Komm’ her zu mir und hör’ mich an, was ich erzähl’ vom Reitersmann

Es stieg ein Herr zu Rosse
und ritt zu einem Schlosse;
da schaut die Frau zum Fenster ’raus
und spricht: „Der Mann ist nicht zu Haus

„Dahier ist nur zu finden
die Frau mit ihren Kinden.“
Antwortet ihr der Herr geschwind:
„Sind’s gute Kind’, sind’s brave Kind’?“


Da spricht die Frau mit Klagen:
„Ich wollt’, ich könnt’ es sagen;
allein es sind sehr böse Kind’,
und sie gehorchen nicht geschwind,“

Da sprach der Herr mit Dräuen:
„Das sollen sie bereuen!
Die Kinder, die nicht folgsam sein,
zu denen mag ich nicht hinein;

Und mag mit schönen Sachen
ihnen keine Freude machen;
die bring’ ich nur für fromme Kind’,
und nicht für die, so böse sind.“

So sprach der Reitersmann im Zorn,
gab seinem Pferd den scharfen Sporn,
und ritt auf seinem Rosse
weit, weit hinweg vom Schlosse.

Des Knaben Wunderhorn
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust und Freude
Moritz von Schwind, Des Knabens Wunderhorn

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