Abtragen, einen Falken

Abtragen, einen Falken. Die zur Beizjagd bestimmten Falken müssen erst so zahm gemacht werden, dass sie sich auf der Faust tragen, und, wenn sie einen Vogel etc. gefangen haben, sich auch gutwillig wieder ergreifen und auf die Faust nehmen lassen. Man nennt dies: den Falken abtragen. Man geht bei dieser Dressur auf folgende Art zu Werke: Man nimmt entweder einen völlig flügge gewordenen Falken aus dem Horste, oder man fängt einen Alten in einem Falkenkorbe oder Falkenstoß dazu ein, und macht diese sehr scheuen Vogel durch langes Wachen und Hungern so zahm, dass sie sich nicht allein durch den Zuruf des Falkeniers demselben auf die hingereichte linke Faust setzen, sondern sich auch den gefangenen Raub, gegen ein Stückchen Fleisch etc., wegnehmen lassen. Um dies zu bewirken, setzt man dem Falken eine Falkenkappe auf, legt ihm die Kurz- und Wurffesseln an, und dringt ihn 24Stunden lang in eine ruhige Kammer. Am andern Tage fasst man den Vogel bei den Kurzfesseln, hebt ihn auf die mit einen, starken ledernen Handschuh bekleidete linke Faust, womit man die Fesseln festhält, und trägt den Falken einige Stunden im Zimmer herum. Nun öffnet man die Strippe an der Kappe, und deckt den Vogel auf, indem man ihm zuspricht: O ho, Männchen! und zugleich dabei pfeift. Will der Vogel fort, so muss man ihn kurz bei den Fesseln fassen und ihm wieder auf die Faust helfen. Hierauf bedeckt man den Falken wieder mit seiner Kappe, setzt ihn in einen schwebend aufgehängten Fassreif, und bewirkt nun, durch beständiges Anstoßen dieses Reises, dass der Vogel dis zum nächsten Tage nicht schlafen kann. Dann nimmt man ihn wieder auf die Faust, trägt ihn einige Stunden umher, deckt ihn auf, und sieht zu, ob er etwas vorgehaltenes rohes Kalbfleisch kröpfen oder fressen will. Hierauf bringt man ihn wieder in den Reif, setzt das Wiegen bis zum andern Tage und so lange fort, bis der Falk sich ruhig tragen lässt und den Fraß annimmt. — Run setzt man ihn in der Folge auf die Lehne eines Stuhles, macht eine leichte Schnur an den Langfessel, deckt den Vogel auf, und sucht zu bewirken, dass er auf das Rufen und Pfeifen des Falkeniers, nach dem erst nahe und dann immer weiter vorgehaltenen Fraß gestrichen kommt, und sich auf die vorgehaltene Faust setzt. Tut er auch dieses, sowohl allein, als in Gesellschaft von Menschen und Hunden: so nimmt man ihn an einen längeren leichten, aber starken Faden, lässt eine an den Flügeln etwas beschnittene Taube stiegen, und wirft den Falken daran. Fängt er diese, so lässt man sie ihm einige Minuten, bis er den Kopf der Taube zerhackt hat, und sucht dann die Taube gegen ein Stückchen rohes Kalbfleisch zu vertauschen. Diese Übung wiederholt man nachher auch mit nicht gestutzten Tauben; wobei man den Falken aber frei, und bloß mit den Kurzfesseln streichen lassen muss, weil ihn der Faden an der nötigen Schnelligkeit und Gewandtheit hindert.— Ist endlich der Falk oder Habicht so weit gebracht, dass er Tauben im Freien fängt, sich dieselben auch gegen ein Stückchen Fleisch abnehmen, und sich willig wieder bedecken und auf die Faust nehmen lässt: so ist die Dressur oder das Abtragen beendigt, und es können mit demselben auch Rebhühner und Fasanen lt. gebeizt werden.

Der Wanderfalk (Falco perigrinus), der isländische Falk (F. islandicus) und der blaufüßigeFalk (F. lanarius) sind zur Beizjagd vorzüglich gelehrig und brauchbar.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lexikon für Jäger und Jagdfreunde