Steinheilkunde mit Edelsteinen

Lithotherapie

Historische Studie über die medizinische Verwendung der Edelsteine
Autor: Fühner, Hermann Georg Dr. (1871-1944) deutscher Pharmakologe, Arzt und Toxikologe, Erscheinungsjahr: 1902
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Lithotherapie, Edelsteine, Naturvölker, medizinischer Gebrauch, Inder, Chinesen, Babylonier, Assyrer, Ägypter, Juden, Griechen, Zauberliteratur, Edelsteinmedizin, Paracelsus
Man kann dasjenige, was man
besitzt, nicht rein erkennen, bis
man das, was andere vor uns
besessen, zu erkennen weiß.


Goethe, Farbenlehre.
Einleitung zu Lithotherapie

In unserer Zeit, in welcher der Hypnotismus wieder eine Rolle in der Therapie der Psychosen spielt, in der dem suggestiven Moment bei der Darreichung von Arzneien wieder größere Aufmerksamkeit geschenkt wird, in welcher sog. okkultistische Bestrebungen, von Amerika und England ausgehend, wieder in breiterem Strome zu fließen beginnen, mag es nicht müßig erscheinen, eine Gruppe früherer Arzneimittel, die Edelsteine, historisch zu betrachten, deren Anwendung mit geheimwissenschaftlichen Vorstellungen und Praktiken, Magie und namentlich Astrologie, eng verknüpft war und ohne solche Beziehungen überhaupt unverständlich erscheint.

Wenn wir heute von Edelsteintherapie reden, so ist es uns von vornherein klar, dass es sich bei einer etwa angenommenen oder beobachteten, von Edelsteinen ausgehenden Heilwirkung nur um einen Suggestionserfolg handeln kann, dass die ganze Lithotherapie nur eine Psychotherapie darstellt; denn wie sollten unlösliche Dinge, wie Edelsteine, im Tierkörper eine andere, als höchstens mechanische Wirkung hervorbringen? So war wohl die ursprüngliche Verwendung der edlen Steine nur eine solche als Zaubermittel, als Amulettte, denen bestimmte Einflüsse auf den Träger zugeschrieben wurden. Doch hierbei blieb der Mensch, beim Suchen nach Heilmitteln für seinen kranken Leib, nicht stehen: wenn ein Gegenstand schon durch bloße Berührung Veränderungen im Körper hervorbringt, wie viel kräftiger müssen solche sein, wenn derselbe fein gepulvert, vielleicht noch geröstet, dem. Inneren des Menschen einverleibt wird! Die aus dem Lande der Edelsteine aus Indien, stammende innere Edelsteinmedikation sehen wir hauptsächlich durch Vermittelung der Araber in Europa zu ihrem Höhepunkt gelangen, auf welchem sie sich mehrere Jahrhunderte lang erhalten konnte, bis ihr durch wachsende chemische Erkenntnis der Boden entzogen wurde, und sich bald kein Arzt mehr zu ihr bekannte. Doch im Volke schlummert der Glaube an die Wirksamkeit der Edelsteine fort, und mancher kleine moderne Aberglaube — ich erinnere an die Apostel- und Monatssteine *), an den unglückbringenden Opal, an Diamantpulver als Abortivum — führt mit feinem Faden zurück auf die einst so hochgeachtete Edelsteinmedizin.

*) Allegorische und symbolische Beziehungen der Edelsteine sollen im Folgenden nur ausnahmsweise — vergl. z. B. Saphir, im spez. Teil — , die talismanische Verwendung nur soweit, als zum Verständnis der medizinischen nötig ist, Berücksichtigung finden.

Diamant im Gestein (Brasilien)

Diamant im Gestein (Brasilien)

Epidot (Krystall, Knappenwand)

Epidot (Krystall, Knappenwand)

Smaragd (Krystall, im Kalkspath, Musogrube)

Smaragd (Krystall, im Kalkspath, Musogrube)

Topas (blau, Krystall, Mursinka)

Topas (blau, Krystall, Mursinka)

Vesuvian (Krystalle)

Vesuvian (Krystalle)

Diamant im Gestein (Südafrika)

Diamant im Gestein (Südafrika)

Smaragd (Krystall, im Glimmerschiefer, Habachthal)

Smaragd (Krystall, im Glimmerschiefer, Habachthal)

Almandin (Krystall)

Almandin (Krystall)

Topas (hellgelb, Krystall, Sachsen)

Topas (hellgelb, Krystall, Sachsen)

Pyrop (böhmischer Granat, im Gestein)

Pyrop (böhmischer Granat, im Gestein)

Kaneelstein (Krystalle, Mussaalp in Piemont)

Kaneelstein (Krystalle, Mussaalp in Piemont)

Chrysoberyll (Alexandrit, Krystall, Tokowoia)

Chrysoberyll (Alexandrit, Krystall, Tokowoia)