Schah-Jehan, Kaiser der Mongolen

Schah-Jehan, Kaiser der Mongolen, Vater des berühmten Aureng-Zeb, verlangte von einem persischen Gesandten, dass er ihn bei der Audienz auf die übliche kriechende Weise begrüßen sollte, nämlich, sich so tief vor ihm auf die Knie zu werfen, dass ber Kopf den Boden berühren musste. Der Gesandte wollte sich dazu nicht verstehen; Schah-Jehan leistete darauf scheinbar Verzicht, aber er ersann eine List, den Gesandten doch zu dieser Demütigung zu zwingen. Der Tag zur Audienz wurde ihm bekannt gemacht, und der Schah befahl die Pforte zu seinem Palaste zu verschließen, und nur eine kleine Öffnung daneben anzubringen, durch die der Gesandte nicht anders hindurch kommen konnte, als wenn er auf den Knieen, den Kopf zur Erde gebeugt, kroch. Der Gesandte merkte die List; statt also mit dem Gesichte hinein zu kriechen, suchte er sich rücklings durchzuzwängen. „Verwegener! glaubst Du, dass Du in einen Eselsstall kommst?“ fuhr ihn der Schah an. „Es ist nicht meine Schuld,“ versetzte der Gesandte, „warum habt Ihr nicht einen andern Eingang?“