Lindwürmer. Sage

Autor: Ueberlieferung
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Sagen unbekannter Verfasser aus Thüringen

Wo jetzt das Dorf Schöten bei Apolda liegt, war ehemals ein großer Teich, überall mit Schilf bedeckt. Darin lagen zwei Lindwürmer, ein Männchen und ein Weibchen, die der umliegenden Gegend, besonders den Viehherden, großen Schaden zufügten. Die Herren von Apolda, denen damals die ganze Gegend gehörte, wendeten alles an, die beiden Untiere aus der Welt zu schaffen, aber vergebens, es wollte ihnen nicht gelingen. Da geschah es, daß ein Knecht und eine Magd dieser Herren sich vergingen und das Mädchen ihre Unschuld verlor, was damals sehr hart bestraft wurde. Der Tod war beiden gewiß. Doch sollte ihnen das Leben geschenkt sein, wenn sie die Lindwürmer in dem Schilfsumpfe aus dem Wege räumten, Sie entschlossen sich zu dieser Tat und mußten das Los werfen. Obgleich es nun zuerst die Magd traf, so übernahm es doch zunächst ihr Liebhaber, sich der Gefahr des Kampfes mit den Lindwürmern auszusetzen. Mit Spieß und Schwert bewaffnet, ging er beherzt nach dem Sumpfe. Hoch stand die Sonne am Himmel; es war gerade zur Mittagszeit am Johannistage, und die beiden Ungeheuer lagen, die Schwänze ineinandergeschlungen am Ufer, sich zu sonnen. Langsam schlich sich der Kämpfer heran und hieb mit einem Streiche beide Schwänze ab. Ein schwarzer Blutstrom quoll aus den Leibern der Lindwürmer, und beide verendeten; denn in den Schwänzen war ihr Leben. Zum Andenken an diese Tat wurde dort ein Brunnen gefaßt, mit einer eisernen Kelle zum Trinken versehen und mit einem Stein, in den zwei Lindwürmer mit verschlungenen Schwänzen eingehauen waren.