Amme, Hundeamme

Bei großen Rüdemeistereien, wie man sie vormals in Deutschland hatte, mussten viele Hunde nachgezogen werden, weil der Abgang, besonders an den Hatzhunden, jährlich bedeutend war. Wenn daher eine Hatzhündin von vorzüglichen Eigenschaften und ausgezeichneter Schönheit wölfte, oder Junge brachte, so suchte man so viele davon aufzuziehen, wie es die Konstitution der Mutter erlaubte. Damit aber die Mutter durch das Saugen nicht zu sehr geschwächt werde, so ließ man ihr nur 2 oder 3 Säuglinge, und ließ die übrigen durch frischmilchende große Hündinnen, die man Hundeammen nannte, säugen. Um aber zu bewirken, dass die Amme die Pflegekinder statt der ihrigen gern annehme, so wusch man die eigenen Säuglinge einige Stunden vorher mit Branntwein, nahm sie dann weg, und wusch nun auch die Pflegesäuglinge mit Branntwein. Hierauf brachte man die Hundeamme in einen ganz dunkeln Stall, und schob ihr die Pflegesäuglinge unter. Die Amme, welche an den Pfleglingen nun denselben Geruch bemerkte, und im dunkeln Stalle die Farben nicht unterscheiden konnte, nahm dann die Pflegekinder willig an; die eigenen Kinder wurden dann aber ersäuft, oder mit Milch aufgezogen. — Damit man immer wisse, wo zu jeder Zeit ftischmilchende große Hundeammen in einer bestimmten Umgegend zu haben seien, so waren die Schlächter im Würtembergischen vormals verpflichtet, es jedesmal dem Oberjägermeister sogleich anzuzeigen, wenn ihre Hündinnen gewölft hatten, und es war jeder verbunden, seine Hündin zur Amme herzugeben, wenn sie der Oberjägermeister verlangte. Die Hündin selbst bekam der Eigentümer zurück, sobald sie den Dienst geleistet hatte.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lexikon für Jäger und Jagdfreunde