Abschuss des Wildes

Wer stets gut besetzte Jagdreviere haben will, der muss sich, nach Verhältnis des Wildstandes einen Etat machen, wie viel und was für Wild alle Jahre erlegt werden kann und soll, und wie stark der Frühlingsstand sein soll, um den bestimmten Abschuss vornehmen zu können. Wer immer darauf losschießt und mitnimmt, was er bekommen kann, der wird auch immer eine schlechte Jagd haben. — Um diesen Beschuss-Etat zu machen, muss man seinen Wildstand genau kennen, so weit er aus Standwild besteht. — Als allgemeine Regel kann man annehmen, dass, wenn man den Wild, stand nicht vermehren und nicht vermindern will, der jährliche Zuwachs rücksichtlich der Stückzahl abgeschossen werden kann. Beim Elen-, Edel-, Dam- und Rehwilde kann der Jäger im Sommer leicht finden, wie viele Kälber er in seinem Jagdreviere hat. Eben so viele Stücke Wild, von verschiedenem Alter und Geschlecht, kann er dann auch im Sommer, Herbst und Winter abschießen. Doch muss er rücksichtlich des Alters und Geschlechts eine vorsichtige Wahl treffen. Die Regeln dafür sind folgende:

1) Man sorge dafür, dass bei dem Elen-, Edel- und Damwilde auf 10 bis 12 Stück Mutterwild immer wenigstens ein Hirsch von 6 und mehr Enden, und ein oder einige Spießhirsche vorhanden sind;


2) das alte Mutterwild schone man vorzüglich, so lange es noch Kälber säugen kann. Nur die ganz alten Tiere, und die, welche schon einige Jahre keine Kälber gesetzt haben, also gell sind, nehme man weg;

3) von dem Schmalwilde nehme man wo möglich im Verhältnisse mehr Schmalspießer, als Schmaltiere; doch schieße man lieber ein Schmaltier, als ein noch kräftiges altes Tier tot; weil diese bessere Mütter sind, als die Schmaltiere, welche zum ersten Male ein Kalb säugen;

4) beim Rehwilde sorge man dafür, dass auf 5 Alte und Schmalricken ein starker und ein Spießbock bleiben, und rücksichtlich des Alters und Geschlechts beim Abschusse befolge man dieselben Regeln, wie beim Edel- und Damwilde;
5) von den Hasen lasse man beim Schlusse der Jagd so viele übrig, dass ihre Anzahl ungefähr halb so viel beträgt, als man zur Schießzeit erlegen will. Da man annehmen kann, dass unter 50 alten Hasen nur 25 Häsinnen sind, so muss jede Häsin 4 Junge aufbringen, wenn die Nachzucht 100 Stück im Herbste betragen soll;

6) von den Rebhühnern lasse man am Schluss der Jagd noch halb so viele Paare mehr übrig, als man Ketten im Sommer und Herbste haben möchte; weil im Winter die Zahl der Hühner durch Raubtiere etc. gewöhnlich sehr vermindert, und auch manches Nest zerstört wird. Will man also 100 Ketten haben, so lasse man 150 Paar Hühner zur Zucht im Herbst übrig.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lexikon für Jäger und Jagdfreunde