Der Sandmann. Hermann Kletke

Zwei feine Stieflein hab’ ich an
mit wunderweichen Söhlchen dran;
ein Säcklein hab’ ich hinten auf,
husch! trippl’ ich rasch die Trepp’ hinauf.
Und wenn ich in die Stube tret’,
die Kinder beten das Abendgebet,
von meinem Sand zwei Körnelein
streu’ ich auf ihre Äugelein,
da schlafen sie die ganze Nacht
in Gottes und der Englein Wacht.
Von meinem Sand zwei Körnelein
streut' ich auf ihre Äugelein;
den frommen Kindern soll gar schön
ein froher Traum vorübergehn.

Nun fisch und rasch mit Sack und Stab
nur wiederum die Trepp' hinab.
Ich kann nicht langer müßig stehn,
ich muss noch heut’ zu Vielen gehn.
Nun seht, mein Säcklein öffn’ ich kaum
Da nickt ihr schon und lächelt im Traum.


Hermann Kletke (1813-1886) deutscher Lyriker, Schriftsteller und Publizist
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust und Freude