,
da kommen alle Hennen
geschwind, geschwind herbei.

Dann nennt er sie bei ihren
Zunamen allzumal
und führet sie spazieren
hinunter in das Tal.


Führt sie zu einem frischen
Labtrunk am Wiesenborn,
gibt ihnen aufzutischen
gar manches Gerstenkorn.

Und dass auch nicht der Braten
abgehe bei dem Schmaus,
so ist er gleich beraten
und geht auf’s Jagen aus.

Ein Käfer kommt gewackelt,
schön dunkelgrün und rot,
da wird nicht lang’ gefackelt,
Herr Hahn, der schießt ihn tot.

Und schlachtet mit dem Schnabel
den Käfer wie ein Kalb,
und teilt ihn ohne Gabel
und Messer halb und halb.

Dann ruft er alle Hennen
mit gluck, gluck, gluck zu Hauf’,
die wackeln und die rennen
daher im schnellsten Lauf.

Und nach dem Braten recken
sie den gestreckten Hals
und lecken ihn und schmecken
ihn ohne Salz und Schmalz.

Und wenn das Schnabulieren
hierauf ein Ende hat,
da führt er sie mit ihren
Küchlein zur Ruhestatt.

Er aber vor dem Stalle
singt noch ein Kikikri
und rastet nicht, bis Alle
auch eingeschlafen hie.

Dann legt er auf die Seiten
den zunderroten Kamm,
dass morgen er bei Zeiten
den Bauer wecken kann.

Friedrich Wilhelm Güll (1812-1879) deutscher Schullehrer und Dichter
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust und Freude
Friedrich Wilhelm Güll (1812-1879) deutscher Schullehrer und Dichter

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